Kamerun - ein Land mit deutschem Einfluss
Bafut - Chefferie mit Pickelhaube
Die große, etwa zwei Meter lange hölzerne Trommel steht in einem nach vorne hin geöffneten Strohhaus mit spitzem Runddach. Ihr dumpfer Klang ist weithin zu hören und diente dazu, die Dorfgemeinschaft zusammenzurufen. Dieses »Tam-Tam-Haus« steht auf dem großen Platz vor der Chefferie in Bafut. Am Rand des Platzes befinden sich außerdem eine Opferstätte und zwei »Foltersteine«. Zu früheren Zeiten fand dort die Bestrafung, die Folterung und im schlimmsten Fall die Hinrichtung von Übeltätern statt. Inzwischen haben die traditionellen Chefs und Könige ihre richterliche Macht an den Staat abgeben müssen, trotzdem hat der Foo mit seinen Notabeln weiterhin einen bedeutenden Einfluss auf sein Volk, insbesondere in der Bewahrung der Tradition und des Ahnenkultes.
Im Gegensatz zu den großen Chefferien im Land der Bamiléké rund um Bafoussam ist der Eingang zu dieser Anlage äußerst klein und schlicht. Die Außenwände der quadratischen Häuser, zwischen denen Lehmmauern errichtet wurden, grenzen die Chefferie nach außen hin ab. Ein kleiner Torbogen in der Mauer zwischen zwei Häusern führt uns in den ersten Innenhof. Hier wohnt ein Teil der Frauen des Foos. Als sie uns entdecken, breiten ein paar von ihnen Souvenirs aus: geschnitzte Holzfiguren, Masken, Trinkhörner, Untersetzer, Flöten, verschiedene Rhythmusinstrumente und anderes.
Der nächste Bereich, den wir wiederum durch einen kleinen Torbogen betreten, ist unbebaut. Kreuzförmig führen zwei breite Wege durch ihn hindurch. Neben einem Brunnen gibt es hier ein paar Bäume und Bereiche mit Rasen, die von einigen Kindern des Foos als Fußballfeld genutzt werden. Der direkte Weg führt geradeaus zum nächsten Hof mit den Häusern der Prinzessinnen, nach links gelangt der Besucher über eine Treppe in das außerhalb und etwas höher gelegene Gebäude aus deutscher Kolonialzeit. Dieses Haus besitzt ein kleines, mittig angeordnetes, spitzes Türmchen und ein schräges, mit Ziegeln gedecktes Dach, weshalb es ein wenig einer riesigen Pickelhaube ähnelt. Lange Zeit war es das Gästehaus der Chefferie, nun ist hier ein sehenswertes Museum untergebracht.
Die Missionare von damals liebten es, ihre Häuser und Kirchen auf kleinen Hügeln oder Anhöhen zu errichten, vielleicht wollten sie so Gott und dem Himmel ein Stück näher sein. Bei den Chefferien der Bamiléké ist es genau umgekehrt, sie liegen im Tal in der Nähe eines kleinen Flusses und Waldes. Um sie zu erreichen, muss der Besucher nach unten gehen, quasi in die Erde, in die Natur hinein.
Wir schreiten die Treppe hinab, durchqueren den unbebau¬ten Innenhof und erreichen das schlichte Torhaus, durch das wir in den Kernbereich der Chefferie gelangen. Frauen dürfen diesen Eingang (normalerweise) nicht durchschreiten, der links und rechts mit großen Löwenbildern verziert ist, dem Stärke- und Königssymbol. Um den kleinen Platz herum stehen ein mit Bildern geschmücktes Empfangsgebäude, das Wohnhaus des Foos und das große Versammlungshaus. Das ganz in Bambus gebaute, Stroh gedeckte und mit einigen Holzschnitzereien verzierte Gebäude darf nur vom Foo und den Notabeln betreten werden, dahinter liegt der »heilige Wald«.
Gerne hätte ich mir beim Rückweg zum Auto vor den Häusern der Frauen die Souvenirs näher angesehen. Durch einen aufkommenden Regenguss fällt dieses Vorhaben ins Wasser und wir beenden unseren Rundgang durch die Chefferie und unseren Aufenthalt in Bafut eiligen Schrittes. Bei einem heftigen Gewitterschauer und in langsamer Fahrt kehren wir nach Bamenda zurück, um bei meinem Freund und seiner Familie zu Abend zu essen.
siehe auch unter www.tropischer-sabbat.de
Aufbruch: | Juli 2006 |
Dauer: | circa 5 Wochen |
Heimkehr: | August 2006 |