Peloponnes 2006

Reisezeit: Juni - August 2006  |  von Achim Baehrend

4. Etappe: Patras - Palouki

Highlight der Etappe: Waren wir überhaupt weg?


Nach dem Anlegen des Schiffes in Patras (mit großem Chaos) waren wir also angekommen!
Wir rollten die Schiffsrampe hinunter, am Ende standen wichtige Mitarbeiter der Reederei, die den Fahrern mit wichtigen Gesten den richtigen Weg zum Verlassen des Schiffes zeigten. Eigentlich konnte auch ohne Anweisung niemand den Weg verfehlen, aber, na ja, sah ja auch schön aus, so eine strahlend weiße Uniform in der griechischen Sonne!

Ankunft in Patras

Ankunft in Patras

Wir waren da! In Patras, im Hafen, aus dem genau ein langer Weg hinaus führte. Und diesen Weg schlugen nun alle ein. Wir, als "erfahrene" Peloponnes - Urlauber, stellten uns also völlig entspannt in den Stau, in dem sicheren Bewußtsein, den Weg aus dem letzten Jahr noch zu kennen (war ja auch ganz einfach: Erst mal die Hafenmauer längs, gerade aus raus aus dem Hafen, etwas links halten, den Berg hoch, da dann auf die Autobahn und fertig).
Aber komisch: Da kam erst mal lange kein Berg, und als die Autobahn schon hätte vorbei sein müssen, fuhren wir immer noch am Wasser entlang. Irgendwo war da doch auch noch ein Kreisverkehr gewesen, oder?
In diesem Jahr scheinbar nicht, oder hatten wir uns einfach verfahren? Wir hatten uns einfach verfahren. Nun ist Patras nicht wirklich groß, aber wir hatten es geschafft den Weg zu verlieren.
Irgendwann standen wir in der griechischen Pampas und mussten eine kurze Orientierungskonferenz abhalten: Laut Kompass stand die Sonne in Süd - Ost, es war also noch Vormittag, wir hatten Wasser für drei Tage und Verpflegung für 2, das sollte zunächst reichen. Laut Karte waren wir in Patras (welche Überraschung!) und in 1 Stunde Süd bis Südwest lag das Ziel: Palouki, die Kinder wollten ihr erstes Eis, Mama ins Wasser und Papa das Zelt aufbauen. Was nun?
Die Lösung war so einfach wie naheliegend: Ein gutes Pferd, sagt man, findet immer nach Hause, was in unserem Fall bedeutete: Ein guter Landy findet immer nach Palouki. Wir fuhren, nach Gefühl, im wesentlichen viel gerade aus, und kamen unserem Ziel tatsächlich näher.
Die Fahrweise der griechischen Fahrer hatte sich nur unwesentlich verändert (einzige Regel: Hupen und zügig überholen), dafür waren es deutlich mehr Minikirchen am Straßenrand geworden. Bißchen Müll lag auch wieder rum!

Wir hielten uns an die aus dem letzten Jahr bewährte Taktik: Möglichst weit rechts fahren, also auf dem Standstreifen, und wenn da tatsächlich jemand stand oder ging: Hupen und zügig drüber fahren.
So fuhren wir schließlich die uns bekannte Landtrasse Richtung Pirgos entlang. Und kurz vor einer flachen Kuppe stand rechts am Straßenrand das unscheinbare Schild, auf das wir so lange gewartet hatten: Camping Palouki, 500 m rechts (nicht auf Deutsch!). Die Herzen machten kollektiv einen Sprung, der Landy hüpfte mit und fuhr nach 500 m rechts. Die letzten paar hundert Meter führten durch Felder, vorbei an wenigen Häusern, eine Straße biegt noch mal rechts ab, und wenn dann am Ende das Meer zu sehen ist, liegt links, hinter viel Oleander, der Platz.
Gleich rechts war (und ist) die Rezeption, meist sitzt dort der Chef vor dem Haus und empfängt seine Gäste. Bei unserer Ankunft waren beide vor dem Haus, Chef und Chefin. Ob sie uns oder unser Auto erkannten war nicht ganz klar (eventuell erst das Auto, dann uns), auf jeden Fall freuten sich beide offensichtlich und begrüßten uns sehr herzlich.
So weit, so gut! Nun war der Moment gekommen, die alles entscheidende Frage zu stellen: "Und, ist die 1 frei?", aber keiner traute sich. Warum das so wichtig war? Weil der Stellplatz mit der Nummer 1 für uns der allerallerschönste Platz war, den man sich denken konnte: Direkt am Strand, leicht erhöht, mit 2 Bäumen für die Hängematte, am Bach gelegen mit Blick auf das Meer und Zakynthos! Man stand zwar in der prallen Sonne, aber zum Einen waren wir ja u.a. wegen der Sonne in Griechenland, und zum Anderen hatten wir ein Sonnensegel, also kein Problem.

