Eine Hochzeit auf Djerba

Reisezeit: August 2002  |  von Regine Lorenz

2. Tag der Hochzeit

Ungefähr 1,5 Stdn später ist es mit der Ruhe wieder vorbei: Hähne, Esel, Hunde, Vögel, Pferde und Kühe verkünden äußerst lautstark, daß ein neuer Tag angebrochen ist und man gefälligst aufstehen soll. Irgendwie raffen sich ein paar auf und fangen an, daß Henna abzuwischen. Welch ein Gebatze....mit Wasser soll das ganze ja nicht in Berührung kommen, denn je schwärzer das Henna wird um so schöner wird es empfunden! Diejenigen die nicht mit Henna verkleistert sind machen sich ans Frühstück: Datteln mit Butter, Brot mit Butter und Honig, kalte Milch mit Obstmus und Nescafe.....ist ja nicht schlecht, wenn man so verwöhnt wird, vor allem sitzt man ja mit den noch feuchten Händen und Füßen herum und das Essen gestaltet sich zum Teil abenteuerlich! Aber auch hier gibt es genug helfende Hände...vor allem honigtriefende Kinderhände, die einen nur zu gerne füttern. Das beste Abendkleid sollte man allerdings dabei nicht anhaben!
Der Tag verläuft ruhig bis zum späten Nachmittag: Es sind mehr Gäste als geplant gekommen, also müßen noch zwei Schafe geschlachtet und verkocht werden. Die Männer schlachten und die Frauen kochen.... allerdings nur das Essen für die Familie! Das Festessen kocht ein Mann! Mit folgender Begründung: Da die Frauen soviel mit Süßem zu tun hätten (der Braut, dem Honig usw) wären sie nicht mehr in Lage das Essen richtig abzuschmecken (es soll ja scharf sein)! Nach und nach treffen wieder viele Gäste ein und es sind auffallend viele junge Mädchen darunter! Nach Sonnenuntergang und nach dem Essen, schnappen sich ein paar der unverheirateten Frauen die Darboukas und fangen vor Nashouas Tür zu singen an. Sie rufen die Braut. Und sie wollen mit der Braut durch das Dorf ziehen. Jedem unverheirateten Mädchen bringe es Glück, wenn es mit der jungfräulichen Braut von Haus zu Haus zieht. Unter Singen und Trommeln geht es mit der -nachwievor - tiefverschleierten Braut in erste Nachbarshaus. Die Nachbarin scheucht alle evt. vorhandenen männlichen Wesen energisch hinaus und dann bringt sie uns Getränke und Feigen. Es werden drei ziemlich anzügliche Lieder gesungen und dann geht es ins nächste Haus. Als wir im dritten Haus ankamen hören wir von draussen Mezouid-Musik und Männergesang! Wo sind die? Und was wollen sie? Sie kommen im Auftrag des Ehemannes und sollen die Braut verlocken wieder nach Hause zu kommen...und zwar mit Geschenken! Es sind viele Geschenke nötig, um Nashoua zu überzeugen, daß es vielleicht doch nicht ganz so schlecht ist, dorthin zurückzukehren. Teppiche, Stoffe, Kleider und vor allem Goldschmuck! Die Geschenke, die eine Braut erhält und auch ihre Aussteuer gehören ausschließlich ihr. Alles wird fein säuberlich erfaßt und am nächsten Tag auf dem Amt den Heiratsurkunden beigelegt, damit sie im Fall der Fälle versorgt ist.

Nach der Rückkehr gibt es das große Auspacken. Alle helfen mit und die Bewunderung für die Geschenke nimmt keine Ende. Man könnte fast meinen man nehme an einem "JuJu"-Wettbewerb teil, so oft und soviel wird getrillert. Es kommen auch viele glückbringende Dinge ans Licht: Eier und lebende Hühner, Fische, Weihrauch und Gewürze. Auch viel praktisches für den Haushalt ist mit dabei und natürlich sehr viel was die Schönheit der Braut noch unterstreicht. Besonderer Augenmerk wird von allen auf die Schmuckschatulle gerichtet...und die ist ziemlich üppig ausgefallen (nach meinem Empfinden): 3 schmale und 3 breite Armreifen, mehrere Ringe, zwei Halsketten, Ohrringe, der traditionelle Halsschmuck und die Nadel zum Zusammenhalten des Safseris. Alles ist aus reinem Gold, wie ich mich überzeugen konnte.
Während dem Auspacken bereitet die Hüterin der Moral, die ja immer anwesend ist, den 2. Henna-Abend vor. Schließlich soll das Henna ja schwarz werden und doppeltes Glück bringen. Es gibt also unter Gesang und Getrommel nochmals ein ordentliches Henna-Gepantsche! Auch dieser Abend endet morgens und das sehr früh!!

Eine der Tanten.....

Eine der Tanten.....

© Regine Lorenz, 2004
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Hochzeitsrituale und Feiern auf Djerba - Tunesien
Details:
Aufbruch: August 2002
Dauer: unbekannt
Heimkehr: August 2002
Reiseziele: Tunesien
Der Autor
 
Regine Lorenz berichtet seit 19 Jahren auf umdiewelt.
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