Vier Wochen Altherrensegeln in den Virgin Islands
Insel Culebra, Puerto Rico
Heute bleibt Culebra nur eine Zwischenstation, am nächsten Tag, Mittwoch,dem 17.2.2010, soll unser Ziel Puerto Rico sein. Eine schöne Backstagbrise schiebt uns westwärts, Gelegenheit, auch mal wieder die Treibangel rauszuhängen. Der Erfolg bleibt nicht lange aus, ein etwa 10 kg schwerer Wahoo hat angebissen und wehrt sich heftig, an Bord gehievt zu werden.
Wie auch ? Nur mit der Angelschnur kann man 10 zappelnde Kilo kaum ein paar Zentimeter über die Wasseroberfläche bekommen, der Gaffhaken ist nicht schnell genug griffbereit, da hat sich der Fisch schon losgerissen. Leider beißt kein zweiter mehr an, bis wir vor einer Marina del Rey sind, in der Sigi tanken will.
In der Mittagshitze lässt man uns zunächst warten. Dann werden wir belehrt, dass wir erst zur Immigration müssen. Doch die ist nur per Taxi zu erreichen, 15 USD fürs Taxi, 37 USD Gebühren bei der Paßkontolle. Hätte bloß noch gefehlt, dass jeder persönlich hätte erscheinen müssen.
Mit den Stempeln in den Pässen können wir dann endlich tanken und gleich wird uns ein Platz zugewiesen.
So viel Service erfreut uns, aber die Kehrseite ist der Preis: Sigi wird noch mal 60 USD los.
Der Supermarkt in der Marina hat geschlossen, da kommt uns die Idee, einfach ins Restaurant essen zu gehen.
Gehobenes Preisniveau ist noch leicht untertrieben, wir sind zunächst die einzigen Gäste. Aber zu sechst haben wir lt. Speisekarte wenigstens 15 % Rabatt zu erwarten. Das Essen , sagen wir, Fast Food auf hohem Niveau, vom Wein hätte man bei dem Preis mehr erwartet. Hatte es einen Grund, dass uns Rotwein eiskalt serviert wird?
Zum Schluß das ganz dicke Ende: Statt 15 % Rabatt schlägt der Kellner dreist 15 % drauf. Als wir protestieren und den Chef verlangen, behauptet der Kellner, selbst der Chef zu sein, da gäbe es nichts zu verhandeln. Plötzlich versteht er nur noch Spanisch und kann sich angeblich mit unserem Englisch nicht verständigen.
Aber da ist er bei AnnMarie an der falschen Adresse.
In klarem Spanisch sagt sie ihm, dass wir nicht mehr als 200 USD für die Zeche bezahlen, das schluckt er knurrend. Wir schlucken auch, so abgezockt worden sind wir an einem Tag noch nie!
Auch der absolut ruhige Liegeplatz in der Marina hat seine Tücken. Nachts setzt ein leichter Luftzug von Land aus ein und treibt von den Mangroven Tausende von Mücken herüber, wir müssen bei geschlossenen Luken schlafen und schwitzen wie selten.
Am nächsten Morgen fällt auch das Bad über Bord aus - der Hafen ist nicht sauber und die prüden Gesichter auf den umliegenden Motoryachten wollen wir nicht provozieren.
Bloß weg hier !
Doch wir müssen erst noch die Gelegenheit nutzen, unsere Vorräte in einem Supermarkt aufzufüllen, das wird wieder eine Taxifahrt hin und zurück vom 40 Minuten.
Mittags können wir endlich weg, wenn auch zunächst unter Motor. Draußen kommt gerade die erste thermische Brise des Tages auf, die Luft strömt von allen Seiten auf die große Insel Puerto Rico zu, man sieht es am Rauch an Land und an den unterschiedlichsten Segelstellungen verschiedener Segelboote am Horizont.
Wir wünschen uns nur, nächste Nacht irgendwo im Windschatten einer Insel zu liegen. Diesen Wunsch kann Sigi uns erfüllen. Die vorgelagerte Isla de Palomintos wäre geeignet. Sigi wählt sogar den Windschatten des flachen Riffs, damit wir weiter leichten Luftzug genießen können.
Keine Mücken heute abend, nur etwas Schwell. Aber nachts ändert sich auch die Thermik, der Wind dreht auf Südwest und beschert uns bis in den Morgen ein munteres Geplätscher. Sogar der Anker driftet 50 Meter auf dem Kiesgrund, das Ablegemanöver erfordert Umsicht.
Nur 50 Meter von unserem Ankerplatz ist das Riff trockengefallen. Unser Echolot zeigt aber noch 5 Meter!
Der Südwest hat heute sein Gutes: Ein Raumschotskurs nach Culebra zurück ist möglich, Culebra soll noch mehr zu bieten haben, sagt uns Sigi.
Heute kommt die Angel nicht zur Ruhe: Kurz vor Culebra beißen nacheinander drei Barrakudas und zum Schluss eine Makrele. Schluss deswegen, weil Sigi ein Machtwort spricht: Wohin mit so viel Fisch bei unseren beschränkten Kühlmöglichkeiten?