Schließlich fasste sich die Frau der Familie ein bis zwei Herzen und fragte. "Ist denn die 1 noch frei?", Luft anhalten, Daumen drücken, alle Glücksbringer aktivieren bis zur Antwort: "Ja".
Der dann einsetzende Jubel war größer als beim letzten Heimsieg der Schalker gegen die aus Lüdenscheid Nord. Dazu gab es Freudentänze, Lobgesänge und Dank und die besten Wünsche für unsere Wohltäter, ihre Kinder und Kindeskinder.
Und nun konnten wir zum ersten Mal an den Aufbau unseres Lagers gehen, endlich!
Die Kinder allerdings bewaffneten sich zunächst mit Cashern, Eimern, Netzen und verabschiedeten sich mit den Worten: "Wir sorgen dann mal für das Abendbrot." Richtung Bach. So konnten die Eltern in Ruhe aufbauen, auch schön.
Und wie wir so an die Arbeit gingen, fiel uns auf, dass irgendetwas anders war als sonst. Da wir nämlich unsere Lager immer irgendwie schön oder wohnlich einrichten, ist es zunächst meist nicht so leicht, die richtige Anordnung für alles (2 Zelte, Hängematte, Tisch, Zarges - Kisten, Kochecke, Sonnensegel) zu finden. Aber hier war ja alles aus dem letzten Jahr klar. lager Und so bauten wir die Zelte etwas nach hinten, das kleiner Kinderzelt zum Weg hin, der Tisch kam auf die "Terasse" vor die Zelte, das Sonnensegel darüber, die Kochecke an den Baum und unsere Piratenfahne (früher mal das Erkennungszeichen, als die Kinder noch klein waren) nach vorn an den Weg und fertig!

Und damit fing der Strandurlaub in Palouki an! Wir brauchten keine Eingewöhnung, sondern hatten sofort das Gefühl, der Urlaub ging genau da weiter, wo im letzten Jahr aufgehört hatte. Das war für uns eine völlig neue Erfahrung, denn wir waren bisher noch nie zum zweiten Mal an einen Platz gefahren. Und diese Erfahrung sollten wir in den kommenden Stunden und Tagen bei verschiedenen Gelegenheiten immer wieder machen.
Zum Beispiel waren da die "alten" Bekannten (siehe Peloponnes 2005): Nikos, der dreibeinige, griechische Adoptivhund mit seinen "Hundeeltern" aus dem hohen Norden, oder die herzensguten Mitarbeiter des Platzes. Sprechen konnten wir zwar nicht mit ihnen (Stichwort Sprachbarriere), trotzdem haben wir uns bestens verstanden.
Und natürlich ZIA, eine weitere Mitarbeiterin, die bereits im letzten Jahr unsere Jüngste adoptieren wollte. Unsere erste Begegnung mit ihr war die Seeligkeit pur für unsere Jüngste und Zia. Riesenfreude, Umarmungen und Küsschen rechts und links und das Ganze nochmal von vorn!! Tags drauf gab es übrigens wieder Geschenke von ihr, diesmal für alle drei Kinder! Bunt und schrill und toll und sehr griechisch!

Und dann gings es natürlich zum MEER, ans MEER, ins MEER, unters MEER, und noch mehr und noch mehr! Ein Jahr, ein ganzes Jahr war es schließlich her, dass wir uns vom Meer verabschiedet hatten, und der erste Schritt ins Wasser nach so langer Zeit ist immer etwas ganz Besonderes, fast Feierliches. Ein Moment zum Genießen!!
palouki-restaurant Schwimmen, in der Sonne liegen, mit den Kindern spielen, etwas lesen, etwas quatschen, so vergeht der Nachmittag. Vielleicht zwischendurch ein Kaffee (keinen Frappe, den bekommen wir - trotz aller Liebe zu Griechenland - kaum runter!) und dann ist es langsam Zeit, ans Abendessen zu denken.
Zur Feier der Ankunft gönnten wir uns ein Essen im platzeigenen Restaurant, direkt am Strand, mit Blick aufs Meer (wohin auch sonst?), den Sonnenuntergang gab es gratis dazu. Was will man mehr?
Für die Kinder gab es Moussaka, Gyros, Pommes und Cola, für die Eltern eine kleine Vorspeise, dann Lamm und Fisch und lecker griechischen Wein. So vergehen die Stunden wie im Flug. Zwischendurch kam eine Katze zu Besuch, mit der spielten die Kinder, ab und an kam der Kellner, mit dem spielten, nein, redeten die Eltern, und zum Nachtisch gab es griechischen Joghurt mit Honig. Alles das am Meer, im Urlaub, mit der besten Familie der Welt und der Aussicht, so oder so ähnlich die nächsten Wochen zu verbringen. Fantastisch!

