Angeln in Norwegen im Juni 2010
oder: Endlich wieder Mann sein und im Stehen pinkeln dürfen…
Unser Reisebericht
Dieser kurze, aber dennoch sehr detaillierte Reisebericht beschreibt die Angelreise von 6 Angelfreunden aus Berlin, die sich aufmachten, um auf Hitra in Norwegen kapitalen Fischen hinterher zu stellen.
Reiseziel: Knarrlagsund/Hitra/Norwegen
Reisezeit: 17.06.2010 - 26.06.2010
Teilnehmer: Oli, alias Rainer K., Mike aus Weimar, alias Dieter E. Hoschi, alias Reiseleiter, Mike, alias Lengking, Hardy, alias ehemaliger Lump- jetzt Köhlerking und Micha, alias Uwe O.
Auf der Fähre....allerdings schon bei der Rückreise. Auf dem Hinweg haben wir keine Fotos gemacht....
Bevor es am 17.06.2010 von Berlin aus losging, hieß es zunächst einmal Proviant für eine ganze Woche zu bunkern. Vor uns sollte eine beschwerliche Anreise liegen. Die Entfernung von Berlin-Köpenick zum Knarrlagsund auf Hitra beträgt inklusive Fährfahrt von Rostock nach Trelleborg/Schweden ca. 1580 KM. Unser Mike aus Weimar musste natürlich noch die zusätzlichen Kilometer von Weimar nach Berlin berechnen. Alles in allem kommt also ein hübsches Sümmchen an Kilometern zusammen.
Sieht gar nicht so weit aus, ist es aber......
Warum nahmen wir diese Strapazen auf uns? Nun ja, ganz einfach, nach immer weniger Fängen in Südnorwegen (Farsund) und einem kurzen Abstecher in Bergen im Jahr 2008 entschlossen wir uns, Großdorsche, Leng und Lump auf Hitra zu angeln. Wir hatten gehört, dass es dort noch besonders große Exemplare geben soll und so fiel die Entscheidung leicht.
Zum Bunkern von Proviant und entsprechenden Kaltgetränken begaben wir uns zum Lidl in Berlin-Köpenick und in den Kauflandsupermarkt. Wir schafften es, beim Lidl vier riesige Einkaufswagen mit den Dingen des täglichen Bedarfs zu befüllen (Schokolade, Chips, Salzstangen, Erdnüsse, Gummitiere, Bier, Wein und Wodka, aber auch Obst und Gemüse und so´n Zeugs). Ca. 2 Stunden später und um ca. 450 € ärmer, hieß es nun, die kostbare Fracht in die Fahrzeuge zu verstauen.
Wir hatten 2 PKW, einen Passat und einen Ford C-max und zumindest in Oli´s, alias Rainer K´s Passat hatten wir einige Probleme, alle Dinge unterzukriegen. Weil neben den Lebensmitteln führte jeder Angelfreund eine umfangreiche Angelausstattung, bestehend aus mehreren Ruten, Rollen, Pilkern und alles was man sonst noch zum Angeln benötigt, mit sich. Zudem mussten Wechsel-Unterbüxen (wieso eigentlich, war doch Männerurlaub... ;.-)) und warme Angelbekleidung eingepackt werden, denn der Wetterbericht verhieß nicht gutes. Wir hatten eine Woche zuvor im Internet recherchiert und es sollten uns Temperaturen von max. 15 Grad erwarten, dazu Regen, moderater Wind und nur wenig Sonne.
Irgendwie haben wir es dann aber doch noch geschafft alles zu verstauen und so konnte die Reise losgehen. Um 16:30 Uhr fuhren wir also von Berlin los und auf ging es nach Rostock zum dortigen Fährhafen. Unsere Fähre (Scandlines), auf der wir 2 Kabinen gebucht hatten, brachte uns dann ohne großes versehen nach Trelleborg, welches bereits in Schweden liegt. Abfahrtzeit der Fähre war 22:45 Uhr, angekommen in Trelleborg sind wir um 06:30 Uhr. Zur Fährfahrt gibt es nicht viel zu berichten, vielleicht so viel: Vier durchgeschwitzte Kerle in einer 2qm Kabine ohne ordentliche Belüftung und ein paar Schnarch- und Pupssäcken dabei........ach wäre ich doch der Reiseleiter gewesen, dann hätte ich eine 2er Kabine gehabt...
