Nova Scotia ( Neuschottland ) / Neuengland-Staaten 2004

Reisezeit: September / Oktober 2004  |  von Peggy C.

Zweite Woche - 17.09. bis 23. 09. 04

17.09.2004

Nach dieser Nacht war mir erst mal bewusst, dass die Hütte gar nicht abschließbar war, aber richtig beunruhigt hat es uns auch nicht, denn überall war es sehr sicher. Die wenigsten Häuser sind abgeschlossen.

An diesem Morgen wurden wir durch das laute Geschnatter von Enten und Gänsen geweckt.

Wir frühstückten wieder vor unserer Hütte und machten uns dann auf den Weg.

Wir wollten diesmal den National-Park der Five Islands besuchen. Der hatte aber schon geschlossen. Die Saison war bereits beendet.

Also fuhren wir weiter bis nach Upper Economy zur Dutchmans Cheese Farm. Diese Farm liegt auf einer Anhöhe mit fantastischem Blick auf das Minas Basin und die umliegenden Hügel. Die Farm wird von einer ehemals holländischen Familie geführt und hat außer dem Bauernhof mit Tieren auch
noch einen wunderschönen Bauerngarten, für dessen Besuch man aber Eintritt zahlen muss, was sehr ungewöhnlich für Nova Scotia ist, einen Shop und ein Restaurant, das bereits geschlossen hatte für die Saison.

Einer der Angestellten hat uns die vorhandenen Käsesorten erklärt und uns probieren lassen. Einen wohlschmeckenden Gouda nahmen wir uns gleich mit für die nächsten Frühstücke.

Nach diesem kurzen Abstecher fuhren wir nach Truro, das im Wesentlichen aus drei Steinkirchen und einigen anderen öffentlichen Steingebäuden und zwei Einkaufsstraßen besteht. Auch hier ist das eigentliche Einkaufszentrum am Rande der Stadt.

Kurz vor den Toren von Truro, in Onslow, gab es den "Blueberry Harvest", einen Laden, der alles, was mit Blaubeeren zu tun hat, verkauft. Auch wir haben uns für unser Frühstück leckere Blaubeermarmelade mitgenommen.

Der Ort Truro hat eine Besonderheit für uns Deutsche. Mitten im Ort stehen einige Teile der Mauer aus Berlin und eine Tafel erklärt die Dinge, die sich dort in Berlin abgespielt haben. Ich weiß nicht, warum sich die Kanadier
für Berlin interessieren, aber das ist ja auch nicht notwendig.

Im "Nova Scotian Emporium", einem Andenkenladen, tranken wir im dazugehörenden "Fireside Tea Room" Tee. Es wurde eine Vielfalt an Teesorten angeboten, so dass wir uns kaum entscheiden konnten. Herbert trank schließlich einen Blueberry Tea und ich einen Japanischen Sencha Grüntee.

Weiter fuhren wir nach Windsor, wo wir auch übernachteten. Der Weg dorthin führte wieder durch eine liebliche Landschaft mit Feldern, Hügeln und kleinen Orten.

Windsor hat viele alte Villen, viktorianische Häuser und einen Ortskern mit kleinen Geschäften und sogar zwei Pubs. Das erste B&B, das wir uns ansahen, war uns zu teuer, außerdem sah es nicht sehr sauber aus. Das "Avondale Motel" war angeblich ausgebucht, hätte mir aber auch nicht gefallen, so war unsere letzte Rettung das leider etwas weiter draußen liegende Boeglers B&B. Eine sehr gute Wahl, wie wir anschließend feststellten. Die Familie Boegler
stammt aus dem Elsass. Wir bekamen wieder ein sehr hübsches Zimmer. Die Hausbesitzerin verschwand sofort zu einem Termin und ließ uns mit ihrem Haus alleine. Vorher gab sie uns noch den Tipp, dass wir im Crossroads Restaurant etwas Gutes zu essen bekommen würden. Das war auch so. Herbert hatte Schweinebraten mit Apfelsauce, was für uns etwas ganz Neues war und ich aß dünn geschnittene Kartoffelscheiben, die mit Käse und Speck überbacken waren. Wir waren sehr zufrieden.

An diesem Abend wollten wir mal wieder was erleben. Wir fuhren in die Innenstadt von Windsor ins Spitfire Arms Pub. Ein sehr schönes Pub mit vielschichtigem Publikum und glücklicherweise mit kostenloser Livemusik.
Zwei Herren spielten Gitarre und sangen dazu teilweise Countrymusik, Rock oder Irish Folk. Das Pub bot mehr als 60 Biersorten, darunter sogar das tschechische "Staropramen" und einige deutsche Biersorten. Wir tranken leckeres frisches Harp und Guiness (irisch) vom Fass. Sogar gut essen sollte man dort können, was wir nicht mehr testen konnten, nachdem wir bereits satt waren.

