AETHIOPIEN
Mit Mietfahrzeug durch den Norden Aethiopiens
09.-12.01.14
Nachdem wir uns von der Reisegruppe verabschiedet haben, buchen wir noch eine weitere Übernachtung im Hotel. Mit dem Agenten des Reiseveranstalters besprechen wir unsere Reise in den Norden von Äthiopien.
Anschliessend machen wir einen Spaziergang in die Stadt. Addis Abeba ist mit ca. 5 Mill. Einwohnern die grösste Stadt des Landes. Unangefochten beherrscht die Stadt das Horn von Afrika; als grösster Marktplatz, als Verkehrsknotenpunkt und politisches Zentrum. Der Verkehr ist chaotisch, Strassennahmen gibt es nur auf dem Stadtplan und einigen Strassenschildern, sie werden allerdings meistens nicht benutz, sondern es haben sich andere Namen eingebürgert, deshalb ist für uns die Orientierung etwas schwierig. Zwischen 1'800 und 2'450 m.ü.M. ist sie die dritthöchst gelegene Hauptstadt der Welt. Amharisch ist die verbreiteste Sprache in der Hauptstadt, jedoch mit Englisch kommt man aber auf einer Besichtigungstour recht weit. Unsere Besichtigungsbedürfnisse sind bald zufriedengestellt und die Abgas geschwängerte Luft treibt uns zurück ins Hotel.
Am nächsten Tag treffen wir uns pünktlich morgens um 08.00 Uhr mit unserem Agenten, welcher uns mit dem Chauffeur und Auto bekannt macht. Bis wir aus dem "Moloch" Addis Abeba herausgefahren sind, dauert es über eine Stunde. Danach führt uns die Strasse in die Entoto-Berge. Unterwegs geniessen wir einen schönen Ausblick über Addis Abeba im Dunst.
Links und rechts der Strasse arbeiten die Bauern auf den Feldern und wir können zusehen, wie mit Sicheln in mühsamer Arbeit das Getreide geschnitten wird.
Nach etwa 100 km zweigt eine steile Strasse ab zum berühmten Kloster Debre Libanos, welches wir besuchen. Die achteckige Kirche mit der silbernen Kuppel und dem Kreuz auf einer Stange wurde erst in den fünfziger Jahren errichtet. Die alten Klostergebäude waren von den italienischen Besatzern 1937 niedergebrannt worden. Im Rahmen der Vergeltungsmassnahmen nach dem missglückten Attentat auf den italienischen Vizekönig am 19. Februar 1937. Als eine besondere Reliquie wird in Debre Libanos ein Stück vom Kreuz des Heiligen Tekle Haymanot in einem besonderen Gebäude aufbewahrt. Hier befindet sich auch das Grab des Heiligen.
Auf der Weiterfahrt zur Schlucht des Abay (Blauer Nil) bietet die Strasse ein unglaubliches Naturschauspiel, bis man an den Canyon kommt, in dem der Fluss fliesst. Am Fusse der Schlucht ist es heiss und stickig - bis 40 C. Für alle Fahrzeuge ist die Schlucht eine Tortur, denn die Strasse führt im Wesentlichen noch dem Verlauf der zur Zeit der italienischen Besetzung angelegten Strasse. Die Fahrzeuge schrauben sich im Schneckentempo die Schlucht hinunter und wieder hinauf. Autowracks am Wegesrand künden von weniger glücklichen Versuchen. Nach dieser anstrengenden Fahrt essen wir mit unserem Chauffeur ein gutes Mittagessen, bevor wir weiterfahren nach Finoteselam zum Übernachten.
Heute geht die Fahrt nach Bahir Dar am Tana-See. Unterwegs machen wir halt in einer Ortschaft wo gerade Markttag ist. Da hier keine Buse mit Touristen halten, werden wir von den Marktleuten bestaunt und können ungehindert das Markttreiben geniessen.
