Marokko 1985
Reisetagebuch und gescannte Dias von 1985. Meine erste Flugreise damals.
Reisetagebuch 1985
Marokko Reisetagebuch 27.1.1985 - 17.2.1985
Tag 1
Anreisetag. Dunkel, kalt und Winter: Um 4:15 sind wir in Hamburg aufgestanden und haben uns zum Flugplatz begeben. Der Taxifahrer war enorm nett für 5 Uhr früh und hat uns aufgeheitert (4,80 DM). Frühstück nach der Gepäckaufnahme (beide Koffer 20,2 Kg), zwei Toast, Fleischsalat und Putenfilet ..Kaffee miserabel, die Menschen um uns müde und aufgeregt. Jeder auf seine Weise. 6:30 Uhr geht es dann endlich los. Der Start war sehr steil und die Boing 737 schüttelte und bebte. Ankunft in Köln um 7:15 Uhr. Wetter auch nicht besser. Das Schlimmste an Köln laut meiner Verlobten: Nur 1 einzige Damentoilette ..also anstehen. Duty free shop: Stange Malboro 21.- DM ....zu teuer (Anmerk: ja, so war das mal!). Dann ging es endlich los. Wir wurden auf einen Nebenstellplatz zu einer kleinen 70er-Jahre Chartermaschine (2-strahlige Caravelle) der SAT gefahren. Prima Sitze 12 a und b direkt neben der linken Tragfläche. Die Caravelle hat nicht viele Sitzplätze und es ist ziemlich eng. Das Cockpit wird nur durch einen Vorhang abgetrennt, der während des Fluges sogar zur Seite gezogen wird, so dass man die Piloten "arbeiten" sieht!
Die Flugroute: Am Rhein südwärts (Wolken) - Lyon - Toulouse - Pyrinäen (Wolken reißen auf) - Madrid klar zu sehen -Andalusien - Gibralta (traumhaft: Europa und Afrika zu sehen) - Tanger Atlasküste (alles sehr genau zu sehen, Marokko ist oft sehr rotfarbig).
Agadir 1985
Ankunft in Agadir um 12:40 Uhr. Die Tür wird geöffnet und herrliche warme Luft mit Blütengeruch strömt ins Flugzeug ..endlich Sommer. An der Zollabfertigung mussten wir lange warten, aber alle Beamten waren sehr freundlich. Einer interessierte sich sehr für meinen Pocketcomputer und fragte nach dem Preis. Dann Bustransfer zum Hotel Residence Farah ..ein Kofferträger schnappte sich unerwünscht unsere Koffer und hat 2 DM bekommen (Willkommen in Marokko!).
Residence Farah, Rue de la Fore
Das Hotel ist einfach und liegt an der Rue de la fontaine. Wir haben alles sofort mit Sacrotan desinfiziert (ja,ja, typisch deutsch). Der Balkon geht leider nach Norden.
Nachmittags:
Erst einmal zum Strand gegangen. Liegt ca 15 min vom Hotel entfernt. Der kilometerlange Atlantikstrand hat uns sehr imponiert. Nicola wurde sofort von einem Strandverkäufer bearbeitet, weil Sie nur kurz eine Tasche ansehen wollte und der war beleidigt, als wir ohne Kauf weiterzogen (daran mussten wir uns erst gewöhnen).
Abends:
Im Restaurant neben dem Hotel für 115 DH (ca 39,- DM) gegessen. Sehr freundliche Bedienung. Dann endlich schlafen. Die Betten viel zu weich. Man versinkt in einer tiefen Kuhle und bricht sich fast das Rückrat.
Tag 2
Frühstück: 1 Brötchen, 1Hörnchen, Orangenmarmelade, Kaffee (entsetzlich)!
Um 9:00 Uhr im Hotel Sahara ein Neckermanmeeting mit Cocktail. Anschließend wurde eine Stadtrundfahrt für 35 DH veranstaltet. Wir sind zuerst zur alten durch ein schweres Erdbeben am 29.2.1960 zerstörte portugiesische Kasbah hochgefahren.
