Singi Pur
Singi Pur I - Der Anfang: Oder auch nicht!
25.05.2012
Heute sollte es für eine Woche nach Singapur gehen. Ich war zu einer Einführungswoche eingeladen worden. Einmal für eine Woche nach Singapur reisen, dort alles kennenlernen, sich eine Wohnung suchen, etc., das war der Plan, doch...
... kennt ihr diese Tage, an denen alles schief geht, an denen man das Gefühl hat, ein Teufel mischt sich in all das ein, was man grade vor hat und er versucht sich mit allen erdenklichen Mitteln einfach so einzumischen und alles in chaotische Bahnen zu bringen?
Heute war definitiv einer dieser Tage...
Vorspiel-Bahnfahrt zum Flughafen Hamburg, Stopp auf der Hälfte der Strecke.
Eigentlich sollte es eine entspannte Anreise mit der Bahn werden. Ich hatte mit Jason (ja, genau DEM Jason) eine interessante Reisebegleitung und wollte mich nun erfolgreich auf den Weg nach Singapur machen. Ok, ich war mal wieder zu spät, aber das war ja nichts Neues. Also sind wir auf die letzte mögliche Bahn gesprungen, die uns pünktlich zu meinem Flug bringen sollte, dachten uns auf dem Weg dorthin bei all der Gepäckschlepperei noch, wieso wir uns nicht einfach ein Taxi genommen hatte, und startete einigermaßen beruhigt unsere Reise. Die Bahn jedoch wollte nicht so ganz mitspielen. Die Fahrt bis zum Umsteigebahnhof verlief langsamer als gewohnt, immer wieder kam es zu Verzögerungen und so langsam stieg mein Adrenalinspiegel. Wir erreichten die S-Bahn noch, die mich zum Flughafen bringen sollte und ich freute mich grade darüber, dass sie einige Minuten auf uns Fahrgäste gewartet hatte.
Doch Pustekuchen!
Irgendwie kam mir das Ganze ja schon spanisch vor. Sie wartete nicht freiwillig, sondern gezwungenermaßen. Die Weiterfahrt war auf ungewisse Weise gestoppt worden. Na tolle Axt. Also, dachte ich mir, nehmen wir einmal die schnellstmögliche Lösung und schnappen uns ein Taxi.
Da tat sich der Pustekuchen Nummer zwei auf:
Es gab keine Taxis mehr, denn natürlich waren wir nicht die einzigen Personen, die grade auf dem Weg zum Flughafen waren.
Vollkommen von den Socken und mit der Meinung bildend, dass ich meinen Flug wohl nicht mehr schaffen werde, war ich mir grade noch nicht sicher, ob ich jetzt aufgeben sollte oder nicht, da entschied sich zumindest Jason fürs Kämpfen und schnappte sich ein Taxi an der Hauptstraße.
Sogleich folgte Pustekuchen Nummer drei:
Der Taxifahrer wollte nur einen Fahrgast mitnehmen, der bestellt hatte. Arg, ich tat tief in Not befindend und sagte nur noch: "Ich muss zum Flughafen, ich verpasse meinen Flug, zum Flughafen bitte..." Da nahm er auf einmal unsere Gepäckstücke, schmiss sie in den Kofferraum und fuhr los. Glücklich, dass jetzt alles gut werden würde, finge ich grade an, mich wieder zu entspannen, da offenbarte er mir - natürlich auf deutsch- , dass er uns nicht zum Flughafen fahren würde, sondern nur zum nächsten Taxistand, damit wir uns dort ein Taxi zum Flughafen nehmen könnten. Wie bitte? Das ist doch jetzt echt ein Scherz!, dachte ich mir. Ja, er müsste sein Taxi pünktlich abgeben und könnte uns auf keinen Fall bis zum Flughafen fahren. Er würde für uns jetzt einen Taxistand suchen, damit wir auf dem direkten Weg zum Flughafen kämen.