Das Restaurant in Palouki

Das Restaurant in Palouki

Der zweite Tag sah uns erst am Strand und abends vor dem Fernsehgerät! Das Restaurant hatte nicht nur eine große Terasse, sondern auch ein kleines Haus mit 4 - 5 Tischen und der Küche. Dort, bei den Tischen, nicht in der Küche, stand also das Gerät und zeigte uns das Spiel der Deutschen Fußball - Nationalmannschaft um den Platz drei der WM (in unserer Heimatstadt spricht man auch gern vom Spiel um die goldene Ananas). Wir wollten uns allerdings die bisher so positive WM - Stimmung nicht vermiesen lassen und sahen zu. Deutschland - Portugal, live aus Stuttgart.
Na gut, unsere Trikots und Schals hatten wir schon nicht mehr an und Stimmung wollte in dem kleinen Raum auch nicht wirklich aufkommen, trotzdem: Wir waren dabei.
Außer uns sahen noch 3 - 4 weitere Fans dem Spiel zu, der Reporter sprach - natürlich - griechisch (mit albanischen Untertiteln?) und wir verstanden kein Wort, kaum das wir die Namen der Spieler erkannten. Aber die Veranstaltung war eher von gedrückter Stimmung.
Lag es am Wetter? In Palouki regnete es, während die Bilder aus Stuttgart einen schönen Sommerabend zeigten.
Lag es an den Zuschauern vor dem Fernsehgerät? Keiner ließ sich so recht begeistern, und ich erinnere mich nicht mal mehr, wie das Spiel selbst nun wirklich war. Kurzum: Irgendwann war es vorbei, "wir" hatten den dritten Platz und gut war. Abputzen, weiter machen!
Ganz ähnlich erging es uns dann mit dem Finale der WM einige Tage später. Ja, wir haben es gesehen, nein, spannend war es nicht, nicht einmal gut.
Woran ich mich erinnere? Na ja, Italien gewann und der wahrscheinlich beste Fußballer aller Zeiten, Zizou, hatte sich den wahrscheinlich schlechtesten Abgang aller Zeiten verschafft (und den Namen Materazzi haben alle schnell wieder vergessen!). Damit war das Kapitel Fußball Weltmeisterschaft dann auch beendet.
Auf dem Campingplatz ergaben sich neue Bekanntschaften: unsere Kinder waren auf einmal für längere Zeit spurlos verschwunden, kamen, wenn überhaupt, nur zum Essen (selten) und Schlafen (öfter) ans Zelt und verbrachten ihre Zeit an einem uns unbekannten Ort. Nachforschungen in der näheren und weiteren Umgebung und die Befragung von Zeugen (hier meist Kinder) ergaben folgendes Bild: Unsere Kinder waren bei einer Familie mit (fast) gleichaltrigen Kindern eingezogen. Erleichtert wurde der Vorgang dadurch, dass die Neueltern quasi die gleiche Sprache sprachen: Sie kamen aus Bochum.

"Papa, das Zelt von denen hat Räder!"

"Papa, das Zelt von denen hat Räder!"

Und der Hit für die Kinder: Die Familie war mit einem Wohnmobil unterwegs. "Papa", wusste unsere Jüngste zu berichten, "Papa, das Zelt von denen hat Räder!" Mit der Zeit beschnupperten sich auch die Großen etwas und es ergaben sich nette gemeinsam Tage und Abende beim Baden und Grillen und Erzählen.
"Kultur" gabs auch, auf dem Campingplatz! In jeden Urlaub nehmen wir ja sowieso eine Gitarre, viele Liederbücher und noch mehr Lust zum Singen mit. Ein anderer Urlauber (Roland?) saß tags öfter mal vor seinem Zelt
und übte Bouzouki. Das interessierte mich natürlich sehr und so kamen wir ins Gespräch. Er war Holländer, kam seit Jahren nach Palouki und kannte Kostas (der abends im Restaurant arbeitete).
Kostas spielte ebenfalls Bouzouki und war so etwas wie der Lehrer des Holländers. Denn die trafen sich jeden Mittag zur Unterrichtsstunde im Cafe. Kurz: Irgendwann wurde ich dann von Yannis, einem weiteren Mitarbeiter des Restaurants, der mit uns im letzten Jahr schon einen Abend mit Wein und Liedern im Restaurant verbracht hatte, eingeladen und durfte mit der Gitarre zuschauen und mitmachen.
Allerdings war das für mich nicht so ergiebig. Kostas spielte zwar gut, sang aber nicht und der Holländer musste wirklich noch viel lernen.
Trotzdem habe ich einen coolen 18/8 Rhythmus mitgenommen.
Die Stunde am nächsten Tag habe ich dann bereits verschlafen (14:00 Uhr!!) und damit war meine Karriere in der griechischen Folklore auch schon wieder beendet.

Urlaub statt Karriere!

Urlaub statt Karriere!

Da musste die Karriere eben warten: Jetzt war Urlaub angesagt! Auch in diesem Jahr hatten wir unsere "Schwimmreifen" mit. Nicht diese bunten Dinger vom REAL, sondern 2 ausgewachsene Autoschläuche (ja, der Defender hat noch Reifen mit Schläuchen!) und einen ehemaligen Treckerschlauch. Wenn die vom Landy schon groß sind, so ist der aus dem Trecker R I E S I G! Er trägt locker 4 Erwachsene oder 27 Kinder, auch gleichzeitig.Trotz Luftpumpe war es ein langwieriges Unterfangen, diesen Reifen zu füllen. Pusten ging schon mal gar nicht! Selbst mit einer guten Pumpe dauerte es ziemlich lange, die beste Lösung war da immer noch die Tankstelle!
Wenn man sich also auf diesen Reifen drauflegte, Beine drüber, Kopf auf den Rand (so eben!), dann hing die Kiste im
Wasser. So konnte man es aushalten. Mit den Händen war er zu steuern, musste aber nicht sein. Lieber treiben und dabei sanft schaukeln lassen.
Das war dann doch schöner, als sich um die Karriere zu kümmern. Zumindest solange, bis die Kinder kamen. Dann war es mit der Meditation vorbei, dann wurde geentert. Und der Vater? Der musste sich entweder ergeben (was sofortige Kerkerhaft zur Folge hatte) oder er musste sich der
Piratenbande anschließen (was stundenlanges Rumtoben zur Folge hatte und fast immer gewählt wurde). Urlaub, eben!

