Italienische Riviera 2007
Aus einer planlosen Fahrt ins Blaue wurde eine tolle Woche an der Italienischen Riviera. Und auch wenn anfangs überhaupt nichts so lief, wie wir es gerne gehabt hätten, haben wir tolle Eindrücke von einer wunderschönen Landschaft mit nach Hause genommen, die immer wieder eine Reise wert ist. Aber nicht die großen und bekannten Orte haben uns überzeugt, sondern die kleinen, besonderen...
Genua und Umgebung
Mein bester Freund und ich wollten diesen Sommer endlich mal wieder gemeinsam in Urlaub fahren. Flo wohnt seit einigen Jahren in Hamburg und daher war das schon lange nicht mehr möglich. Eigentlich hatten wir geplant, nichts zu planen und einfach mit meinem Auto Richtung Süden zu fahren, auf jeden Fall Richtung Italien, vielleicht auch noch weiter nach Kroatien. Also zog ich los und kaufte Reiseführer: Oberitalien, Italienische Riviera, Kroatien und bestellte für eben diese Regionen auch Karten beim ADAC... Ich wollte ja für alle Eventualitäten gewappnet sein.
Kurz vor dem Urlaub, kam Flo mit einer schlechten Nachricht. Ihm war der Urlaub gekürzt worden und somit hatten wir nun nur noch eine Woche Zeit. Wir wollten eigentlich früh morgens losfahren, aber dann beschlossen wir, dass es ausreichen sollte, gegen Viertel vor acht zu starten. Ich kenne Flo mein ganzes Leben lang, daher machte ich mir erst keine Gedanken, als er um acht immer noch nicht da war, aber kurz darauf machte ich mich doch etwas säuerlich auf, ihn aus dem Bett zu werfen. Gegen neun überquerten wir endlich den Zoll in Konstanz und waren am Bodensee entlang auf dem Weg Richtung Chur und San Bernardino Pass. Auf Grund der Verspätung und da wir ja sowieso nur 1 Woche Zeit hatten, wollte ich eigentlich gar nicht mehr so weit fahren. Da ich bisher meistens am Lago Maggiore gewesen war, schlug ich Flo vor, an einen der anderen oberitalienischen Seen zu fahren, aber davon wollte er nichts hören. Der Herr wollte ans Meer.
Der Herr war aber auch müde und gemeinsam mit meinem Navi gab er kurz vor der italienischen Grenze den Geist auf. Super! Bis hierher hatte ich mich ausgekannt. Etwas Unterstützung vom Navi oder dem Beifahrer hätte ich genau ab jetzt gebraucht. Aber gut, daran ließ sich nun nichts ändern und ich hielt mich immer brav an die Beschilderung nach Genua. Wir hatten Glück, es war nicht besonders viel Verkehr und wir kamen gut durch. Spätnachmittags hatten wir Genua erreicht. Kurz zuvor hatten wir auf einem Rastplatz Kriegsrat gehalten und beschlossen, die Riviera Richtung Süden nach La Spezia entlang zu fahren. Für den Anfang wollten wir nicht all zu weit von Genua entfernt übernachten. Da wir ja etwas unvorbereitet waren, fuhr ich einfach nach Gefühl irgendwann von der Autobahn ab. Der Ort hieß Rapallo und ich fand, dass das doch ein hervorragender Urlaubsanfang wäre. Von hier aus konnten man einen gemütlichen Ausflug nach Portofino, der Traumkulisse Liguriens und Lieblingsort der Stars an diesem Küstenabschnitt, machen und nach 2 Tagen gemütlich Richtung Cinque Terre weiterreisen.
Der einzige Haken war: wir fanden keinen Campingplatz, der uns zusagte Der erste Campingplatz kam kurz nach der Autobahnausfahrt und wir waren uns nach einem kurzen Blick darauf einig, dass dieser Platz für uns definitiv nicht in Frage kam. Auf der Suche nach einem Campingplatz, der unseren Ansprüchen genügte, gelangten wir mehr oder weniger unfreiwillig nach Portofino. Auf dem Weg dorthin kamen wir aus dem Staunen nicht mehr raus: die ganze Küste entlang reihte sich draußen vor Anker eine Yacht an die andere, eine größer, als die andere und alles begleitet von dem unglaublich lauten Zirpen der Zikaden.
In Portofino gelangten wir dann erst einmal in eine Sackgasse, Parkplätze gab es auch keine - klar an einem Sonntagnachmittag im Hochsommer - und so blieb uns nichts anderes übrig, als den Rückzug anzutreten. Dann mussten wir uns mit dem nächsten Problem auseinandersetzen, nämlich unseren Weg gen Süden fortzusetzen. Und das war gar nicht so einfach. Egal welchen Weg wir auch einschlugen, wir landeten immer wieder auf der Landstraße Richtung Genua. Irgendwann war es uns zu blöd und wir akzeptierten unser Schicksal und fuhren wieder Richtung Norden. Aber wenn wir gedacht hatten, es würde jetzt leichter werden, hatten wir uns geirrt. Wir fanden auf dem ganzen Weg nach Genua nicht einen einzigen Campingplatz, der frei war. Also beschlossen wir, hinter Genua, also an der Riviera di Ponente weiterzusuchen.
Es war letztendlich halb neun Uhr abends, als wir nach 12 Stunden Fahrt unser Auto endlich auf dem Parkplatz des Camping Columbus in Celle Ligure, kurz vor Savona abstellten. Der Campingplatz machte einen ganz netten Eindruck. Er war zwar klein und etwas älter und die Preise waren ziemlich gesalzen, aber schön terrassenförmig an einem kleinen Hügel angelegt, mit direktem Blick über die Küstenstraße auf das Ligurische Meer.