Ich bekam bereits einen halben Herzstillstand, da stürmte nach Übersetzung des Ganzen ins Englische, damit auch Jason davon erfuhr, bereits das nächste Gewitter auf mich zu. Jason wurde nun arg sauer, redete in englisch auf den Taxifahrer ein, der wiederrum mit mir sprach, weil er dem Englischen nicht so zugesprochen war, woraufhin Jason noch wütender wurde und den Taxifahrer sozusagen dazu zwang mit ihm Englisch zu sprechen. Das, was aus dem Taxifahrer heraussprudelte, wäre nun eigentlich meinerseits zum Losprusten gewesen, weil so lustig, doch die Situation war dafür zu angespannt.
Jason versuchte den Taxifahrer weiterhin energisch von seinem Vorhaben abzubringen, während dieser verzweifelt versuchte sich herauszureden.
Und ich? Ich hätte mich am Liebsten weggebeamt.
ICH WOLLTE DOCH EIGENTLICH NUR ZUM FLUGHAFEN!
Es schloss sich Pustekuchen Nummer vier an:
Am von Taxifahrer ausgesuchten Taxistand standen keine Taxis. Tja, Mister, jetzt musst du uns wohl doch fahren, schoss es mir grade durch den Kopf, doch leider hatte ich bis dato nicht mit seiner Hartnäckigkeit gerechnet. Er wollte uns partout nicht mit bis zum Flughafen nehmen und suchte sobald schon eine weitere Taxihaltestelle.
Gott sei dank, oder soll ich lieber sagen: "Oh, nein?", ich konnte mich nicht recht entscheiden, fand er einen - so wie er es selbst nannte - Kollegen, der uns dann doch tatsächlich zum Flughafen fuhr.
Aufgrund Jasons Goldstatus (ja, Vielflieger müsste man sein) waren wir grade noch "in time" und hatte keine Probleme den Flug HH-Frankfurt zu erreichen. Einfach mal kurz beim Check-In die Goldkarte vorgezeigt und schon waren wir - bevor ich mich überhaupt orientiert hatte - eingecheckt. Genau so lief es auch bei der Sicherheitskontrolle ab. Einfach mal durch die "fast lane" gegangen und schon waren wir im Gatebereich. Ich war vollkommen von den Socken, denn die Sicherheitsbeamten waren super freundlich, sprachen mit mir ohne Hetze und hier herrschte einfach eine entspannte Atmosphäre. Im Vergleich zu den normalen Sicherheitskontrollen der Economygäste war dies wirklich ein Traum.
Naja, wie sagte Jason: "Hier gehen eben sonst die First Class Passagiere oder eben auch mal der ein oder andere "Promi" entlang!"
Ja, Geld regiert die Welt.
Weiterhin verbrachten wir unsere Zeit im Loungebereich der Lufthansa mit freiem Essen und sonstigen Angenehmlichkeiten. Herrlich!Ich muss definitiv einen Goldstatus erreichen!
Und da der Flug Hamburg-Frankfurt Verspätung hatte, hatten wir sogar noch Zeit, alles gut zu nutzen und saßen wenig später gut gestärkt und wieder einigermaßen erholt im Flieger Richtung Frankfurt.
Man möchte ja glauben, das sich damit alles löste, es sich ein Happy End auftat, doch dann kam bereits Pustekuchen Nummer fünf oder auch der I. Akt:
I. Akt: Flug nach Singapur fehlgeschlagen.
"Für Gäste mit Anschlussflügen nach Singapur und ..., sie sollten sich bitte beeilen. Bleiben sie auf keinen Fall bei einem Duty Free Shop hängen, gehen sie so schnell wie möglich zum Gate", machte uns noch eine Stewardess aufmerksam.
Dann verließen wir das Flugzeug, das uns von Hamburg nach Frankfurt gebracht hatte.
Wir hatten bereits eine Stunde Verspätung, da sollte ich noch meinen Anschlussflug von Frankfurt nach Singapur bekommen?
Wir liefen im Laufschritt los, hetzten von Bereich A zu C, wir verabschiedeten uns in Windeseile voneinander, denn Jason flog nach London weiter, dann erreichte ich beinahe mein Gate und dann das: Die Sicherheitskontrolle vor dem Gate war geschlossen.