Eines noch, wir waren doch alle sehr erstaunt, als wir auf dem Tableau an der Rezeption sahen, wer unser Captain für diese Fahrt sein wird, aber seht selbst:
Nun gut, am nächsten Morgen sind wir in Trelleborg angekommen und nun ging die Strapaze erst los, vor uns lagen ca. 1200 km, wenige davon Autobahn, viel davon kurvige Landstraße, ätzend, da halfen auch nicht die regelmäßigen Raucherpausen, die wir eingelegt haben. Was gibt es zur Anreise sonst noch zu bereichten? Eines auf alle Fälle, fahrt in Norwegen nicht so schnell, denn das wird ganz schön teuer.
Ca. 300 km vor Erreichen des Knarrlagsundes wurden wir - mitten in der Pampa, an einer einsam gelegenen Tankstelle - von einem netten aber leider nicht Englisch sprechenden norwegischen Polizeibeamten rausgekellt. Was war passiert? Wir wurden einfach dabei erwischt, dass wir auf einer 80er Strecke (Norwegen, Landstr.) mit 93 km/h unterwegs waren. Jetzt ratet mal was so etwas kostet! 2600 NOK, umgerechnet 326 €, oder 3 Tage Ersatzfreiheitsstrafe . Mike, alias Dieter E., hatte einen Lastwagen überholt und dabei sind wir wohl erwischt worden. Na ja, geteiltes Leid ist halbes Leid und so werden wir erst mal warten, bis uns das Inkassobüro einen Bescheid schickt und dann überweisen, denn wir wollen ja mal wieder nach Norwegen fahren. Als Tipp: Wenn man nicht bezahlt, dann in Norwegen aber mal kontrolliert wird, geht man halt drei Tage in den Knast und bezahlt trotzdem die Strafe. Das wollen wir unserem Mike aus Weimar, alias Dieter E. ersparen. Ach ja, bitte nicht schneller als 40 km/h fahren, denn geht man u.U. sofort ins Gefängnis und nicht über Los.
Zweimalige Versuche, den norwegischen Kollegen so quasi von Kollege zu Kollege mal zu bitten, von dem Knöllchen abzusehen, verliefen ergebnislos. Ich glaube das lag entweder daran, dass er kaum englisch sprach oder er wollte halt einfach nicht. Schließlich sind wir dann mit Strich 80 km/h zum Knarrlagsund gefahren und die weitere Reise verlief ereignislos.
Norwegen, ein tolles Land, viel Landschaft, wenig Menschen. Wer Ruhe sucht und mag, sollte dort mal hinfahren. Es lohnt sich. Für meinen Geschmack etwas zu ruhig, aber dies ist ja nun mal wirklich Geschmacksache.
Um 22:45 Uhr sind wir an unserem Ferienhaus angekommen und Björn, unser Vermieter, nahm uns in Empfang. Björn, ein netter Norweger, versprach uns, am nächsten Morgen, gegen 10:00 Uhr die Einweisung in die Boote vorzunehmen und so räumten wir unseren Krempel aus, bestaunten zum ersten Mal, dass es um 24:00 Uhr immer noch fast taghell war und nach einem Abschlussbierchen ging's ab in die Pofe. Bei unserer Ankunft war es arschkalt und es hat geregnet, aber dies hatten wir ja erwartet und das Wetter würde das letzte sein, welches uns von unseren Angelfreuden abhalten würde.
Hier nun Bilder vom Haus:
Das Haus hatten wir über Kingfisher-Reisen gebucht. Alles sehr geschmackvoll eingerichtet und für unsere Zwecke perfekt. Es gab sogar ein zweites Klo, so dass die morgendlichen Runden, wo die Angelfreunde nach der Morgenkippe und -Kaffee, mit verkniffenem Gesichtsausdruck umherstehen, etwas abgemildert wurden....
Am nächsten Morgen kam Björn, wie versprochen um 10:00 Uhr vorbei und zeigte uns die Boote. Die Boote sind etwa 6 Meter lang und haben einen 50 PS Außenbordmotor damit man ordentlich vorwärts kommt. Das sollten der Mike aus Weimar, alias Dieter E. und ich, alias Uwe O., noch am eigenen Leib erfahren....denn unser Steuermann war - wie immer - Oli, alias Rainer K. Zu den Booten gab es einen Kartenplotter mit Fischfinder und Navigationsgerät, was bei der Absuche nach Fischschwärmen oder Plateaus recht hilfreich ist.
Da wir bereits früh auf waren, hatten wir am Vormittag schon die Angelruten zusammengebaut, Vorfächer geknüpft und in froher Erwartung ging es gegen 12:00 Uhr zum ersten Mal raus aufs Wasser. Es war sehr windig und Kalt und obwohl ich in meinen Gummistiefeln drei Paar Socken anhatte, war mir bereits nach kurzer Zeit untenrum kalt...
