Indien für Anfänger

Reisezeit: Januar / Februar 2011  |  von Albert Wiesbaden

Nach 25 Jahren bin ich 2011 wieder nach Indien gekommen. Der erste Teil war nachfolgende touristische Rundreise, der zweite wird in einem sein 1 Jahr veröffentlichten Bericht beschrieben.
Viele Indienreisende haben keine Ahnung was sie da erwartet. Hier finden Sie einen guten Einstieg für eine erste Reise.
Indien für Anfänger (das soll nicht abwertend gemeint sein) oder besser:
zum ersten mal nach Indien und das sicher und Stress.

Gedanken vor der Reise

Mein Freund, mein Fahrer Bangali und sein Auto (klimatisiert)
www.anitatoursindia.com

Mein Freund, mein Fahrer Bangali und sein Auto (klimatisiert)
www.anitatoursindia.com

Unsere Tour durch Rajasthan (rund 2.000 km)

Unsere Tour durch Rajasthan (rund 2.000 km)

Sightseeingurlaub steht und fällt mit der optimalen Lösung wie komme ich von A nach B und C etc. und den Hotels in denen ich nach einem ereignisreichen Tag voller neuer Eindrücke mein müdes Haupt zum schlafen legen kann. Das ist in westlich geprägten Ländern kein Problem aber in Indien sollte man da schon ein besonderes Augenmerk darauf legen.
Wer viel Zeit und wenig Geld hat sollte Bahn und Bus bevorzugen. Das Verkehrsnetz ist gut ausgebaut und spottbillig. Dazu kommt, dass man Bushaltestellen und Bahnhöfen immer freundliche und hilfsbereite Inder findet, deren Cousin, Freund oder wie auch immer die Beziehung begründet wird gerade noch ein preiswertes, hübsches, ruhiges und vor allem sauberes Zimmer in seinem Hotel frei hat. Ob diese Art zu reisen jedermanns Sache ist, muss jeder selbst für sich entscheiden. Und ob das Vertrauen auf gute Empfehlungen immer gerechtfertigt ist, darauf würde ich im Hinblick, dass der freundliche Tippgeber vom Hotel oder Geschäft eine Provision bekommt nicht unbedingt vertrauen.
Wobei ich das Thema der Suche nach einer geeigneten Unterkunft vorerst ausklammern möchte, da es ja genug Empfehlungen über das Internet gibt.

Besonders erfahrene Reisende haushalten immer geiziger mit der eigenen, knapp bemessenen Urlaubszeit. Sie meinen auf viele Vergleichsmöglichkeiten vergangener Reisen zurückgreifen zu können. Besonders beliebt ist, dass man 50 Kilometer in kürzester Zeit oder eine Tagesetappe von mehreren Hundert Kilometer inklusive diverser Zwischenstopps zu Besuch von Sehenswürdigkeiten und ausgiebigen Pausen und Mittagessen spielend zu schaffen sind.

Wer nur drei oder vier Wochen, oder weniger Zeit hat, ist gut beraten für den Transport eine gute Lösung zu finden. Für große Strecken sind Inlandsflüge oder der Nachtzug mit Schlafwagen zu bevorzugen. Auch das ist preisgünstig und kann meist online im Voraus gebucht werden.

Bei Anita und Bangali zu Hause, mit Tochter Priya

Bei Anita und Bangali zu Hause, mit Tochter Priya

Nordindien mit seiner Hauptstadt Delhi, dem nahegelegenen Agra (Taj Mahall) und dem Land der Maharadschas, Rajasthan, bietet sich als Ziel für einen ersten Indienbesuch geradezu ideal an.
Die Entfernungen sind mit Tagesetappen von 100 bis zu 300 km, im Ausnahmefall auch mal 400 km kurz.
Viele Reiseunternehmen bieten rund um organisierte Reise an. Man wird im Bus oft auch individuell im PKW durch das Land kutschiert. Man braucht sich um nichts zu kümmern, zahlt dafür aber auch einen recht stattlichen Preis an das Touristikunternehmen.
Eine Alternative biete ein Mietwagen. Mietwagen, sollte man in Indien bevorzugt MIT Fahrer buchen. Das ist in Indien nicht nur zweckmäßig sondern auch mit etwa 0,20 Euro pro km recht preisgünstig.