Polizisten standen herum, aufgeregte Gäste fragten sich, wieso sie nicht durchkämen, Durchsuchungshunde wurden angeordert.
Und ich? Ich war die Ruhe selbst und dachte mir derweil, dass diese Sperre ja gar kein Problem sein dürfte, denn es waren ja noch hunderte andere Passagiere auf dem Weg zu meinem Flug und auch diese kamen nicht weiter.
So folgte ich meinen natürlichen Instinkten und suchte erst einmal die Toilette auf. Nutze die dir gewonnene Zeit, dachte ich mir und lief den langen Gang, den ich so eben im Laufschritt hinter mich gebracht hatte, wieder zurück auf der Suche nach einem water closet, wobei ich noch einem leicht beunruhigten Passagier meines Fluges begegnete, der mich fragte, ob ich wüsste, was es mit der Sperre auf sich hätte. Ich antwortetete noch, dass ich ebenfalls auf dem Flug gebucht wäre und das schon alles in Ordnung ginge.
Ich geriet allerdings auch meinerseits etwas in Beunruhigung, als ich bemerkte, dass der Weg zur Toilette doch länger ausfiel, war aber dennoch der Meinung, dass sich auch die Sicherheitssperre über einen längeren Zeitraum hinziehen würde.
Als ich mich wieder zurück zum Gate aufmachte, war die Sperre - wie vermutet - tatsächlich noch nicht aufgehoben.
So fügte ich mich der Situation und wartete.
Ich war immer noch die Ruhe selbst. Bis zum jetzigen Moment kann ich mir diese Ruhe nicht erklären. Sie kam von meinem tiefsten Inneren und ich bin auch beim Blick auf die Uhr, die sagte, dass es bereits 15 Minuten nach 9 Uhr abends war und ich schon vor 25 Minuten boarding gehabt hätte, nicht aus dieser inneren Ruhe herauszubekommen.
Es war, als wäre mir schon längst klar gewesen, dass ich diesen Flug nicht mehr erreichen könnte und mein Inneres mich vor dieser sich anbahnenden Katastrophe schützen wollte.
Und dann kam er, der Fehler, der vielleicht - ich bin mir bis jetzt nicht sicher, ob er wirklich das i-Tüpfelchen aller sich aneinanderreihenden Schieflagen dieses Nachmittags - war, mein Flug gekostet hat: Ich stellte mich an die Economy-Reihe an.
Da fragt sich wahrscheinlich jetzt der ein oder andere, was denn daran der Fehler war. Nein, ich war nicht auf Business oder gar 1. Klasse gebucht, ich war ZU SPÄT und das hieß, ich hätte mich in jedem Falle bei der "Fast Lane" anstellen müssen. Ja, ja, die "Fast Lane." Eigentlich war ich ja heute bereits mit ihr vertraut.
Aber ich tat es nicht und als ich schließlich nach gefühlten Stunden durch die Sicherheitskontrolle ging und endlich an meinem Gate ankam, da dachte ich mir schon, dass irgendwas komisch wäre.
Kein Mensch war mehr dort und an der Anzeigetafel stand auch nichts mehr. Da wurde mir erst bewusst, dass mein Flieger wohl schon weg war und nach einem Nachfragen bei dem Bodenpersonal, das noch am Schalter saß, bestätigte sich meine Annahme dann.
Gate geschlossen, Flieger bereit für den Abflug, Annette immer noch mit beiden Füßen auf dem Boden des Frankfurter Flughafens. Ich konnte es nicht fassen.
Der A380, er hatte tatsächlich einfach nicht auf mich gewartet.
Kurz war ich dabei, mich in Tränen aufzulösen, entschied mich dann aber doch für Verdrängung der Tatsache.
ICH WAR UM DIE GANZE WELT GEREIST UND JETZT HATTE ICH SO EBEN DAS ERSTE MAL IN MEINEM LEBEN MEINEN FLIEGER VERPASST!
Es fühlte sich verdammt nach Weltuntergang an.
Also begab ich mich zum Lufthansaschalter und outete mich als "Fluggast mit verpasstem Flieger" (wie peinlich!).