In Bahir Dar buchen wir im Hotel für 2 Nächte. Nachmittags fährt uns unser Fahrer 35 km auf staubiger Naturstrasse zu den Blue Nil-Falls. In Tis Abay müssen wir uns einen einheimischen Führer nehmen und Eintritt bezahlen. Danach werden wir per Boot über den Nil gebracht und wandern durch Felder bis zu den Nil-Falls. Das Wasser stürzt sich 45 m, auf einer Breite von 400 m, in die Tiefe.
Wieder zurück in Bahir Dar buchen wir für den nächsten Tag ein kleines Boot für eine 5-stündige Fahrt auf dem Tana-See.
Der 5 km nördlich von Bahar Dar gelegene Tanasee ist der höchstgelegene See Afrikas und die Quelle des Blauen Nil. Dieser Nebenfluss des eigentlichen weissen Nil ist 1'783 km lang und mündet bei Khartum in den Hauptstrom. Unterwegs auf dem See treffen wir viele der traditionellen Papyrusboote an, die den Einheimischen seit ewigen Zeiten als Transportmittel dienen. Zahlreiche Klöster befinden sich auf den vielen kleinen Inseln des Sees und diese sind heute unser eigentliches Ausflugsziel. Die Kirchen der Inselklöster sind Rundkirchen mit Strohdach und manche stammen aus dem 12. Jahrhundert.
Von Bahir Dar bis Gondar sind es 183 km. Während der Fahrt sehen wir die typischen äthiopischen Rundhütten aus Lehm oder Stein mit einem Strohdach. Die Bauern pflanzen in den mittleren Lagen das traditionelle Getreide Teff an, auf höher gelegenen Feldern Weizen, Gerste und Hafer. Selbst steile Berghänge werden im Gebirge zum Anbau genutzt.
Die berühmte äthiopische Königsstadt des 17. Und 18. Jh. liegt immerhin auf einer Höhe von 2'300 m. Als alte Kaiserstadt gehört Gondar zu den grossen religiösen Zentren des Landes. Als erste Hauptstadt mit Stein-Palästen war die Stadt ein Zentrum für Kunst und Literatur. Die im Herzen der modernen Stadt liegende, noch erhaltene Palastanlage Fasil Ghebbi, die von einer Mauer mit 12 Toren umgeben ist, lassen die einstige Pracht und Macht erahnen. Seit 1979 gehört die Anlage zum UNESCO-Weltkulturerbe.
Mitten in der Stadt steht eine der schönsten Kirchen Äthiopiens, Debre Birhan Selassie (1706) mit dem berühmten Deckengemälde aus Reihen geflügelter Engelsköpfe und Kreuzornamenten. Die Wandmalereien zählen zu den wunderbarsten der Ikonographie Äthiopiens.
Etwas ausserhalb der Stadt befindet sich ein kleines Wasserschloss, das ehemalige Bad des Fasiledes (1632-1667). Der eigenartige Bau steht inmitten eines mit grossen Bäumen bewachsenen Gartens, der von einer starken Mauer umgeben ist. Innerhalb der Mauer befindet sich ein Bassin (70 x 40 m), in dem wiederum das Schloss auf Stützpfeilern errichtet ist.
Die Weiterfahrt von Gondar bis Debark, zum Ausganspunkt für den Besuch des Simien Nationalpark, dauert 3 Std. In Debark müssen wir eine Bewilligung lösen, einen Führer und einen Bewaffneten Begleiter bezahlen, für die Fahrt in den Nationalpark. Die beiden Personen müssen in unserem Auto untergebracht werden. Danach geht die Fahrt in den Park los. Der N.P. ist 179 qkm gross und liegt auf einer Höhe zwischen 2000 und 4430 m. Weite Hochplateaus wechseln sich hier mit steil abfallenden Schluchten ab. Hier wird uns klar, warum dieses Land auch als "Dach Afrikas" bezeichnet wird. Viele Gipfel des Simien-Gebirges erreichen 4000 m, der Gipfel des Ras Dashen, höchster Berg Äthiopiens und vierthöchster Afrikas, liegt bei 4550 m. Unterwegs sehen wir einige Familien von Blutbrustpaviane, sowie Bartgeier.
