5e in 4 Wochen um die halbe (in die neue?) Welt
Di-Effe oder die größte Stadt der Welt?
Unser erstes Ziel ist México Distrito Federal (D.F. sprich di-effe) - Bundeshauptstadt und wahrscheinlich größte Stadt der Welt.
Wir fliegen also am späten Vormittag von Berlin-Tegel nach NYC. Dass wir schon um halb neun da sind, erwies sich als gute Idee. Die Schlange am Delta-Desk ist noch kurz. Der Check-In ist schon im Gange und inklusive der U.S.-typischen Sicherheitsfragen in etwa 30 Minuten absolviert. Wir landen etwas geschüttelt und gerührt nach 9 Stunden minus 6 auf dem JFK-Airport. Wir brauchen eine knappe Stunde für die obligatorischen Einreiseformalitätsschlangen (index finger left, right, look herein - klick) und müssen das Gepäck aufnehmen, durch den Zoll tragen, um es anschließend gleich wieder in die Katakomben zu versenken.
JFK ist ein Riesenflughafen, aber schon etwas in die Jahre gekommen. Das Delta Terminal (T2 + T3) allein ist so groß wie ein mitteleuropäischer Hauptstadtflughafen (Berlin-Tegel ist dagegen nicht vergleichbar). Wir laufen fast eine halbe Stunde zu unserem neuen Gate, wo es dann nach MEX gehen soll und haben noch über 2 Stunden Zeit. Wir essen bei Wendy's eine Kleinigkeit vom typischen, vorkonfektionierten Fastfood-Kram, um uns die Zeit zu vertreiben.
Wir müssen im Flugzeug sitzend "a few minutes only" auf mehrere Dutzend "connecting passengers from Rome, Italy" warten, die zwar schon gelandet seien, aber noch in den Prozeduren-Katakomben des Heimatschutzministeriums auf weitere Behandlung warten. "Wir" sind nämlich heute der letzte Flieger. Thank you for your patience. Ach so. Aus den paar wenigen Warteminuten werden inklusive 30 Minuten taxiway delay 2 Stunden. Nach weiteren vier Stunden ruhigen Flugs in die hereinberechende Nacht(links und rechts Gewitter, wunderschön anzusehen, wenn man nicht selbst drinsteckt , tut sich plötzlich ein fast unendliches ichtermeer auf und wir landen um Mitternacht auf dem Terminal 2, dem neueren Teil des Aueropuerto Beníto Juaréz, der offiziell übrigens gar nicht so heißt.
Auch hier die üblichen Formalitäten, erst immigrieren (ohne erkennungsdienstliche Behandlung) hier werden schon mal unsere nicht oder nur rudimentär vorhandenen Spanisch-Kenntnise durch den Einreiseoffizier getestet, die erhaltene Touristencard gut aufbewahren, dann Gepäck holen, (es ist tatsächlich alles da!). Dann noch einen Zufallsgenerator beim Zoll drücken, die Chance auf "grün" war ja nicht schlecht und wir sind "drin". Oder draußen, je nach Betrachtung.
Wir folgen der Beschilderung "Renta de Autos". Es ist schon nach 1 Uhr frühmorgens. Hinter dem Europcar-Desk schläft ein Mann, die offensichtlich nicht zum Personal gehört. Darauf steht ein Schild mit Telefonnnummer. Zum Glück haben wir uns vorher eine Telcel-Simcard besorgt, so dass wir diese in unser Tribandhandy schieben und den Agent anrufen, der uns 10 Minuten später abholt und in sein Büro bringt. Hier sieht es nicht mehr direkt nach Europcar, sondern nach Kleinunternehmer mit Franchisegebühr aus. Der Mann spricht hervorragendes Englisch und wir mieten ja auch nicht zum ersten Mal ein Auto, so dass auch der Vertragskram schnell erledigt ist. Vor uns steht jetzt ein Chevy Optra koreanischer Bauart, etwa vergleichbar mit einem Opel Astra, halbwegs geräumig, die Hinterbänkler sind jedenfalls erstmal zufrieden. Das Gepäck ist noch optimierungsbedürftig, was nicht hinten rein passt, kommt erst mal zwischen die Beine oder auf den Schoß. Und los gehts.