Während Flo sich mit unserem Ungetüm von Zelt abmühte, räumte ich unser Auto aus. Nach dem 3. Mal voll beladen die 89 Stufen zu unserem Stellplatz hoch keuchend, fand ich unsere Lage auf diesem wunderbar, terrassenförmig angelegten Campingplatz gar nicht mehr so sensationell, wie noch eine halbe Stunde zuvor. Ich war nur gottfroh, dass ich Flo den Platz ganz oben auf der Hügelkuppe hatte ausreden können. Kurz bevor es ganz dunkel war, war das Zelt aufgebaut, unser Tisch und die Stühle standen, der Wein war entkorkt und die Wasserpfeife blubberte vor sich her. Nur eins hatten wir nicht mehr geschafft: den Grill anzufeuern. Stattdessen bestand unser Essen aus Kuchen, Obst und Schokolade. War aber auch ganz lecker
Am nächsten Tag erkundeten wir erst einmal die Umgebung. Der Campingplatz lag zwischen den beiden Ortschaften Celle Ligure und Albisola Marina. Wir machten uns auf nach Celle Ligure, einem süßen kleinen Örtchen, den vermutlich jeder Deutsche als "typisch italienisch" bezeichnen würde. Und was typisch für die Italienische Riviera war: am Strand reihte sich ein Liegestuhl an den anderen, hübsch geschmückt mit bunten Sonnenschirmen. Ich wollte nicht mal wissen, wie hoch die Preise für 2 Liegen mit Sonnenschirm waren. Wir legten uns für 2 Stunden mit unserem Handtuch einfach in den Sand.
Nach einem kurzen Snack zu Mittag beschlossen wir, noch mal nach Genua zu fahren, um die Stadt zu besichtigen. Ich hatte von Genua bisher immer gedacht, dass es sich hierbei um eine hässliche Hafenstadt handelte, aber in meinem Reiseführer waren teilweise richtig schöne Bilder gewesen und auch der Eindruck, den ich tags zuvor hatte, als wir auf der Suche nach einem Campingplatz die Stadt durchquert hatten, war durchaus positiv gewesen. Richard Wagner sagte wohl, dass Genua schöner als London und Paris sei. Dem kann ich nicht ganz zustimmen, was aber vor allem daran liegen mag, dass London eine meiner Lieblingsstädte ist, aber trotzdem habe ich Genua als wirklich schöne und interessante Stadt erlebt.
Da ich nicht wusste, wie gut die Parkplatzmöglichkeiten in der Stadt waren, beschlossen wir, etwas außerhalb zu parken und fanden im Parkhaus des Einkaufszentrums Fiumara sogar kostenlose (!) Parkplätze. Von hier aus waren wir in einer knappen halben Stunde am Hafen von Genua. Hier schaffte ich es sogar, Flo dazu zu überreden, mit mir eine Fahrt in einer Bimmelbahn zu machen. Zwar nicht besonders aufschlussreich, aber immerhin konnte man ein paar Minuten sitzen und besonders teuer war es auch nicht.
Anschließend ging's ab in die engen Gassen der Altstadt. Und wenn ich eng sage, dann meine ich eng! Halleluhja, wenn sich Signora Santo und Mamma Francesca aus ihren Fenstern lehnen, können sie sich locker die Hand geben. Zumindest kommt es einem so vor, zumal diese Häuserschluchten auch unglaublich hoch sind!
Ich gebe zu, ich bin eher der Typ, der gemütlich durch die Straßen schlendert, mit dem Reiseführer bewaffnet und sobald mir etwas gut gefällt, schlage ich nach, was das sein könnte, anstatt mich suchend aufzumachen und keine Sehenswürdigkeit auszulassen. Die Altstadt hat aber wirklich recht viel zu bieten: Via Garibaldi, Porta Soprana, Santo Stefano, das Opernhaus Carlo Felice...
Eigentlich wollten wir durch die Altstadt gemütlich Richtung Bahnhof oder dem unterhalb davon gelegenen Teil des Hafens zurück bummeln, aber irgendwie haben wir es dann doch geschafft uns etwas zu verfransen und fanden uns irgendwann in den Hügeln der Altstadt auf Höhe der Albergo di Poveri wieder. Durch enge, dunkle Gassen bahnten wir uns unseren Weg wieder nach unten und waren froh, als wir wieder eine belebte Straße in der Nähe des Bahnhofs erreichten. Die letzten Meter und Ecken, die wir hinter uns gebracht hatten, waren über und über mit Spritzen übersäht gewesen. Ich möchte nicht wissen, was für Gestalten da nachts so rumlungern...
Ich war fix und alle, als wir unser Auto wieder erreicht hatten und meine Füße waren mit riesigen Blasen geschmückt. Eine Stunde später waren wir wieder an unserem Zelt, schnappten uns unseren Einmal-Grill, unser Essen, eine Flasche Wein und unsere Handtücher und setzten uns unterhalb der Küstenstraße auf einen großen Felsen und machten uns bei Sonnenuntergang einen schönen Grillabend, mit anschließendem Bad, bevor wir uns in unsere Schlafsäcke kuschelten.
Aufbruch: | 05.08.2007 |
Dauer: | 7 Tage |
Heimkehr: | 11.08.2007 |