Australienreise 1998

Reisezeit: April - Juni 1998  |  von Stephan Bär

Spezialstorys zur Australienreise 1998

D I E N E T T E N A U S T R A L I E R . . .
Australier - die vielleicht hilfsbereitesten, freundlichsten Menschen der Welt

Wir hatten uns also diesen tollen Film über die Natur der Blue Mountains auf Großbildleinwand im I-Max-Kino 'The Edge' in Katoomba angesehen. Eigentlich war es ja nur unser Ersatzprogramm weil es sehr stark regnete (was wir in Australien wahrlich zum Glück sehr selten erleben), normalerweise hätten wir eine Wanderung unternommen. Wir gingen zu unserem Campervan, den wir in einer Art offener Tiefgarage unter dem Kino geparkt hatten, um zurück zum Campingplatz zu fahren. Ich hatte mich mittlerweile daran gewöhnt wenn ich fahren wollte auf der rechten Seite einzusteigen. Ich ließ den Motor an, schaltete mit links (man gewöhnt sich recht schnell daran) und fuhr los. Da fast der ganze Parkplatz leer war, wollte ich zur Abkürzung nicht stur geradeaus, sondern einfach über die anderen eingezeichneten Parkflächen nach links zur Ausfahrt fahren. Nach ein paar Metern tat es einen lauten Knall und bis zum Stillstand des Wagens ein ekliges Kratzen auf unserem Dach. Sofort war mir klar, dass ich die Höhe unseres Vans nicht bedacht hatte. Beim Aussteigen mussten wir dann mit Schrecken feststellen, dass wir gegen einen der Belüftungsschächte gefahren waren und ein weit unten heraus stehender Nagel, sich in unser Dach gekratzt und in unserer Dachluke stecken geblieben war. Ich möchte hier nicht wiedergeben, was mir in diesem Moment durch den Kopf ging und teilweise auch
meinen Mund verließ.
Noch ratlos und 'stinkewütend' auf diese Tatsache bemerkte ich, wie zwei männliche Wesen bei ihrem Wagen stehend zu uns rüberschauten. Ich dachte noch "Glotzt nicht so doof, ihr...!" Auf einmal kamen die beiden, ein Vater mit seinem Sohn, auf uns zu. Zu meiner positiven Überraschung fragten sie uns sofort ob sie uns helfen könnten, nein sie fragten nicht nur, sie halfen auch ohne groß zu zögern. Sie

fuhren extra ihren Jeep vor unseren Wagen damit man darauf steigen konnte, um an unser Dach zu gelangen. Wir stellten fest dass man den Nagel krumm biegen musste, um überhaupt ohne noch größeren Schaden zu Verursachen weiter fahren zu können. Also reichte er mir einen Hammer und ich schlug den Nagel zur Seite.
Das Ganze dauerte mindestens über eine halbe Stunde, und zu keinem Zeitpunkt schaute einer der beiden hilfreichen Australier auf die Uhr oder machte Anstalten keine Zeit mehr für uns zu haben. Die beiden waren aus dienstlichen Gründen von Queensland hier nach Katoomba gefahren und sie fragten nicht wer oder was wir sind, sie halfen uns einfach und das von ganzem Herzen!!!
Es tut mir leid, aber so etwas in dieser Art und Weise habe ich hier in Deutschland noch nie erlebt, im Gegensatz dazu bin ich hier mal bei einer Panne von vielen ausgehupt worden, weil sie dachten ich wollte dort parken (auch als ich schon am Auto von der Straße schieben war : Gehupt aber nicht geholfen!).
Wir klärten das mit dem Kinobesitzer ab, und verblieben in beiderseitigem Einverständnis auf keinen Schadensersatzanspruch. So regnete es zwar die Nacht in unseren Campervan und wir mussten am nächsten Tag zum Vermieter Maui fahren, um das nötigste reparieren zu lassen, aber wir waren um eine positive Lebenserfahrung reicher und für die Zukunft gewillt, auch wesentlich hilfreicher zu sein (aber irgendwie wird man hier leider wieder ziemlich schnell deutscher!). Naja, ein paar 'Kröten' kostete der ganze 'Spass' natürlich auch noch, aber die Tour konnte Gott sei Dank weiter gehen!
Übrigens bekamen wir später, als wir es dümmlicherweise zum zweiten Mal vergessen hatten den Tank rechtzeitig voll zu machen (im Outback muss man wirklich jede Gelegenheit zum tanken nutzen!), auch noch mal von einem Australier geholfen, erneut ohne dass wir um Hilfe bitten mussten! Wir blieben kurz vor der Tankstelle stehen und ich lieh mir von der Inhaberin (die uns als 'stupid' weil ohne Reservekanister unterwegs beschimpfte) einen gefüllten Kanister aus, um an die Zapfsäule zu kommen. Da der Motor aber nach einfüllen der fünf Liter Treibstoff immer noch nicht ansprang, half uns kurzerhand der nette Mensch und der Motor brummte wieder.