Ich bekam ein Hotel für die Nacht zugeteilt und eine Erklärung, wie ich zum Shuttlebus, der mich dorthin bringen sollte, käme.
Ich hätte in diesem Moment wohl besser aufpassen sollen, denn was danach folge, erinnerte mich schon wieder an das reinste Chaos.
Kein Mensch konnte mir sagen, wo diese Shuttlebusse fuhren, ständig wurde ich irgendwo anders hingeschickt und es sprach sowieso keiner mehr richtig Deutsch.
Ich erwischte mich mehrmals bei dem Gedanken, dass ich gar nicht mehr in Deutschland wäre, aber ich war es wirklich.
Ich war noch in Frankfurt und dennoch kam ich mir vor, als wenn hier niemand mich verstehen würde.
Nach langem Suchen fand ich dann doch noch den Shuttlebus und stand mit einer Masse von Leuten herum.
In meinem Bus saß ein älteres Pärchen, sie hatten einen Flug innerhalb Deutschlands verpasst. Ich habe sie in diesem Moment sehr bewundert.
Er war mit Sicherheit an die 80 Jahre alt und sie erzählten mir noch, dass sie am nächsten Tag einen sehr frühen Flug kriegen mussten. Das hieß für sie, dass sie gegen 4 Uhr früh wieder vom Hotel starten mussten. Zu dieser Zeit war es aber bereits 24 Uhr nachts und das erste, was die beiden machten, als sie im Hotel eingecheckt hatten, war der Besuch der Bar.
Es ist eben immer wieder gut, seine Reiseabende mit einem Schlückchen (oder auch mehreren) Alkohol zu beenden.
Die beiden haben es echt richtig gemacht!
Ich war derweil wirklich müde und als ich auch noch diese Schlange beim Einchecken im Hotel sah, vergang mir so langsam aber sicher die Lust.
Es gab ein traumhaftes Lunchpaket für unsere ausgehungerten Mägen.
Und als ich am nächsten Morgen aufwachte, wartete dieser traumhafte Blick auf mich:
Ich bin in Singapur, ach, ne, doch nicht, das ist ja nur der Parkplatz vor meinem Hotel in Frankfurt
Aber - so als passionierte Reisende - ist man ja immer gut ausgerüstet.
Mein morgendlicher Gedanke, nachdem ich den enttäuschenden Blick aus dem Fenster überwunden hatte, war an mein Frühstück gerichtet.
Ich war in einem vier Sterne Hotel gelandet und freute mich daher auf ein schönes reichhaltiges und abwechslungsreiches Frühstücksbuffet, wo ich plante mindestens 2 Stunden so richtig gut zu frühstücken.
So begab ich mich voller Freude (irgendwo musste ich doch mal wieder Freude schöpfen) zum Frühstücksbuffet.
Und dann das! Es war nicht reichhaltig, nicht schön, nicht abwechslungsreich, es war einfach nur Mist.
Unglaublich!
Frankfurt, ich glaub, du magst mich nicht!
Also habe ich mir gleich mal beim Hotelpersonal ein einigermaßen vernünftiges Frühstück "bestellt."
Ich habe einfach - ganz deutsch - alles extra bestellt, was es nicht so gab, wie ich mir das vorgestellt habe.
Haha, ich frag mich wirklich, wo die ihre vier Sterne geklaut hatten.
II. Akt: Wir kommen dem Ziel näher: Auf nach Singapur.
Nachdem ich den Tag noch in Frankfurt in meinem Hotel verbracht hatte, ging es dann abends - natürlich SEHR pünktlich - zum Flughafen zurück.
Und ab da wurde alles so richtig gut.
Ich hatte einen wunderbaren Platz am Fenster in einen der ersten Reihen zugewiesen bekommen, neben mir war der Platz frei und es war einfach nur super!
Wusstet ihr, dass man in dem A380 total viel Platz am Fenster hat, weil das so etwas nach außen gewölbt ist?
Mein persönlicher Tipp für den A380.
Der Flug war prima!
Aufbruch: | Juli 2012 |
Dauer: | 25 Monate |
Heimkehr: | August 2014 |