"Schnapsglas Tour" auf Hannibals Spuren

Reisezeit: Juni / Juli 2009  |  von Bernd F.

Mit zwei zusammen 66 Jahre alten Simson Mopeds über die Alpen.

Alpenüberquerung mit Simson Moped / Mokick

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"Schnapsglas Tour" auf Hannibals Spuren

"Das schaffen so olle Dinger doch nie" oder "Ihr seid ja verrückt", so oder so ähnlich waren die Reaktionen im Vorfeld von Angehörigen oder Freunden auf das Vorhaben, mit 2 alten Mokicks die Alpen zu überqueren.

Dennoch, Oliver und Bernd, beide 43 Jahre alt und gestandene Familienväter aus dem schwäbischen Reichenbach, besorgten sich für je 150 EUR 2 zusammen 66 Jahre alte Simsons, eine S51 Jahrgang '80 sowie eine SR4-4 (auch Habicht genannt) aus dem Jahre '72, aus dem ehemaligen sozialistischen Bruderstaat.

Noch voller Optimismus, denn gute Vorbereitung ist alles (man beachte auch die ausgeklügelte Gewichtsverteilung)!

Noch voller Optimismus, denn gute Vorbereitung ist alles (man beachte auch die ausgeklügelte Gewichtsverteilung)!

Morgens um 5, war die Welt noch in Ordnung.

Morgens um 5, war die Welt noch in Ordnung.

"Wir waren der Meinung, 3,6 PS und 50 ccm müssten ausreichen für eine 1 wöchige Tour ins outback der schweizerischen und italienischen Alpen", meinten die Beiden.
Vor einigen Jahren waren sie schon mal mit ähnlichen Fahrzeugen in den Vogesen unterwegs und letztes Jahr im Voralpengebiet Österreichs. Diesmal wollten Sie die Alpenüberquerung packen, zwar nicht mit Elefanten wie einst Hannibal, aber ähnlich beschaulich.

Die erste Herausforderung war, das Gepäck auf diesen sehr leichten und schmalen Maschinchen zu verstauen, denn Zelt, Iso-Matte und Schlafsack machten deutlich, dass im Reisegepäck ein Gault Millau Hotelführer nicht zu finden war.

Natürlich waren vor Abfahrt einige Modifikationen an den Fahrzeugen notwendig. Mit entsprechendem Werkzeug, Ersatzteilen und Proviant Marke ALDI, rollten sie am 28.06.09 frühmorgens um 5:00 Uhr vom Hof, gestärkt mit ordentlich Abenteuerlust und soviel Optimismus, dass ein ADAC Schutzbrief überflüssig war.

Mit einem etwas mulmigen Gefühl im Bauch, ging es gen Süden mit dem doch eher recht optimistischen Tagesetappen Wunschziel Splügen Pass. Die erste Nacht sollte möglichst auf Augenhöhe mit den Murmeltieren in mind. 2.000 Metern Höhe verbracht werden, so war die Grobplanung.

Aber wie so oft, kam es anders als man denkt. Bereits im kleinen Örtchen Ehestetten, zwischen dem traumhaften Lautertal und Zwiefalten, war die Fahrt erst mal vorbei und das bereits nach 2 Stunden. Die S51 machte keinen Zucker mehr aufgrund eines Kolbenklemmers. Auch als die Maschine abgekühlt war, drehte sich der Motor noch keinen Millimeter.

Nach 2 Stunden Fahrt, bereits eine OP am "offenen Herzen".

Nach 2 Stunden Fahrt, bereits eine OP am "offenen Herzen".

Die zwei sahen sich bereits wieder am darauffolgenden Tag am Schreibtisch sitzen, konfrontiert mit dem breiten Grinsen der Kollegen.
"Aber so schnell geben wir nicht auf", war die Durchhalteparole.