Beim ersten 'Treibstoffvergehen' blieben wir zum Glück nur ca. 500 Meter von einem Laden stehen, der zufällig auch eine Zapfsäule hatte. 'I'm walking...' (=könnte man als 'Dummenglück' bezeichnen!)

D I E F A H R T I N S ' N I C H T S '
Die Fahrt ins 'Nichts'
Highway Nr. 1 auf dem Abschnitt von der Küste (bei Mission Beach, südlich von Cairns) ins Outback!

Es war bereits nach 16.30 Uhr als wir uns von den Millaa Millaa Falls in Richtung Normanton aufmachten. Fahren wollten wir um diese Uhrzeit natürlich nicht mehr die ganze Strecke bis nach Nordwestqueensland. Als gut gelegenes Etappenziel hatten wir bei der Reiseplanung die Undara Lava Tubes ausgemacht und somit an diesem Abend noch etwas über 100 km zu fahren, für australische Verhältnisse also gleich um die Ecke. Einige Zeit später hatten wir auch die vorerst letzte Ortschaft hinter uns gelassen und fuhren dem Sonnenuntergang entgegen ins menschenleere Outback. Judith war mittlerweile auf dem Beifahrersitz eingeschlafen und ich weiß nicht mehr, ob ich eine Musikkassette laufen hatte und wenn ja, welche es war. Ich war auf einmal ganz woanders, ein seltsames Gefühl, das ich noch nie zuvor in meinem Leben verspürt habe. Weit und breit war wirklich keine Menschenseele mehr außer uns. Im dicht besiedelten Deutschland kann diese Gefühl natürlich niemals aufkommen! Ich glaube ein mal (im Höchstfall zwei mal) kam uns auf der ganzen Strecke in ca. 1,5 Std. ein Auto entgegen. Die Strasse war auch nur einspurig geteert, obwohl es tatsächlich der Highway Nr. 1 war; das heißt wenn einer entgegenkam, musste man mit den beiden linken Reifen auf der outbackroten Schotterpiste fahren. Gedanken schossen mir durch den Kopf wie: "Wenn uns jetzt irgendwelche Schurken überfallen und ausrauben (oder wer weiß was mit uns anstellen), es würde kein Mensch der Welt bemerken, niemand wäre da der einem helfen könnte!" "Was, wenn wir jetzt eine Panne haben?" Aber es waren nicht nur negative, ängstliche Gefühle, sondern auch ein unbeschreibliches

Freiheitsempfinden das mich angenehm tief und zauberhaft durchströmte. Es war eine Fahrt ins große Nichts, bei der man glaubte sich für immer von jeglicher Zivilisation zu entfernen, mit all ihren Vor- und Nachteilen. Mal dachte man "Was mache ich hier eigentlich?" und mal "Endlich zum ersten Mal wirklich frei und eins mit der Natur!"
Sehr wichtig war der beruhigende Blick zum Tankanzeiger und vor allem das man ganz genau darauf achtete, wann die Abfahrt zu den Lava Höhlen kam, weil es mittlerweile Stockfinster geworden war. Schon komisch wenn man im Umkreis von 100 Kilometern die einzige Lichtquelle bei rabenschwarzer Nacht ist. Natürlich tummelten sich tausende von Insekten in unserem Scheinwerferlicht und hier und da flüchtete ein Känguru vor unserem Gefährt. Nach schier endloser Fahrt (weil man ja keinerlei Anhaltspunkte außer dem Tacho hat) kam dann die Abzweigung zu unserem Tagesziel.
Aufgrund der frühen Dunkelheit denkt man immer, dass es bereits viel später wäre als es tatsächlich ist. Eine interessante Erfahrung war auch der unbeleuchtete, stockdunkle Campingplatz dort...

Weitere Storys auf meiner Homepage www.australienbaer.de.

Außerdem sehr, sehr viele Links zu allem, sehr viele Bilder und wohl mit die besten und genauesten Infos zum Campen in Australiens Millionenstädten...seht selbst!

© Stephan Bär, 2006
Du bist hier : Startseite Australien & Ozeanien Australien Spezialstorys zur Australienreise 1998
Die Reise
 
Worum geht's?:
New South Wales, Queensland und Northern Territory
Details:
Aufbruch: 20.04.1998
Dauer: 8 Wochen
Heimkehr: 17.06.1998
Reiseziele: Australien
Der Autor
 
Stephan Bär berichtet seit 19 Jahren auf umdiewelt.
Bild des Autors