85er Blick (noch ohne Promenade und Marina)
Anschließend sind wir nach Inezgane (grenzt im Süden hinter dem Sous an Agadir) gebracht worden, damit wir einen ersten orientalischen Eindruck bekommen, denn Agadir ist nach dem Erdbeben fast europäisch wieder aufgebaut worden. In Inezgane haben wir den großen Souk (Marktplatz) besucht. Wir waren fasziniert und auch bedrückt.
Souk
Im wilden Durcheinander liegen Waren aller Art auf dem Boden und es ist ein gewaltiges Getummel von Menschen. Bedrückend war es, weil es dort auch unsagbar arme Menschen gibt, die am Rande des Souks im unvorstellbaren Schmutz arbeiten. Schuhputzer, Schrotthändler, Friseure und Lebensmittelhändler. In Deutschland würde man so manche "Ware" als wertlosen Müll bezeichnen. Für 2 DH (70 Pfennig!) haben wir 2 kg herrlich schmeckende Orangen gekauft.
Mittags - auf Hoteldachterasse gesonnt.
Nachmittags - Post und Bank gesucht. Leckeres Berber-Fladenbrot für 0,50 DH gekauft.
Abends - In der Hotelbar ein Bier (Special) getrunken.
Tag 3
Frühstück: 1 Brötchen, 1Hörnchen, Orangenmarmelade, Kaffee (entsetzlich)!
Vormittag - Wir waren bei der Banque de Maroc und haben mit EC-Scheck Geld geholt. Anschließend waren wir im einzigen Festpreissupermakt Uniprix und haben zwei marrokanische Weine Rose-Weine gekauft (Oustalet und Ksar - beide prima). Ab 12:00 Uhr bin ich dann entlang des Strandes kilometerweit bis zur Mündung des Flusse Sous gewandert. Dort gibt es Flamingos und es ist kein Tourist mehr anzutreffen. Eine herrlich Landschaft hat sich mir dort gezeigt. Die Sonne hat es mir aber auch gezeigt und mir bei meiner Rückkehr um 15:30 Uhr einen dicken Sonnenbrand (im Januar!) beschert.
Nicola hat während ich weg war sofort festgestellt, dass Frauen ohne Begleitung gleich von Marrokaner angesprochen werden. Das Ergebnis: Ein Sharif hat uns zum Minztee eingeladen. Sharif ist Händler für Teppiche, Silber und Lederwaren und spricht prima deutsch, dass er sich mit Freunden selbst beigebracht hat. Er hat praktischerweise gleich neben dem Hotel eine Wohnung.
Abends - Essen gegangen im "Pierre de Sur". Tajne und eine Vorspeise. Ab diesem Zeitpunkt liebe ich Tajine. Sehr schmackhaft und lecker.
Tag 4
Frühstück: 1 Brötchen, 1Hörnchen, Orangenmarmelade, Kaffee (entsetzlich)!
Heute ist es kühl. Gammel- und Lesetag. Wir waren nur einkaufen (Cola 2,70 DH, Brot und Postkarten).Mittags - Fladenbrot mit Birnenmus. Abends sind wir Essen gegangen: Calamaris a la provence.
Tag 5
Frühstück: 1 Brötchen, 1Hörnchen, Orangenmarmelade, Kaffee (entsetzlich)!
Heute wieder ein heißer Tag und blauer Himmel. Haben zuerst 20 Postkarten geschrieben und dann haben wir beschlossen, Richtung Norden Agadir zu erkunden. Am Strand Richtung Hafen (Anmerk. Damals gab es die Promenade noch nicht). Dann entlang der staubigen Strasse unterhalb der Kasbah bis zu einem unfreundlichem Felsenstrand. Auf dem Rückweg kurz im Freihafen in einem (schmuddeligen) Hafenrestaurant einen Tomatensalat gegessen. Im Hotel Nickerchen und lesen. Abends dann Fisch und Huhn für 57 DH gegessen.
Tag 6
Frühstück: 1 Brötchen, 1Hörnchen, Orangenmarmelade, Kaffee (entsetzlich)!