Die nächstgelegene Stadt hieß (und heißt immer noch) Amaliada. Zum Einkaufen fährt man hin, sieht aber nicht viel, denn die Supermärkte liegen am Stadtrand.
Und wenn man dann mal ins Zentrum fährt, sieht man auch nicht viel, denn es gibt nicht viel zu sehen. Schachbrettartig angelegt, eher schmucklose Häuser, 1 - 2 Etagen hoch, selten höher, ein paar Geschäfte, ein paar Cafes, ziemlich viele Autos, mehr hat die Stadt kaum zu bieten bieten, wäre da nicht jeden Samstag Markt.
Es war also Samstag, wir brauchten frisches Futter, wollten ein bischen Trubel und machten uns auf den Weg nach Amaliada.
Schon von weiten sah man am Horizont Rauchzeichen aufsteigen. Feuer auf dem Markt? Brennts da?
Keine Ahnung! Wir stellten den Landy ab und gingen los.
Vor dem Markt ein staubiger Parkplatz, an dessen Rändern sich die ersten Verkäufer aufgebaut hatten.
Offene Kleinlaster standen da, vollbeladen mit Melonen, Kartoffeln, Zucchini, alles zu regelrechten Bergen aufgestapelt! Wir widerstanden den Angeboten und gingen zum eigentlichen Marktplatz.
Ein enger Weg, rechts und und links mit Marktständen gesäumt, nahm uns auf, d. h., Vater, Mutter und drei Kinder mit einem weiteren Elternpaar vom Camping und deren 2 Kinder, grob geschätzt also 9 Leute. Nicht gerade wenig, aber wir fielen nicht weiter auf, denn ausser uns besuchten den Markt noch einige zehntausend andere Menschen, übrigens fast ausschließlich Einheimische. Uns umfing also eine wohlige Enge und der direkte Körperkontakt zu den Menschen hatte seinen ganz eigenen Reiz.

Der Markt von Amaliada

Der Markt von Amaliada

In diesem Gedränge war es nicht möglich, den Wald vor lauter Bäumen, die Hand vor den Augen oder die Kinder unter den Menschen zu sehen. Schließlich war also unsere Jüngste "weg"! Noch bevor wir allerdings in Panik ausbrechen konnten bemerkten wir links vor uns hektische Betriebsamkeit.
Eine sehr alte Dame war damit beschäftigt, einen sehr großen Beutel mit Oregano, der wohl auf dem Boden gestanden hatte, wieder hinzustellen und die Kräuter vom Boden in den Sack zu füllen.
Beobachtet wurde sie dabei von einem uns unbekannten Huhn und einem uns bekannten kleinen Mädchen.
Erleichtert stellten wir fest: Das Mädchen gehörte zu uns, das Huhn nicht und die alte Dame lachte!!
Folgendes war wohl geschehen: Unsere Jüngste hatte also das Huhn entdeckt und machte sich unverzüglich auf den Weg zu ihm. Dadurch hängte sie zuerst die Eltern ab und stolperte als nächstes über den Sack Oregano. Die Eltern sorgten sich, der Sack fiel um und die Kräuter rieselten auf den Boden (eigentlich sollten die verkauft werden).
Das Kind und das Huhn bekamen einen großen Schrecken und nun stand es (das Kind, nicht das Huhn) ohne Eltern in einem Berg von Oregano. Die alte Dame fing an aufzuräumen, das Kind half und wurde in diesem Moment von den glücklichen Eltern entdeckt. Eine große Menge an Zuschauern (darunter ein Huhn) sahen dem Geschehen zu. Alle hatten ein Lächeln auf den Lippen (ich glaube auch das Huhn!) und jeder wusste etwas zu sagen (natürlich auch das Huhn), nur unsere Jüngste nicht.
Irgendwann war der Weg dann gefegt, der Sack etwas voller als vorher und nun konnte endlich das Huhn besichtigt und gestreichelt werden. Die alte Dame küsste das Kind, das Kind küsste das Huhn und die Eltern küssten sich!
Der Ursprung der Rauchzeichen blieb uns immer noch verborgen. Sie wurden zwar deutlich dichter, ballten sich über uns zusammen, nur die Quelle blieb unbekannt. Aber sie rochen recht gut, ziemlich nahrhaft, diese Rauchzeichen!