Vielleicht ein Worte zum Equipment. Über die Jahre sind wir fast ganz weg von den dicken Knüppeln, die über keinerlei Aktion verfügen. An diesen Ruten müsste schon ein ganz Kapitaler anbeißen, ansonsten biegt sich die Angel gar nicht. Wir sind alle hin zu leichten bis mittelschweren Spinnruten, Länge bis 3 Meter und ganz wichtig: feine Rutenspitze. Dazu eine Stationärrolle mit entweder 0,15 geflochtener Fireline oder 0,28 monofiler Schnur. Die dicken Knüppel hatten wir zwar an Bord (mit großen Multis, Penn 340 und Penn 345 GTI und ähnliches), diese kamen aber fast nicht zum Einsatz. Auch die großen Pilker (bis 700 Gramm), kamen fast gar nicht zum Einsatz. Wie sich zeigte, kann man mit 90 - 125 Gramm schweren Ostseepilkern wunderbare Fische Fangen, aber dazu später mehr.
Die Angelspezies unter sich.....mmhhhh mach ich das jetzt richtig, wie war das noch mal mit dem Knoten???
Da wir das Angelrevier noch nicht kannten, war unsere Ausbeute am ersten Tag mager, ein paar Dorsche, ein paar Köhler, sonst nix. Wir hatten von Kingfisher-Reisen Angelkarten bekommen, wo Hotspots, sogenannte Plateaus, eingezeichnet sind, aber am 1. Tag war uns das Anglerglück nicht besonders hold.
Das erste Filetieren war mal wieder gewöhnungsbedürftig, aber nach kurzer Ekelüberwindung ging es dann wieder. Wie immer waren die Aufgaben perfekt verteilt, wobei wir aber durchaus variiert haben. Hoschi und Oli Filets mit dem Elektromesser ausschneiden, Mike aus Weimar und ich Haut abziehen, Hardy und Mike Filets schön waschen, eintüten und einschweißen. Dabei ein leckeres Bierchen getrunken, viel dummes Zeug gequatscht und viel gelacht.
Apropos Bier (auf die Einfuhrbestimmungen in Norwegen will ich gar nicht eingehen, da sollte sich jeder rechtzeitig erkundigen und Angler werden in der Regel sowieso notorisch schmuggeln, aber....lasst Euch nicht erwischen, das wird teuer!!!), das Bier war bereits am Donnerstag alle! so dass wir alle auf einen wunderbaren, trockenen, im Abgang etwas nach Vanille und Stachelbeeraroma schmeckenden Pfälzer Landwein aus´m Tetrapack zurückgreifen mussten. Ein wunderbarer Tropfen!!!! Aber es ging. Dieser edle Tropfen passt z.B. hervorragend zu den von Oli und dem Gourmetkoch Mike aus Weimar zubereiteten Fischbouletten. Hmmmh, himmlisch, ein Gedicht.
Ach ja, gegessen haben wir sehr gut und reichlich. neben den zum ersten Mal ausprobierten Fischbuletten (das Rezept hatten wir aus Rainer K.´s Zeitung "Kutter&Küste" entnommen), gab es allerlei andere leckere Gerichte. Ein bis zwei Kilos Hüftgold schleppt man dann wieder nach Hause, aber was solls. Wenn´s schä macht.....
Da ich diesen Reisebericht zurückblickend schreibe, kann ich jetzt gar nicht mehr sagen, wie oft wir insgesamt raus gefahren sind. An manchen Tagen waren wir 2-mal draußen, mal ganz früh, mal bis spät in die Nacht (es wird ja nicht dunkel). Wir sind weit raus gefahren und haben unser Glück im Fjord versucht und alles in allem kann man sagen: Wir waren erfolgreich!
In der einen Woche wurde von Hoschi, dem Reiseleiter, der aktuelle Lumprekord gebrochen. Der Rekord steht jetzt bei 7,5 kg. Mike aus Weimar, alias Dieter E., alias Gourmetkoch, brach den Dorschrekord. Er steht jetzt bei 9,5 kg und einer länge von 95 cm, ein toller Fisch. Hardy, ehemaliger Rekordhalter beim Lump, überzeugte mit einem wunderbar gezeichneten Köhler mit einem Gewicht von 5,5 kg und ist nunmehr Köhlerking. Aber seht selbst:
Einige Filmchen über erfolgreiche Drills haben wir bei youtube eingestellt, den link findet ihr hier: http://www.youtube.com/watch?v=ojIqx6wR6Kg
Übrigens. Erfahrene Norwegenangler werden aufgrund der Größe der von uns gefangenen Fische möglicherweise lächeln....(ja, wir wissen, dass es auch größere Exemplare gibt).Egal, für uns war es ein Erlebnis und nächstes Jahr werden wieder ein paar Rekorde gebrochen - versprochen!
