9 Wochen durch Mittelamerika!

Reisezeit: Februar - April 2013  |  von Jonathan St

Costa Rica, Inseln in Panama & zurück

Pura Vida, Pura Vida, Pura Vida. Pura Vida die ganze Zeit, Pura Vida gibts nur in Costa Rica und das bedeutet hier nicht nur "pure life" sondern auch "hello, bye, how're you, great, thank you, please, have a good day" und so weiter. Gespraeche bestehen hier teilweise aus nicht mehr als den beiden Woertern. Und immer wenn ein CostaRicaner Pura Vida sagt, grinst er symphatisch. Man merkt, die Leute hier sind stolz drauf - und ich werds vermissen!
Und auf gehts, ab an die Karibik, nach Puerto Viejo - einem "so richtig"-Karibik-Ort mit viel viel Leben, ewig langen weissen Straenden, lauter Tieren, massig Regenwald uuund Fiestas! - aah! und Regen! Ja, die Regenzeit an der Karibik hat begonnen, und das merkt man: die Sonne schaut nur ganz selten raus und immer wieder schuettets aus dem Nichts heraus richtig heftig, genau so schnell hoerts nach meist 15 Minuten aber auch schon wieder auf. Hat aber auch was: der Regen ist warm und ich merk: ein bisschen Sonnen-Pause is auch mal gmuetlich!
Gleich versteh ich auch, wieso sich hier jeder ein Rad ausborgt: Die Orte um Puerto Viejo herum sind noch viel schoener - zumindest wenn man weniger laut schreiende Haendler, dafuer mehr Regenwald und schoene Straende mag. Also, gleich ein Rad ausgeborgt und lange lange durch den Regenwald an der Karibik entlang radeln, bis die einzige Strasse hier schliesslich in einem Fluss ihr Ende nimmt (muesste auch so ziemlich das Ende CostaRicas sein) - also ab durch den Fluss und weiter durch die Waelder. Bekomme ein paar richtig schoene Straende zu sehen - aber auch gleich zu spueren, dass Schwimmen hier nicht so gscheit is. Die Wellen sind ganz schoen gemein und unter Wasser ueberall Felsen.

Also wieder ein bissi zurueck, wo genau so fiese Wellen, aber weniger Felsen sind, um gegen diese genialen Wellen anzuschwimmen. Und Body-zusurfen. Aaah, das taugt mir!
Irgendwann wieder zurueck im Hostel lern ich ein paar Costa Ricaner kennen, die mir erzaehlen, dass Costa Ricas nie streiten. Wann immer sie "irritiert" sind, sagen sie "pura vida" und alles is wieder gut. haha, das passt!
Puuh, und spaeter gabs so eine "Jungle Juice" Party: fuer einmalig 4 Euro gibts den ganzen Abend so viel von diesen Getraenken wie man will. boese!
Und bis auf die Jungle Juices schauen auch ungefaehr so die naechsten Tage aus: einfach am Strand entspannen, an den Regen gewoehnen (wenns zu stark schuettet einfach ins warme Meer), einige sehr liebe Costa Ricas kennenlernen, gut Kochen, die Wellen herausfordern und mir immer wieder mal wehtun (bevor ich hier auf Reise war haett ich nie gedacht, was Wellen fuer eine Kraft haben koennen - teilweise kann man sich nicht mal raus bewegen wenn man schon halb ausm Wasser ist - man muss einfach mit der Stroemung gehen), mit dem Rad, das mindestens beide Weltkriege erlebt hat (und das ich irrsinnig gern gewinne - vor allem kann man damit super Free Willys schlagen) herumradln, durch einen wunderschoenen Nationalpark spazieren um mich dort am Strand zu ein paar Affen setzen (wovon mich einer sogar kurz beruehrt bevor er panisch wegstuermt) und abschliessend in einem Ort in der Naehe zu einem riesigen, aber unheimlich schlechten Konzert gehen: Der Saenger scheint total auf Drogen und blaerrt 90 Prozent der Zeit nur irgendwas unverstaendliches ins Mikrofon, ein bisschen wie ein Riesenbaby. Aber da die Mehrheit der rund 1000 Leute hier auch auf Drogen zu sein scheinen, verstehen sie das wohl. (Bekomme spaeter erzaehlt, dass man hier wirklich nur hinkommen soll wenn man auf Drogen ist)