Ja, ich kenne das Argument "ich bin schon überall auf der Welt mit dem Auto selbst gefahren, warum soll ich mir ein Auto mit Fahrer mieten? Auch der Linksverkehr macht mir nichts aus."
Ich gebe zu bedenken, dass der indische Autoverkehr mit nichts auf der Welt vergleichbar ist; es gibt keine Verkehrsregeln außer der, dass der Stärkere immer Recht hat. Dazu kommt, dass Verkehrszeichen vorzugsweise in Hindi und nicht immer in englischer Sprache zu finden sind. Zu finden? Ja Straßennamen und Schilder werden schon mal durch riesige Werbeplakate verdeckt, wenn es sie überhaupt gibt.
Nun, das ist in Delhi kein Problem, da fährt man sowieso besser mit der nagelneuen Metro, aber über Land und in kleineren Städten . . . . Wer glaubt, hier überall Menschen zu finden, die einem in fließendem, akzentfreiem Englisch den Weg erklären zu können ist sehr optimistisch (Deutschkenntnisse zu erwarten grenzt schon an Wunder).

"Ich vertraue meinem Navi." OK, mich würden dazu Erfahrungsberichte interessieren; ich bin da eher skeptisch. Ein Versuch ist es zumindest wert.
Nichts ist ärgerlicher, als auf den Besuch wichtiger Sehenswürdigkeiten verzichtet zu haben, weil man sich hoffungslos verfranzt hat, man mehrmals in die falsche Richtung geschickt wurde oder einem einfach die Zeit davon gelaufen ist.

Wie sind die Straßen in Indien? Ja, es gibt einige Autobahnen, zum Beispiel rund um Delhi und Jaipur. Das "Goldene Dreieck" Delhi, Agra, Jaipur und zurück nach Delhi ist recht gut ausgebaut. Trotzdem, wer glaubt da mit über 100 km pro Stunde durch die Lande brettern zu können schätzt die Lage schlicht falsch ein. Auf Landstrassen habe ich schon eine Durchschnittsgeschwindigkeit von um die 30 km/h erlebt und auf Autobahnen kommt einem schon mal ein Geisterfahrer entgegen oder langsame LKWs fahren konsequent auf der Überholspur.

Kurz, vertraue auf die Empfehlung deines indischen Fahrers, der kennt die Entfernungen, kennt Plätze für Rast und "Pinkelpause" und vor allem er kennt auch alle Sehenswürdigkeiten am Rande der Straße.
Der Fahrer ist kein "government approved guide", den kann er dir aber im Notfall zu fairen Preise vermitteln. Meist ist das auch gar nicht notwendig, da jeder einen Reiseführer in der Tasche hat und es in vielen Sehenswürdigkeiten sogenannte Audioguides gibt, also Geräte, die einem, manchmal sogar in akzentfreiem guten Deutsch, alles Wissenswerte erklären.

Er kennt auch gute und preisgünstige Hotels und wird dir im Vergleich zu den Preisen über das Internet den einen oder anderen Rabatt vermitteln. Ihm ist wichtig, dass sein Fahrgast sich wohl und sicher fühlt, denn dann wird er den Fahrer weiter empfehlen und davon lebt er.

Behandele den Fahrer wie einen Freund und er wird sich mit indischer Gastfreundschaft bedanken.

