Vietnam
Zwei Frauen die alle zwei Jahre eine 4 wöchige Rucksackreise in ein fernes Land unternehmen und in den vergangenen Jahren neben Thailand, Indien und Nepal nun auch Vietnam erkundet haben. Ein Land das an Naturschönheit unglaublich viel zu bieten hat und nebenbei seine reiselustigen Gäste aufs freundlichste Willkommen heißt.
Xin Ciao
Xin Ciao
Reisebericht - Vietnam
von Carmen Loacker
Xin cháo
... mit diesen Worten wurden Gerda und ich Anfang November vergangenen Jahres (2013) in Hanoi, der Hauptstadt Vietnams, empfangen und tatsächlich haben wir gleich zu Reisebeginn bereits die ersten Radfahrer mit ihren dreieckigen Lampenschirmhüten gesichtet.
Xin cháo bedeutet in der Landessprache "Guten Tag" und war eines der ersten Wörter welche wir in Vietnam lernten. In der Altstadt von Hanoi haben wir fast mehr Radfahrer als Autos gesichtet und überall herrschte buntes Markttreiben. Da wir wie üblich nichts geplant, geschweige denn reserviert hatten und schon ziemlich müde angekommen sind, haben wir nachdem für uns alle Straßenschilder nahezu gleich aussahen, ein altbewährtes Mittel angewandt. Erst mal einen Einkehrschwung und eine beaufsichtigt die Rucksäcke während die andere auf Herbergssuche geht.
Nach eineinhalb Tagen in der relativ beschaulichen Großstadt sind wir mit dem Nachtzug in Richtung Norden, nach Sapa weitergereist. Sapa besticht durch beeindruckende Reisterrassen und ist ziemlich touristisch. Man kann jedoch einiges unternehmen von Wanderungen in die umliegenden Dörfer, kleineren Trekkings oder einfach nur in einem der zahlreichen Cafes abhängen und das bunte geschäftige Treiben beobachten. Wir dachten immer - Vietnam sei ein Tee Land - doch überraschender Weise ist es ein "Kaffee Land" und der vietnamesische Kaffee ist nicht zu verachten. Im Norden superlecker, je weiter man jedoch in Richtung Süden kommt so stark, dass es einen fast umhaut und jeder Espresso einpacken kann.
Der Lichterzauber von Hoi An
Aufräumarbeiten am stürmischen Meer
Sonnenaufgang auf Phan Thiet
Das tolle am Reisen sind immer wieder die unverhofften Begegnungen. Während unserer Fahrt in den Norden nach Ha Giang lernten wir ein Ehepaar aus Frankreich und drei Studenten aus Brasilien kennen, mit welchen wir einen Minibus samt Fahrer mieteten und mittels einem von der Polizei ausgestellten Permit die atemberaubende 250 km lange Strecke nach Dong Van, Meo Vac bis hinauf an die chinesische Grenze bereisten. Diese Zeit war für uns das absolute Highlight unserer Reise. Der Norden mit seinem Karstgebirge erinnert an lauter aneinanderreihende Ostereier, unglaublich beeindruckend und sowas von schön ... sowas habe ich noch nie gesehen und das tollste, den Weg hierher haben noch nicht viele Touristen entdeckt. Was man dabei fühlt können Fotos nie belegen, doch was bleibt sind tiefe Empfindungen die sich einprägen.
Auf einer der schönsten Strecken haben wir uns für einen Tag Motorbikes ausgeliehen, sodass wir überall stehen bleiben und die Moment auskosten konnten - teilweise mussten wir jedoch gezwungenermaßen stehen bleiben, da 3 der 4 ausgeliehenen Motorbikes technische Mängel oder Platten aufwiesen...sodass wir kleinere Strecken manchmal zu Dritt auf einem Motorrad fahren mussten.
Übernachtet haben wir an einem dieser Tage in einem 10 Häuser Dorf, auf der Landkarte kaum auffindbar, bei einer Familie im Matratzenlager wo nebenan frisch-fröhlich zwei Schweinchen grunzten und die Dusche aus einem Kübel Wasser bestand. Zugleich war dies jedoch die trinkfreudigste Nacht unserer ganzen Reise, denn der Gastvater hat uns seine Gastfreundschaft mit Reiswein bewiesen worauf hin wir natürlich mit unserem Flachmann fröhlich "danke" sagten.
Hunde gibt es in Vietnam nicht viele, jedoch sieht man diese oftmals im Norden auf den aushängenden Speisekarten, was uns wieder einmal veranlasste, uns ausgenommen von Fisch rein vegetarisch zu ernähren. Grundsätzlich muss man jedoch keine Angst haben, dass man dies einfach vorgesetzt bekommt, da Hundefleisch sehr exklusiv und dementsprechend teuer ist.