Weiter gehts zu den Bocas del Torro - das sind ein paar Hundert winzig kleine bis relativ grosse Inseln in Panama (gehoerten frueher Costa Rica, also ganz nah), zwischen denen man mit Fischerbooten hin und her fahren kann. Auf ich glaub 3 der Inseln leben Leute, die ganzen anderen sind einfach nur dichte Waelder und weisse Straende, aah!
Kaum angekommen vermisse ich mein ungefaehr-19.Jahrhundert-Rad und borg mir gleich ein Rad aus, mit dem ich einige Zeit an der Insel entlang fahre und das schliesslich irgendwo im Nichts einen Patschen bekommt, haha. Also zurueckschieben und erkennen, dass ich kein Geld mehr hab, um etwas spaeter beim einzigen Bankomaten hier zu erkennen, dass der schon den ganzen Tag kein Geld mehr hat. Yuhu! Ein bisschen hungrig spazier ich herum und suche Supermaerkte, die Kreditkarten akzeptieren und Cashback geben und habe irgendwann auch Erfolg. So zach der Tag war, so gemuetlich wird der Abend. Freunde mich mit ein paar Leuten aus dem billigen Hostel an - hier sind fast nur Leute, die schon seit Jahren reisen. Sie erzaehlen mir, dass sie eigentlich kein Geld haben und das eigentlich kein Problem is, aber wenn sie wirklich Geld brauchen, dass sie einfach immer wieder mal nach Australien an die Westkueste fahren, um dort fuer rund 6000€/Monat zu tischlern. Klingt total spannend und ich beginne darueber nachzudenken, ob ich sowas wohl wollen wuerde. Umso mehr ich mich mit den Leuten unterhalte und nachdenke merk ich aber, dass ich eigentlich richtig gern daheim bin, einige Sachen vermisse und gut 2 Monate auf Reise genau richtig scheinen. Ich spuere jetzt schon, dass man sich an diese unheimlich schoene Natur, die interessanten Leute, dieses dauernd-aufregende und nicht-wissen-was-weiterpassiert irgendwie gewoehnt und es zumindest ein bisschen weniger besonders wird. Bin ich bodenstaendig? Ein bisschen wohl. Fuehlt sich aber gut an!

Am naechsten Tag treff ich zufaellig ein paar Leute die ich von Costa Rica kenne und wir fahren zusammen mitm Rad zu einer Fledermaushoehle mitten auf der Insel, und was fuer eine Fledermaushoehle!! Die anderen findens nach den ersten paar Metern zu gruslig, mir egal: ich kletter mit Taschenlampe durch die Hoehle und sehe Zigtausende Fledermaeuse, die ganze Decke voll, boa!
Nachher noch gmuetlich zum Strand und den Abend im Hostel von den anderen verbringen, haha das wird noch ein Spass: ich denke mir, ich will ins andere Hostel wechseln (gleich teuer, nur viel gmuetlicher - und vor allem bieten sie kostenlos unendlich Pancake-Teig an!), bin aber die naechsten 2 Tage einfach viel zu faul, mein Gepaeck die 300 Meter rueberzuschleppen und ich mag die Leute aus beiden Hostels, also mach ich mir Fruehstueck in deren Hostel, Mittagessen in meinem Hostel und Abendessen wieder im anderen Hostel - vor allem sind in beiden auch so nette Leute! Jaaaa.. und schliesslich werde ich beim Pancakemachen erwischt - bin aber darauf vorbereitet und erwidere schlagfertig, ich haette gestern Abend reserviert und wuerde jetzt gerne einchecken. Die Rezeptionistin erinnert sich bloederweiser aber, dass ich auch schon gestern hier meine Pancakes hatte und haut mich ganz boese raus - irgendwie verständlich. Ich haett echt einfach einchecken sollen. Naja, selber schuld.
Genug vom Hosteln, mehr von den Inseln: Sonne gibts noch immer (seit knapp 2 Wochen) so gut wie keine, aber das stoert nicht: Mit den kleinen netten Booten lass ich mich von (schoener) Insel zu (immer wieder noch schoenerer) Insel fuehren, spazier herum, geniesse das Meer und die Straende (viel mehr gibts hier auch nicht), schnorchele, sehe Babydelfine die begeistert und aufmerksamkeitwollend ganz nah neben dem Boot herumspringen und esse Uuuuunmengen (bis zu 6/Tag) dieses genialen Eissandwichs, von dem ich schon mal erzaehlt habe. Bin so begeistert davon und ueberlege, wie man das wohl am besten nach Europa importieren koennte.