Fast alle von uns gefangenen Fische gingen auf kleine Ostseepilker, Farbe rot, grün, gelb. Einige Kapitale auch auf vom Ingenieur Dieter E. entwickelte wunderbare Ostseepilker. Der Dorsch stand im Mittelwasser, in unmittelbarer Nähe zu einem großen Köhlerschwarm. Der alte Lump wurde natürlich auf Grund und etwas größerem Pilker mit Naturköder erbeutet. Die Köhler alle im Mittelwasser. Es war ein tolles Angelfeeling, insbesondere mal etwas größere Fische auf recht feinem Geschirr zu erlegen. Die Rute biegt sich bis zum Bootsrumpf und der Drill ist fantastisch!!! Mehr davon bitte!!!
Alles in allem haben wir soviel Fisch gefangen (sehr viel Köhler, weniger Lump, Leng und Dorsch), dass 6 Kühlkisten, gefüllt mit Fischfilets, voll waren. Meine Kühlkiste (Colemanns, ein super Ding) hat den Fisch doch tatsächlich 30 h lang (so lange dauerte die Rückfahrt....) gefroren gehalten. Das Problem war nur, wohin mit den ganzen Filets, denn in die Kühltruhe zu Hause ging irgendwann nix mehr rein....Also noch fluggs ein paar liebe Nachbarn mit Filets versorgt und alles war gut.
Kommen wir jetzt zum Ende, dazu muss ich vorher aber noch ein paar Anekdötchen erzählen:
Habt ihr gewusst,
- dass wenn man Salatgurken ist, Man(n) davon pinkeln muss? (überliefert von Oli, alias Rainer K.). Uns (Mike und mir) war das noch nicht bekannt.... wir dachten das lag am Bier oder der Mischung....oder an beidem....
- Habt ihr außerdem gewusst, dass wenn man zuviel Chips, Schoki, Zwiebelringe und sonstigen Süßkram isst, dies alles noch mit Wodka/Eistee mixt, alles in der Nacht den Weg durch die Leitung nach oben sucht und in der Kloschüssel landet??? (Überliefert von.....
- Sonny Crocket neuerdings mit seinem Schnellboot die Fjorde Norwegens unsicher macht....(siehe Bild)
- Ein atlantischer Heilbutt beim Biss angeblich erst mal ne Menge Schnur von der Rolle leiert und nicht bewegungslos auf dem Boden verharrt.....Ich hätte schwören können, als ich den vermeintlichen Hänger mit der Hand löste, dass es zwei - drei Mal unten gezuckt hat....und der Pilker noch dran war, als ich den "Hänger" mit Gewalt aus dem Wasser zog....
- dass wir nächstes Jahr mehr Bier und leckeren Pfälzer Landwein mitnehmen müssen...
- keinem Wetterbericht zu trauen, denn wir hatten 2 wunderbare sonnige Tage
- das ab- und an auch mal ein aus einer Lachsfarm ausgebüxter Lachs an die Angel geht???
Wir waren uns alle einig, dass es vom angeln der bislang beste und erfolgreichste Norwegenaufenthalt war....und wir waren schon oft in Norwegen!!! Zusammenfassend kann man aber auch sagen, dass die Anreise nach Hitra doch sehr beschwerlich ist. Diese Rumeierei auf den kurvigen Landstraßen nervt nach einiger Zeit und die Straße will einfach kein Ende nehmen.
Und so begab es sich, dass der Captain-Iglo-Express am 25.06. (meinem Geburtstag) die Heimreise antrat. Die Angelfreunde hatten bei Hoschi im Fahrzeug, über die gesamte Angelwoche ein gekühltes Bier gebunkert, dass mir dann an der Fähre in Trelleborg überreicht wurde!! Herrlich, ich kann mir vorstellen, dass der ein- oder andere Angelbruder während der Woche, speziell ab Donnerstag, als das Bier alle war, mit sabberndem Mund vor Hoschis Handschuhfach rumgelungert hat. Aber sie waren alle Eisern und haben durchgehalten!!! Danke!!!
Aufbruch: | 17.06.2010 |
Dauer: | 10 Tage |
Heimkehr: | 26.06.2010 |