Tunesien - 2002
14-tägige Motorrad-Rallye durch Tunesien im Jahr 2002.
14-tägige Motorradtour durch Tunesien
"Le rêve bleu" -Der blaue Traum Nr. 5
oder warum fahren 50 Harleys durch Tunesien
(Reisebericht meines Lebensgefährten Rolf Kummer)
Nachdem wir vor 2 Jahren die Tunesienfahrt mitgemacht hatten, war es nur eine Frage der Zeit, wann wir wieder an einer Tunesien Rallye teilnehmen würden. Denn eine so gut organisierte Tour hatten wir vorher noch nie mitgemacht. Nachdem uns also der Tunesienvirus gepackt hatte, meldeten wir uns schon im August 2001 zur Tour 2002 an und es wäre beinahe zu spät gewesen. Mittlerweile hat es sich unter den Harley-FahrerInnen herumgesprochen, dass die Rallye ein Highlight im Terminkalender der HOG ist. Jeder, der bisher daran teilgenommen hatte, war begeistert und es kommen immer neue Freunde der Tunesienrundfahrt hinzu. Denn wo sonst bekommt man so viel geboten wie hier: Motorradfahren, Kultur, Relaxen, Baden und die Möglichkeit, ein Islamisches Land mit dem Motorrad kennen zu lernen. Die Tageskilometer schwankten zwischen 50 und 370 km, was auch von weniger Geübten zu bewältigen war. Einzig die hohen Temperaturen machten manchen Teilnehmern zu schaffen.
Nach den Einführungsworten nun ein Rückblick über den Verlauf der Rundfahrt. Die meisten Teilnehmer trafen sich einen Tag bevor die Tour begann in einem Hotel 80 km vor Genua. Tags darauf ging es dann in der Gruppe nach Genua auf das Fährschiff Carthage, der Stolz der "Company de Navigation Tunisie" (CTN), wo wir den Rest der insgesamt 50 Motorräder trafen. Insgesamt 60 Harley Rider aus England, Niederlande, Luxemburg, Frankreich, der Schweiz, der tschechischen Republik und Deutschland nahmen an der Rundfahrt teil. Ab Schiff war dann alles, bis auf die Getränke, im Preis von 1600 EUR inbegriffen, incl. Benzin.
Nach einer herrlichen Überfahrt von ca. 22 Stunden erreichten wir den Hafen von Tunis. Die Zollformalitäten im Hafen waren dank der vorzügli-chen Vorbereitung der Organisatoren schnell erledigt und dann ging es auf glatten! Straßen zum Hotel in den Ortsteil La Marsa. Mancher wird sich vielleicht fragen wieso glatte Straßen? Da es in Tunesien sehr wenig regnet und die zum Teil sehr alten Autos viel Motoröl verlieren, bleibt dieses Öl auf der Straße liegen. Deshalb war besonders beim Beschleunigen in Kurven vorsichtiger Umgang mit dem Gasgriff angesagt.
Am Montag ging dann die Rallye richtig los. 280 km standen auf dem Plan sowie die Besichtigung der römischen Ruinen von Dougga. Es war schön anzusehen wie die Biker mit ihrer Lederkluft dem Führer aufmerksam zuhörten. Auf jeden Fall war es für manchen neu, was es so alles in einer römischen Stadt gab, von öffentlichen Toiletten ohne Geschlechter-trennung angefangen, bis hin zum Freudenhaus, zu dem es sogar einen besonderen Wegweiser gab.
Die 2. Etappe führte uns dann in die Bergoasen nach Tamerza, wo wir in einem traumhaften Hotel übernachteten. Da die Temperaturen in der Zwischenzeit auf über 40 Grad C anwuchsen, wurde der dortige Swim-mingpool ausgiebig frequentiert.
Am nächsten Tag machen wir uns auf, um Bergoasen auf dem Motorrad und zu Fuß zu erkunden. Wir besuchten die Originalschauplätze der Fil-me "Der englische Patient" und "Krieg der Sterne". Eine kurze Wanderung durch eine Schlucht brachte uns die phantastische Landschaft näher. Außerdem ist es erstaunlich, mitten in der Wüste einen Wasserfall zu anzutreffen.