Lese- und Gammeltag auf der Hoteldachterrasse. Natürlich Sonnenbrand eingefangen. Salat im Restaurant für 6,50 DH.
Tag 7
Frühstück: 1 Brötchen, 1Hörnchen, Orangenmarmelade, Kaffee (entsetzlich)!
Spaziergang durch den nordwestlichen Stadtteil von Agadir. Dort sind eine Menge Villen von wohlhabenden Marrokanern und auch Europäern. Teilweise modern, aber meistens im neomaurischem Stil, da die Stadt nach dem verheerenden Erbeben 1960 etwas weiter südlich fast vollständig neu errichtet wurde. Anders als in Deutschland sind die Grundstücke oft hohen Mauern umgeben, damit man nicht hineinblicken kann. Schön sind die blühenden Oleanderstauden und deren Duft. Es gibt aber auch Etagenwohnungen, deren Parkplatz bewacht wird. Abends - Tajine gegessen (Hammelfleisch, sehr lecker).
Tag 8 (Sonntag)
Frühstück: 1 Brötchen, 1Hörnchen, Orangenmarmelade, Kaffee (entsetzlich)!
Beim Frühstück lernen wir ein Ehepaar aus Düsseldorf kennen, die ihre Silberhochzeit in Marokko gefeiert haben. Sie haben für 20 Tage ein Auto (weißer Simca Talbot) für 3000 DH gemietet und laden uns ein, sie nach Taroudant heute zu begleiten. Wir nehmen das gerne an, weil die beiden auch sehr sympathisch sind. Das Wetter ist etwas bedeckt und es ist nicht so heiß im Auto. Wir fahren eine Landstraße am Sous entlang flussaufwärts richtung Taroudant. Es sind dort viele große Obstplantagen und die Apfelsinenbäume mit den "Maroc" Früchten, die man in Deutschland kaufen kann.
Baumziegen auf der Strasse nach Taroudant
Unterwegs halten wir an, um uns eine Ziegenherde anzusehen. Da es nur wenige Pflanzen gibt, haben die Ziegen gelernt auf Bäume zu klettern! Sie stehen auf den Ästen und knabbern die kargen Blätter von den Bäumen.
Taroudant Gasse
Berberinnen
Teepäuschen
Taroudant Moschee
Transport Fußballmannschaft
Taroudant ist eine alte, "richtige" marrokanische Stadt am Fuße des Atlas-Gebirges mit einer alten mittelalterlichen Stadtmauer. So stellt man sich den Orient vor. Enge verwinkelte Gassen, Lehmhäuser mit schiefen, alten Türen. Menschengetummel und abgedeckte Gänge, damit die Sonne nicht zu heiß hineinscheint. Nach einem Essen sind wir über den Souk gegangen. Haben leider keinen schönen Messingteller entdeckt, obwohl uns jeder zu seinem Stand lockte "See here, see here, nur guggen.."
Abends - am Strand Ksar-Wein getrunken. Das ist verboten, aber unser Ober hat gesagt: " wenn es dunkel, dann sieht Allah nicht!" Ab 22:00 Uhr wird es am Strand nasskalt und ungemütlich, aber ein Pullover reicht aus (im Februar!).
Tag 9
Frühstück: 1 Brötchen, 1Hörnchen, Orangenmarmelade, Kaffee (entsetzlich)!
Wir sind zusammen 13 km am Strand zur Sousmündung gewndert. Man muß am Palstgelände vom marrokanischen König vorbei (er soll einmal im Jahr dort sein). Habne eine Blick durch den Zaun geworfen. Viele Gärtner wässern und pflegen eine blühende Landschaft mit Golfplatz. Eine Wache hat uns nach der Bitte nach einer Zigarette dann ein wenig unfreundlich wegkomplimentiert (seine Waffe war ein uralter Karabiner). Abens - sehr miesen Salat in einem kleine abseits gelegenen Restaurant gegessen.
Tag 10
Frühstück: 1 Brötchen, 1Hörnchen, Orangenmarmelade, Kaffee (entsetzlich)!