Zur Weiterfahrt von Debark nach Axum starten wir schon um 06.30 Uhr, da die Strecke zwischen Adi Arkay durch eine grandiose Landschaft führt und über lange Strecken Baustellen aufweist. Bei der Fahrt entlang der Hänge bleibt uns manchmal fast die Luft weg, wenn wir in die Tiefe schauen! Da die Strecke grösstenteils nicht asphaltiert ist, fahren wir fast immer in einer grossen Staubwolke. Nach der kurvenreichen Fahrt kommen wir müde und schmutzig in Axum an und unser Chauffeur hat sich eine Ruhezeit verdient.
Das sagenumwobene AXUM, die frühere Hauptstadt des gleichnamigen Königreichs gilt in der äthiopischen - orthodoxen Kirche als heilige Stadt. Hier soll die Bundeslade mit den steinernen Gesetzestafeln von Moses aufbewahrt sein.
Unser Fahrer besorgt uns einen sehr guten Führer für den ganzen Tag, somit können wir den Stehlenpark mit Gräbern, Museum und Palastruine alles besichtigen.
Uns beeindruckt der Stelenpark der einige der grössten bearbeiteten Monolithe der Welt aufweist. Die äthiopischen Stelen werden häufig mit den ägyptischen Obelisken in Verbindung gebracht, haben aber einen völlig anderen kulturellen beziehungsweise kultischen Hintergrund. Während die ägyptischen, nach oben sich verjüngenden Steinpfeiler die Strahlen des Sonnengottes symbolisieren, sind die in Axum zu bewundernden Stelen Teile von Grabbauten. Ursprünglich als einfache Markierung von Gräbern gedacht, wurden die Stelen im Laufe der Zeit immer stärker bearbeitet und verziert, was wohl mit der Vorstellung vom Grab als dem "Hais des Toten" zusammenhängt. Eine der grössten Stelen steht noch aufrecht, sie ist insgesamt 24 m hoch, davon befinden sich 3 m Gestein unter der Erdoberfläche. Die grösste Stele - 33,5 m hoch und 520 Tonnen schwer - stürzte dagegen wahrscheinlich schon während des Aufstellens um. Bei Ausgrabungen an ihrem Fuss wurden Grabeingänge freigelegt, die in ein unterirdisches System von Gräbern und Höhlen führen. In den Museen von Axum finden sich uralte Münzen, Schriftrollen, Steintafeln mit Inschriften und jahrhundertalte Schmuckstücke in grosser Zahl.
Die Kathedrale der Heiligen Maria von Zion im Zentrum der Stadt ist das älteste und wichtigste Kirchengebäude der äthiopisch-orthodoxen Kirche. Eine Kapelle hütet angeblich das grösste Heiligtum Äthiopiens, die Original-Bundeslade mit den steinernen Gesetzestafeln Moses. Laut äthiopischen Quellen aus dem 14. Jh. soll die Königin von Saba König Salomon in Jerusalem besucht haben und mit ihm Menelik gezeugt haben. Dieser soll später selbst nach Jerusalem gereist sein und die Bundeslade von dort mitgebracht haben. Ein Mönch ist noch heute mit der Bewachung der Bundeslade als lebenslangem Amt beauftragt. Er gibt diese Aufgabe kurz vor seinem Tod an einen Nachfolger weiter. Frauen dürfen die Kirche nicht betreten. Kaiser Haile Selassie baute 1950 eine neue Kirche direkt daneben, die für beide Geschlechter geöffnet ist. Zurzeit wird ein neues Gebäude zur Aufbewahrung der Bundeslade gebaut. Während unserem Rundgang konnten wir sogar den Patriarchen auf der Baustelle fotografieren. Wenn das nicht ein glücklicher Zufall ist!
