Apatin, der Geheimtipp für Bootsfahrer und Angler
Wo die Donau noch ursprünglich ist.
Eine Alternative zur Adria
"Ihr seid aus Österreich und auf Bootsurlaub hier?", zeigt sich das ältere schwäbische Ehepaar beim "Schwätzle" (Plauderei) am Wirtshaustisch erstaunt. Fast alle Gäste kommen nach Apatin zum Verwandtenbesuch. Die im 18. Jahrhundert gegründete Siedlung wurde als Endstation der "Ulmer Schachtel" mit den Donauschwaben die größte deutsche Gemeinde in Jugoslawien. Heute gibt es ein friedliches Miteinander vieler Nationalitäten und Volksgruppen sowie viele gute Gründe, hier Urlaub zu machen.
Stolz zeigt Michael, der gastfreundliche Hafenmeister, seinen Fang. Zwei Welse mit je rund 8 Kilogramm gingen ihm heute an die Angel. Spontan werden wir zum köstlichen Abendessen eingeladen. Kurz darauf bruzzeln die Filets im heißen Öl in der Pfanne über dem Lagerfeuer in der Au. Die Fischer haben hier ein lohnendes Revier. Am Vortag zog einer nach dreistündigem Drill einen 70 Kilogramm schweren und über 2 Meter langen Wels ins Boot.
Die rund 300 Euro, die das schicke Restaurant "Plava Ruze" (Blaue Rose) für den Riesen bezahlt, sind für den Mann ein Monatsgehalt.
Dafür hat das abendliche Hochzeitsbüffet im Restaurant eine spektakuläre Dekoration und später gibt es Fischpaprikasch (Fischgulasch) für die große Festgesellschaft. Der mächtige Fischkopf wird zur Trophäe präpariert.
Im Fischereiverein sind Angler als Gäste herzlich willkommen. Leihboote stehen zur Verfügung.
Bei einem großen Straßenfest bereiten hunderte Hobbyköche im Kupferkessel die Fischsuppe nach ihrem Geheimrezept. Eine gestrenge Jury wählt die beste aus. Verkosten dürfen alle Gäste und bei Musik und Tanz feiern alle bis in den frühen Morgen.
Problemlos können wir unser Boot am Slip der nagelneuen Marina zu Wasser lassen. Der Hafen ist zwar noch nicht ganz fertig, aber die Wassertankstelle mit Benzin und Diesel funktioniert schon und erspart schweißtreibendes Kanisterschleppen.
Auch der sichere Liegeplatz an modernen Beton-Schwimmstegen ist gewährleistet. Auf rund 10 Kilometer donauauf- und abwärts finden wir viele einsame Sandbuchten mit dem natürlichen Schatten des Auwaldes. Schwimmen und die Natur genießen bringen Entspannung. Stundenlang sehen wir einem Seeadlerpärchen beim eleganten Kreisen zu. Feuerholz gibt es am Strand genug. Auf den Grill kommt nur das beste Fleisch: Rindslungenbraten, Schweinsfilet oder gigantische Porterhouse-Steaks - alles in ausgezeichneter Qualität für ca. 7 Euro pro Kilogramm in Apatin erhältlich. Dazu passt der gehaltvolle serbische Rotwein Vranac.
Im Restaurant "Slatna Kruna" (Goldene Krone) fühlen wir uns wie im Jugoslawienurlaub von 40 Jahren an der Adria. Auf der Speisekarte treffen wir alle alten Bekannten: Cevapcici sowie Rasnici mit gehacktem Zwiebel und Ayvar, gefüllte Tintenfische, Grillgerichte mit Erbsen und Karotten aus der Dose...
Die Kellner in schwarzer Hose und weißem Hemd bringen auch nur ein Salatschüsserl mit dem Servierwagen an den Tisch. Auch die Preise sind fast wie damals. Um 5 bis 8 Euro ist man mit einer Hauptspeise dabei. Das sehr gute Bier der örtlichen "Jelen"-Brauerei ist um einen Euro pro Halbe wohlfeil, auch der offene Rotwein um 5 Euro pro Liter reißt kein großes Loch in die Urlaubskasse. Gratis ist der atemberaubende Sonnenuntergang über der Donau.
Beim Stadtbummel durch die schön angelegte Fußgeherzone locken moderne Boutiquen, alte, teils stilvoll renovierte Häuser aus der Monarchie und hunderte schattige Gastgartenplätze. Sehenswert sind die liebevoll erhaltenen katholischen Gotteshäuser, uns beeindruckt besonders die orthodoxe Kirche an der Donau.
Gelebte Ökumene zeigen die geistlichen Herren beim häufigen gemeinsamen Essen im Wirtshaus. Der tägliche Markt zeigt nicht nur das herrliche Obst und Gemüse der fruchtbaren Region. Hier gibt es noch Besenbinder, Häkelwaren und allen erdenklichen Krimskrams.
Für einen Ausflug bietet sich Novi Sad (120 km) an. Die quirlige Hauptstadt der Vojvodina ist jugendlich, schick und birgt viele Kulturschätze wie die Festung Peterwardein. Nahe sind auch das kroatische Osijek (70 km) sowie das ungarische Baja (65 km).
"Wir kommen sicher wieder", versprechen wir unserem Hausherrn Felix in der Pension "Jelena", bevor wir die rund 700 Kilometer lange, großteils über die ungarische Autobahn führende Heimreise nach Linz antreten. Echte Gastfreundschaft, eine nette Stadt, die tolle Freizeitlandschaft Donau... Urlauberherz, was willst du mehr?
Infos:
http://www.marina-apatin.org.yu/index_de.html
http://www.vjelena.com/deutsch/index_d.html
Aufbruch: | 01.07.2008 |
Dauer: | 3 Wochen |
Heimkehr: | 20.07.2008 |