Taiwan für ein halbes Jahr
Die erste Woche in Taipei
Mittlerweile lebe ich jetzt schon eine Woche in Taipei und ich muss sagen, diese Stadt ist einfach faszinierend. Neben aufregenden Nachtmärkten in denen das das Leben pulsiert und traditionelle Speisen auf der Straße zubereitet werden gibt es hier das modernste Nahverkehrssystem in Asien und natürlich das höchste (eingeweihte) Gebäude der Welt. Aber dazu später mehr.
Es fing schon vor dem Abflug an lustig zu werden. Nachdem ich es ohne gepiepse durch die Sicherheitskontrolle vom Flughafen geschafft hab wurde ich von einem freundlichen Sicherheitsbeamten in ein Nebenzimmer gebeten, um dort meinen Laptop gnauer zu untersuchen...Schluck.... ah, hab ich da etwa irgendwelche MP3 auf meinem Schlepper???? Hab ich mir gedacht und mir ists n bisschen warm geworden. Aber also ich dann gefragt habe was er denn untersuchen will meinte er dann dass er das Teil nur auf Sprengstoff untersuchen will. Hmmm, gut, dass ich auf Drogen untersucht werd kenn ich ja schon, vielleicht hat sichs ja mittlerweile rumgesprochen, dass es bei mir nix zu holen gibt. Also dieses mal Sprengstoff, der meint das mit dem langhaarigen Bombenleger wohl ernst Na gut, also Laptop getestet und siehe da, der explodiert ja gar nicht! Wenn die wüssten, wie hervorragend Lithium-Akkus rumms machen können...
Nachdem ich nach 14 Stunden Flug am Flughafen von zwei Mitarbeitern von Prof. Lin abgeholt wurde, habe ich erst einmal mein Zimmer im Wohnheim bezogen. Ich habe ein Einzelzimmer, was mich schon mal sehr positiv überrascht hat, die armen taiwanesischen Studenten müssen zu viert in so einem Zimmer leben und haben noch nicht mal ne Dusche und ein Klo auf dem Zimmer. Was aber gar nicht geht, ist dass die Eingänge von diesem Wohnheim um 23.30 Uhr abgesperrt werden und man erst wieder um 6.00 Uhr morgens rein kommt. Was ist denn das??? Wie soll man denn da das Nachtleben kennenlernen??? Ich muss mir da noch was überlegen, fühl mich hier irgendwie eingesperrt!
Das Wetter hier ist auch der Wahnsinn. Tags über hat es hier seit dem ich hier bin immer über 30° gehabt und nachts wars nie unter 26° und natürlich auch noch dazu drückend schwül. Wow das war erst mal ne Umstellung, war ja eigentlich die kühle frische kanadische Luft gewöhnt. Die nächsten Tage soll es ein bisschen "frischer" werden. Ich hoffs doch, dann versuch ichs auch nochmal mit dem Laufen, nachdem ich am Sonntag meinen ersten Versuch hier mit nem halben Hitzeschlag abbrechen musste. Unglaublich, aber hier ist die gleiche Jahreszeit wie im kühlen Deutschland, der Unterschied ist nur, dass wir hier auf dem gleichen Höhengrad liegen wie Süd-Ägypten, deshalb kann ich hier auch meinen Kaffee unter Palmen genießen und ihr unter kahlen Ästen 
Die Leute hier sind unglaublich nett und hilfsbereit. Was ich aber noch wichtiger finde, ist dass sie nicht aufdringlich sind.
Was meine Diplomarbeit anbelangt, so stehe ich gerade vor der Entscheidung, ob ich eine neue Art von Katalysatoren für Brennstoffzellen erforschen will, oder ob ich mich mit Lithium-Ionen-Akkus beschäftigen soll und da n bisschen am Fertigungsprozess rumoptimieren will. Auf jeden Fall hab ich mir beides genau angeschaut und werd dann nächste Woche entscheiden, mit was ich mich die nächsten Monate rumschlagen werde.