Erst im Mai 2008 wurden in Axum die Überreste eines Palastes gefunden, der angeblich der Königin von Saba gehört haben soll.
Wir kehren tief beeindruckt von den vielen Besichtigungen zurück ins Hotel und sinken in einen tiefen und festen Schlaf.
Auf einer wunderschönen Fahrt durch die herrliche Landschaft erreichen wir gegen Abend die Hauptstadt der Provinz Tigray, Mekele. In Sichtweite des Palastes des Kaisers Yohannes IV 1884, finden wir eine Unterkunft für die Nacht und geniessen einen schönen Abend auf der Hotelterrasse.
Von Mekele nach Lalibela sind es 279 km, wovon die letzten Kilometer Schotterstrasse ist. Schon während der Anfahrt sind wir beeindruckt von den fantastischen Bergpanoramen mit gewaltigen Tafelbergen und grünen Tälern. Lalibela liegt etwa 2500 m über dem Meeresspiegel und erstreckt sich an den Hängen der Berge von Lasta, dominiert von dem 4190 m hohen Abuna Yosef.
Die elf weltberühmten Kirchen aus dem 12. Und 13. Jh. sind für viele das achte Weltwunder. Wahrscheinlich wurde insgesamt 100 Jahre an der Anlage gebaut. Seit 1978 gehört sie zum Weltkulturerbe. Es handelt sich überwiegend um Gruft- und Grottenkirchen (also nur teilweise aus dem Tuffstein herausgearbeitete Gebäude) sowie vier monolithische Kirchen, die nur noch durch den Sockel mit dem Fels verbunden sind. Fenster, Türen, Reliefs und Säulen wurden aus dem Steingeschnitten, der Innenraum ausgehöhlt, die bunten Wandgemälde wurden wohl später angebracht. Juwel der Anlage ist die einzeln liegende Georgs-Kirche in Kreuzform, die mehrere Stockwerke tief in den Fels gemeisselt ist. Bet Medhane Alem ist die grösste monolithische Kirche der Welt. All diese Kirchen sind nicht nur Denkmäler, sondern auch heute noch Andachtsräume eine uralten und noch immer tief empfundenen Glaubens.
Da wir am 18.01. in Lalibela eintreffen nehmen wir am Abend am Timkat Fest teil, welches über 3 Tage gefeiert wird. Während diesem Fest wird an die Taufe Jesu Christi durch Johannes dem Täufer im Jordan erinnert. Am ersten Tag tragen die Priester in einer feierlichen Prozession eine Kopie der Bundeslade aus den Kirchen zu einem Festplatz, wo die so genannten Tabots über Nacht in einem Zelt aufbewahrt werden. Grosse Feuer werden entzündet und die Pilger feiern die ganze Nacht bei Kerzenlicht. Beim Festplatz befindet sich ein grosses Becken, welches mit Wasser gefüllt ist. Am Morgen wird das Wasser, das den Jordan Fluss symbolisiert, von den Priestern geweiht und der orthodoxe Patriarch ein goldenes Kreuz eintaucht und eine geweihte Kerze auf dem Altar ausgelöscht. Anschliessend versprengt der Patriarch das gesegnete Wasser auf die anwesenden gläubigen. Danach wird der Tabot in einer weiteren Prozession zu den jeweiligen Kirchen zurückgebracht.
Das Timkat Fest wird noch immer wie es vor vielen Jahrhunderten Brauch war gefeiert. Am 19.01. sitzen wir schon morgens um 05.00 Uhr auf der Tribüne und sehen mit grosser Erwartung dem Treiben zu.
Aufbruch: | 27.12.2013 |
Dauer: | 4 Wochen |
Heimkehr: | 21.01.2014 |