Dessau - April 2010
Samstag 3. April 2010
Wir sind spät dran zum Frühstück und fragen uns, warum man auch in den Ferien so früh aufstehen muss, um ein unbedeutsames Brötchen abzugreifen. Mitnehmen darf man auch nichts vom Buffet, so wird das Brot hinuntergewürgt. Nun stehen wir wie von der Nacht ausgespuckt auf der Straße. Wir nehmen uns die Meisterhäuser vor. es stehen, Klee, Kandinsky, Muche, Schlemmer und Scheper auf dem Plan.
Diese lebten und arbeiteten in den 30er Jahren des 20.Jh. in Dessau. Von ihren Studenten ließen sie sich "Meister" nennen. Daher auch der Begriff der "Meisterhäuser".
Die Häuser wurden teilweise zerstört bzw. in der Nazizeit umgebaut. Ende des 20.Jh. wurden sie nun wieder weitgehendst originalgetreu restauriert und zurückgebaut.
Wir konnten zwei x zwei Doppelhaushälften besichtigen.
Bei jedem Häuschen klingelt man wie bei Nachbars an der Türe und bekommt Einlass.
In manchen Häusern sind Ausstellungen zu sehen, doch eigentlich ist es recht nüchtern dort - eben bauhaus!
Zuerst kommen wir zu Kandinsky und Klee, die beide jeweils von 1926-1932 in ihrem Meisterhaus gelebt haben.
Dieses schwarz gestrichene Schlafzimmer hat Georg Muche bekommen. Er konnte sich trotz der inspirierenden Worte des Baumeister nicht damit anfreunden. Der Erschaffer meinte nämlich, dass nur eine matt-schwarz gestrichenes Zimmer düster wie der Tod wirke, aber nicht ein glänzendes. Letzteres würde das Spiel mit dem Licht aufnehmen und dadurch kreativ und bereichernd wirken und böte eine gute Vorraussetzung für einen tiefen erhholsamen Schlaf.
Mucher hat einmal darin geschlaffen und war am nächsten Morgen davon entsetzt wie verserrt sich sein Körper auf der schwarz reflektierenden Wand spiegelte.
Danach hat er dieses Zimmer nur noch als Abstellkammer benutzt, mit dem Kommentar, dass dazu auch ein weißer Anstrich genügt hätte.
Das wurde darauf hin sein Schlafzimmer.
Beeindruckend sind die Ateliers, die durch ihre große Fensterwand sehr luftig wirken. Die Ateliers sind so eingerichtet, dass sie gleich Ablageflächen für Bilder und sonstige Kunstwerke bieten.
Das Haus von Gropius sah so aus:
Nach Kunst und Kultur treibt es uns die nahegelegene Stadtnatur, ins Georgium. Dort befindet sich auch die Anhaltinische Gemäldegalerie, die wir uns aber nicht antun.
Die Sieben Säulen scheinen eine Art Miniatur-Wahrzeichen der Stadt zu sein.
Mehr durch Zufall, denn durch Planung landen wir im Tierpark. Und der ist echt toll gemacht! Überall gibt es was zu entdecken und man kann sein Wissen testen.
Eigentlich bin ich nicht der große Zoo-Fan, aber dort hat es mir sehr gut gefallen.
Z.B. der Nandu nach dem Friseurbesuch.
oder die tagaktiven Kattas, die sich gerne in Szene setzen und gleich auf Freundschaft bei Enkidu gestoßen sind.
Dann die scheinbar zu groß geratenenen Hasen, die Papashasen.
Die Schweinsaffen sahen für meinen Geschmack ziemlich gruselig aus. Sie erinnerten mich an Filme, in denen Affen für Labortests benutzt werden.
Vögel in jeder Größe und Farbe gab es anzusehen. Manche schillernd andere etwas düsterer, wie dieses Geierchen.
Die Biber haben gerade geschlafen, dafür waren die zerzausten Bisamratten hurtig unterwegs.
Ein Luchs hatte es sich in einem Pappkarton gemütlich gemacht und knabberte die Kiste langsam auf.
Zwei prächtige Jaguare durchstreiften ihr Gehege.
Die Tiergehege sind rund um das Mausoleum und den Teich angelegt. Das Mausoleum ist baufällig und für den Zugang derzeit gesperrt. Ich habe keine Ahnung, ob es restauriert werden soll.
Zeit für Mittagessen.
Wir haben gestern bereits eine Wurstbude erspäht.
Während wir die Thüringer Rostbratwurst essen, bleibt Zeit uns ein bisschen genauer die Poster und Plakate der Stadt anzuschauen. Weitverbreitetes Thema ist der Kulturkampf.
Zur Verdauung gibt es eine Spazierfahrt mit der Straßenbahn nach Dessau-Süd
Bahnhof Dessau-Süd
In den Kleingartenkolonien hat man mit dem Ostefeuer begonnen und die Sofas in den Garten geschoben, auf denen die Familie sitzt und in die Flammen starrt.
Streetart findet man nur sehr selten und wenn dann fast immer diese Überwachungskamera.
Ein ganzer Häuserblock steht verlassen, obwohl teilweise vor nicht allzu langer Zeit neue Thermofenster eingebaut wurden. In den letzten Jahren ist die Bevölkerung in Dessau um 1/5 geschrumpft. Das macht sich natürlich bemerkbar.
Nachdem wir in die Innenstadt zurück gekehrt sind, haben wir uns vorgenommen, zu schauen, was es auf der anderen Seite der Mulde zu entdecken gibt.
Ein Jahrmarkt gastiert dort für's Osterwochenende.
Besonders einladen wirkt er jedoch nicht, sondern gleicht eher einem sterbenden Lächeln.
Wir drehen noch ein Kurve im Muldental und kommen in Dessau-Nord wieder zurück zur Zivilisation. Wenn wir wollten, könnten wir uns das Schlösschen Luisium, besser gesagt den Landsitz der früheren Fürstin von Sachsen-Anhalt Louise ansehen, aber das sparen wir uns, weil uns die Füße schmerzen und wir den nächsten Bus in die Innenstadt nicht verpassen wollen.
Aufbruch: | 02.04.2010 |
Dauer: | 3 Tage |
Heimkehr: | 04.04.2010 |