Nun hieß es schrauben, volles Programm. Der Kolben war im Zylinder festgebacken. Alles war pechschwarz verkokt, die Kolbenringe ließen sich nicht mehr bewegen. Mit Ölspray, keine Chance. Somit blieb nur, mit 800er Nassschleifpapier den Schmodder abzuschleifen. Durch freundliche Unterstützung eines örtlichen Landwirts, bekamen sie die Kiste nach einiger Zeit wieder flott und die Fahrt konnte fortgesetzt werden. Die Ursache blieb allerdings unklar.

Stets den Blick gen Himmel gerichtet, denn Petrus meinte es an diesem Tag nicht allzu gut mit den Beiden, ging es weiter über Zwiefalten und Riedlingen nach Bad Saulgau.
Plötzlich ein weiterer außerplanmäßiger Stopp an einer Tankstelle. Die S51 hatte einen Platten.

Das macht Spaß, endlich mal wieder schrauben.

Das macht Spaß, endlich mal wieder schrauben.

Gleich mehrere Löcher mussten an der Hinterhand geflickt werden. Nach erneutem aufsatteln sollte es endlich weitergehen, denn bis zum geplanten Etappenziel war es noch weit. Doch dem nicht genug, die Möhre hatte erneut einen Klemmer, nur diesmal konnte hartnäckiges Anschieben die Maschine wieder zum Leben erwecken.

Also weiter über Ravensburg, Tettnang, Kressbronn nach Lindau. Bedingt durch die Pannen war es inzwischen Abend geworden und somit wurde auf einem Campingplatz in Lindau übernachtet.

Oli sucht den höchsten Pass aus.

Oli sucht den höchsten Pass aus.

Es musste gründlich Ursachenforschung betrieben werden, warum die S51 fast regelmäßig nach einer Pause fest ging. Nach dem Zeltaufbau wurde in einem lauschigen Biergarten auf der Lindauer Insel bei herrlichem Wetter und einem Weißbier eine Strategie erarbeitet.

Frühstück, fast wie im Grand Hotel.

Frühstück, fast wie im Grand Hotel.

Tags drauf, ging die erste Fahrt zum Baumarkt, um die Werkzeugbestände zu komplettieren und somit für eine neuerliche Zylinderdemontage gerüstet zu sein. Dies war gut so, denn schon beim nächsten Stopp, wieder derselbe Defekt.

Ein ortsansässiger Bosch-Dienst mit Scooter Service machte ein ungeeignetes Zweitaktöl für die Kolbenklemmer sowie die enorme Zündkerzenvernichtung verantwortlich. Fortan kam die S51, ebenfalls wie der Habicht, in den Genuss des hochtemperaturbeständigen Addinol Zweitaktöls. Und siehe da, die Maschine dankte es den Beiden, Defekte dieser Art waren vom Tisch.

Leider war dieser Tag auch schon relativ weit fortgeschritten, so dass eine Unterkunft für die Nacht anzusteuern war. Der Frust saß bei den beiden Abenteurern tief. Nun schon zum zweiten Mal nicht aus Bregenz rausgekommen, es schien ein Fluch über dieser Stadt zu liegen, zumindest was das Fortkommen der Beiden betraf.

Es wurde in Bregenz ein Campingplatz angefahren aber letztendlich doch wieder in Lindau übernachtet, da dieser wohl einfach die bessere Wahl war. Um bei der ganzen Schrauberei wenigstens etwas Urlaubsfeeling aufkommen zu lassen, fuhren die Beiden etwas ins Hinterland mit der Absicht, ein schönes Gartenlokal für das Abendessen zu suchen. Und Sie wurden fündig, in einem kleinen Ort unweit von Lindau brachte ein sogenanntes "Elefantenschnitzel" im Landgasthof Adler wieder Lebensenergie und Motivation zurück.

Die Sonne gab alles, um auch wirklich den letzten Zeltbewohner zu wecken.

Die Sonne gab alles, um auch wirklich den letzten Zeltbewohner zu wecken.