Heute super Wetter. Beim Frühstück lädt uns der Ober unverhofft ein, ihn auf den Souk in Inezgane zu begleiten. Er hätte ab 10:00 Uhr frei. Haben wir dann auch gemacht (natürlich habe ich das Taxi bezahlt, einen alter Flossenmercedes).
Arzt und Apotheker
Souk Inezgane
Schuster Inezgane
Händler Inezgane
Es regnet ja selten
Friseur Inezgane
sOUS-bAUER
Märchenerzähler
Der Souk ist sehr groß, ca. 2 Fußballfelder. Unser Ober-Freund hat uns vieles gezeigt: Gewürze (natürlich alles Safran!) und einen "Arzt", der alle möglichen Wunderpackungen anbot. Auch einen Schlangenbeschwörer durften wir bewundern (5 DH) und die traditionellen Wasserverkäufer verfolgten uns ständig in ihrer farbigen und messingbehangenen Folklorekleidung. Wir wollten gerne als Souvenir eine Silber-filigran-Brosche kaufen, haben aber nichts kleines gefunden, da die Einheimischen riesige Geschmeide bevorzugen. Ein Händler hat dann versprochen, um 18:00 Uhr eine passende Brosche in unser Hotel zu bringen.
Nachmittags - Unser Ober hat uns in seine Wohnung in Inezgane eingeladen. Es war etwas bedrückend für uns, denn seine Wohnung bestand aus einem Zimmer ohne Fenster und ohne richtige Tür. Darin wohnen 4 Menschen; seine schwangere Frau und 2 Kinder (Nora 1,5 J und eine 4-jährige). Den Tee bereitete sie auf einer Gasbrenner zu, der direkt auf der Gasflasche angebracht war. Möbel waren Decken auf dem Fußboden, kein Bett, kein Stuhl. Der frische Pfefferminztee war sehr gut (Whiskey maroccain..der Dauergag). Danach sind wir noch einmal über den Markt gegangen, weil wir unsere bestellten Mitbringsel für die Verwandten in Kiel kaufen wollten. Ein rundes Ledersitzkissen aus Kamelleder haben wir für 115 DH (nach Handeln von 240 DH) erworben. Kamelleder riecht wie "Erbrochenes"; man hat mir gesagt, dass das Leder in Tierurin gegerbt wird (na ja). Dann haben wir auch noch eine nette Damenhandtasche von 250 auf 65 DH herunter gehandelt ..ich war ganz stolz.
Abends - Der Händler kam tatsächlich mit einer kleine Silberbrosche in Blumenform, die wir auch für 75 DH gekauft haben. Im "Redy's Land" (Gibt es, glaube ich, immer noch am Paradeplatz) ein Faßbier getrunken - grauenhafte Plörre, bestimmt verdünnt.
Tag 11
Frühstück: 1 Brötchen, 1Hörnchen, Orangenmarmelade, Kaffee (entsetzlich)!
Heute ist schon Halbzeit - die Zeit vergeht so schnell im Urlaub. Haben einen Lese- und Gammeltag gemacht und sind abends im angeblich besten Restaurant in Agadir gewesen. Vorspeise Pastella, das ist eine süße Blätterteigspeise mit Taubenfleisch. - vorzüglich - Hauptgericht Tajine mit Artischoken und viele zarte Fleischstücke (Hammel?), dazu roten Ksar. Das war wirklich ein gutes Essen mit perfekter Bedienung, Preis hoch, aber wir haben ja Halbzeit.
Tag 12
Frühstück: 1 Brötchen, 1Hörnchen, Orangenmarmelade, Kaffee (entsetzlich)!
Vormittags - Geld holen, Uniprix einkaufen und dann Strand, weil das Wetter schön mild war.