Im Hintergrund: Die nette alte Dame

Im Hintergrund: Die nette alte Dame

Wir setzten unseren Marktbummel fort. Vorbei an Ständen voller Orangen und Gurken, Trauben und Paprika und allem anderen, was man sich nur denken kann. Übrigens zu sehr zivilen Preisen, also deutlich billiger, als im Supermarkt.
An einem Gemüsestand blieben wir schließlich stehen und wollten kaufen. Etwas Frischzeug sollte es sein, Gurken, Paprika, so in der Richtung. Kaum das wir standen, hatten wir schon eine Kostprobe in der Hand. Die Kinder Pfirsiche (wie kamen die an den Gemüsestand?) und Honigmelone (?), die Erwachsenen ein Stück Gurke oder Paprika. 9 Menschen standen also und futterten, als ein kurzes Pfeifen und ein Zischen die Idylle störte. Im selben Moment landete eine Gurke vor uns in der Auslage. Unsere Blicke gingen etwas ratlos hin und her: Wieso können griechische Gurken fliegen?
Der Verkäufer hinter dem Stand hatte sich schnell einen Helm aufgesetzt und lachte lauthals. Seine Kinder hatte er unter den Stand geschoben und in der rechten Hand hielt er zwei Gurken (links auch!). Allerdings konnte er im Moment nichts weiter tun als lachen.
Hinter uns hörten wir ebenfalls lautes Lachen! Der Verkäufer des Standes auf der anderen Seite hatte ebenfalls einen Helm auf, ein Fangnetz in der linken, und drei Gurken und zwei Paprika in der rechten Hand. Unser Verkäufer hatte sich mittlerweile soweit in der Gewalt, das er in zusammenhängenden Sätzen griechisch reden konnte, mit uns, und mit dem Verkäufer von der anderen Seite.
Was er uns sagte, bleibt wohl für immer ein Geheimnis, auf der anderen Seite wurde aber das Netz klargemacht und im selben Moment flog eine Gurke von unserem Stand in das Netz! Guter Wurf!

Zurück kamen zwei Paprika, eine rot, die andere grün und landeten genau auf dem Tisch vor uns. Bei ihrem Flug zischten die so nah an unseren Ohren vorbei, das wir uns auch nach Helmen umsahen.
Beide Werfer lachten sich halb tot. Wir wurden leicht nervös und sorgten uns um das Wohl der Kinder.
Mittlerweile waren die benachbarten Standbesitzer aufmerksam
geworden. Auch sie wollten ihren Spaß haben und fingen an, sich an der Schlacht mit ihrem jeweiligen Sortiment zu beteiligen. Es flogen: Weintrauben und Pflaumen, rote Beete und Kartoffeln, hier und da eine Möhre, manchmal eine Orange.
Als dann die ersten Verkäufer nach Melonen suchten,
organisierten wir einen geordneten Rückzug. Das fiel nicht weiter auf, denn uns beachtete sowieso schon seit einiger Zeit niemand mehr. Verluste hatten wir keine, aber eingekauft hatten wir auch noch nichts!
Nur unseren Jüngste hatte einen Beutel mit Gemüse am Arm; Geschenke, wie wir später heraus fanden. Die Einkäufe würden wir später noch mal versuchen.
Unsere Flucht führte uns in den "tierischen Bereich" des Marktes. Hier gab es im wesentlichen Fisch und Fleisch, Wurst und Käse (fliegen konnte das alles nicht!). Und gleich an einem der ersten Stände gab es kein Weiterkommen mehr. Die Kinder hatten ("Papa, guck mal wie süß!!) Kaninchen und Hasen entdeckt, lebendige! Die Tiere saßen in Käfigen hinter und unter dem Stand, mümmelten an Grünzeug und wurden beaufsichtigt von einer griechischen Großfamilie als Standbesatzung: Großvater und Großmutter mit 2 Kindern, deren Söhne und Töchter (3) und mehrere kleinere Kinder (ca. 27).
Großvater hatte ein großes Herz für Kinder und war offensichtlich gewillt, eines der Tiere uns zu verkaufen (klar, warum war er wohl sonst auf dem Markt?). Während wir Eltern die Tiere noch etwas distanziert betrachteten, waren die Kinder bereits hinter und unter dem Stand und streichelten, was das Zeug hielt.

Eines der Kaninchen ("Papa, guck mal das kleine, süße, braune!!") hatte die Herzen der Kinder gewonnen.
Das blieb Großvater natürlich nicht verborgen: Sofort nannte er dem Vater einen Preis und zeigte mit einer Geste, das dieses Tier besonders lecker sei. Kinder und Vater waren entsetzt!

"Papa, das süße, kleine, braune wird nicht gegessen!"

"Nein Kinder, sicher nicht von uns!"

"Auch von niemand anders, denn wir nehmen es mit zum Spielen!"

Großvater deutete mittlerweile mit Gesten an, wie das Tier geschlachtet wird.

"Kinder, wir kaufen kein Tier als Spielzeug und auf den Campingplatz kommt auch kein lebendiges Tier!"

"Du willst es doch töten!!"

"Nein Kinder, ich will es einfach hier lassen, nicht kaufen, nicht schlachten und nicht essen!"

