Eindrücke rund um das Kap von Bira, Südsulawesi, Indonesien
Tauchplätze mit Tiefgang
Der erste Kontakt
Am 17. August 2006 ging es bei ziemlich heftigem Wellengang raus nach Pulau Kambing Nord. Alles begann showreif, da ich mein Tape für die UW-Videokamera im Bungalow vergessen hatte - aber was soll's - Kamera an Bord gelassen und ab ins holde Nass. Bereits beim Abstieg begrüßten uns ein Rudel Riffhaie, ein großer Barrakuda, Schwärme von Doktorfischen und sogar drei riesige Pferdekopfmakrelen. Am Abhang angekommen schwebte mir ein "großes" Schwarzfleck-Stechrochenweibchen aus dem Dunkel der Tiefe über das Riffdach entgegen - und ich meine wirklich groß (ca. 1,5 m Durchmesser) - und beäugte mich neugierig. Uns trennte nur etwa eine Armlänge voneinander und ich streckte vorsichtig meinen Arm nach ihr aus, ohne sie zu berühren. Sie kam noch ein Stückchen näher und ließ ihren Flossensaum über meinen Arm laufen, ganz so als wollte sie mir die Hand schütteln. Sie fühlte sich an wie nasser Samt. Hey, sind das nicht die wahren Begegnungen der unbekannten Art? Ich werd´s sicher nie vergessen. Anschließend drehte meine Rochen-Dame noch eine Runde - wie zum Abschied - und neigte sich dann wieder in die Tiefe.
Kambing West, der 2. Tauchgang des Tages. Auch hier war die Sicht nicht besonders, dennoch konnten wir an der Steilwand die typischen Riffbewohner und wunderschöne Gorgonienfächer bewundern. Drei besondere Sichtungen hatten wir dennoch: Einen ca. 3,50 m großen Fuchshai, einen 1,50 m großen Kartoffel-Zacki und einen stattlichen Napoleon - na bitteschön.
Der Tauchplatz Kap Bira ist - wie der Name schon sagt - eine Landspitze vor Bira, eines der Kaps. Der Tauchgang startet, wie alle anderen auch, vom Boot aus. Üblicherweise herrscht hier immer Strömung, da wir eine Stufe auf 30 m betauchen, die ins Blaue hin abfällt. An dieser Stufe ist daher regelmäßig Großfisch anzutreffen. Zum Glück erwischen wir den Strömungssplitt, so dass wir entspannt abtauchen können. Große Rochen, Haie, Zackenbarsche, Barrakudas und ein riesiger glitzernder Schwamm warteten mit uns auf die Strömung. Ein überwältigendes Gefühl, mit den Tieren Auge in Auge auf gleicher Höhe zu tauchen - aus dem Blauen kommend - schwebend über dem Abgrund. Der Aufstieg erfolgt dann über eine "Hügelpiste" aus pilzförmigen Korallenblöcken. Trotz einsetzender Strömung sollte sich noch ein wenig Luft reservieren, denn unter den Korallenblöcken liegen oft schlafende Haie, die sich gut und gerne fotografieren lassen.
Am Kap West sichteten wir bei unserem vorletzten Tauchgang im letzen Jahr einen fast 3 m langen Gitarren-Rochen. Das war Grund genug, einen der ersten Tauchgänge in diesem Jahr wieder dort zu begehen und wir wurden auch nicht enttäuscht. Direkt beim Abstieg zum überwiegend sandigen Grund auf 30 m begrüßte uns eine große Karrettschildkröte, die aus dem auf der rechten Seite liegenden Kanal kam, dazu drei kleinere Weißspitzen-Riffhaie und zwei Napoleons. Unseren Gitarrenrochen haben wir leider nicht wieder gefunden, aber umrahmt von jeder Menge Schwarmfischen "stolperten" wir beim Aufstieg noch über einen ansehnlichen Schwarzfleck-Stechrochen, der sich mit Sand bemehlt zu tarnen versuchte.
Als Kontrast zu diesem Riesen haben auch Fangschreckenkrebse hier ihre Reviere. Beim Sicherheitsstopp bei 5 m fand ich noch einen sehr interessanten Block, auf dem ein brauner Schaukelfisch, Mengen an Glasfischen, eine hellblaue Fadenschnecke und viele kleinere Riffbewohner ihr Zuhause haben. Mein absolutes Highlight folgte dann aber, nachdem ich meine Fotokamera nebst Blitzanlage gerade ausgeschaltet und für's Herausheben aufs Boot gesichert hatte: Ein Adlerrochen kam in schönster Fotonähe "angeflogen". Sein Lachen im Gesicht war deutlich zu erkennen und ich konnte seine weißen Tupfen auf der Oberfläche zählen. Nun ja, zwar kein Foto aber eine schöne Erinnerung.
