Indonesien
Jarkarta
"Ich muss leider draussen bleiben"
Genau wie die Hunde auf den Schildern vor Supermärkten kam ich mir auch in Jarkarta vor. Nachdem ich den Flug von Frankfurt über Dubai, Colombo und Singapur mit einer Gesamtreisedauer von 1 ½ Tagen Trombosefrei überstanden hatte und mich seit dem verlassen meiner Wohnung nur noch von Fast-Food ernährte, war ich super glücklich endlich am frühen Abend in Jarkarta zu sein. Die Freude währte nur kurz. Selbstverständlich hatte ich mich im Vorwege über die Einreisebestimmungen schlau gemacht, nur leider las ich nirgendwo über einen Nachweis, dass ich das Land auch wieder verlassen werde. Ärgerlicherweise fiel dem bearbeitendem Zöllner auch auf, dass mein Flug erst ab Bangkok zurück ging. Für mich, als erfahrenen "Traveller"", war es nur eine Frage der Zeit bis ich ein erstes Angebot bekommen sollte mit einer kleinen "Spende" doch ohne Rückflug Ticket in das Land gelassen zu werden. In solchen Situationen empfiehlt es sich selbst eine Höchstgrenze zu setzten und eventuell noch mal 10% darüber zu gehen. Da das "Visa on arrival" 25US$ kosten sollte hielt ich das Doppelte als angebrachte Unterstützung der Zollgemeinschaft. Keine 10 Sekunden nachdem der letzte Fluggast abgefertigt wurde klopfte es auch schon an der Scheibe des Zoll Kabuffs und mir wurde mit einer vielsagenden Geste bedeutet ganz dicht an die Sprechlöcher der Plexiglasscheibe zu treten. Natürlich meinte es der Zöllner nur gut mit mir und machte "especially, for you my friend" ein Angebot. Ein Flug nach Bangkok würde mich ja, seiner Aussage zur Folge, 500US$ (!) kosten und weil ich ja nun sein Freund wäre, würde er mir für die Hälfte ein Visum verschaffen.Zu beachten sind folgende Kennzahlen:
- das BIP in Indonesien liegt bei ~800US$/Kopf
- und mein komplettes Ticket mit Emirates hat mich 650€ gekostet.
Dieses mehr als unmoralische Angebot lehnte ich mit einem Lachen ab und wollte meine Papiere zurück haben. Schnell legt mein neuer Freund ein neues Angebot vor. Ich müsse ja kein Ticket nach Bangkok kaufen, sondern es reiche ja auch, wenn ich überhaupt einen Ausreise Nachweis hätte und Singapur wäre das nächste Ziel. Den Flug dahin würde ich schon für 250US$ bekommen, und nun überschlug er sich förmlich in Freundschaft und Zuvorkommendheit sollte ich weniger als die Hälfte zahlen: 120US$!
Für mich war nun der Zeitpunkt gekommen die Verhandlungen, zumindest vorerst, abzubrechen den Preis der Einreise kannte ich ja nun.
Nur mit Widerwillen rückte er meine Papiere raus.
Was für ein erster Eindruck von einem Land in dem ich 4 Wochen bleiben wollte!
Am nächstenbesten Schalter erfuhr ich aber gleich die unglaubliche Freundlichkeit und Begeisterung der Menschen. Hinter dem Tresen sassen ein Mann und zwei Frauen, die gleich anfingen zu kichern und grinsen. Ich grinste zurück und erklärte meine Problematik. Es wurde ausführlich besprochen und debattiert, nur leider auf Indonesisch, und ich konnte bis dahin gerade Mal "Danke" sagen. Ich wurde dann auch noch in den Plan eingeweiht, der folgendermassen ausschaute. Ich sollte mir für ~160US$, dass ist die Währung in der alles überall und immer bezahlt werden kann und Grundlage jedes Touri/Local Deals ist, ein Ticket nach Singapur kaufen was ich am nächsten Tag Problemlos für 20 Einheiten der Weltwährung wieder eintauschen könne. Das hörte sich nun nach einem akzeptablen Geschäft an um doch noch in das Land zu kommen. Der junge Kerl flitze in einem unglaublichen Tempo durch die Hallen und begrüsste beinah jeden der ihm über den Weg lief. Wir kamen dann an einem Kabuff an in dem zwar Leute waren, jedoch weit wichtigeres zu tun hatten, als sich mit Kunden zu ärgern. Irgendwann, wer hat denn schon eine Uhr im Urlaub dabei, war ich stolzer Besitzer eines open-date Tickets nach Singapur und ich spielte schon mit dem Gedanken gleich nach der Ankunft meine Reisepläne komplett über den Haufen zu werfen und doch in die Stadt zu fahren, wo Kaugummis erst seit kurzem wieder legal zu kaufen sind. Allerdings war ich ja immer noch nicht offiziell in Indonesien. Ich ging also wieder zu den korrumpierbaren Zöllnern und mit einem Augenzwinkern legte ich ihm mein Ticket vor die Nase. Sichtbar verärgert über das entgangene Geschäft klebte er das Visum in meinen Reisepass.
