Wunderschöne Ballonfahrt über Augsburg

Reisezeit: Oktober 2009  |  von Yvonne Duvalle

Über Augsburg haben wir eine wunderschöne Ballonfahrt erlebt - über Felder, Wiese und die Alpen haben wir soagr auch gesehen.

Ballonfahrt

Morgens um 5:30 Uhr klingelt der Wecker. Wir sind aufgeregt wie vor einem Bungeesprung, dabei sollen wir heute nur zu einer langsamen Ballonfahrt starten. "Ja, das Wetter morgen früh wird wie für uns gemacht sein - wenig Wind, gute Fernsichten und kein Niederschlag!" prophezeit uns unser Pilot Nils am späten Abend des Vortages. Von Augsburg in Bayern soll es Richtung Westen gehen, über die westlichen Wälder bis Richtung Ulm.

So ist es dann auch. Wir überqueren mit dem Auto die kleine Wertach im Westen von Augsburg. Unser Startplatz liegt direkt hinter dem Fluß, der in Nebel getunkt ist. Die Sonne ist noch gar nicht aufgegangen, aber das sei die beste Zeit für eine Ballonfahrt. Denn an den Tagesrandzeiten - also früh morgens und spät abends vor Sonnenuntergang - ist das Wetter am besten für die Ballonfahrer. Und das frühe Aufstehen hat sich gelohnt.

Nach einer kurzen Sicherheitseinweisung am Korb wird der Ballon gemeinsam aufgebaut. Der Korb wird mit 4 Flaschen befüllt, außerdem GPS, Funkgerät und die wichtigen Landkarten. Denn lenken kann ein Ballonpilot nur über die Höhe, aber es ist nie gewiss, wo die Ballonfahrt hingeht. Deshalb navigiert der Ballonpilot auch nur per Landkarte - Flüsse, Kirchtürme oder größere Straßen lassen ihn das Navigieren leichter erscheinen.

Der Ballon wird mit kalter Luft aufgeblasen. Erst liegt nur ein riesiger Stück Stoff da, der sich langsam aufbläht und immer größer wird. Auf der gelben Hülle erkennt man einen Smilie. Aha, lustig wird es also. Kurz bevor die Hülle komplett voll ist, entzündet der Pilot seinen Brenner. Der Ballon steht langsam auf und erhebt sich knapp 25 Meter in die Höhe.

"Alles einsteigen!" heißt es nun und schon geht es in die Lüfte. Ganz langsam, kaum spürbar erheben wir uns vom Erdboden. Zu fünft starten wir zu unserer ersten Ballonfahrt! Unter uns wird langsam alles kleiner. Der Nebel steht immer noch über der Wertach, lichtet sich aber langsam. In der Ferne sehen wir weitere Ballone aufsteigen, besser könnte das Wetter nun wirklich nicht sein!

Wir steigen erst auf 1.000 Meter, dann noch höher. Die Sicht ist so gut, dass wir sogar die knapp 60 km entfernte Alpenkette erkennen können. Das sei nicht immer so, versichert uns unser Pilot. Nur bei bestimmten Wetterlagen, vor allem im Herbst sei dies der Fall.

Die Welt wird kleiner: Autos sehen wie Matchbox Autos aus, die Eisenbahn wie meine Spielzeugbahn zu Hause. Schön erkennt man die Ortschaften, durch die ich sonst nur mit dem Auto fahre. Der Golfplatz sieht richtig schön aus, einige Golfliebhaber spielen sogar schon auf dem weiten Grün. So langsam kommen wir über die westlichen Wälder von Augsburg. Dies soll das längste zusammenhängendste Waldstück von Deutschland sein. Wow, nur Wald! Wo sollen wir dort nur landen?

Zum Glück dauert die Ballonfahrt noch länger und wir können die Schwerelosigkeit noch länger genießen. Knapp 90 Minuten wurden uns versprochen. Nun sehen wir auch in der Ferne schon das Ende des Waldes. Saftige Wiesen schauen uns entgegen, aber wir werden noch weiter fahren, versichert uns unser Pilot. Tatsächlich fahren wir über das Kloster Oberschönenfeld. Dort saß ich erst letztens im Biergarten bei einem frischen Radler nach der Radtour. Von hier aus ist es auch nicht mehr weit nach Ustersbach. Dort kommt das gute Bier her, welches man in Augsburg und seinem Umland trinkt.

Langsam gehen wir tiefer und fahren geschätzte 150 Meter über dem Boden. So langsam heißt es nach einer Landewiese Ausschau halten. Die Wiese muss groß genug sein, um den Ballon zusammenpacken zu können, frei von Hindernissen wie Masten oder Kühe sollte sie auch sein. Denn diese hinterlasse riesige Fladen auf der Wiese, so dass man den Ballon nicht mehr sauber einpacken kann. Außerdem werden Tiere beim Anblick eines Heißluftballons extrem unruhig. Und letztendlich sollte das Verfolgerauto, welches uns die ganze Zeit folgt, auf die Wiese Zugang haben.

Da es nun schon nach 8 Uhr ist, wird der Wind langsam stärker und wir verstehen, warum es wichtig ist, früh mit dem Ballon aufzusteigen. Umso mehr Wind, umso schwieriger wird die Landung und der Ballon benötigt eine noch größere Wiese. Der Boden huscht nun unter uns hinweg und Nils bereitet uns auf eine schnelle Landung vor. "Gut festhalten und leicht in die Knie gehen!" meint er gelassen.

Vor uns liegt eine schöne Wiese und Andreas im Verfolgauto steht auch schon vor uns. Perfekt, der erste Landeanflug passt und wir setzen auf. Der Ballon taumelt und wir heben wieder kurz ab, bevor die Luft aus der Ballonhülle verschwindet. Der Ballonkorb kippt um und wir halten uns an den Schlaufen im Ballonkorb fest, damit wir nicht alle durcheinander purzeln!

Langsam dürfen wir auf allen Vieren aus dem Korb krabbeln. Mit freudigen Gesichtern sehen wir den platten Ballon vor uns liegen. Wow, das war spaßig!

Doch nun heißt es mit anpacken und die Ballonhülle wieder in den kleinen Sack zu stopfen. Nach einer Viertelstunde ist der komplette Ballon wieder im Anhänger verstaut und wir freuen uns nun auf die Ballonfahrertaufe. Mit einem Bier in der Hand horchen wir Nils, der uns erzählt, warum es Ballonfahren und nicht ballonfliegen heißt, wie lange es die Ballonfahrt schon gibt und wie wir uns in Zukunft nennen dürfen, zu. Denn nach der ersten Ballonfahrt bekommt jeder einen adeligen Titel. Ab nun gehören wir nicht mehr zum Fußvolk, wir wurden in den Stand des Adels erhoben. So, wie es in Frankreich 1783 die ersten Ballonfahrer nämlich auch handhabten.

© Yvonne Duvalle, 2010
Du bist hier : Startseite Europa Deutschland Deutschland: Ballonfahrt
Die Reise
 
Details:
Aufbruch: 10.10.2009
Dauer: 1 Tag
Heimkehr: 10.10.2009
Reiseziele: Deutschland
Der Autor
 
Yvonne Duvalle berichtet seit 14 Jahren auf umdiewelt.