Am letzten Abend gibts noch eine super Party in einem Hostel auf einem Steg ins Meer, wo gut getanzt wird und ich mich immer wieder, aaah ist das cool: mit einer mega Schaukel von rund 4 Meter Hoehe ins Meer werfe, yee!
Um 4 machens zu und um halb6 geht mein Boot, also noch eine Stunde schlafen und ab auf eine lange Reise zum hoechsten Berg der Laender hier: irgendwo in Costa Rica. Also ab: Boot, Bus, Bus, Grenze, Bus, Taxi, Bus, Laufen, Bus, um schliesslich am gleichen Tag noch (haette mir nicht gedacht, dass das moeglich ist) 17 Stunden Busfahrten spaeter im Nationalpark Chirripo anzukommen und hoffen, dass ich auch rein darf.
Den Berg hab ich mir schon lang vorgenommen: ca 3900 Meter hoch, angeblich richtig herausfordernd und von der Spitze soll man Karibik als auch Pazifik sehen koennen. Nur wurde mir von 2 Leuten erzaehlt, man muesse hierfuer resevieren, da im Hostel oben nur ein paar Betten sind. Also ruf ich dort an und bekomme erzaehlt, es gaeb fuer die naechsten Wochen keine Plaetze, blablabla. Denke mir, mir doch egal: ich will da rauf also tu ich's und wenn die mich nicht reinlassen schleich ich mich rein und im Hostel oben wuerdens mich nicht im Freien schlafen lassen.
Als ich also auf Nacht ankomme, erzaehlt mir der Typ von der Bar wo ich schlafe, dass es manchmal auch offiziell Restplaetze fuer Leute gibt, die ganz frueh am Morgen zur Rangerstation kommen. Und so mach ichs: um 5 Uhr aufstehen und ab zur Rangerstation, wo schon 5 Leute (teilweise seit 3 Uhr) warten und tataaaaaaaaaa: 2 Stunden warten spaeter bekomme ich den allerletzten Platz, yess!
Das einzig doofe: Oben im Hostel gibts weder Heizung noch essen. Und Wasser muss man auch genug mitnehmen. Oh, und die drei wirklich nervigen offenen Wunden an den Füßen...- aber wurscht, ich will rauf!

also mit gut 10kg Gepaeck (fetter Schlafsack, warmes Gwand, massig essen und trinken) von rund 1000 Hoehenmetern aus ab nach oben: Stunden lang durch die Waelder mit Gelsen die süchtig nach mir sind, weitere Stunden durch den Nebel (oder sinds die Wolken?) und schliesslich noch ein paar Stunden, als obs noch nicht steil genug gewesen waere, durch die Felsen bis ichs bis zum spaeten Nachmittag schliesslich zum Hostel 500 Meter unterm Gipfel geschafft habe. Dort spazier ich noch ein bissi umadum und lern ein Maedl kennen, das zum Glueck zu viel zu Essen mithat, ich hab mich naemlich etwas verschaetzt.
Dann versuchen frueh schlafen zu gehen, um am naechsten Tag mit Taschenlampe ausgeruestet um 3 Uhr frueh (zum einen notwendig wenn mans noch am selben Tag runterschaffen will und zum anderen um zum Sonnenaufgang am Gipfel zu sein) ab zum Gipfel. Puaaah, um 3 Uhr frueh auf knapp 4000 Meter mit Tshirt, Pulli und einer duennen Stoffhose (mein waermstes Gwand) ists ganz schoen kalt. Und mued bin ich! Wurscht: sind nur 2 1/2 Stunden, unheimlich anstrengende 2 1/2 Stunden. Anstrengend und steil genug, dass mir kurz vorm Gipfel vorkommt, ich koenne fast nicht mehr und pausieren muss, und das heisst was (und ich steh drauf!!)
Aaaaaaaaaaaaaber nach einigen Klettereien schliesslich um halb6 am Gipfel, genau als die Sonne beginnt aufzugehen. Aaaaah, und was fuer ein Sonnenaufgang!!! Und was fuer ein Gefuehl! Fuehle mich gleichzeitig voller Energie und halb-tot. - also mit breitem Grinsen in den (megawarmen) Schlafsack kuscheln und am Gipfel noch 2 Stunden schlafen und gmuetlich fruehstuecken. Um die Meere zu sehen ists leider zu bewoelkt, aber irgendwie ist das egal. Die Aussicht hier ist auch ohne Meere unbeschreiblich.