Großvater verstand natürlich von dem Gespräch kein Wort und schaute ziemlich ratlos.
Nun mischte sich auch der Rest der Großfamilie in die Verkaufsverhandlungen ein. Großvater, Großmutter, Kinder und Kindeskinder redeten gleichzeitig, dazwischen die eigenen Kinder und zu guter letzt auch noch das Kaninchen, das kleine, süße, braune.
Ratsuchend sah sich der Vater nach der Mutter um, fand sie aber nicht! Stattdessen stand der Großvater vor ihm, hielt das Kaninchen hoch und sagte etwas sehr griechisches (wahrscheinlich so etwas wie "Schauen sie mal das kleine, süße, braune, ...).
Das war der Zeitpunkt zur Flucht: "Kinder", sagte der Vater, "Kinder, ich gehe jetzt mit eurer Mutter weiter. Wenn ihr wollt, kommt ihr mit! Wenn nicht, werdet ihr griechische Kaninchenzüchter!"
Dasselbe sagte er dem Großvater und ging. Sehr langsam zwar, um den Kindern eine Chance zu geben, aber er ging. Am nächsten Stand traf er mit seiner Frau zusammen und schlenderte langsam weiter.

Was genau sich in der Zeit am Kaninchenstand abgespielt hat, ist nicht überliefert. Nach einiger Zeit aber kam eine Horde Kinder hinterher, die meisten davon waren uns bekannt. Alle scharten sich um die mittlere unserer Töchter, denn die hatte etwas auf dem Arm: ein kleines, süßes, braunes Kaninchen.
Vaters Ohnmacht währte nur kurz. Jetzt hatten wir das Tier schon wieder an der Backe! Da unsere Kinder kein Geld in der Tasche hatten, musste es sich wohl um ein Geschenk handeln.
Aber Vater blieb eisern. Er wollte das Tier nicht schlachten, nicht essen und nicht als Spielzeug auf dem Campingplatz haben. Da blieb nur eins: Zurück bringen!
Da die Kinder sich weigerten, nahm er das Tier und ging zurück zum Stand. Große Freude brach bei der Großfamilie aus, nur Großvater guckte etwas misstrauisch.
Aber um nicht die Spur eines Zweifels aufkommen zu lassen, sprach Vater in einer Tour auf die armen Menschen ein, schnell und deutsch. Dabei setzte er der Großmutter das Tier auf den Schoß, küsste Großvaters Rocksaum und lief die nächsten 100 m in gefühlten 7,8 Sekunden.
Um diesen Bereich des Marktes machten wir dann bei unserem weiteren Bummel einen großen Bogen. Das fiel auch nicht wirklich schwer, den der Rauch legte sich langsam aber sicher, wie englischer Nebel, über diesen Teil. Dass uns allerdings am nächsten Stand eine ähnlich tierische Überraschung erwartete, wussten wir natürlich noch nicht.
Sehr erleichtert setzten wir unseren Bummel fort. Eine erste Inventur ergab: Gekauft hatten wir noch nichts, aber geschenktes Gemüse baumelte am Arm unserer Tochter. "Wie wäre es", fragte die beste Ehefrau von allen, "wie wäre es, wenn wir Fisch grillen?"

Einen Grill hatten wir, Fisch mochten wir, und dem Geruch nach zu urteilen musste ein Stand in der Nähe sein. Also gut, Fisch sollte es sein.
Die Kinder wurden als Scouts los geschickt, sie sollten den Stand suchen und hatten ihn auch schnell gefunden. Dort verkaufte Poseidon persönlich! Groß, lockige Haare, ein riesiger Bart (irgendwo lehnte auch ein Dreizack!) und ein unendlich freundliches Lächeln im Gesicht!
Nun standen die Eltern da und hatten die Qual der Wahl. Während sie noch auswählten, hatten die Kinder bereits eine Entdeckung gemacht.

"Papa, wieso hat der Fisch da so große Zähne?"

Nun, das war Papa auch nicht so ganz klar.

"Und Papa, wieso hat der Fisch so einen großen Mund?"

Während Papa noch überlegte, in welchem Märchen er denn da nun war, kam schon die nächste Frage:

"Und Papa, wieso liegt da nur der Kopf?"

In diesem Moment dröhnte ein Bass von hinten: "Shark!". Poseidon hatte sich zu Wort gemeldet und Papa konnte den Kindern nun endlich Antworten auf all die Fragen geben. Die Kinder betrachteten weiter den Haikopf, ("Boah Papa, guck mal die Zähne!!") Poseidon blieb bei ihnen und die Eltern versuchten, einen Fisch zum Grillen auszusuchen. Erschwert wurde dieser Versuch durch den dichter werdenden Rauch, der sich immer schneller über die Szene legte.
Auch die Kinder waren mittlerweile nicht mehr zu sehen! Die Nervosität der Eltern beendete den Einkauf. Nach mehreren Rufen tauchte der Nachwuchs aus dem Nebel auf und an Einkauf war nicht mehr zu denken: Man sah einfach nichs mehr. Die Atemnot war noch nicht so schlimm, aber trotzdem suchten wir einen anderen Bereich des Marktes, mit Licht und Luft.

Nach einigen Schritten sagte unsere Jüngste:

"Papa, die Tüte ist so schwer!"

Tüte? Welche Tüte, wir hatten doch nichts eingekauft und die Gemüsegeschenke baumelten schon lange am Arm des Vaters. Also stellte er die alles entscheidende Frage:

"Welche Tüte?"

Die Antwort war so einfach wie naheliegend:

"Die hier!"

und damit hielt sie einen Sack von der Größe eines Kleinkindes vor sich.

"Wo kommt die denn her?"

"Von da!"

Sie zeigte Richtung Poseidon.

