Osteuropareise
Nochmal Mosna
Wie schnell so eine Woche doch vergeht!
Wenn man wie wir hier den ganzen Tag aktiv ist, arbeitet und sich bewegt, dann wird einem nie langweilig und die Zeit scheint davonzufliegen.
Ich bin fasziniert von der Lebensweise der Schusters. Sie haben sich zum Ziel gesetzt, sich selbst zu versorgen und von ihrer Arbeit zu leben. Das schaffen sie auf eine bewundernswerte Art und Weise. Man glaubt gar nicht, wieviel es auf einem Bauernhof taeglich zu tun gibt. In den letzten Tagen haben wir Heu gemaeht, gewendet und tags darauf eingefahren, die Pferde wurden zum Schmied gebracht, damit sie Hufeisen kriegen, Michelle und ich haben Bohnen auf dem Feld geerntet und sie zwei Stunden lang geschaelt.
Wir haben den Garten umgegraben, Gemuese geerntet, geputzt und eingekocht. Hafer wurde auch geerntet und zum Trocknen in die Sonne gelegt. Freitag bis spaet abends und samstag Morgen waren wir auf dem Feld und haben Stroh eingefahren. Die Arbeit tut so gut und ich haette nicht gedacht, dass man so viel Spass dabei haben kann. Wenn man verschwitzt und dreckig ist, alle Arbeit getan, die Sonne ueber den weiten Grashuegeln Transsilvaniens untergeht, und man ganz oben auf dem mit Stroh beladenen Wagen oder auf dem Kotfluegel des Traktors sitzt und bei Einbruch der Nacht zurueckfaehrt, zusammen gesungen wird und alle Helfer muede sind, aber ein Strahlen auf dem Gesicht haben, dann ist man einfach nur gluecklich.
Hier gilt das Motto: "A simple life is a good life".
Und allein, wenn man eine Woche lang in dieser Familie hier lebt, weiss man, dass das stimmt. Das Leben ist einfach, vier Kinder teilen sich ein Zimmer, es gibt selten Suessigkeiten oder neue Klamotten und auch sonst nichts, was wir als Luxus bezeichnen wuerden. Aber das braucht man auch nicht. Hier wird mit soviel Liebe fuer das Landleben, die Biolandwirtschaft und so viel Zuneigung untereinader gelebt. Die Vorstellung, wie ich spaeter selbst leben moechte, ist nun ein bisschen klarer geworen.
Sonntag waren wir alle zusammen in der Kirche und da es eine freikirchliche Gemeinde ist, gibt es keine festen Pastor. So kam es, dass Willy gepredigt hat. Leider habe ich nicht viel verstanden, aber er kann schon toll reden und der zweistuendige Gottesdienst hat mir gut getan, weil ich so viel Zeit hatte, nachzudenken. Mittags gab es dann ein leckeres Essen und spaeter selbstgebackenen Apfelkuchen. Nachmittags habe ich mich nochmal beim Melken versucht und Milch direkt aus dem Euter getrunken. Sehr nette Erfahrung
Sonntagabend kam dann eine neue Wwooferin aus Deutschland. Wir sind mit Rahel eine Runde mit dem Rad durchs Dorf gefahren und ich war ganz stolz, ihr schon so viel erklaeren zu koennen. Alles Gute dir Susanne, wenn du das liest! Ich bin mir sicher, auch du wirst eine schoene Zeit bei den Schusters haben.
Heute Morgen hiess es dann Abschied nehmen. Lavinia schenkte mir noch ein Glas Rosenmarmelade; die gibts dann morgen zum Fruehstueck. Es faellt mir schwer, wieder allein und auf mich gestellt zu sein. Aber ich habe noch einen weiten Weg vor mir und es war Zeit fuer den Aufbruch.
Eins habe ich ganz sicher gelernt: Mit wie wenig man doch leben und gluecklich sein kann!
Aufbruch: | 12.07.2009 |
Dauer: | 10 Wochen |
Heimkehr: | 21.09.2009 |
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