Abends - Wir folgen einem Tipp eines Einheimischen und gingen zum Hafen, um Fisch zu essen (ich liebe frischen Fisch!). Als Vorspeise haben wir Garnelen a la provence gewählt. Wir wussten nicht, dass die Tierchen mit ihrer Schale serviert werden und haben uns blamiert, weil wir nur selten sofort an das toll schmeckende Fleisch gekommen sind. Krabben puhlen ist einfacher. Als Hauptspeise hatten wir Calamaris bestellt und waren überrascht, dass uns nicht die bekannten panierten Ringe serviert wurden, sondern ein Tintenfischragout mit hellbrauner Soße und Reis. Es hat aber sehr gut geschmeckt. Wir haben 2 Std geschmaust.
Tag 13
Frühstück: 1 Brötchen, 1Hörnchen, Orangenmarmelade, Kaffee (entsetzlich)!
Mittags haben wir den Teppichhändler Sharif getroffen, den wir am 1. Tag kennen gelernt hatten. Er hat uns zum Essen eingeladen - toll.
Abends um 19:00 Uhr trafen wir dann in seiner Wohnung ein. Er hatte nicht nur uns, sonder 6 weitere Deutsche eingeladen und uns allen ein gemeinsam mit Abdul zubereitetes großes Essen aufgetischt. Eine riesige Fischtajine (sehr scharf und gut, 2 Fischsorten), Hackfleischbällchen in scharfer Tomatensauce, dazu Berberfladenbrot und eine scharfe Dipsauce. Wir alle haben eine Einweisung erhalten, wie korrekt mit der rechten Hand und gebrochenen Brot gegessen wird. Obwohl gemeinsam von einer großen Platte gegessen wird, ist es unfein, wenn man sich die Speise vom gegenüberliegenden Tellerrand nimmt. Linke Hand ist Tabu, weil es in arabischen Ländern die Hand zur Toilettenpflege ist (unrein).Als Dessert gab es Orangen und Mandarinen und reichlich Rotwein. Danach haben Sharif und Abduhl mit uns 2 einfache Spiele gemacht. Hier das Zweite: Man nimmt ein arabisches Kartenspiel. Abwechseld wird eine Karte aufgedeckt und man muß dann folgendes machen. Bube - "Guten Tag mein Herr" sagen. König - salutieren,. Dame - "Guten Tag meine Dame" sagen. Ass - schnell die Hand darauf schlagen. Die Regeln klingen einfach, aber die arabischen Karten sehen ganz anders als unser französisches Blatt aus. Das Ass z.B. sieht wie eine Rübe aus. Bube ist ein Pferd und die Dame sieht wie ein Bube aus! Wir haben viel gelacht.
Um 24:00 Uhr sind wir noch angeheitert in eine angesagte Hoteldisco gegangen (Kasbah). Beim Bierpreis von 30 DH waren wir schnell wieder nüchtern.
Tag 14
Frühstück: 1 Brötchen, 1Hörnchen, Orangenmarmelade, Kaffee (entsetzlich)!
Strandtag. Blauer strahlender Himmel und riesige Wellen. Sind zum erstmal baden gegangen. Der Atlantik ist nicht besonders warm. Der Sog der großen Wellen hat mich sehr weit mitgerissen. Für ungeübte Schwimmer ist es bestimmt ein wenig gefährlich.
Tag 15
Frühstück: 1 Brötchen, 1Hörnchen, Orangenmarmelade, Kaffee (entsetzlich)!
Wir haben nach Deutschland von der Hauptpost (Paradeplatz) aus telefoniert. Die Verbindung war überraschend sehr gut. Meine Verlobte hat Kassensturz gemacht ..alles noch im Lot. Abends war unser bekannter Ober sehr traurig. Es dauerte etwas und dann hat er erzählt, dass seine Frau in Casablanca eine Fehlgeburt hatte und es ihr noch nicht gut gehe. "Inshallah" hat er gesagt "alles von Gott gewollt". Diesen Schicksalsglauben, dass Allah alles vorherbestimmt, gibt es sehr oft in Marokko. Für mich Ingenieurstudenten ist das schwer nachzuvollziehen.
Tag 16
Frühstück: 1 Brötchen, 1Hörnchen, Erdbeermarmelade (!!!), Kaffee (egal)!