Tags drauf sollte diesmal die schweizerische Route gen Süden genommen werden, der Aberglaube spielte mit. Der Grenzverlauf zwischen Österreich und der Schweiz, lässt diese Wahl in diesem Abschnitt der Nord-Süd Verbindung ohne Umweg zu.

Am nächsten Morgen waren die Erwartungen natürlich groß. "Italien, wie kommen" hieß es. Ein am Wegesrand befindlicher großer Motorradhändler in Bregenz wurde nochmals zur Sicherheit zu den Problemen der Vortage befragt, jedoch passten die beiden Simson Fahrer offenbar nicht in sein Kunden Portfolio und wurden auf arrogante Weise jäh abgefertigt.

Keine 5 Kilometer weiter ging die S51 während der Fahrt plötzlich aus. Einfach so. Oli hängte die Düsennadel des Vergasers zwecks Gemisch-Anreicherung eine Kerbe höher, doch daran konnte es eigentlich nicht liegen. Zusätzlich wurde der Zündzeitpunkt sowie der Unterbrecherabstand kontrolliert, alles in Ordnung. Doch es half wieder nur eins, neue Kerze rein und gut.

Allerdings handelte es sich nun schon um die zweite Ersatzkerze, die letzte. Fast gleichzeitig war ein deutliches Klackern im Zylinderbereich vernehmbar, wieder bei Olivers unpässlichem Freund. Natürlich das ganze wieder in Bregenz. Bei einem Rasenmäher-Händler wurde zum x-ten Male der Zylinder demontiert mit Verdacht auf Kolbenringbruch. Es war aber kein Defekt erkennbar und somit wurde alles wieder zusammengebaut und auf eine wundersame Selbstheilung gehofft. Mit vollem Risiko ging es bei herrlichem Wetter über die Schweizer Grenze.

Dann aber liefen die beiden Mopeds wie ein Uhrwerk. Auf Reiseflughöhe passierten sie im Nu Vaduz, die Hauptstadt Liechtensteins. So langsam erkannte man an der Umgebung, dass es demnächst für die beiden "Schnauferl" ernst wird, die Straße war links und rechts gesäumt von recht stattlichen Bergen. Auch die Beschilderung wies eindeutig darauf hin, dass die Beiden nur noch unweit vom San Bernardino entfernt waren.

"Wenn schon, denn schon", dachten sie und entschieden sich für die etwas anspruchsvollere Alpenüberquerung über den Splügen Pass mit seinen zahlreichen Serpentinen. Landschaftlich ein Traum aber die beiden 50er waren an Ihrer Leistungsgrenze. Vor allem der Habicht von Bernd, hatte es aufgrund des etwas schlechteren Drehmomentverlaufs teilweise recht schwer und musste manchmal im 1. Gang im Murmeltiertempo zur Passhöhe getrieben werden.

Wow, geschafft, der Splügen Pass.

Wow, geschafft, der Splügen Pass.

2113 m Meereshöhe, noch ca. 30 Meter bis zur italienischen Grenze.

2113 m Meereshöhe, noch ca. 30 Meter bis zur italienischen Grenze.

Oben angekommen auf fast 2.200 Metern Meereshöhe waren die Beiden stolz wie zwei kleine Buben, es trotz der vielen Pannen bis nach Italien geschafft zu haben.
Die dünne Luft in dieser Höhe steckten die Mokicks recht locker weg. Die Abfahrt war landschaftlich äußerst reizvoll, es ging durch viele, teils unbeleuchtete Tunnels, bei denen die Funzeln ihre Mühe hatten die Strecke auszuleuchten.

Das Örtchen Montespluga, unweit der Passhöhe.

Das Örtchen Montespluga, unweit der Passhöhe.