Nun galt es "nur" noch die Immigration zu passieren. Da in der Zwischenzeit etliche Flieger gelandet waren hatten sich dort auch schon einige Schlangen gebildet und die geschätzte Wartedauer lag bei mindestens 2Stunden.
Ich hatte glücklicherweise immer noch meinen neuen und diesmal tatsächlichen Freund, an der Seite der den halben Flughafen kannte. Schnurstracks lief er zum Diplomateneingang. Ich gab ihm sämtliche Papiere und keine 3 Minuten später stolzierte ich mit Diplomaten Status und glücklich wie ein Schneekönig nur sein kann bei 28°C erstmals auf indonesischen Boden. Ich fürchtete nun schon schwer um meinen Rucksack, da die Ankunft ja mittlerweile über 2 Stunden her war und das Gepäckband bestimmt schon abgeräumt wurde. Aber auch hier blieb mir mein Neu gewonnenes Glück hold. Ich bedankte mich anständig und gab meinem Retter und Glücksbringer 5, ja genau von der Währung.
Und genau, dass war nun mein nächstes Problem: schnellstmöglich an Einheimische Währung zu kommen. Die Mitarbeiter der einzigen "offenen" Wechselstube waren damit beschäftigt gen Mekka zu beten oder direkt auf dem Schalter zu pennen! Nach einigen heftigen Schlägen und "Hello" oder auch einem "Sale Maleikum", die keiner Reaktion gewürdigt wurden entschied ich mich weiter auf die Suche einem Geldautomat zu machen.
Meine Glückssträhne schien immer noch nicht ab zu brechen, entdeckte ich doch eine Cittibank deren Kunde ich erst seit kurzem und aufgrund des Urlaubes geworden bin. Ich freute mich schon über die gesparten 5€ Gebühr und gab sie im Geiste schon für ein kühles Bier aus. Doch, und hier endete abrupt meine Serie, ich hatte die Karte noch nie vorher benutzt und wusste die PIN Nummer einfach nicht mehr, nach zwei Risikofreudigen Versuchen entschied ich mich dagegen mein Karte einem indonesischen Automaten zu überlassen. Also, doch die Gebühren zahlen...
Der Wachmann des Geldautomaten, ja richtig das Häuschen wird bewacht von einem schwer bewaffneten Kerl, erklärte mir ich solle doch unbedingt die Taxen der "BlueBird" Gruppe nehmen. Nachdem mir das schon meine Gastgeberin; Ros, empfahl schien mir diese Information zwar wichtig, bedeutet aber gleichzeitig eine weiter halbe Stunde warten, da ich bei weitem nicht der einzige war, der bereit war für einen sicheren Transport ein paar Rupiah mehr zu zahlen.
Die Fahrt im Taxi gestaltet sich etwas chaotisch, da der Fahrer auch nicht so wirklich wusste wo ich hin wollte. Sein Englisch Kenntnisse reichten sich die Hand mit meinen Kenntnissen seiner Sprache. Und so mussten wir einige Mal stoppen und fragen. Die Fahrt dauert zwar etwas länger aber, mit ungefähr 5,5€ doch immer noch preiswert. Ich wusste noch nicht, dass dies mein grösster Posten für die nächsten 1 ½ Wochen sein sollte.
Die Beschreibung von Ros wie ich denn zu ihr gelangen sollte war zwar super genau, nur leider an solchen Dingen festgemachte wie "an der Ecke steht ein Mann und verkauft gebratenen Reis" und der war um diese Uhrzeit einfach nicht mehr da. Glücklicherweise war der Hinweis, dass sie eine grüne Eisentür augenscheinlich. Nach einem klingeln dauerte es keine 5Sekunden bis sie vor mir stand und mich freundlich willkommen hiess.
Ros, im Hintergrund die Comics
Ein Haus hat nicht die gleiche Definition wie im Westen der Welt, allein schon von der Grösse her. Aber die Relationen Zeit und Raum haben hier sowieso eine neue Definition für mich bekommen.