Nachts sieht natürlich alles ziemlich dunkel aus, die Straßen sind fast leer, die Beschilderung ist relativ gut, aber die Verkehrsführung wenig logisch oder nicht (für uns) nachvollziehbar. Einige Viadukte der Periférico - Umgehungsstadtautbahn - sind wegen Bauarbeiten gesperrt. Wir müssen nach Süden, in den Stadtteil Tepépan. Im Dunkeln hilft aber weder Sonne noch Mond, wir haben zwar einen sher guten und aktuellen Stadtplan, aber es ist eben ziemlich finsterst, und wir verfransen und erst mal gehörig. Für eine 30-Minuten-Strecke brauchen wir fast 90 Minuten, aber wir kreisen unser Ziel langsam ein. Natürlich hätten wir auch ein Taxi nehmen können, welches uns führt, aber ein mitteleuropäischer Mann fragt nicht nach dem Weg, er ist ein Held und schafft das alleine!
Wir haben es dann (und sind dann) auch geschafft und kommen am Tor der benannten Cerrada (in sich geschlossene Wohnanlage mit Securidad) an. Der Wachmann war informiert und lässt uns ein, wir waren offensichtlich gut beschrieben avisiert. Der Schlüssel ins Haus Nummer 11 passt. Alles großzügig - schön, hier halten wir es gut aus - und wir rutschen morgens um halb vier nach 27 Stunden außer Haus in unsere Schlafsäcke. Buena nóche, viaje transatlanticana.
Offizielle Zahlen taugen hier in dieser Stadt nichts. Es ist auch eigentlich ein mehr oder weniger zusammenhängender Siedlungsbrei mit der eigentlichen Ciudad de México etwa in der Mitte, und mehreren 100 Städten und Gemeinden der Umgebung, die für sich wieder tausende oder auch mehr als 1 Millionen Einwohner haben. Die riesige Siedlungsfläche im hoch gelegenen Zentraltal hat das Problem des unkontrollierten (Bevölkerungs)Wachstums, angeblich einiger Schätzungen 30 Millionen plus X, auf einer durch mehrere Vulkane und zwei Gebirgszüge begrenzte Fläche, Umweltsorgen bezüglich Luftverschmutzung, Wasserverbrauch und Müll - es wird viel mehr Wasser verbraucht als durch Niederschlag im Tal hinzukommt, dadurch sinkt der Grundwasserspiegel und der Boden sackt mit, sowie eine wegen des logarhythmischen Wachstums latent ungenügende Verkehrs-/ Infrastruktur. Mindestens jeder 3. der über 100 Millionen Mexicaner lebt im Zentraltal, Tendenz angesichts der Armut in vielen, landwirtschaftlich geprägten Gegenden Mexicos weiter steigend.
Anderseits und angesichts der Höhe des Zentralen Tals von Mexico von etwa 2.300 m ü.d.M. herrscht hier ein überwiegend angenehmes, frühlingshaftes Klima mit erfrischenden, im "Winter" auch kühlen Nächten (0-15 Grad) und milden, überwiegend sonnigen Tagen, wo die Temperatur angenehm ist, oft mindestens 15 Grad erreicht und fast nie über 25 Grad steigt. Dadurch ist fast das ganze Jahr Vegetationsperiode, getrennt durch eine kürzere Trockenphase zwischen etwa November und April, wo es deutlich weniger regnet. Zwischen Mai und November regnet es meist am (späten) Nachmittag mal mehr und mal weniger, aber auch nicht jeden Tag und nicht immer sehr viel/ lange. Das Klima schafft hervorragende Bedingungen für Pflanzen und es gibt eine fast ganzjährige Blütenpracht. Auch die umliegende Landwirtschaft erfreut sich dieser Fruchtbarkeit und Obst und Gemüse sind bezahlbar bis sehr preiswert, immer frisch und sehr lecker.
Hier ist immer alles gut gesichert, Einblicke wie hier sind selten. Vogel-, Schmetterlings-, Farben- und Blütenpracht sind aber selbst durch Fotos wie dieses schwer vermittelbar.
Aufbruch: | 30.07.2008 |
Dauer: | 4 Wochen |
Heimkehr: | 27.08.2008 |