Die Mopeds gingen wie Hölle. Es war unschwer zu erkennen in Italien zu sein, denn die Überholmanöver der meist recht dynamischen Autofahrer wurden zusehends abenteuerlicher und die Straßen enger.
Und plötzlich hieß es "Hallo Comer See".

Nach einem Tankstopp war die S51 nur sehr unwillig wieder zum Leben zu erwecken. Der Himmel verdunkelte sich rasch und öffnete alsbald seine Schleusen. Nun galt es möglichst umgehend eine Übernachtungsmöglichkeit zu finden am Westufer des Comer Sees.

Sie schafften es gerade noch zu einem Campingplatz, wobei das angegliederte Schwimmbad, nicht über den Regen hinwegzutrösten vermochte. An einen Zeltaufbau war vorerst nicht zu denken. Somit machten sie im überdachten Bereich der Rezeption erst mal eine ordentliche Brotzeit mit italienischem Baguette, Salami und Käse und als Belohnung ein kühles Bier. Die Tatsache, dass dort in Oberitalien das Flaschenbier oftmals 0,66 Liter beinhaltet, störte die Zwei nicht wirklich.

Am nächsten Morgen weckte die Sonne mit Bilderbuchwetter. Bernd war an der Reihe mit Kaffekochen, denn Oli besorgte leckere italienische Plunder im Ort. Danach übliche Prozedur, Zeltabbau, aufsatteln. Gegen 10:30 Uhr war Abfahrt Richtung Luganer See.

Die beiden Mopeds waren bei guter Laune und somit auch die Piloten. Wieder waren zahlreiche, mehr oder minder gut beleuchtete Tunnels zu durchqueren. Es ging an Menaggio vorbei Richtung Schweizer Grenze. Klischeebehaftet erfolgte der erneute Grenzübertritt, die italienischen Zollbeamten winkten die Beiden schon von fern locker mit einem freundlichen Lächeln durch, wobei sich die schweizerischen Kollegen die Sache genauer anschauen wollten, bevor mit einem eher sachlichen Fingerwink die Weiterfahrt freigegeben wurde.

Auch der Luganer See verwöhnt mit sehr anmutenden Promenaden und einladenden Gässchen. Es wurde eine Rast eingelegt um der örtlichen Gelateria einen Besuch abzustatten.

Impressionen am Luganer See.

Impressionen am Luganer See.

Weiter über Ponte Tresa zum Lago Maggiore. Kurz vor Luino, passierten die Zwei wieder die italienische Staatsgrenze und düsten weiter südlich Richtung Sesto Calende. Die Ostseite des Sees ist weniger spektakulär bzw. touristisch erschlossen und bietet auch nur ein spärliches Netz an Campingplätzen. Bei Monvalle wurde deshalb kehrt gemacht Richtung Norden.

In Luino war Markttag. Hier war regelrecht der Teufel los. Der Verkehr stand teilweise still, etliche Passanten tummelten sich auf den Straßen. Weiter in Maccagno wurde beschlossen, sich auf dem örtlichen Campingplatz für eine Nacht einzumieten. Der Platz ist nett gelegen aber nach Meinung der Zwei etwas runtergekommen. Dennoch musste zusammen um die 30 EUR berappt werden, gegenüber 20 Euronen am Bodensee aber das ist offenbar der mediterrane Zuschlag.

Der Himmel war wieder zum Abend sehr wolkenverhangen, so dass sich die Abenteurer beim Zeltaufbau beeilen mussten. Die tägliche Restsonne wurde noch in vollen Zügen genutzt um ein Bad im Lago Maggiore zu nehmen. Der See ist nahezu komplett gesäumt von bewaldeten Bergen, erstaunlich, dass nahezu überall bis in abgelegene Bergregionen noch Ansiedlungen zu finden sind. Die Häuschen sehen aus, wie wahllos an die Berghänge geklatscht. Die Anfahrten sind meist sehr eng, kurvig und steil aber das scheint die Bewohner nicht weiter zu stören. Sie scheinen diesbezüglich leidensfähiger zu sein als wir Deutschen.

