Indien von Süd nach Nord, 1993/4
Indien (3. Jan. bis 4. Feb. 1994): Goa
Die Hauptstadt Goas ist nicht sonderlich interessant. Das kleine Gebiet war bis 1961 Hauptstadt von Portugiesisch-Indien, in den 70ern Hippie-Traumziel, wo einer ausgibigen Schnorrer-, FKK- und Drogenkultur gehuldigt wurde. Das war 1994 schon vorbei. Das "Union Territory" hat aber immer noch für Indien sehr liberale Alkoholgesetze und war deshalb besonders für die Einwohner Bombays beliebtes Ausflugsziel, wobei die Männer wohl auch gerne einmal kamen, um barbrüstige Europäerinnen am Strand anzustarren. Goa ist auch einer der wenigen Orte wo man Schweine- und Rindfleisch (Wasserbüffel ?) bekommt.
Pauschaltouristen, besonders aus England kamen 1994 schon einige, aber besonders im Norden fand man noch ruhige Ecken und den einen oder anderen übriggebliebenen Hippie. Mich schnorrte eines Tages am Markt ein Deutscher an. Weißgewandet, mit Jesus-Bart fehlten nur noch die Blumen im Haar. Er reagierte ziemlich säuerlich als ich ihm "nur" 10 Rs gab (indische Bettler erhielten 3-5 Rs), das hätte locker für 1 kg Karotten gereicht. Ich war schon nach einigen Tagen mit einer Gruppe Engländer bekannt geworden, mit denen ich untertags im Strandcafé saß (abends waren sie mir besoffen zu aggressiv), darunter einer, der schon drei Jahre in Goa überwinterte. Er kannte diesen "Pappenheimer," der wohl schon Jahre dort war und hatte wenig Charmantes über ihn zu sagen ...
Indische Tagesausflügler, abends am Strand. Kaum jemand in Asien lernt schwimmen, außerdem wäre es unschicklich sich als Frau wie Europäerinnen mit bzw. ohne Bikini zu zeigen. (Jan. 1994)
Zwischenbemerkung zu Alkohol in Indien. Gandhi war als traditioneller Hindu auch ausgewiesener Abstinenzler, für die Kolonialherren war das in den 1880ern eingeführte Monopol eine wichtige Steuerquelle. Etliche Bundesstaaten erließen nach 1947 mehr oder weniger strenge Ausschankbestimmungen. So konnte man in Tamil Nadu nur in dunklen Hinterzimmern von Schnapsläden etwas bekommen. In Mahashastra (Bombay) und Kathiawar (Gujarat) waren etliche Regionen vollkommen "dry." [Das wurde die letzten Jahre liberalisiert.] An Bier ist eigentlich nur [k]Kingfisher[/k] trinkbar. Ansonsten gibt es in den vielfach als "English Wine and Beer Shop" titulierten Läden meist nur Fusel der Marke Feuerwasser, wobei man sich nach dem zweiten Schluck fragt, ob man nicht vielleicht blind wird. Fast nur in Goa üblich ist ein aus Cashew-Nüssen gebrannter Schnaps names [k]Feni.[/k]
Blick über die Buchten Goas, nördlich Panjim Richtung Mapusa
Die schwarzen Felsen hinter den Stränden geben zwar kontrastreiche Bilder, strahlen aber selbst im Januar so viel Hitze ab, daß es schnell unangenehm heiß wird.
Ich hatte im Obergeschoß eines Guest House ndl. Anjuna ein nettes Zimmer, das aber untertags wegen des Wellblechdachs sehr heiß wurde (Strom und damit Ventilator wurden bei Tageslicht abgestellt), so daß ich meine Tage im Strandcafe (es gab nur eines, eigentlich schon fast 300 m inland an der Straße) verbrachte. Eines Mittags stand dann plötzlich ein Land Rover auf der Verandah. Der Fahrer hatte die niedrige Betonmauer durchbrochen, verletzt wurde niemand, aber es dauerte sechs Stunden bis die Polizei erschien und noch zwei Tage bis jemand die Karre abschleppte. An anderen Gästen in Erinnerung geblieben ist ein buckliger Engländer, der ständig laute Reden führte und es darauf anlegte alle um sich herum anzufeinden. Interessanter war ein englischer Oberleutnant, der gerade nach einem Jahr am Persischen Golf (der erste US-Angriffskrieg gegen den Irak war nicht lange vorbei) auf Urlaub zu einem neuen Posten war. Ziat: "Camels are the foulest animals on earth." Womit sich Leute, die hauptberuflich töten, beschäftigen wenn ihnen langweilig ist: Man nehme Feuerzeugbenzin, spritze damit einen Kreis in den Sand, zünde es an. In den Kreis ein Skorpion und ein Mungo. Wer bringt den anderen jedesmal um?
Diese überdachte "atombombensichere" Brücke, mit Wänden aus ca. 20 cm Beton, verbindet einen Feldweg über einen Flußlauf, der keine 30 cm tief ist (bei der Aufnahme stand ich knietief im Meer).
Typischer Strandbetrieb. Als ich eines Morgen im Sand schlief hatte eine Kuh die befreiende Idee über meine Beine zu pissen. Sie blieb vollkommen ungerührt als ich aufsprang und durchnäßte mein Handtuch weiter. Die Viecher sind ziemlich groß wenn man darunter liegt ...
Bewunderswert sind die Frauen, die bei der Hitze den ganzen Tag mit Weidenkörben am Kopf den Touristen frisches Obst liefern. Man merkt erst wie schwer die Dinger sind (ca. 20 kg), wenn sie einen bitten den Korb wieder hochzuwuchten. Weiter ging es nach Norden, Bombay umfahrend per Nachtzug nach Aurangabad.
Irgendwo in Rajputana aus dem fahrenden Zug.
Aufbruch: | November 1993 |
Dauer: | 3 Monate |
Heimkehr: | 24.02.1994 |
Sri Lanka
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