Altherrensegeln in den Virgin Islands 2008
Eingewöhnung in die Bordroutine
Unser Ziel, die Virgin Islands, ist schon überfällig, da man auf uns ja einen Tag hat warten müssen.
Sigi schlägt vor, morgen mittag zu starten und die 70 Meilen bis Virgin Gorda nachmittags und abends in die Nacht hinein zu segeln.
Jetzt erst wird mir klar, das das eine Entfernung wie von Kiel nach Korsör ist. Aber bei Ostnordostwind Stärke 5 wird es ein genüßlicher Halbwind- bis Raumschotstörn mit atlantischen Flair, was die Wellen angeht, bei dem wir uns stündlich am Steuerrad ablösen.
Um 2 Uhr nachts fällt der Anker hinter Necker Island am Nordzipfel der British Virgin Islands. Wir genießen die laue Nachtluft bei unserem verdienten "Ankerbier", das von nun an zur Routine gehören wird. Genauso am nächsten Morgen ab 7.20 Uhr, wenn die Sonne aufgeht, der Sprung von der heruntergelassenen Badeplattform ins 24 Grad warme Karibikwasser mit anschließendem Sauberduschen unter der Süßwasserdusche.
So erfrischt, wartet AnnMarie schon mit dem Frühstück auf uns.
Danach holt sich Sigi per Kurzwelle alle verfügbaren Seewetterberichte, während wir in den Zeitschriften der Bordbücherei herumstöbern.
Gegen 9.30 macht Sigi dann den Programmvorschlag für heute, wobei er betont, dass wir zum Mittagessen wieder irgendeine Bucht zum Ankern aufsuchen werden. Mit Ankerbier, freuen wir uns schon, denn der Mensch soll ja für ausreichend Flüssigkeitszufuhr sorgen.
Wir staunen immer wieder, wie schnell es AnnMarie mittags gelingt, einen schmackhaften Imbiß aufzutischen, kaum dass der Anker gefallen ist. Und meistens sinken wir anschließend zu einem kleinen Mittagsschläfchen im Schatten der Mittagssonne in unsere Kojen.
Irgendeinen hält es nach einiger Zeit nicht mehr, nach einem erneuten Bad segeln wir dann zu unserer abendlichen Ankerbucht.
Kaum einen Platz werden wir dabei doppelt besuchen, es sei denn wir selbst wünschen es ausdrücklich. Dabei verlassen wir uns auf Sigis profunde Ortskenntnisse, die uns nachts meistens den ruhigeren Ankerplatz bescheren.
Das soll auch so sein, damit Sigi und AnnMarie sich gut in der Küche bewegen können, um uns das reichhaltige Abendessen zuzubereiten. Wir gewöhnen uns erst nach Tagen daran, uns unter Deck wie Affen auf den Bäumen zu bewegen: immer erst mit einer Hand festhalten, bevor man den nächsten Schritt macht!
Auch bei den Bewegungen an Deck komme ich mir zu Anfang wie ein Streichholzmännchen vor, alles Tauwerk ist eine Größenordnung stärker als auf meinem eigenen Boot und die Segel sind steif und bretthart beim Anfassen. Das Dichtholen der Fockschoten ist manchmal schon Schwerarbeit, aber zugeben wird das freiwillig niemand.
Für die Navigation habe ich mein Bord-GPS zusätzlich mitgebracht. Wir klemmen es an den Steuerstand, auf diese Weise hat der Rudergänger stets alles genau im Blick und kann seine Kurse kontrollieren, bevor der Skipper ihn anpfeifen muß. Der hat unter Deck aber immer noch die besseren Karten, weil er auf seinem Plotter die AMBASSADOR auf einer virtuellen Seekarte fahren sehen kann und genau sieht, wie weit die nächste Untiefe entfernt liegt, wenn sie uns denn überhaupt gefährlich werden kann.
Das Ankern will gekonnt sein. Es gibt nämlich in den meisten Buchten immer mehr Muringtonnen, an denen man festmachen kann, um dann 25 bis 30, ja sogar 65 US $ für eine Nacht dafür löhnen zu müssen. Da fast alles Charteryachten unterwegs sind, deren Crews den bequemsten Weg des Festmachens gehen wollen, hat sich das Muringauslegen für die Einheimischen wohl zu einer sprudenden Geldquelle entwickelt, und das ohne jede Haftung und ohne jeden Service außer dem des Abkassierens.
Wozu hat Sigi denn seine 40 Meter 10mm-Nirostakette mit Anker und Winde ? Also suchen wir uns immer einen Platz abseits vom Pulk der anderen Yachten und liegen ungestört für uns, was uns das Nacktbaden am nächsten Morgen ohne prüde vorwurfsvolle Blicke der Nachbarn ermöglicht......
Kommt der Restschwell mal unglücklich von der Seite, bringt Sigi über Nacht noch einen Queranker aus, damit wir alle gut schlafen können. Diesen Luxus können sich Muringlieger nicht leisten.
Es gibt sogar Buchten ohne Bar am Strand. Da gibts keine Muringtonnen und man kann sogar allein sein
Bleibt noch zu erwähnen, dass zum guten Abendessen immer auch ein guter Rotwein gehört, den wir reichlich in St. Marten bunkern konnten und dass wir von so großen täglichen Anstrengungen schon gegen 20.15 Uhr in die Kojen gehen. Es entspricht also den Tatsachen, wenn wir unseren Ehefrauen nach Hause schreiben, dass wir auf einer sehr erholsamen Tour sind und grundsolide leben.
Das soll nun im folgenden mit Text und Bildern noch nachgewiesen werden.
Aufbruch: | 20.01.2008 |
Dauer: | 4 Wochen |
Heimkehr: | 13.02.2008 |
Britische Jungferninseln
Amerikanische Jungferninseln
Puerto Rico