Am Abend ging es noch in eine Bar am Ort. Ganz demonstrativ wurden die Kisten unmittelbar davor abgestellt. Somit kamen Oliver und Bernd recht schnell mit Einheimischen ins Gespräch. Immer wieder dieselben Fragen, "where do you come from", "why" und stets das große Rätselraten ob Zündapp oder Kreidler. Auch der Hubraum war von Interesse. Letztendlich wurde den Fahrern von einem fachkundigen Italiener mittleren Alters eine außerordentliche Tapferkeit attestiert.

Als Abschlussfahrt für diesen Tag sollte noch eine hoch am Berg gelegene Ansiedlung erklommen werden. Nach unzähligen Serpentinen standen sie vor einem recht einfachen, kleinen Restaurant mit Terrasse und herrlichem Panoramablick. Für die späten Gäste wurde das Licht im Gastraum wieder entzündet und noch ein leckerer Cappuccino mit Heidelbeerkuchen serviert. Es war bereits nach 22:00 Uhr.

Auch hier am Platz funktionierte die Kontaktaufnahme mit anderen Campern aufgrund der außergewöhnlichen Fahrzeuge fast von selbst. Aber kaum einer kannte diese Mopeds wirklich, einige Ostdeutsche konnten zumindest die Marke identifizieren, daraus ergaben sich meist recht nette Unterhaltungen.

Am nächsten Morgen ging es weiter gen Norden, Richtung Locarno und dann nach Bellinzona, also war es an der Zeit, sich so langsam von dem schönen oberitalienischen Seengebiet zu verabschieden. In den frühen Morgenstunden ist die Fahrt am See besonders schön, es ist noch angenehm kühl, die Orte sind noch etwas verträumt und somit noch nicht so hektisch wie einige Stunden später. Die Schweizer Grenze wurde passiert.

Um Bellinzona war Stau, wie so oft. Somit wurde vor der Passauffahrt nochmals getankt, und wie immer durfte das 2-Takt Öl nicht vergessen werden, denn es ging nicht ohne 1:50 Brühe im Tank. Der Stau lichtete sich erst, nach den Abfahrten zu den Pass-Autobahnen. Allerdings sind Autobahnen für die Mopeds tabu, es musste also die Landstraße Richtung Gotthard genommen werden.

Bei Biasca ging es dann rechts ab zum Lukmanier Pass als Alpenübergang. Der Tipp des Campingplatzbetreibers in Maccagno erwies sich als gut, nicht den Gotthard sondern den Lukmanier Pass zu nehmen, denn dieser war recht spärlich frequentiert, kaum Fahrzeuge außer einigen Fahrrad- und Motorradfahrern begegneten ihnen in traumhafter Landschaft.

Passhöhe am Lukmanier Pass.

Passhöhe am Lukmanier Pass.

Zur Mittagszeit machten Oli und Bernd an einem kleinen Berggasthof auf ca. 1.500 Meter Höhe Rast und stärkten sich mit einer ordentlichen Portion Spaghetti Bolognese.

Kilometerfräsen macht hungrig.

Kilometerfräsen macht hungrig.

Einige Zeit später unweit der Passhöhe wurde das fällige Mittagschläfchen im Naturpark "Giro Golene del Brenno" einem wunderschönen Hochtal nachgeholt.

Sehr reizvoller Naturpark, unweit der Passhöhe.

Sehr reizvoller Naturpark, unweit der Passhöhe.

Die Flora ist beeindruckend. Die Abfahrt nicht minder. Es musste immer mal wieder etwas Zwischengas gegeben werden, damit die kleinen Zweitakter nicht verhungern und genügend Schmierung bekommen. Man durchfährt wahre Bilderbuchlandschaften, wieder mit etlichen Tunnels. Die wunderschöne Höllenschlucht am Vorderrhein wurde passiert mit dem angrenzenden Campingplatz bei Disentis, welcher von oben betrachtet, wohl einer der schönsten in Europa sein dürfte.

