Albanien entdecken
Archäologische Stätten
Wir fahren zurück nach Fier und von dort nach Ballsh. Im Ort halten wir uns links, um zu der illyrischen Siedlung, dem antiken Byllis, zu gelangen. Ca. 3 km außerhalb von Ballsh zweigt bei ein paar Häusern rechts eine leider nicht ausgeschilderte Sandstraße nach Byllis ab. Die Straße ist sehr schlecht und es ist verständlich, dass hier v.a. Reiter und Eselskarren unterwegs sind. Sollte man ohne geländegängiges Auto unterwegs sein, wäre es angeraten, in Ballsh einen Geländewagen für die Fahrt zu mieten.
Blick von Byllis ins Vjose-Tal
Doch als wir ankommen, ist sofort klar: die Fahrt hat sich gelohnt! Byllis, die im 4. Jh. v. Chr. gegründete Hauptstadt des illyrischen Stammes der Byllionen, wurde im 2.Jh. v. Chr. römische Kolonie. Sie erstreckt sich über eine längliche Bergkuppe, von der sich grandiose Ausblicke auf den Geröllfluss des Vjose-Tals und der dahinter liegenden Berge eröffnen. Wir bewundern die Reste der große Basilika, deren Mosaikfußboden soeben restauriert wird. Er weist neben Ornamenten und Inschriften ganze Meereslandschaften mit Fischen und anderem Getier auf. Weiter geht es zur Agora mit ihren Treppenstufen, zur winkelförmigen Stoa, zum gut erhaltenen Theater aus dem 3. Jh. v. Chr. und zum südlichen Stadttor. Zurück führt der Weg entlang der Stadtmauer aus dem 6. Jh.. Byllis wurde im Mittelalter aufgegeben.
Säulen in Byllis
Am Ausgang gibt es ein kleines Restaurant, in dem wir uns bei gegrilltem Huhn, griechischem Salat und Pommes von soviel Vergangenheit stärken. Als Aperitif gibt es einen Grappa, den man hier Raki nennt. Dem Restaurant sind auch ein paar Gästezimmer angeschlossen.
Bodenmosaik der Basilika
Der Ausflug nach Byllis blieb nicht ohne Folgen für unseren Kangoo. In Ballsh bemerken wir, dass der rechte Hinterreifen platt ist. Wie gut, dass hier alle Orte mit Gomisteri ausgestattet sind. Ein neuer Reifen ist im Nu montiert und weiter geht es über Fier und dem lebendigen Dermenas zum antiken Apollonia. Auch hier hätte man sich eine Ausschilderung zu der Ausgrabungsstätte gewünscht, aber so müssen wir uns halt durchfragen.
Ballsh: Autopanne
Gleich hinter dem Eingang kann man sich in einem kleinen Restaurant stärken, bevor man sich an die Besichtigung der bedeutendsten griechischen Siedlung in Albanien macht. 588 v.Chr. gründeten Korinther und Kerkyrer diese Stadt, die sich 148 v. Chr. freiwillig der römischen Provinz Macedonia anschloss und als Ausgangspunkt der südlichen Via Egnatia zu großem Reichtum gelangte. Das bekannteste Bauwerk der Stadt ist das Bouleterion oder Agonotheten-Monument, dessen Fassade wieder aufgerichtet werden konnte; neben den römischen Gebäuden und Tempeln beeindrucken besonders das wunderbar erhaltene Odeon und die große Stoa. Apollonia verfügt über zwei Anhöhen: die eine, auf der sich einst die Akropolis befand, ist heute noch von einem Bunkersystem aus kommunistischen Zeiten durchzogen; die andere, auf der sich heute ein Ausflugsrestaurant befindet, war einst Standort des Apollontempels. Bemerkenswert ist noch die teilweise gut erhaltene Befestigungsmauer, an derem schönsten Ausfallstor heute leider der Restaurant-Müll entsorgt wird, und das große in den Berghang gebaute Nymphäum, eines der besterhaltensten Bauerwerke dieser Art.
Apollonia: Bouleterion
Neben den antiken Städten befindet sich ein Kloster mit der Marienkirche (Shen Meria) aus dem 13. Jahrhundert, deren Hauptmerkmal ein völlig verzogener Grundriss ist, der keinen einzigen rechten Winkel aufweist. Auch die Art der Mauertechnik mit der Verwendung grober Steinquader und roter Ziegel stellt in der gesamten byzantinischen Architektur einen Sonderfall dar.
Der Speisesaal des Klosters ist mit Fresken, entstanden um 1300, reich ausgestattet.
Das in den Klosterräumen untergebrachte Museum ist leider komplett ausgeräumt. Die Exponate sollen aus Sicherheitsgründen in das im Moment geschlossene Archäologische Museum in Tirana gebracht worden sein.
Apllonia: Marienkirche und Kloster
Auf der Schnellstraße geht es weiter nach Durres, dem ehemaligen auch von Korinthern und Kerkyrern gegründeten Epidamnos oder auch Dyrrachium. Zuerst besuchen wir das wirklich sehr schön gestaltete Archäologische Museum mit seinen interessanten antiken Funden wie z.B. einem Pitos aus dem 7. Jh. v. Chr. (ein großer Krug, der zur Bestattung diente), wunderbaren Reliefs, Grabstelen und Sarkophagen. Anschließend schlendern wir durch die Altstadt, die leider nur noch wenige Häuser aus dem 19. Jh. und malerische Gassen aufweist, zu den Resten des venezianischen Kastells und zum sehr gut erhaltenen römischen Amphitheater, das ca. 15.000 Zuschauern Platz bot. In einem der Gänge des Theaters ist eine kleine Kapelle eingebaut, mit den einzigen in Albanien erhaltenen Wandmosaiken, wahrscheinlich aus der Zeit vor 750 stammend, u.a. mit Darstellungen des Hl. Stephanos und der Himmelskönigin Maria.
Durres: Archäologisches Museum
Heute ist Durres die bedeutendste Hafenstadt Albaniens. Hier hatte 1914 der deutsche, protestantische Rittmeister Prinz Wilhelm zu Wied seinen Amtssitz, nachdem er 1914 die Krone Albaniens angenommen hatte. Die Großmächte hatten beschlossen, Albanien nach dem Ende der Osmanischen Herrschaft den Status eines unabhängigen Fürstentums zuzuerkennen. Doch die Herrschaft Wieds stellte nur eine 200tägige Episode in der Geschichte Albaniens dar. Der Ausbruch des Ersten Weltkriegs und muslimische Aufstände zwangen Wied, im September 1914 per Schiff Albanien zu verlassen.
Durres: Altstadt
Heute wird in Durres gebaut, gebaut und noch mal gebaut. Entlang der geschwungenen Küste mit ihrem schönen Sandstrand entsteht ein Hotelneubau an dem anderen. Ein albanisches Antalya wird hier hochgezogen. Wenn es stimmt, dass bei den Neubauten Geld gewaschen wird, dann muss es hier Unmengen von Geld geben, das der Wäsche bedarf.
Durres: Strand mit Hotels, Restaurants, Cafés
Das Restaurant "Adriatik" liegt zwischen Schnellstraße und Strand. Unter Palmen genießen wir ein exquisites Fischmenu mit einer Flasche albanischen Riesling zu einem sehr anständigen Preis.
Aufbruch: | 10.09.2005 |
Dauer: | 16 Tage |
Heimkehr: | 25.09.2005 |