4 Wochen Sulawesi
1. Tag in Rantepao: Beerdigung und viele Tote
Nach nur einer Übernachtung in Sengkang sind wir weiter gefahren zur nächsten Station im Hochland.
Hier leben die Toraja, eine Bevölkerungsgruppe die inzwischen überwiegend Christen sind, aber viele ihrer alten Traditionen und Bräuche noch aufrecht erhalten.
Einen Teil davon haben wir an unserem ersten Tag hier kennen gelernt. Morgens wurden wir von einem Guide und einem weiteren Motorrad-Fahrer abgeholt, und dann ging es los zu einer Beerdigungszeremonie. Die Fahrt hat etwa 45 min gedauert und war an sich schon ziemlich cool Es ist einfach toll, die Landschaft hier während der Motorrad-Fahrt zu genießen... Landschaftsbilder zeigen wir im nächsten Kapitel, hier geht's erstmal um die Beerdigung.
Die Beerdigungszeremonie
Einer von 5 Büffeln, die während der Zermonie geopfert wurden... das fand leider schon statt, bevor wir angekommen sind. Die Büffel wurden außerdem gehäutet, deshalb sieht der so nackt aus
In diesen Bambusrohren wurde das Schweine-Fleisch gegart. Das Büffelfleisch wurde in einem separaten Metall-Behälter gekocht.
Die Frau, die hier beerdigt wurde, ist vor etwa einem Jahr gestorben. Hier werden Tote noch bis zu mehrere Jahre im Haus aufbewahrt (in Blätter eingewickelt und einbalsamiert, sodass der Körper schnell trocknet). Nach dem Tod und vor der Beerdigung gilt die Leiche nur als "schwer krank", aber noch nicht als tot. Dass die Beerdigung so lange hinausgezögert wird hat mehrere Gründe: Zum einen hat die Familie so Zeit die Beerdigung zu organisieren, z.B. die Anreise von Angehörigen, die teilweise weit weg wohnen und Geld für die Beerdigung zu sparen. Insbesondere Familien der höheren Klasse müssen mehrere Büffel opfern und einer große Beerdigung mit vielen Gästen veranstalten, und das ist natürlich teuer. Außerdem müssen in einem traditionellen Toraja-Haus immer 6 Personen zusammen leben ("schwer Kranke" werden mitgezählt ).
Das Opfern der Büffel ist notwendig, damit die Seelen der Verstorbenen in das Paradies gelangen können. Früher war das Paradies im Süden des Toraja-Landes, heute ist es natürlich das christliche Paradies.
Um den Zeremonie-Platz sitzen alle - je nach Klasse - unter den Reisspeichern, unter den Wohnhäusern oder am Rand einfach unter Plastikplanen als Sonnenschutz. Wir schätzen, dass etwa 250 Personen anwesend waren.
Als wir auf dem Zeremonie-Platz angekommen sind, durften wir uns erstmal alles angucken und uns wurde eine Menge erklärt. Nachdem wir all die toten Schweine und Büffel ausgiebig bewundert haben und auch gesehen haben, wie die Organe aus den Schweinen geholt wurden (die wurden übrigens auch mitgegessen), wurde uns ein Platz unter den Reisspeichern angeboten. Hier haben wir Tee, Snacks, Palmwein und noch weiter Erklärungen bekommen... irgendwann haben dann Leute angefangen Reden zu halten. Erst der Zermonie-Meister, der wohl den Ablauf erklärt hat. Etwas später wurde dann ausgiebig gebetet und gesungen, wie es sich für Christen bei einer Beerdigung gehört Dann kam auch noch der Priester, der nicht gerade wenig zu sagen hatte und dann... natürlich noch der Bürgermeister. Bald sind hier Wahlen und da gabs wohl auch noch viel zu erzählen. Das ganze hat sich relativ lange hingezogen und wir haben kein Wort verstanden...
Irgendwann gabs dann aber essen: schwarzen Reis - eine Spezialität hier - mit Schweine- und Büffelfleisch. Das war eigentlich ganz lecker, aber irgendwie ist es komisch, Büffelfleisch zu essen, während direkt neben einem noch die toten Exemplare rumliegen. Außerdem habe ich mir eingebildet, dass die toten Büffel da in der Sonne langsam anfangen zu stinken. Kurz gesagt: so richtig viel Hunger hatte ich nicht Ein Problem war, dass es unser Guide richtig gut mit uns meinte, und uns immer wieder Büffelfleisch auf den Teller getan hat...
Kurz nach dem Essen haben wir dem Bürgermeister als Geschenk eine Stange Zigaretten überreicht, dann haben wir uns auf dem Weg gemacht, um noch ein paar Orte zu besichtigen. Die Verstorbene wurde nämlich erst Abends zum Grab getragen und so lange konnten - und wollten wir auch nicht - warten.
Ein traditionelles Dorf
Der erste Halt war in einem traditionellen Dorf. Hier gibt es immer eine Reihe von Wohnhäusern, denen eine Reihe von Reisspeichern gegenüber liegen. Sowohl Häuser als auch Reisspeicher sind immer in Nord-Süd-Richtung ausgerichtet. Die Wohnhäuser sind nördlich von den Reisspeichern und der Schlafraum der Eltern liegt im Norden des Wohnhauses, in der Mitte ist ein Raum für Gäste und im südlichen Raum schlafen die Kinder. Beim Schlafen ist der Kopf immer nach Norden ausgerichtet, weil der Süden mit dem Tod verbunden ist. Verstorbene bzw. schwer Kranke werden bis zur Beerdigung im südlichen Zimmer aufbewahrt, in dieser Zeit schlafen die Kinder im mittleren Zimmer.
Viele Büffelhörner am Wohnhaus symbolisieren Reichtum der Familie, da sie es sich leisten konnten bei Beerdigungen viele Büffel zu opfern.
Felsengräber
Vielfach werden Tote hier in Felsengräbern beerdigt, wie sie unten zu sehen sind. Die Felsen werden ausgehöhlt und ein Grab ist für die ganze Familie. Vor neueren Gräbern standen auch oft noch Fotos von den Verstorbenen und die Türen waren schön bemalt.
Megalithen-Zirkel
Bevor die Torajas Christen wurden, fanden die Begräbnis-Zeremonien in Megalithen-Zirkeln statt, wie unten auf dem Bild. Ein Stein gehörte dabei einer Familie, und je wohlhabender die Familie, desto größer der Megalith.
Hier sieht man den Megalithen-Zirkel, umgeben von Häusern, die nur für die Beerdigungszeremonien verwendet wurden.
Gräber vor der Christanisierung
Früher wurden Särge in verschiedenen Formen aus Holz geschnitzt. Wir haben eine Art Höhle besichtigt, in der sehr viele dieser Särge zu sehen waren, die ältesten wohl um die 700 Jahre alt und deshalb auch schon mehr oder weniger verrottet. Die Formen, die wir erkennen konnten waren z.B. Schweine, Büffel, Boote oder traditionelle Häuser.
Viele Schädel lagen aber auch nur einfach dekorativ rum, weil sich die Särge inzwischen so gut wie aufgelöst haben.
Aufbruch: | 07.03.2013 |
Dauer: | 5 Wochen |
Heimkehr: | 08.04.2013 |