Weiter Richtung Chur ging es durch die Surselva, die Talschaft des oberen Vorderrheins im schweizerischen Kanton Graubünden. Im bekannten Skiort Flims, wurde auf 1.100 Meter Meereshöhe der ortsansässige Campingplatz angesteuert. Leider war dieser Platz landschaftlich bei weitem nicht so reizvoll wie dieser bei Disentis, obgleich die Platzleitung äußerst freundlich und zuvorkommend war. Unter Aufsicht unzähliger, blutrünstiger Stechmücken, wurde das Zelt etwas abseits von denen einer Schulklasse errichtet.

Der Ort bietet als Attraktion in den Sommermonaten einen wahrhaft fantastischen Badesee mit toller Infrastruktur. Hier fährt man per kostenlosem Transfer mit einer Zahnradbahn vom Ortsrand steil hinab zum Freizeitzentrum Cauma See mit klarem Wasser, etlichen Inseln, Kinderspiellandschaft, Restaurant mit Strandterrasse und Bootsverleih. Sehr professionell angelegt, ein wahres Sommerparadies.
Ein schwerer Rotwein, dazu leckere Kekse und eine dicke Zigarre rundeten den Tag ab.

Wie sich später herausstellte begann der letzte Tag dieser Tour. Wie üblich schälte sich Bernd so gegen 7:00 Uhr aus dem Schlafsack, während Oli noch selig von atemberaubenden Passüberquerungen träumte. Plötzlich setzte Regen ein. Diesmal musste der Kaffee im Zelt gekocht werden. Die Stoßgebete in Richtung Petrus wurden erhört, denn nach ca. 1 Stunde machte der Regen eine kleine Pause, die die Beiden nutzten, um fast fluchtartig zusammenzupacken und aufzubrechen.

Keine 30 Minuten später mussten die Regenkombis übergestreift werden. Erst kurz vor dem Bodensee riss der Himmel schlagartig auf. Reichlich Sonne mit warmen Temperaturen versöhnten für die lange Regenfahrt. Lagebesprechung. Die letzte Nacht sollte nochmals direkt am Bodenseeufer, nahe Meersburg verbracht werden.

Beim letzten Tankstopp, übrigens wieder in Bregenz (!), zog der Himmel in atemberaubendem Tempo zu, so dass die Beiden ihre Pläne rasch über den Haufen warfen und den direkten Weg nach Hause nahmen, mit der Option, bei Wetterbesserung, eine Nacht noch im wunderschönen Lautertal zu verbringen.

Dort angekommen wurde bei einem netten Bootsclub Halt gemacht und erst mal den Durst gelöscht. Das Wetter war immer noch derart lausig, dass an eine weitere Nacht im Freien nicht zu denken war, so dass die zwei Racker den direkten Heimweg nahmen. Über Bad Urach, das Lenninger Tal und Kirchheim/Teck ging es im Eiltempo nach Reichenbach zurück, wo die Zwei dann auch gegen 20:30 Uhr wohlbehalten und aus eigener Kraft eintrafen.
Somit war eine abenteuerliche "Schnapsglas Tour" von ca. 1.100 km Länge zu Ende, und Popo, Rücken, Knie und Nacken bekamen reichlich Zeit, sich von den 10 Stunden Fahrt an diesem Tag zu erholen.

Wieder wohlbehalten zurück, aus eigener Kraft.

Wieder wohlbehalten zurück, aus eigener Kraft.

© Bernd F., 2009
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Die Reise
 
Details:
Aufbruch: 28.06.2009
Dauer: 6 Tage
Heimkehr: 03.07.2009
Reiseziele: Italien
Der Autor
 
Bernd F. berichtet seit 15 Jahren auf umdiewelt.
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