Jakobsweg 2010 - Camino Portugues
8. März 2010 4. Tag Rates – Barcelos
Rates - Barcelos - Stadt der Hähne
8. März 2010 4. Tag Rates - Barcelos - Stadt der Hähne
Um 7 Uhr sind wir aufgestanden und um 8 Uhr ging es zum Frühstück. Dabei wurden wir wieder einmal von den Preisen überrascht: Für einen Milchkaffee und ein Croissant musste ich sage und schreibe nur 1,20 Euro bezahlen. Bei uns in Deutschland bekommt man dafür nicht einmal eine Tasse Kaffee. Das Wetter hatte sich gebessert. Nur ein Paar Wolken waren noch am Himmel. Aber es war sehr kalt, ca. 8 - 10 Grad. Auf Feldwegen, die Bächen glichen, ging es durch eine liebliche Landschaft mit Eukalypthus-Wäldern und kleinen Dörfern. Das Laufen ging heute sehr gut und ich war schon vor 12 Uhr in Barcelos.
Am Fluss Cávado mit Blick auf die Burgruine aus dem 15. Jahrhundert wartete ich auf Bernd und Uli. Dann ging es gemeinsam zum BVB - nicht was Fußballfans vermuten! BVB bedeutet Bombeiros Voluntaires Barcelos - freiwillige Feuerwehr Barcelos. Von den Feuerwehrmännern wurden wir sehr freundlich empfangen. Wir legten nur kurz unsere Rucksäcke ab, denn wir wollten ausgiebig die Stadt erkunden. Barcelos, ca. 5.000 Einwohner, wurde schon im 14. Jahrhundert von den Jakobspilgern besucht. Bernd brauchte außerdem dringend eine Regen-jacke, denn seine Jacke ließ das Wasser wie ein Sieb durch. Als Erstes besichtigen wir die Palastruine der Grafen von Barcelos. Der Eintritt war frei. Die ehemalige Residenz der Grafen von Barcelos beherbergt heute das Museu Arqueológico. Unter den vielen Fundstücken, die bis zurück in die Römerzeit reichen, befindet sich auch der Cruzeiro do Senhor do Galo, ein Wegkreuz aus dem 14. Jh., das auf den legendären Hahn von Barcelos verweist.
Anschließend ging es zur Wallfahrtskirche Bom Jesus do Monte. Leider wurde diese Kirche wie auch die Kirche Igreja Matriz restauriert, wes-halb wir die herrlichen weißblauen Kachelbilder nicht komplett ansehen konnten. Auch den Hauptaltar konnten wir leider nicht anschauen. Die Pfarrkirche Igreja Matriz verbirgt nämlich hinter ihrer schlichten Fassade einen reich verzierten Innenraum. Rund um den Chor, der von einigen barocken Kapellen umgeben ist, erstrahlt alles in Gold.
Barcelos ist ein Bezirk nördlich von Porto, wo der traditionelle "Galo de Barcelos" (Hahn von Barcelos) aus Keramik hergestellt wird, über den eine kuriose Legende erzählt wird:
Die Legende vom "Galo de Barcelos"
Der Legende nach waren die Einwohner des Marktfleckens besorgt, weil ein Verbrechen verübt worden war, aber kein Schuldiger gefunden werden konnte. Eines Tages erschien ein Galicier. Da man ihn nicht kannte, wurde er zum Verdächtigen. Die Ortsverantwortlichen beschlossen, ihn einzusperren und obwohl er schwor, dass er es nicht gewesen sei, glaubte man ihm nicht. Niemand konnte sich vorstellen, dass ein Fremder nach São Tiago de Compostela kommen würde, um ein Versprechen zu erfüllen und dass er den Schutzpatron von Compostela so innig verehren würde. So wurde er also dazu verdammt, am Galgen zu sterben. Vor der Exekution verlangte aber der Galicier noch einmal den Richter zu sehen, der ihn schuldig gesprochen hatte. Als sie am Haus des Richters ankamen, veranstaltete dieser gerade ein Bankett mit seinen Freunden. Der Fremde beteuerte nochmals, das er unschuldig war und deutete vor allen ungläubigen Anwesenden auf den gebratenen Hahn auf dem Tisch und sagte: "Der Beweis für meine Unschuld wird sein, dass dieser Hahn kräht, wenn ich gehängt werde." Wie erwartet, lachten alle und verspotteten ihn, aber um alle Zweifel zu beseitigen, rührte niemand diesen Hahn an. Und was als unmöglich erschien, wurde wahr! Als der Mann an den Galgen gehängt wurde, erhob sich der Hahn vom Tisch und begann zu krähen. Von diesem Augenblick an gab es keinen Grund mehr für Zweifel, so rannte der Richter zum Galgen, um die Tragödie doch noch zu verhindern. Als er ankam, sah er den armen Mann mit dem Seil um seinen Hals am Galgen hängen, aber glücklicherweise war der Knoten locker gewesen, sodass das Leben des Mannes gerettet werden konnte. Man ließ ihn friedlich ziehen. Einige Jahre später kam der Galicier zurück und errichtete der Jungfrau Maria und dem Heiligen Tiago ein Denkmal zu ihrer Verehrung.
Diese Legende wird natürlich nicht wörtlich genommen, aber sie ist ein wichtiger Teil der portugiesischen Kultur aufgrund der moralischen Werte, die sie enthält. Die Legende berührt Aspekte des täglichen Lebens, wie Stolz, Schicksal, Gerechtigkeit und Wunderglaube, die in Portugal hohes Ansehen genießen.
Nachdem wir dann fast eine Stunde nach einer Regenjacke gesucht hatten, sie endlich fanden, lud uns Bernd zum Dank in ein Café ein. Anschließend ging es zurück zur Feuerwehr, zum Duschen und Postkarten schreiben. Gegen 19 Uhr meldete sich der erste Hunger an und so gingen wir in ein kleines Restaurant in der Nähe des BVB. Auch heute war frühes Schlafengehen angesagt, denn morgen stehen 32 km auf dem Programm.
Weitere Bilder und Diashow unter www.harley-rolf.de
Wallfahrtskirche Bom Jesus do Monte. Leider wurde diese Kirche restauriert, weshalb wir die herrlichen weißblauen Kachelbilder nicht komplett ansehen konnten.
Aufbruch: | 05.03.2010 |
Dauer: | 6 Tage |
Heimkehr: | 10.03.2010 |