"Und was ist da drin?"

"Shark!" war die Antwort, nicht ganz so bassig wie vorhin.

"Wie Shark? Wieso Shark? Zeig her!"

Papa öffnete die Tüte und fand darin zunächst eine weitere Tüte und darin dann jede Menge Eis. Unter dem Eins kam der Haifischkopf zutage ("Boah Papa, guck mal die Zähne!") und zwei weitere Köpfe derselben Tierart. Da hatte der gute Poseidon den Kindern eine Freude machen wollen, und ihnen drei Haifischköpfe geschenkt. Dies erzeugte große Freude bei den Kindern und eine gewisse Ratlosigkeit bei den Eltern.

"Was wollt ihr denn damit machen?"

"Papa, die nehmen wir mit zum Zelt und untersuchen die."

Aus pädagogischen Gründen sah Papa ein, nun nachgeben zu müssen, beim Kaninchen hatte er sich schon durchgesetzt.

"OK, aber wenn die anfangen zu stinken, kommen sie weg!"

"Mensch Papa, die sind doch auf Eis!"

Bei gefühlten 43 Grad im Schatten überzeugte das den Vater nicht sehr, aber die Köpfe kamen mit.
Unser Weg raus aus dem Rauch führte uns nun in den wenig ergiebigen Bereich mit Textilien (überall "original" Adidas, Lacoste usw.) und Haushaltswaren. Die Luft war hier gut, aber an Einkaufen war nicht zu denken, also was tun? Wir zählten kurz durch und stellten 1. fest, dass niemand verloren gegangen war und 2., dass alle Hunger hatten (besonders der Vater mit einer Gemüse- und einer Fischtüte am Arm!).
Folgender Entschluss wurde gefasst: auf dem Weg zum Gemüse wollten wir die Quelle des nahrhaft riechenden Qualms erkunden, da eventuell was Essen und dann beim Verlassen des Marktes alles Notwendige einkaufen.

DER Grill!

DER Grill!

Der Wind war uns gnädig, als wir kurze Zeit später vor der Quelle des Bodennebels standen: Mitten auf dem Markt befand sich die amtliche Grillstation Amaliadas. Rund 200 iebevoll arrangierte, weiße Plastikstühle standen an weißen Plastiktischen, alles unter einem Sonnendach, daneben ein Verkaufswagen für Getränke und daneben: DER Grill.
Das schreibt sich jetzt doch etwas harmlos und klingt nach
Gartengrill. Wir aber standen vor einer Art Hochofen in der Größe eines Doppelbetts. Ein Höllenfeuer loderte, darüber das Grillgitter, auf dem problemlos 2 - 3 Kühe Platz gefunden hätten, darüber ein Rauchabzug, der in einem mittelgroßen Schornstein endete, aus dem dann eben ungeheure Mengen weißen Qualms entlassen wurden. Der Wind drückte den Qualm auf den Boden und verteilte ihn auf dem Markt. So war das also!
Hergestellt wurde der Qualm von 5 Männern vor dem Grill, die, gekleidet wie früher die Stahlarbeiter in Rheinhausen, kleine Fleischspieße in eine Marinade aus Öl, Öl und Öl tunkten und diese dann auf den Grill legten, immer 70 pro Hand und Arbeitsgang.
Waren die Spieße fertig gegrillt, kamen sie zunächst noch einmal in die Marinade (Zitronensaft und Kräuter waren übrigens auch drin) und dann in den Verkauf. Vor dem Grill drängelten sich nämlich hunderte Einheimischer und kauften was das Zeug hielt, frei nach dem Motto: "Fleisch ist mein Gemüse"! Wir schlossen uns also dem lokalen Brauch an, kauften mehrere Dutzend Spieße, einige Dosen Cola und stärkten uns landestypisch. Ein paar Oliven vom benachbarten Stand dienten als Alibi.

So gestärkt konnten wir dem Ende unseres Einkaufs ins Auge blicken. Noch hatten wir quasi nichts von dem, was wir wollten (Nahrung für die kommenden Tage), aber einiges, was wir nicht brauchten (Fischköpfe). So setzten wir also zum Endspurt an und erstanden in der Nähe des Grills mehrere Tonnen Obst und Gemüse, und da der Markt so langsam seinem Ende zu ging, alles zu mehr als zivilen Preisen und erneut mit vielen Geschenken.

Vater gab sein Bestes und schleppte alles zum Auto. Das war anschließend leicht überladen und hatte auch noch Schlagseite, denn auf einer Seite hing aussen am Gepäckträger die Tüte mit den Haifischen und tropften vielversprechend vor sich hin.
Zurück am Campingplatz war das Eis in der Tüte natürlich lange geschmolzen, aber das Interesse der Kinder an der Anatomie der Haie ungebrochen.
Während die Eltern das Auto entluden versammelten sich
die Kinder der Umgebung in der Nähe unseres Zeltes zur Begutachtung der Fische. Es folgten mehrere Stunden intensiver medizinischer Untersuchungen und Beratungen, wobei viele anatomische Rätsel gelöst und sicher auch die eine oder andere Doktorarbeit in groben Zügen umrissen werden konnte.
Ein junger - zukünftiger - Nobelpreisträger verabschiedete sich mit den Worten: "Geil die Viecher!".