Indische Gastfreundschaft ist etwas Besonderes. Eine Einladung zum Chai am Straßenrand kann man getrost annehmen, der Tee ist kochend heiß und schmeckt mit viel Ingwer besonders gut. Ebenso kann man auch bedenkenlos eine Einladung zu dem Fahrer nach Hause annehmen. Das Essen ist einfach und auf jeden Fall bekömmlich, denn Fahrer wissen, dass unsere europäische Verdauung nicht alles verträgt. Der Fahrer ist "rund um die Uhr" für dich da und er wird dir alle Fragen beantworten und versuchen dir jeden Wunsch zu erfüllen.

Buche auf jeden Fall deine Reise über einen indischen Fahrer. Viele haben in der Zwischenzeit eine eigene Internetseite, oft gesponsert von ihren Gästen, die damit ihre Dankbarkeit für einen unvergesslichen Urlaub ausdrücken wollen. Du bis auf jeden Fall ebenso sicher und gut aufgehoben wie wenn du den Urlaub über ein Reisebüro buchst. Nur mit dem Unterschied, dass es ein Bruchteil von dem kostet, was du an das Reisebüro hättest zahlen müssen und dein Geld kommt ohne Abzüge direkt bei dem Familien der Fahrer an.
Die Reisebüros bedienen sich natürlich auch der gleichen Fahrer, die du auch selbst, über Empfehlungen aus Internetforen, selbst buchen kannst. Das Reisebüro möchte natürlich auch was verdienen und das geht immer zulasten der Fahrer. Ich möchte jetzt nicht die Reisebüros als "Buhmann" darstellen. Nach der deutschen Gesetzgebung für Pauschalreisen ist das Reisebüro für alle Pannen verantwortlich die während der Reise passieren und wird dafür auch in Regress genommen. Das lassen sich die Reisebüros teuer bezahlen und ob du am Schluss Recht bekommst entscheidet ein Richter.

Es ist also eine Grundsatzentscheidung die jeder Indienreisende vorher für sich selbst treffen muss. Brauche ich ein Rundrumsorglospaket oder kann ich auch mal improvisieren und etwas selbst organisieren.
Individueller und näher an Land und Leuten reist man auf jeden Fall wenn nicht alles von Deutschland aus voraus plant. Natürlich braucht es eine gewisse Planung. Dazu gehört die An- und Abreise nach Indien einschließlich der Abholung vom Flughafen. Besondere Übernachtungen, zum Beispiel in Maharadschapalästen und Inlandsflüge und längere Zugreisen sollte man vorab selbst buchen.
Alles andere, Tiger oder Kamelsafaris, Ausflüge in die Wüste oder Folkloreabende findet man vor ort besser und billiger als über ein Reisebüro.
Übrigens, wenn du deinem Fahrer die Ankunftszeit und deine Flugnummer mitteilst holt er dich als normalen Service und ohne Aufpreis vom Flughafen ab und fährt dich in ein Hotel. Du musst dich um nichts kümmern. Das ist indische Gastfreundschaft!

Wie kommt man an einen indischen Fahrer? Nun die Foren sind voll von Empfehlungen. Ich persönlich kenne Anita und Bangali seit nun mehr rund zwei Jahren.
www.ANITATOURSINDIA.com ist ein Familienbetrieb, einer von vielen in Delhi.

Bei meinem ersten Besuch haben sie mir Eintrittskarten zur Republic Day Parade, die jährlich am 26. Januar in Delhi auf der Raj Rajpath stattfindet, besorgt. Ein unvergessliches, sehr farbenprächtiges Ereignis.

Hier mein Bericht über eine unvergessliche Reise mit tollen Fotomotiven:

Auf der Autobahn nach Jaipur

Auf der Autobahn nach Jaipur

Da war ich froh, dass unser Fahrer keine Experimente machte

Da war ich froh, dass unser Fahrer keine Experimente machte

Auf der Landstrasse

Auf der Landstrasse

© Albert Wiesbaden, 2012
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Die Reise
 
Details:
Aufbruch: 25.01.2011
Dauer: 3 Wochen
Heimkehr: 12.02.2011
Reiseziele: Indien
Der Autor
 
Albert Wiesbaden berichtet seit 13 Jahren auf umdiewelt.
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