Früh aufgestanden, um nach Marakesh zu fahren. Für die Fahrt dorthin haben wir die Buslinie S.A.T.A.S. gewählt, weil es im Süden Marroko keine Bahnlinien gibt. Der Preis pro Person (2te Klasse) 29 DH für 240 km, das ist wirklich preiswert. Nach großem Durcheinander auf dem Busbahnhof von Agadir ging es um 8:00 Uhr pünktlich los.
Busbahnhof Agadir
Bus nach Marakesh
Haltestelle mit Fleischverkauf
Der Bus war alt und klapprig und wurde virtuos vom Fahrer beherrscht. Er hatte die ganze Fahrt über laute Berbermusik über 2 billige Plastiklautsprechen gehört (wir auch!). Bei Sonnenaufgang durch den hohen Atlas, herrlich. Dann die große Hochebene bis nach Marakesch. Die Straßen sind gut asphaltiert, aber ohne Markierungen. Es gibt keine Haltestellen, sonder der Bus hält nach Handzeichen in einer riesigen Staubwolke, die immer durch den ganzen Bus durchpfeift. Unbezahlbar ist der Geruch der Berber-Landbevölkerung - Wasser ist knapp. Nach 5 Std war das Ziel erreicht. Wir wurden sofort als Touristen erkannt und es boten sich alle möglichen Figuren als "Guide" an. Wir lehnten ab und wurden verfolgt und als Nzis beschimpft , aber nach 2 Wo Marokko war uns das egal. Aber es hörte nicht auf und wir wählten einen etwa 50-jährigen Führer aus, weil er uns nicht so sehr bedrängte. Diese Wahl war gut, wie sich dann herausstellte.
Medersa Ben Youssef
Medersa Ben Youssef
Er führte uns auf dem kürzesten Weg durch die mittelalterlichen Gassen zum Nationalmuseum "Dar Si Saiid", welches sehr alten Schmuck und alte Teppiche aus unterschiedlichen Regionen zeigt. Dann weiter zu einer 400 Jahre alten Koranschule "Medersa Ben Youssef". Die Pracht entfaltet sich im Innenhof. Jede Menge Calligraphien und wundrvoll, aufwendige Moasaiken-Muster. Sehr beeindruckend, welche große Kultur man da vor sich hat.
Altstadtgasse
Place Djemaa el Fna
Dann weiter durch die Altstadtgassen, wo in jeder Gasse bestimmte Handwerker und Händler angesiedelt sind: Färbergasse (Gestank! Und tropfende Wollbündel), Silbergasse, Schmiedegasse und Holzgasse (Ein Junge benutzte seinen Fuß, um den Drehmeißel für die Erstellung von Schachfiguren zu führen).
Hand(Fuß)werkerjunge
Unser Führer erwies sich als enorm gut, um uns die Händler vom Leib zu halten und er hat uns zu keinem "befreundeten" Geschäft geführt. Nachmittags dann auf den Platz der Geköpften "Place Djemaa el Fna". Barfüßige Artisten, Schlangenbeschwörer, Märchenerzähler, natürlich Wasserverkäufer und jede Menge Strassenrestaurants. Bei der Bezahlung unseres Führers eine weitere Überraschung: Er sagte, wir sollen den Preis selber bestimmen ...ich glaube, ich habe zu viel gegeben. Dann noch eine Enttäuschung. Wir fuhren mit eine alten Kutsche zum Busbahnhof. Das war eigentlich schön, nur der Kutscher hat meinen Geldschein nicht gewechselt, sondern einfach alles behalten!!
5 Stunden Rückfahrt waren strapaziös. Der Bus ist oft ruckartig irgendwelchen unbeleuchteten Hindernissen ausgewichen (Esel, Ziegen, Menschen, Mofas Autos etc)
Tag 17
Frühstück: 1 Brötchen, 1Hörnchen, Orangenmarmelade, Kaffee (entsetzlich)!