Sogar das obligatorische Gästebuch, das überall in Nova Scotia rumliegt, fehlte nicht, in das wir uns auch gleich eintrugen. Wir waren an diesem Tag nicht die einzigen Deutschen.

Uns ist aufgefallen, dass in diesem Jahr in Nova Scotia sehr viele Deutsche unterwegs waren.

18.09.2004

Der erste Tag, und wie sich später heraus stellte, der einzige Tag, an dem es etwas tröpfelte.

Frau Boegler, die Hauswirtin, servierte uns ein köstliches Frühstück und setzte sich auch gleich danach an unseren Tisch, wir waren die einzigen Gäste.

Wir sprachen über viele Dinge, die Deutsche und Kanadier betreffen oder interessiert. Sie war bereits einige Male in Deutschland.

Im Haus hingen wieder einige selbst gemachte Quilts, so dass sie mir einige Tipps geben konnte. Bevor wir abfuhren, tauschten wir Frauen Stoffteile aus. Da ich auch seit dem letzten Winter quilte, hatte ich vorsorglich Stoff
mitgebracht.

Das heutige Ziel war das Annapolis Valley. Wir fuhren zu unserem bereits vorgebuchten Cottage. Durch das Internet hatten wir uns schon bekannt gemacht. Frank und Brigitte sind vor 11 Jahren nach Nova Scotia ausgewandert und dort glücklich. Frank hat sich ein wunderschönes riesiges Blockhaus gebaut. Auch gehören ihnen einige Grundstücke. Das Cottage, das wir mieten wollten, liegt etwa 30 km von Granville Ferry, wo Frank und Brigitte wohnen, entfernt. Aber da wir uns vom ersten Moment an sympathisch waren, wollten wir lieber zusammen bleiben. So wohnten wir im abgeschlossenen Appartement direkt am großen Blockhaus. Wir verbrachten gemeinsam, nur unterbrochen dadurch, dass Frank vier Tage in der Woche arbeiten musste, eine sehr schöne abwechslungsreiche Woche. Und lernten viel über das Leben und die Menschen in Nova Scotia.

Frank hat uns erzählt, er wäre in seinem Leben (er ist 55 Jahre alt) schon viel gereist, aber in Nova Scotia sei sein Herz. Man sollte dort bleiben, wo sein Herz ist und nicht nur der Verstand. Ich kann ihn so gut verstehen.

Abends fuhren wir nach Annapolis Royal ins Pub.

Granville Ferry und Annapolis Royal liegen sich direkt gegenüber, nur durch den Annapolis River getrennt. Beides sind wunderschöne Orte, die auch durch den Fluss eine bevorzugte Lage haben.

Annapolis Royal hat viele historische Villen, einen botanischen Garten, viele kleine hübsche Geschäfte und ein Fort. Es gibt einige gute Restaurants, hübsche Cafes, an jedem Samstag gibt es den "Farmers Market" und einen richtigen guten deutschen Bäcker, bei dem wir dann auch täglich unsere Brötchen und Kuchen kauften.

Granville Ferry hat nur eine Hauptstraße mit hübschen Häusern, aber kein eigenes Zentrum.

Granville Ferry von Annapolis Royal aus gesehen

Granville Ferry von Annapolis Royal aus gesehen

Das Appartement hatte einen entscheidenden Vorteil gegenüber Motel- oder B&B-Zimmern, es gab richtige Federbetten. In Kanada oder den USA hat man entweder Woll-Decken oder Quilts ( die nicht mit Federn sondern Vlies gefüllt sind ), und über die ganze Bettbreite. Wir bevorzugen jeder eine eigene Decke.

Vom Haus aus hat man einen herrlichen Blick über ein Tal und über den Annapolis River. Jede Nacht zeigte sich uns ein Sternenhimmel, wie man ihn nicht schöner haben kann.

Zur Familie gehörte ein sehr schöner, lieber Schäferhund, den wir beide in unser Herz schlossen, und zwei Katzen.

19.09.2004

Der Regen vom Vortag war verschwunden, er war wohl nur ein Ausläufer der Hurricans in Florida.