Man tritt in einen Art Flur, in dem auch gleichzeitig der Gaskocher zum zubereiten des Essens steht. In diesem Flur werden die Schuhe ausgezogen Daraufhin gelangt man in den Hauptraum der als Wohnzimmer und bei Ros auch als Arbeitszimmer fungierte. Die Wände waren alle mit Regalen bis an die Decke vollgestellt, sonst steht in dem Raum noch ein variabel klappbarer Tisch und die in Asien allseits beliebten Plastikhocker. Gerade durch das Wohnzimmer ist ein weiteres Zimmer, das Schlafzimmer mit Fernseher und Kühlschrank. Neben dem Flur befindet sich das Badezimmer. Dies besteht, typischerweise aus einem in dem Boden eingelassen Schüssel und einem Trog Wasser überdem ein Hahn ist, mit dem man bei Bedarf den Füllstand erhöhen kann. Die Dusche habe ich nicht vergessen zu erwähnen, es gibt sie schlichtweg nicht. Eine weitere Umstellung ist dass, dieser Raum auch gleichzeitig derjenige ist in dem man am wenigsten Papier findet sich jedoch nichts sehnlicher wünschen würde. Üblicherweise wird die Reinigung mit der linken, unreinen Hand gemacht und dann der in dem Trog, häufig herzförmige Schöpfeimer, mit der rechten, genau die reine, Hand genommen um damit sowohl sein linke Hand zu waschen, als auch zur Spülung.
Ich trat ein in das Wohnzimmer und lernte gleich ihren Nachbarn kennen, der leider kaum Englisch konnte, oder es sich nicht traute. Sehr geläufig waren ihm allerdings die neusten Handy Modell der Firma Siemens und sonstige deutsche Produkte und Namen. Ich unterhielt mich dann angeregt mit Ros und es stellte sich heraus, dass sie gerade fertig studiert hatte und als Bibliothekarin arbeitet. Hier wurde ich gleich wieder Opfer meines westlichen Schubladen Denkens. Ich stellte mir vor wie sie in der Universitätsbibliothek sitzt und Bücher katalogisiert, nummeriert,.. Sie hatte gerade den Sprung in die Selbstständigkeit gewagt und in ihrem Haus einen florierenden Comicverleih aufgezogen. Kunden sind die Schüler der Nahgelegen Schule. Damit war dann auch klar was denn in all den Regalen so akkurat und sauber archiviert stand.
Nach knapp 2 Stunden waren sowohl Ros als auch ich müde. Sie meinte dann zu mir, dass sie nicht hier in diesem Haus schlafen könne, da die Nachbarn wahrscheinlich sowieso schon recht erstaunt gucken würden ein Weissbrot wie mich zu sehen. Ein weiterer Grund war, dass die Nachbarschaft moslemisch geprägt sei und es einfach ungewöhnlich, oder eher gesagt unmöglich, sei wenn ein Kerl bei einer Frau schläft...unverheiratet!
Sie erwähnte dann auch, dass hier um 6:30 die ersten Kids auftauchen um die neusten Comics zu leihen. Sie verliess also das Haus, um bei ihrer Oma zu schlafen die keine 100m entfernt wohnt. Ich war nun alleine in einer fremden Bude in einem fremden Land das mich erst so langsam anfing mich zu mögen. Auf einmal wurde mir der Unterschied zwischen einem Hotelzimmer und solch einer Unterkunft klar. In einem Hotel zeigt man seinen Ausweis und zahlt nicht selten im Voraus. Hier hingegen wurde ich von einer fremden Person sehr freundlich und vertrauensvoll aufgenommen, die noch nicht mal dafür Geld wollte. Gerade als "reicher" West Tourist eine sehr seltene, aber umso schönere Erfahrung.
Während ich mir diese philosophischen Gedanken machte suchte ich verzweifelt nach dem Lichtschalter, der wie ich leider erst am nächsten Tag erfahren sollte hinter einigen Comics versteckt ist. Unglücklicherweise sah die Sicherung aus wie ein deutscher Lichtschalter und ich stand ohne Strom, also auch ohne Ventilator, da! Eine doch eher peinliche Angelegenheit in einem, siehe meine Gedanken oben, fremden Haushalt.
Trotzdem hoffte ich schwer, meinen berühmten gesunden Schlaf nicht von meinem asiatischen Nachbarn Jet Lag geraubt bekommen zu haben.
Auf jeden schlief ich sofort ein und freute mich schon diebisch den Zeitzonen ein Schnippchen geschlagen zu haben. Doch ich hatte die Rechnung ohne den Islam gemacht! Punkt 4:30 ging es los. Der lokale Muezzin liess es sich nehmen mich persönlich aus dem Bett zu holen. Das ganze Spektakel dauert dann ziemlich genau eine halbe Stunde und ich war schwer ängstlich nicht wieder schlafen zu können und meinen gerade genossen Sieg wieder aberkannt zu bekommen.
Motorisierte Rikshaws snd die Hölle, TukTuk fahren in BKK dagegen ist entspannenden
Keine beeindruckende Skyline, aber dafür 'ne Riesen Dunstglocke!
Da kann man alles kaufen...nur kein Bier!
Aufbruch: | Dezember 2004 |
Dauer: | circa 5 Wochen |
Heimkehr: | Januar 2005 |