Auf unserem Traumplatz am Meer verabschiedete sich der Tag mit einem Sooenuntergang aus dem Bilderbuch! Uns erwartete ein ruhiger Abend in entspannter Atmosphäre, mit einem guten Abendbrot und der Gewissheit, unsere Jugend einen großen Schritt nach vorn gebracht zu haben. Einzig der intensive (Hai-)Fischgeruch ließ Romantik nicht so recht aufkommen und verfolgte uns bis in den Schlaf.

Dies ist keine Postkarte, sondern so sah es wirklich aus

Dies ist keine Postkarte, sondern so sah es wirklich aus

Kurz nach Sonnanaufgang stellten sich 3 Rabauken (einer klein, einer mittel und einer groß) vor die Schlafkabine der Eltern und verkündeten mit ca. 199 dB: "PAPA, DA IST EIN SCHATZ IM HAFENBECKEN!!!"
Diese Nachricht bedeutete unter anderem: "Steh jetzt sofort auf und hilf uns, den Schatz zu bergen."
Na gut, es war Urlaub, die Kinder eroberten die Welt, also machte Vater mit! "Kinder," sagte er, "Kinder, erst will ich frühstücken und dann holen wir den Schatz, OK?".
Ganz schlechte Formulierung, das war sofort klar.
"Nein," war die Antwort, "erst der Schatz, dann das Frühstück!"
Die Verhandlungen zogen sich dann etwas in die Länge, endeten aber damit, dass Vater erst frühstücken konnte (Mutter auch), und die Kinder in der Zwischenzeit alle notwendigen Vorbereitungen erledigten.
Es stellte sich nämlich heraus, dass es sich bei dem Schatz um einen alten Anker handelte, der irgendwo tief im Wasser des Hafenbeckens lag, also benötigten wir zur Bergung allerhand Werkzeug (lange Bambusstangen, Seile, eine Taucherglocke und den Schwimmkran).
Kaum war der letzte Bissen im Mund, erschienen die Kinder bestens mit allem ausgerüstet, was zur Schatzbergung benötigt wurde, also ging es los.
Wenige Minuten später standen wir am Hafenbecken und suchten den Anker. Und da lag er: Wenige Meter tief, wenige Meter vom Rand entfernt, groß und rostig und unbenutzt.
Mittlerweile war auch Vaters Jagdinstinkt geweckt: Der Anker sollte unser werden. Nur wie? Kinder rein werfen und auchen lassen ging irgendwie nicht. Vater springt rein und taucht: Auch schlecht. Also wurden einige Bambusstangen zusammen gebunden und damit verlängert. Vorn an die Spitze kam eine Schlinge (erinnert sich jemand an HATARI? Da sitzt John Wayne vorn auf einem Geländewagen und versucht mit einem ähnlichen Gerät Nashörner zu fangen. Klappte auch!) und dann ging das "Ankerfischen" los.

Der erste Versuch: Ging daneben. Der zweite Versuch: auch. Beim dritten Versuch verhedderte sich die Schlaufe irgendwie am Anker und saß fest. Jetzt nur noch ziehen und freuen, sagte die Theorie. In der Praxis allerdings weigerte sich das Ding (wie im Film die Nashörner!). Irgendwie saß der Anker fest. Da half nur eins: Fester ziehen.
Also zogen Vater und zwei Kinder fester und zogen und zogen und landeten schließlich auf dem Po, denn es kam, wie es kommen musste: Auf einmal war das gute Stück lose und wir konnten es an Land ziehen!
"Geil", sagten die Kinder (und der Vater).
Unter Freudengesängen ging der Triumphzug dann den Strand entlang zurück zum Zelt. Vorneweg das kleinste Kind mit der Beute, dann die größeren Kinder und schließlich der Vater. Am Zelt wurde das gute Stück von der Mutter und allen Nachbarn und Nachbarskindern ausgiebig bewundert.
Klar das der Anker von da an unser Reisebegleiter wurde.
Er lag auf dem Dachträger und gab damit dem Landy eine maritime Note. In der Zwischenzeit ist er längst ein "Mitglied der Familie" geworden: er ziert die Terasse unseres Hauses.

Liebe Nachbarn aus dem letzten Jahr waren übrigens auch wieder da. Sabine, Jo und Shanty aus der Nähe von Marburg mit ihrem uralten Wohnmobil, vielen Büchern und viel Zeit zum Reden!
Es gab gemeinsame Unternehmungen, wir kochten und aßen zusammen und die Kinder hatten Shanty (den Nachbarshund aus Marburg)!
Schön solche Menschen zu treffen und Zeit mit Ihnen verbringen zu können!

© Achim Baehrend, 2009
Du bist hier : Startseite Europa Griechenland 4. Etappe: Patras - Palouki
Die Reise
 
Worum geht's?:
5 Wochen mit der Familie, dem Zelt und dem Land Rover unterwegs. 4 Wochen davon auf dem Peloponnes.
Details:
Aufbruch: 29.06.2006
Dauer: 6 Wochen
Heimkehr: 07.08.2006
Reiseziele: Italien
Griechenland
Der Autor
 
Achim Baehrend berichtet seit 15 Jahren auf umdiewelt.
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