Wir fuhren mit Frank, Brigitte und einem befreundeten kanadischen Ehepaar nach Digby (etwa 30 km entfernt) ins "Pine Resort Hotel", einem Fünf-Sterne-Haus zum sonntäglichen Brunch. Frank hatte davon sehr geschwärmt, das wollten wir uns nicht entgehen lassen. Für 22,50 wurde einem das feinste Essen in perfekter Umgebung mit Blick auf die Bucht in Digby geboten. Es gab mehr als der normale Magen vertragen kann. Salate, Suppen, Eierspeisen, Wurst, auch warme Würstchen, viele Fischsorten, ein Braten aus
Roastbeef in Rotweinsauce, Quiche Lorraine, die üblichen Brötchen, Müslisorten (die wir bei dieser Auswahl verschmähten), Nachtisch, Kuchen, Torten und sogar frische Waffeln mit verschiedenen Soßen.

Das Essen vom Buffett reichte uns für den ganzen Tag.

Anschließend gingen wir am Annapolis River spazieren. Dort haben Frank und Brigitte noch einige Grundstücke zu verkaufen. Leider war auch dieser Tag viel zu schnell vorbei.

20.09.2004

Wir frühstückten draußen vor dem Haus, mit diesem herrlichen Ausblick ins Valley und dem Fluss. Jeden Morgen holte Herbert auf der anderen Seite des Flusses beim deutschen ( ehemals Leipzig ) Bäcker, dessen Ladenlokal in Annapolis Royal den wohlklingenden Namen "The Witch of the Lake La Rose " hat, frische Brötchen. Am zweiten Tag fragte ich, ob ich Mohnbrötchen haben könnte, tags darauf bekam ich Mohnbrötchen. Auch den Blaubeerstrudel, den ich mehrfach
aß, kann ich sehr empfehlen.

Heute erkundeten wir die Umgebung. Parkers Cove, die wir zuerst besuchten, liegt hinter einem Hügel, nur einige Kilometer von Granville Ferry entfernt und an der Bay of Fundy. Von dort kann man, an einem klaren sonnigen Tag wie diesem, das gegenüber liegende New Brunswick sehen. Parkers Cove besteht aus einem kleinen Hafen mit steiniger Bucht und einigen Häusern. Wir verweilten ein wenig.

Direkt nebenan liegt die Delaps Cove mit kleinem Fischerhafen und einer Bucht mit Wasserfall. Zu dieser Bucht fährt man von Perkins Cove nur eine kurze Strecke, kann das Auto am bereit gestellten Parkplatz stehen lassen und geht über einen sehr schönen Wanderweg durch ein am Hang liegendes Waldstück. Der Wanderweg ist gut ausgebaut und führt eine Weile am Meer entlang, wo es imposante schwarze Felsformationen gibt.

Wir wanderten diesen Waldweg entlang, und weil es recht warm war, hielten wir uns eine Weile am Meer auf.

Der Wanderweg führt zu einem kleinen Wasserfall. Leider gab es keine Möglichkeit unterhalb des Wasserfalles zu gelangen.

Da der Herbst bereits Einzug gehalten hatte, zeigte das Laub uns schon die herrlichsten Farben.

An diesem Abends waren wir und die Freunde, Ivy und Brian, bei Frank und Brigitte zum Barbeque eingeladen. ( Brian kommt aus Holland und Ivy aus Toronto, jetzt leben sie in NS ). Brigitte hat uns ihren recht gut schmeckenden, selbst gekelterten Wein kredenzt. Der kommende Wein wuchs bereits an unserem Appartement.

Es war ein sehr schöner, harmonischer Abend, den wir im Wintergarten des Hauses verbrachten. Ivy hat uns schon einiges gut Verwertbares über Toronto erzählt.

21.09.2004

Wieder draußen gefrühstückt und heute ging es zur Acadischen Küste Nova Scotias. Die ersten Siedler Nova Scotias waren Franzosen aus Acadien. In diesem Jahr feierten sie ihr 400-jähriges Bestehen. Die französische Prägung zeigt sich unter anderem darin, dass es katholische Steinkirchen gibt und viele Orte französische Namen tragen.

Weymouth war unser erster Stopp. Es liegt am Sissiboo-River in einer wunderschönen Landschaft. Es gibt nur ein Healthy Center, die Gas Station, und einen Small Store. Aber auch mindestens zwei Restaurants und eine recht gute Internet-Präsenz ( deshalb sind wir dort hin gefahren ). Bis zum größeren Einkaufszentrum in Digby muss man ungefähr 30 km fahren. Und doch scheinen die Menschen in Weymouth glücklich zu sein. An der Tankstelle habe ich den Tankwart gefragt, wie es denn ist, in so einem kleinen Ort zu leben. Er sagte: "It is a beautiful place to live". Damit wäre dann ja alles gesagt.