Ruhetag nach dem Marakesch-Abenteuer. Lesen, Strand und baden. Abends - nochmals bei Sharif eingeladen. Habe ihm beim Schreiben eines deutschen Briefes geholfen. Um 23:00 Uhr hatte uns dann sein Freund Abduhl nochmals zum Essen eingeladen. Wieder waren 9 Personen dabei. Es gab eine große Tajine mit Fleisch und Gemüse. Alles hat viel besser, als im Restaurant geschmeckt. Ich bin ein richtiger Tajine-Liebhaber geworden (der arabische Römertopf).
Tag 18
Frühstück: 1 Brötchen, 1Hörnchen, Orangenmarmelade, Kaffee (entsetzlich)!
Heute wollen wir in den Süden Richtung Sahara nach Tiznit fahren. Der Bus ist wieder billig (10 DH).
Tiznit
Berbermoschee Tiznit
DER BUS (mit schlangenhaut)
Die "Silberstadt" Tiznit war ein wenig enttäuschend. Ist eine alte Garnisationsstadt, die außer alten Lehmhäusern und einer kleinen Stadtmauer nur eine sehr hübsche alte Berber-Moschee zu bieten hat. An den Turmkanten ragen Stöcker heraus. Uns wurde erklärt, dass nach altem Berberglauben sich dort die Seelen der Verstorbenen ausruhen. Ansonsten sehr provinziell und staubig. Die Rückfahrt bot aber Abwechslung. Erst mussten wir 2 Stunden auf den Bus warten (alt, eine Schlangenhaut am Kühler, kaputte Scheiben, was jedoch erfrischenden Fahrwind herein lies), dann fuhr der Bus eine Umleitung ohne Straßenbelag (Staub, staub, staub). Dann ein ungeplanter Stopp: Militärkontrolle ! (Westsaharagebiet wird militärisch überwacht). Alle 6 Touristen mussten aussteigen und einen französischen Fragebogen ausfüllen (Beruf des Vaters ? etc), sowie Pässe vorzeigen. Dauerte alles sehr lange.
Abends - Im Restaurant Couscous gegessen (Tajine mag ich lieber
Tag 19
Frühstück: 1 Brötchen, 1Hörnchen, Orangenmarmelade, Kaffee (entsetzlich)!
Letzter Urlaubstag. Wir packen als gute Deutsche schon mal die Koffer. Irgendwie reicht der Platz nicht. Dann nochmals einen schönen lauen Strandtag mit baden gemacht.
Fischerhafen Agadir
Abends dann ein zweites Mal in das Fischrestaurant im Hafengebiet. Wir wollten unser restliches Urlaubsgeld in Fisch anlegen. Zu zweit bestellten wir die Platte "Royal". Dahinter verbargen sich 3 Sorten gegrillter Fisch, Calamaris und Garnelen in scharfer Sauce. Es war so viel, dass wir nur mit Mühe den größten Teil verspeisen konnten. Alles war superfrisch und prima zubereitet. Preis 130 DH plus 24 DH für Vin blanc.
Nacht in Agadir
Musiker
Abends um 21:30 Uhr waren wieder mal bei Sharif eingeladen. Er ist wirklich sehr herzlich und gastfreunlich. Diesmal war nur ein weiterer Gast dort. Ein Musiker aus Meknes, der uns auf einer (ungestimmten?) alten Gitarre ein paar traurige Lieder vorgespielt und gesungen hat. Für uns völlig fremd, aber sehr melancholisch. Passend zum Abschied. Dann Adressen tauschen und Umarmungsorgie.
Tag 20
Das letzte Frühstück: 1 Brötchen, 1Hörnchen, Orangenmarmelade, Kaffee (entsetzlich)!
Den Rückflug beschreibe ich nicht. Denke leider schon wieder an den Alltag.
Anmerkung:
Meine Frau erkrankte nach der Reise. Erst nach Monaten wurde eine Hepatitis im hamburger Tropeninstitut diagnostiziert. Sie ist nie mehr nach Marokko gereist.
Ich wiederum war begeistert und bin bis heute 8 Mal dort gewesen.
Aufbruch: | 27.01.1985 |
Dauer: | 3 Wochen |
Heimkehr: | 17.02.1985 |