Lust auf Champagne ?
Die Champagne bietet malerische Routen durch ein bäuerlich geprägtes Hügelland. Sanft geschwungene Höhenzüge, die gerade so hoch sind, dass der Blick noch über sie hinwegschweifen kann. Wälder, die das Grün, den beherrschenden Farbton, um ein paar Nuancen bereichern und im Mai weite Ebenen mit den gelben Farbtupfern der Rapsfelder.
Das Marnetal - Route Touristique de Champagne
Dunkle Regenwolken hängen über der Champagne und es ist kalt. Der Wetterbericht hat für heute Sturmwarnung und Regen angesagt. Wir lassen uns davon aber nicht abschrecken - im Hotel zu bleiben ist nicht wirklich eine Alternative. Also vorsorglich die Regenklamotten drübergezogen und los geht's.
Durch die Gassen von Châlons-en-Champagne - oft "Klein Venedig der Marne" genannt - geht es der D1 folgend nach Epernay. Die Hauptstadt des Champagners liegt inmitten von Weinbergen. Am Ortseingang kommen wir am "Clos des Goisses" vorbei, einem der seltenen, sehr steilen eingefriedeten Weingärten der Champagne. Wir rollen auf der 940 Meter langen Avenue de Champagne oder "Champs-Elysées der Champagne" in Epernay ein. Sie ist Hauptsitz der größten und bekanntesten Champagnerhäuser (Moët & Chandon, De Castellane, Perrier-Jouët usw). Millionen Champagnerflaschen lagern hier in 120 km langen Kellern, die zum Teil noch auf unterirdische Steinbrüche der Römerzeit zurückgehen.
Durch die Teichlandschaft des Bois de Boursault führt uns der Weg über Orbais l`Abbaye und Conde-en-Brie - sehenswert ist das Schloss sowie das Jahrhunderte alte Waschhaus am Fluss (Lavoires) - nach Château-Thierry an der Marne. Die Stadt ist wenig reizvoll. Es ist Markttag und die Gassen sind überfüllt - stop and go ist angesagt! Wir sind daher froh, als wir wieder in die Weinberge des Pinot Meunier hoch über der Marne hinaufwedeln können. Die Hänge gehören zu den schönsten Weinlandschaften Frankreichs. Soweit das Auge reicht erstrecken sich über das malerische Marnetal und den Fluss ausgedehnte Weinberge. Die hügelige Strecke führt uns durch Dörfer zwischen Weinreben, Feldern und Wäldern bis nach Binson-Orquigny und Reuil. Weiter geht es nach Venteuil mit einem herrlichen Ausblick auf das Château de Boursault.
Wir dürfen die Champagne natürlich auf keinen Fall ohne einen Besuch von Reims, der Stadt der Kunst und der Geschichte, verlassen. Frankreich hat tatsächlich seinen Ursprung in Reims. Hier wurde im Jahr 498 Chlodwig I vom Bischof "Saint Rémi" getauft und das Königreich der Franken gegründet, nach denen das Land benannt wurde. Außerdem wurden in der Kathedrale Notre-Dame (UNESCO Weltkulturerbe) 33 französische Könige gekrönt, wie z.B. Charles VII, dessen Heer von Jeanne d'Arc angeführt wurde. Sie ist mit rund einer Million Besuchern im Jahr eine der Hauptanziehungspunkte der Champagne. Direkt daneben befindet sich der alte erzbischöfliche Palast, der unter dem Namen Palais-du-Tau bekannt ist.
Wir verlassen Reims durch den Naturpark "Parc naturel régional de la Montagne de Reims" mit seinen über 800 Süntel-Buchen (selten höher als 15 Meter, sehen so bizarr verdreht aus wie Bonsai-Bäume) und durchqueren die "Grande Montagne" das Königreich des Pinot Noir. Der Begriff "montagne" (franz. Gebirge) lässt uns angesichts der geringen Höhe des Geländes schmunzeln: Höchster Punkt der Montagne de Reims ist mit 286m der Mont Sinaï. Hier bezeichnet man eben schon die kleinste Unebenheit in der Landschaft als einen Berg!
Zurück im Hotel und frisch geduscht überfällt uns in Erwartung der französischen Küche der Hunger nach "Pavé de boeuf"(Rindersteak) und "Pâté de lapin" (Kaninchenpastete). Ein Glas Rotwein darf dabei natürlich nicht fehlen. Als wir unsere Zimmer aufsuchten, haben wir drei Stunden gegessen und getrunken, über die französische Lebensart philosophiert und Französisch für Anfänger gelernt: "Jalousie de popo"..."Etui de madame"..."Santé"!
PS: Wetterfrösche haben nicht immer Recht - der angedrohte Regen ist (fast) ausgefallen.
Aufbruch: | 30.05.2013 |
Dauer: | 4 Tage |
Heimkehr: | 02.06.2013 |