Unser Ziel war der Mavilette Beach, den wir nach mindestens einer Stunde Fahrt durch kleine Fischerorte erreichten. Mavilette Beach liegt im Cape St. Mary´s, ist sehr breit mit herrlichem Sand, Dünen und Marschland.

Herbert wollte erst schwimmen gehen, hat dann aber nur Steine gesammelt. Ich bin einmal um die ganze Bucht gelaufen.

Auf dem Rückweg hätten wir gerne den Sonnenuntergang in Delaps Cove erwischt, wir kamen leider zu spät.

22.09.2004

An diesem Morgen sah man über dem Fluss Nebel aufsteigen, der sich langsam auflöste und die Sonne durchließ. Ein schönes Bild.

Erst nach Port Royal gefahren und uns das Fort angesehen. Die Nachbildung eines ehemals französischen Forts der ersten Siedler in Nova Scotia. Dort wird interessant dargestellt, wie einfach die ersten Siedler dort lebten,
noch im Einklang mit den dort lebenden Indianern. Einige Beispiele indianischer Kunst waren ausgestellt.

Auf einem Flyer, der von Port Royal verteilt wurden, ist auf einem kleinen Foto Herbert zu sehen. 2001 hatte er sich für Fotos zur Verfügung gestellt, und jetzt ist sein Foto bereits tausendfach im Umlauf.

In einem Souvenirladen in der Nähe von Port Royal kauften wir einige Kleinigkeiten, u.a. ein Buch über "Historische Häuser in N.S.". So kann ich die Geschichte der Architektur, die mich sehr interessiert, mal nachlesen.

Über das Internet sah ich ein Haus in Middleton, das zum Verkauf stand, was ich mir jetzt gerne in Natura ansehen wollte. Inzwischen war es verkauft, aber es war noch schöner als auf dem Internet-Foto.

Middleton, im Annapolis Valley, ist ein Ort, an dem ich leben könnte. Relativ klein, aber mit Infrastruktur, und nur ungefähr 10 km vom Meer entfernt. Dieses bereits verkaufte Haus wäre genau richtig für ein Künstler-Cafe, das ich mir erträume, aber mir nicht leisten kann.

An der Küste entlang fuhren wir zurück nach Granville Ferry.

Margaretsville mit einem kleinen Leuchtturm und rotbrauner Felsküste kann man noch als sehenswert anmerken.

23.09.2004

Wie an jedem anderen Morgen gesellten sich zu unserem Frühstück draußen vor dem Haus der Schäferhund und eine der Katzen.

An diesem Tag fuhren wir erst zum Ort Bear River an. Bear River ist bekannt durch eine Reihe bunt gestalteter Häuser und seine Künstler. Von Ivy hörten wir, dass Bear River inoffiziell auch bekannt sei als Hanf- und Marihuana-Anbaugebiet. Als Tourist kann man das nicht beurteilen.
Hanf-Felder sahen wir keine.

Bear River ist wirklich malerisch gelegen und allemal einen Abstecher wert. Am Ufer des gleichnamigen Flusses zeigte uns die Natur bereits die schönsten Herbstfarben.

Weiter fuhren wir an Digby vorbei zum Digby-Neck, um zum ungefähr 20 km entfernten "Balancing Rock" zu gelangen. Lange Zeit sieht man nur einzelne Häuser, nicht mal richtige Orte, wenn man vom Dorf Sandy Cove absieht. Dann
muss man sich auf die Insel "Long Island" übersetzen lassen und noch einen Fußweg und 277 Stufen hinter sich bringen.

Aber dann wird mit einem einmaligen Anblick entschädigt. Es ist faszinierend, wie ein Fels auf einem anderen einfach so balanciert ohne abzustürzen, und das schon seit einigen hundert Jahren.

Balancing Rock

Balancing Rock

Was uns gefällt, ist, dass man auch hier, wie an anderen schönen Orten keinen Eintritt bezahlt, also diese Highlights auch noch kostenlos geboten bekommt, das ist heutzutage wirklich selten.

Gegen Abend fuhren wir zurück und schafften es, den Sonnenuntergang an der Delaps Cove zu sehen.

Auch konnten wir in dieser wie in jeder anderen Nacht einen wunderschönen Sternenhimmel sehen.

© Peggy C., 2004
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Bericht über unsere Reise durch Nova Scotia und die Neuengland-Staaten, Sept./Okt. 2004
Details:
Aufbruch: 10.09.2004
Dauer: 4 Wochen
Heimkehr: 08.10.2004
Reiseziele: Kanada
Der Autor
 
Peggy C. berichtet seit 20 Jahren auf umdiewelt.
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