Sind Fremdsprachenkenntnisse für einen Auslandstrip nötig?
Diese Frage lässt sich natürlich nicht pauschal beantworten. In der Praxis gibt es nämlich ganz verschiedene Herangehensweisen an den Auslandsaufenthalt – vor allem was das Maß an Fremdsprachenkenntnissen betrifft. Während die einen ihre Fremdsprachenkenntnisse zuhause erwerben und in der Ferne perfektionieren wollen, hoffen andere Reisende auf den Druck, der in der Ferne herrscht – schließlich muss eine Verständigung im Ausland irgendwie möglich sein.
Der Klassiker: Fremdsprachenkenntnisse im Ausland perfektionieren
Wer in der Schule eine Fremdsprache erlernt, dem fehlt es nicht selten an der Praxis. Vokabeln werden in der Stille gepaukt und in schriftlichen Tests abgefragt. Das wiederum bedeutet: Die Fremdworte lassen sich notieren. Ob sie sich aber aussprechen oder gar richtig anwenden lassen, das lässt sich nur in der Praxis und damit auch im verbalen Austausch feststellen.
Möglichkeiten für einen Austausch verbaler Natur gibt es viele – beispielsweise im Unterricht. Dann sollte der Lehrer im Idealfall ein Native Speaker sein. Auch ein Schüleraustausch oder gar ein verbaler Austausch mit Gleichaltrigen im Ausland via Skype kann eine gute Option sein, um die Praxis zu trainieren. Am intensivsten ist sicherlich eine Sprachreise. Entsprechende Sprachreiseprogramme gibt es für Schüler und Studenten, aber auch für Berufstätige und sogar für Führungskräfte.
Je nachdem, welches Alter der Sprachreisende hat, ist der Kurs auch gestrickt. So besuchen Schüler und Studenten die örtlichen Schulen oder Universitäten. Berufstätige und Führungskräfte werden im Idealfall praxisnah in der Fremdsprache geschult.
Erstkontakt zur Fremdsprache im Ausland!? Das ist eine Herausforderung
Eine Fremdsprache im Ausland zu perfektionieren, ist der klassische Weg zu einem besseren Sprachverständnis. Den ersten Kontakt zur Fremdsprache im Ausland zu knüpfen, hat hingegen deutlich mehr Abenteuercharakter. In der Praxis zeigt sich: Nur die Wenigsten pilgern los, ohne ein Wort der Landessprache zu beherrschen.
Auslaufmodell Reiseführer
Aus klassischen Reiseführern können sich Reisende die nötigsten Vokabeln für's Überleben aneignen. Allerdings krankt die Option des physischen Reiseführers häufig an der Praxis, denn: Ein Fremdwort zu lesen und es auf Anhieb richtig auszusprechen, ist in vielen Sprachen beinahe unmöglich. Deswegen werden Sprachlern-Apps immer beliebter, die der Forderung Rechnung tragen, Fremdsprachen zu leben und nicht nur schriftlich zu beherrschen.
Töne lernen, statt Zeichen malen
In zahlreichen Sprachen würde der Reiseführer in gedruckter Variante rein gar nichts nützen, denn ein Blick auf die Weltkarte zeigt: Alphabetschriften wie Griechisch, Kyrillisch, Georgisch, Arabisch, Hebräisch und Armenisch reihen sich neben Silbenschriften wie Chinesisch, Japanisch, Koreanisch, Indisch und Äthiopisch – und sind in schriftlicher Form nicht kurzfristig zu erlernen. Entweder der Spracherwerb findet weit im Vorfeld vor dem Auslandsaufenthalt in Japan, Korea, China oder Indien statt oder der Spracherwerb konzentriert sich auf die verbale Verständigung.
Der visuelle Lerntyp braucht seine Bücher und das geschriebene Wort, um sich eine Fremdsprache anzueignen. Mittlerweile lösen immer mehr eLearning-Angebote das sture Pauken von Vokabeln ab.
Spracherwerb. Wie funktioniert das eigentlich am besten?
Der individuelle Lerntypus bedingt die Art und Weise, wie eine Fremdsprache erlernt werden kann. Unterschieden werden in der Praxis diese vier Lerntypen:
- Der visuelle Lerntyp schreibt Vokabellisten und Karteikarten, kuckt auf Grafiken, Bilder und Tabellen und nutzt eLearning-Angebote, um sich die Fremdsprache anzueignen. Dieser Lerntyp wird sich vorbereiten, bevor er ins Ausland reist – und vermutlich besteht ein Großteil seines Gepäcks aus Wörterbüchern, Karteikarten und Grafiken zur Bildung der verschiedenen Zeiten der Verben.
- Der auditive Lerntyp hat tendenziell weniger Gepäck bei sich. Er ist dafür prädestiniert, eine fremde Sprache im Ausland zu erlernen. Er bekommt ohnehin vor allem hörend Zugang zur Fremdsprache. Podcasts und Hörbücher, aber auch Filme und Lieder in der Fremdsprache werden konsumiert – wobei gleichzeitig ein Gefühl für die Fremdsprache entwickelt wird.
- Auch der kommunikative Lerntyp könnte sich ins Flugzeug setzen und in die Ferne reisen und mit größtem Selbstvertrauen die Sprache buchstäblich im Gespräch erlernen. Wer sich etwas vorbereiten möchte, der tut dies mit einem Tandempartner, in einer Lerngruppe, via Video-Learning oder im Zuge von Telefontrainings. Ein Auslandsaufenthalt kommt diesem Lerntyp sehr entgegen.
- Auch der haptische Lerntyp brennt darauf, die Fremdsprache zu erleben. Er nutzt die moderne Lernform des Shadowings. Dabei spricht er in der Fremdsprache und erhält direkt ein Feedback vom Shadowing-Partner, der zwingend ein Native Speaker sein muss. Auch das Singen von neuen Vokabeln hilft dem haptischen Lerntyp dabei, die Sprache zu erleben. Vor Ort im Ausland ist der haptische Lerntyp voll und ganz in seinem Element.
Das "richtige" Alter, um Sprachen zu lernen, gibt es übrigens nicht. Stattdessen haben schwedische Wissenschaftler herausgefunden, dass der Spracherwerb sogenannte kognitive Reserven aufbaut und dabei hilft, Gehirnschäden vorzubeugen. Wer zweisprachig aufgewachsen ist, kann also im Alter davon profitieren. Wer in der Schule gut in Englisch, Spanisch, Italienisch und Französisch war, beugt Erkrankungen des Gehirns vor. Und wer erst im Alter damit beginnt, Sprachen zu lernen, um sich in der ganzen Welt verständigen zu können, baut spät aber doch eine kognitive Reserve auf.