Natürlich habe ich die letzten Tage genutzt und hab auch schon einiges Erlebt. Gleich am ersten Abend war ich mit ein paar Austauschstudenten auf einem Nachtmarkt. Ich muss euch sagen, da gibt's Sachen, die gibt's gar nicht. Vor allem die Gerüche. Ich hab mir irgendwann mal Überlegt, dass ich alles was es hier so zu essen gibt auch mal probieren will, jaaaaaaa, bis ich an den Ständen vorbeigekommen bin, an denen Stinky Tofu zubereitet wird.... Man glaubts kaum, aber der Name passt wie die Faust aufs Auge. Am Anfang hab ich mir überlegt, ob da irgendwo ein Kanal übergelaufen ist, weils so stinkt, aber nach ca. 50 m (gegen den Wind) wusste ich, dass es der Stinky Tofu Stand war.
Am zweiten Abend hatte ich das Glück, genau rechtzeitig zum Feuerwerkfestival hier angekommen zu sein. Und was soll ich sagen, Feuerwerk können se machen, die Taiwanesen. Auf einem Fluss haben die 3 schwimmende Abschussplattformen für die Raketen platziert und dazu noch eine Brücke mit Schwarzpulver vollgestopft. Ja und dann gings los. Das war ne Show, das hab ich noch nie gesehen. Ne dreiviertel Stunde lang haben die aus allen Rohren geschossen und Effekte ausgepackt, das glaubt man nicht. 3D Figuren, Funkenregen mit Richtungswechsel, Taiwan Fahnen aus Feuer.... wenn über einer Abschussplattform zu viel Rauch war und man die Raketen nicht mehr richtig gesehen hat, dann wurde von der nächsten geschossen.....
Dann war ich noch (zufällig) auf einer Modenschau und einem traditionellen Trommelfestival. Wow die geben mal richtig Gas! Danach bin ich dann noch auf den Taipei 101 hochgefahren. Mit dem schnellsten Aufzug geht's auf fast 400 Meter Höhe auf die höchste Aussichtsplattform der Welt. Von hier oben hat man mal ne Hammer Aussicht. Störend war nur ein bisschen der Smog, man konnte die Grenzen der Stadt gar nicht mehr erkennen. Ich bin mir nicht sicher, ob das so ist, weil die Stadt so groß ist, oder weil der Smog so krass ist. Hier oben kann man dann auch noch den größten Schwingungsausgleichkörper der Welt bestaunen. 660 Tonnen wiegt das Teil. Ich hab ungefähr ne halbe Stunde das Ding angestarrt und auf ein Erdbeben oder ne gscheite Windböe gewartet um es mal schwingen zu sehen.... aber war mal wieder nix los  nicht mal auf die Erdbeben hier kann man sich verlassen!
Ziemlich genau in der Mitte von diesem Bild könnt ihr mein Wohnheim und die Uni sehen, oder auch nicht...
Gestern hab ich dann Besuch von meinem Professor aus Deutschland bekommen. Wir haben uns auf ein paar Bierle getroffen und ich hab mal ausprobiert, wie lange der Security Typ vom Wohnheim brauch zwischen Anruf (aufwecken) und Türe (aufmachen), der war zwar schon richtig flott aber die Zeit kann und muss noch verbessert werde, das wird er gleich heute Nacht nochmal üben müssen
Gestern war ich mit zwei Profs im Yang Ming Park. Das ist ein Nationalpark mit mehreren "Bergen" die bis zu 1100m hoch sind. Das geniale an dem Park ist, dass er von Taipei ganz einfach mit nem Linienbus oder mit dem Auto vom Prof erreicht werden kann. Im Park selber gibt es unzählige Trails, heiße Quellen, die höchste vulkanische Aktivität in ganz Taiwan, Bambuswälder, wilde Büffel und eine fantastische Aussicht auf Taipei.... wenn nicht an diesem Tag das erste mal schlechtes Wetter gewesen währe und der Park mit dichtem Nebel verhüllt gewesen währe... Wir kennen das Spiel ja noch irgendwie aus Kanada. Auf jeden Fall bin ich mir sicher, dass ich diesen Park noch öfters besuchen werde und mir das nächste mal einfach besseres Wetter aussuche und Badesachen mitbringe.
"Und sie bewegt sich doch nicht!" Hinter dem kleinen Körper (ich) ist der große Schwingungskörper zu sehen. Gewichtsverhältnis:1:8250!
Aufbruch: | 04.11.2009 |
Dauer: | 6 Monate |
Heimkehr: | Mai 2010 |
China