Oh, und ich frag mich: hier, tausend Meter über den Wolken, da sollts eigentlich gar nicht regnen können, oder?
Schliesslich auf die Uhr geschaut und draufgekommen, dass es ganz schoen spaet ist (halb9 oder so) und ich bis zum Abend von knapp 4000 auf 1000 Meter kommen will.
Hurtig wird also herab spaziert und schliesslich gelaufen, um den letzten Bus (zieeemlich erschoepft) gerade noch so zu erwischen. Komme sogar, puuh, 10 Minuten zu frueh unten an, also noch 2 Minuten duschen und ein Eis kaufen! Also endlich frisch geduscht (buaa), noch immer mit dem Geschmack des Eis' im Mund (buaaaaaaa) nun im Bus - ab zur Hauptstadt San Jose, wo ich auf Nacht in einem wunderschönen Hostel mit Swimmingpool, Riesenhängematten und lauter Palmen am Dach, ankomme und mir nach ersten Gedanken, ich müsse das Samstagnacht-Nachtleben in San Jose entdecken, sofort einschlafe.
..Und am nächsten Morgen aufwache - und das mit allem Drum und Dran: der Kopf brummt, Meine Beine wollen sich nicht bewegen, die Wunden an den Füßen glühen und mein restlicher Körper glüht auch gleich mit, was sich in den nächsten Tagen noch als 40° Fieber rausstellen soll. Aber das war's wert! Und es ist mein letzter Tag auf Reise, den lass ich mir nicht von Kopfweh-undsoweiter bestimmen. Also noch in den Swimmingpool springen und in der Riesenhängematte-entspannen und ab auf ein gutes Frühstück. Dort komm ich gut mit dem Besitzer ins Gespräch und ich soll ihm versprechen, am Abend wiederzukommen, weil er mich auf ein letztes Abendessen einladen möchte. Umso besser!
Der Tag wird also eine angenehme Abwechslung zwischen gemütlichen Stadthumpeln, netten Märkten und dann immer wieder ab in die Hängematte und den Swimmingpool. Nostalgisch wird auch das letzte (von bestimmt 150) Eissandwich, und schließlich das versprochene Abendessen gegessen!
Mit einem Geist voller Energie, Eindrücken und Lebensfreude also ab nach Hause - ab zum Flughafen und rein in den Flieger, buhahaha - ich freu mich schon und genieß es so richtig, einfach die ganzen Eindrücke noch mal im Kopf rumfliegen zu lassen - in Erinnerungen vertieft breit zu grinsen und schließlich noch breiter zu grinsen, als mir die Stewardess unauffällig ihre Telefonnummer zusteckt, hahaha!

© Jonathan St, 2013
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Tauchen, Surfen, Reiten, im Nebelwald verirren, über den Wolken wandern, Vulkane besteigen und runtersurfen, in Höhlen herumklettern, mit Affen am Strand entspannen und natürlich Feiern - auf eigene Faust und ohne Plan durch Mittelamerika, ein Spaß!
Details:
Aufbruch: 06.02.2013
Dauer: 9 Wochen
Heimkehr: 10.04.2013
Reiseziele: Guatemala
El Salvador
Honduras
Nicaragua
Costa Rica
Der Autor
 
Jonathan St berichtet seit 11 Jahren auf umdiewelt.