Die 4. Etappe war die interessante Fahrt durch das Schott el Djerid. Wo wir vor 2 Jahren nur Salz sahen, konnten wir uns dieses Jahr davon ü-berzeugen, dass es sich wirklich um einen Salzsee handelt. Links und rechts der Straße sahen wir riesige Salzwasserseen. Da kamen einem Erinnerungen an Karl Mays Roman "durch die Wüste" hoch und man konnte sich vorstellen, dass ein Einbruch durch die dünne Salzdecke den Tod bedeutete. Ein plötzlich einsetzender Wind aus der Wüste und Temperaturen um 45 Grad C machten dann das Motorradfahren unan-genehm. Es war geradeso, als ob man gegen einen Föhn fahren würde.
Am Rande der Sahara bei Douz hatten wir einen Ruhetag, der zum aus-führlichen Baden am Pool und mit einem Ritt auf Kamelen in die Wüste genutzt wurde.
Über Matmata und den Römerdamm ging's auf der 6. Etappe zur Insel Djerba.
Am nächsten Tag stand die längste Tagesfahrt von 370 km von Djerba nach Kairouan auf dem Programm. Auf beinahe kerzengeraden Straßen war das aber kein Problem. Das Hotel in Kairouan war unserer Ansicht nach das Schönste auf der ganzen Tour. Es lag direkt in der Altstadt und war in der ehemaligen Burg des Ortes im türkischen Stil erbaut worden.
Von Kairouan ging es dann nach Mahdia, von wo aus wir das Amphithe-ater von EL Djem besuchten. Der Höhepunkt war dabei, dass wir mit un-seren Harleys direkt in den Innenraum des Theaters fahren durften. Es war schon ein besonderes Erlebnis für uns Alle.
An der Küste entlang fuhren wir nach Hammamet und weiter nach Tunis. Unterwegs wurden die Ruinen von Thuburbo Majus und die römische Wasserleitung, die das alte Karthago mit Wasser versorgte, besichtigt.
Das gleiche Fährschiff brachte uns dann nach Genua zurück und 14 er-lebnisreiche Tage ohne Unfall gingen zu Ende. Besonders toll war dabei, dass wir auf der Hin- und Rückfahrt nach Genua sowie in Tunesien keinen Tropfen Regen hatten. An dieser Stelle sei erwähnt, dass uns die tunesischen Behörden jede denkbare Unterstützung zu unserer Sicherheit auf unseren 2200 gefahrenen Kilometern zukommen ließen. Unser Dank gilt dabei der tunesischen Polizei, die uns während der ganzen Tour begleitete, und uns sicher und ohne Halt durch die großen Städte begleitete. Als Zeichen unseres Dankes wurde im Rahmen der Tour eine Spende in Höhe 4000 TND (3300 Euro) an den tunesischen Solidaritäts-fonds 2626, welcher sich um Verbesserungen auf dem Gebiet der Ge-sundheitsversorgung und Infrastruktur in entlegenen und nicht vom Tou-rismus frequentierten Gebieten bemüht, übergeben.
Wir wollen uns noch bei Petra Martin und Thomas Beisel für die hervor-ragende Organisation bedanken. Außerdem sollen unsere Mechaniker Rainer Schäferling und Tommy Wagner nicht unerwähnt belieben. Denn ihnen war es zu verdanken, dass die kleineren Probleme, wie zum Beispiel ein platter Reifen oder schwer gängiger Gasgriff, schnell behoben wurden. Auch dass Helga mit ihrem Bike, das eine Putzfrau mit dem Wäschewagen umgeworfen hatte und dadurch das Handbremsgehäuse zu Bruch ging, weiterfahren konnte, hatte sie unseren beiden hervorragenden Mechanikern zu verdanken.
Und es hat sich auch gezeigt, dass trotz zum Teil hoher Temperaturen von über 45 Grad C keine Harley liegen blieb. Ein Zeugnis für das mittlerweile hohe Qualitätsniveau der Harley-Davidson Motorräder. Zum Schluss wollen wir einen Ausblick in die Zukunft machen. Wegen der 100jährigen Feier von Harley-Davidson findet die nächste Rundfahrt erst wieder im Jahre 2004 statt.
Bilder auf der Homepage meines Mannes - www.harley-rolf.de
Aufbruch: | Juni 2002 |
Dauer: | unbekannt |
Heimkehr: | Juni 2002 |