Am Theater/View Inn wohnen zwei (oft mehr) ortstreue Geistermuränen (männlich und weiblich) und ein weiß-gelblicher Schaukelfisch.
Sapolohe/Weißes Haus ist ein schöner Platz für Blockfans und Nahaufnahmen. Hier leben jede Menge juveniler Krugfische, Riffbarsche, Kaiserfische, Rotfeuerfische, Drückerfische und Korallenbarsche. Durban-Tanzgarnelen und Pfeffer- und Salzgarnelen, Seenadeln sowie Weißrückengarnelen, die auch auf die Hand wandern, um den "Hausputz" vorzunehmen. Soweit es die Strömung zulässt, sollte man sich die Zeit nehmen und genauer hinschauen. Jahreszeitabhängig sind hier auch Anglerfische zu entdecken.
Die Stingray Bay bietet sich vor allem morgens an, da dann der Sonneneinfall ideal zum fotografieren ist. Es gibt hier zwei Blocks auf ca. 15 m, auf denen rote Korallen, eine große Prachtanemone mit Weißrücken-Anemonenfischen, jede Menge Garnelen, Glasfische, etc. beheimatet sind. Geht man ein Stück weiter über die Sandfläche nach rechts, kann man japanische Röhrenaale beobachten, die zu unserer großen Verwunderung nicht besonders scheu waren. Dieses Jahr hatten wir auch noch das Glück, eine Sepia aus nächster Nähe vor die Linse zu bekommen, deren Farbspiel einfach fantastisch war. Im letzten Jahr konnte ich ein schönes Portrait von einem ausgewachsenen gewöhnlichen Rotfeuerfisch machen, der mich - wie ein kleiner Hund - während des Tauchgangs am Block sprichwörtlich "verfolgte".
Pulau Leokan ist dafür bekannt, dass - wenn die Wassertemperatur stimmt - hier die schwangeren Haiweibchen ruhen und im letzten Jahr diverse Rochenpaarungen der großen Schwarzfleck-Stechrochen zu beobachten waren. Der Tauchplatz hat ansonsten leider eine Menge Korallenbruch aufgrund der Naturgewalt und als Folge der Dynamitfischerei.
Leokan - Levis 501 ist ein Tauchplatz, der mit einer Tauchttiefe von max. 12 m viele Überraschungen bieten kann. Wir filmten hier eine Seekobra aus nächster Nähe. In den Zylinderrosen verstecken sich jede Menge Hohlkreuzgarnelen und in den Glasperlenanemonen viele Preussen- und Anemonenfische. Diverse kleine Muränen und jede Menge unterschiedlicher Einsiedlerkrebse und Schnecken sind hier beheimatet und mit etwas Glück findet man auch mal ein Tritonshorn.
Pulau Pasi ist einer meiner Lieblingstauchplätze. Er hat einen wirklich einmaligen Korallengarten der zum effektvollen Fotoshooting einlädt. Es fehlen mir einfach die Worte, um diese wunderschöne Landschaft zu beschreiben.
Wie mir berichtet wurde, sind dieses Jahr Dornenkronenseesterne in das Revier eingefallen und ich mag mir nicht vorstellen, wie dieses "Blumenmeer unter Wasser" nun wohl gelitten hat. Jedenfalls treffen sich hier Blaupunktrochen, Kugel-, Igel-, Stein- und Skorpionsfische und hin und wieder eine Seekobra.
Der sogenannte Fischmarkt ist definitiv nur etwas für Taucher, die keine Angst vor Strömung haben. Ich habe hier unten einen Teil meines Films gedreht, bei dem unsere Luftblasen die Oberfläche nicht erreichen, sondern kreisförmig in die Tiefe gingen. Sicher ist dies nicht immer der Fall, aber dadurch, dass dieses Riff unmittelbar an einem Hang über unendlicher Tiefe liegt, entstehen hier mit den Gezeiten gewaltige Strömungen. Gerade das aber verbindet die zahlreichen Raubfische mit den wenigen Motivjägern, die hier stets reichlich Beute für ihre Fotosafaris machen können.
Aber, es gibt ja nicht nur Tauchen ......
Aufbruch: | 14.08.2006 |
Dauer: | 4 Wochen |
Heimkehr: | 08.09.2006 |