Die Badeplattform wird zur Schlachtplatte. Ein Barrakuda wird tiefkühlgerecht zerlegt, die andern werden wir auf Culebra anbieten
Wollt Ihr heute abend Barrakuda oder Makrele essen ? Wir überlassen AnnMarie die Entscheidung und genießen am Ende den ersten gebratenen Barrakuda, auch wenn Fachleute warnen, der Barrakuda stehe am Ende der Nahrungskette und speichere alle aufgenommenen Umweltgifte.
Vielleicht ist das auch der Grund, weswegen man in Culebra bei keinem Restaurant unsere frischen Fische haben will. Wir müssen Sie verschenken und wissen noch nicht einmal, ob die Beschenkten Freude daran haben werden.
Die Insel Culebra, die bis vor 5 Jahren noch militärisches Sperrgebiet gewesen ist, mausert sich allmählich zu einem Geheimtipp von Umweltfreunden, die sogar in Puerto Rico und in den USA vorkommen. Eine ständige Fährverbindung nach Puerto Rico gibt es inzwischen, und die karrt Rucksacktouristen her. Die wenigen Yachties tummeln sich in einer Bar am "Hafen", jeder scheint jeden zu kennen.
Sigi hat den Wetterbericht gehört, es soll morgen weniger Schauer geben, aber auch nicht viel Wind. So segeln wir am Samstag, 20.2.2010 an die Westseite der Insel zum Cayo de la Puna. Wieder haben wir eine Bucht für uns allein an einer Muringtonne im Naturschutzgebiet, denn die Tageslieger fahren abends alle weg. Wieder gibt es herrlichen Sternenhimmel nach dem Rotwein - wir möchten mit niemand tauschen !
Sonntag, der 21.2.2010 ist für die weitere Rundung der Insel auf der Nordseite vorgesehen. Wir müssen zunächst weit nach Nordwesten, um anschließend mit halbem Wind südostwärts an der Insel entlangzukommen.
Da wir wieder auf offenem Wasser sind, können wir die Angel ja mal mitschleppen. Punkt 10.10 Uhr surrt die Schnur von der Rolle in hellstem Ton. Da muss ein dicker Fisch dranhängen! Allein das Ranziehen der Angel schafft Wolfgang nicht allein, Sigi übernimmt es, ihn abzulösen. Das Ergebnis:
Ein kapitaler Bonito, eine Thunfischart, die man manchmal auf den hiesigen Märkten sieht, dann aber von Fliegen umschwärmt....
6,4 Kilo wiegt er, jedenfalls steht es so im Logbuch
Mit Atlantikdünung gehts zunächst an Culebras Nordküste entlang, bis voraus ein kleines Inselchen "Culebrita" auftaucht. Im Sund zwischen den Inseln gibt es malerische Ankerplätze an ausgelegten Muringtonnen. Es sind wenige Yachten hier, wir können uns den Platz aussuchen. Dann beginnt das Schlachtfest auf der Badeplattform:
Jetzt werden ein paar Bierdosen aus dem Kühlschapp raus müssen, um Platz zu schaffen für Thunfischdelikatessen
Anschließend baden wir ausgiebig, trinken ein Glas Rotwein und schlafen uns aus.
Montag, 22.2.2010. Heute geht es erneut durch Atlantikdünung nach St.Thomas.
Sigi hat Angelverbot verhängt, so konzentrieren wir uns voll aufs Segeln - gegenan, denn bekanntlich weht der Passat aus Nordosten.
Ein paar Wegepunktre habe ich auf dem GPS eingegeben, auf keinen können wir zuhalten! Kurz vor St.Thomas läuft auch noch strammer Strom entgegen, der Wind bleibt auch gelegentlich weg, da wird der Rudergänger wieder angemacht:
Du musst auch nicht in die Abdeckung fahren! Und dann Höhe verschenken ? Ein anderer Segler, der die Gegend hier wohl genau kennt, segelt mit viel zu viel Höhe dicht unter Land, aber lässt uns weit hinter sich - man muss eben den Strom richtig ausnutzen!
Sigi lässt uns das Segelvergnügen bis in den späten Nachmittag auskosten, erst gegen 15.30 wirft er den Motor an - um in der Honeymoonbay noch einen Ankerplatz zu finden. Proppevoll ist es hier und ständig Schwell von vorbeifahrenden Motorbooten.
Aber der Platz hat einen Vorteil: Sigi kann hier ins Internet, wir sind wieder in der Zivilisation angelangt.
Die bietet in der Touristenfalle Charlotte Amalie auch reichlich Einkaufsmöglichkeiten, wir brauchen ja noch die Zutaten zum Fisch!
Das Notwendige ist am nächsten Vormittag schnell erledigt, dann segeln wir weiter ostwärts.
Den Südostwind müssen wir ausnutzen und kommen tatsächlich hoch am Wind zwischen den beiden Inseln St.Thomas und St.Johns durch. In der Hawksnest-Bay finden wir eine freie Muringtonne, direkt daneben taucht gerade eine grosse Schildkröte auf, um viermal nach Luft zu schnappen. Die Natur hat uns wieder !
Am Strand der Nachbarbucht ist der Sand so fein, dass AnnMarie dort ein Glas voll mitnimmt für ihr Aquarium in Trinidad.
Aufbruch: | 03.02.2010 |
Dauer: | 4 Wochen |
Heimkehr: | 04.03.2010 |
Puerto Rico
Britische Jungferninseln