Unsere Reise führte uns weiter zur *Ha Long Bucht, wo am Tag unserer Ankunft ein Tropensturm anrauschte, der es in sich hatte. Wenn man an die Philippinen denkt, hatten wir einfach nur unsagbar Glück, jedoch war die Situation vor Ort sehr Respekt einflößend. Wir hätten dies sicher umgehen können, da wir jedoch auf Rucksackreisen nie ein Handy dabei haben und auch Internet nicht verfügbar war, hatten wir zuvor nicht mitbekommen, dass der Philippinen Taifun in unsere Richtung unterwegs war und so konnten wir als wir ankamen auch nicht mehr weiterreisen, da der letzte Touristenbus bereits das Weite gesucht hatte. Da sich jedoch auch die Einheimischen nicht aus der Ruhe bringen ließen, haben wir einfach beschlossen es ihnen gleich zu tun und erst mal fein Essen zu gehen. Die Verwüstungen danach haben unsere weiteren Reisepläne etwas verzögert, sodass wir erst ein paar Tage später unsere 3-tägige Bootstour zu einigen der 1969 kleineren und größeren Ha Long Bucht Inseln starten konnten. Da einige dieser kleinen Inseln bewohnt sind, haben wir uns auf einer davon für eine Nacht in einem schicken Beach-Resort einquartiert, wo wir bei strahlendem Sonnenschein einen super schönen Tag verbrachten.
Unser Minibungalow hatte eine Bambusdusche und das Wasser floss aus einer Kokosnussschale. Eine der anderen Inseln wiederum barg eine traumhaft schöne Tropfsteinhöhle in sich, ein Kunstwerk der Natur, lediglich die vielen Touristen die alle dasselbe sehen wollten, musste man ausblenden - ich muss jedoch gestehen - der Anblick entschädigte für alles.
Zurück an Land sind wir dann weiter nach Hoi An gereist. Ab diesem Zeitpunkt änderten sich die klimatischen Bedingungen, der große Regen der Tropenstürmen folgt kam für uns völlig unerwartet, sowas haben wir noch nie erlebt. Wir haben ja schon Nepal im Monsun bereist, doch das hier war ganz anders. Straßen unter Wasser, Menschen die mit Booten evakuiert wurden, Wassermassen wohin man blickte. Unsere Busreise durch die Fluten wurde unfreiwillig verlängert und zu einem Abenteuer auf das wir gerne verzichtet hätten. Zwei Nächte und einen Tag in einem zweilagen Liegebus wo man die Füße anziehen musste um Platz zu haben, Menschen im Mittelgang liegend und ein Toilettendesaster, welches ich zwischenzeitlich verdrängt habe.
In Hoi An, einem wunderschönen bunten Fischerstädtchen, verbrachten wir einige Tage und obwohl wir auch hier von Wind und sehr viel Regen begleitet wurden, konnten wir die Zeit doch sehr genießen. Einen Kamm konnte man sich ersparen, da sich dieses Thema von selber durch die tägliche Sturmwindfrisur löste. Bunt wie das Städtchen mit seinen gelben Häusern und den farbigen nachts leuchtenden Lampions waren auch die vielen Touristen die sich trotz Hochwasser nicht vertreiben ließen, lauter bunte sich bewegende Plastikregenmäntel die sich in den Gassen tummelten. Tagtäglich konnte man beobachten, wie das Wasser meterweise zurückging und das fleißige Völkchen Meter um Meter in Windeseile säuberte, da Tourismus eine der Haupteinnahmequellen in diesem Städtchen ist.
Hoi An hat neben einer malerischen Altstadt am Fluss auch zwei wunderschöne Sandstrände zu bieten und auch wenn man diese aufgrund der Sturmschäden nicht nutzen konnte, so konnte man vor Ort Kochkurse belegen, Kleider und Anzüge aus Seide nähen lassen, Radausflüge in die Umgebung unternehmen und es sich einfach gut gehen
lassen.
Für unsere Weiterreise haben wir vor Ort einen 40,- Euro Flug in Richtung Süden gebucht und eine Woche am Strand von Phan Thiet mit Muscheln sammeln, im Pool schwimmen (Meer zu stürmisch) und Ausflügen in die Umgebung verbracht. Da uns auch hier viele Tage voller Regen begleiteten waren wir über jeden Sonnenstrahl sehr dankbar und haben neben dem Städtchen Mui Ne der für seinen Kite-Surfer Strand bekannt ist auch Touren zu den roten und weißen Sanddünen, zur liegenden schneeweißen Buddha Statue die 49 Meter lang und 12 Meter hoch auf einem Berg beheimatet ist unternommen, Drachenfrucht-plantagen angesehen, einen kleinen tiefroten Minicanyon, Fischerdörfer und es uns einfach gut gehen lassen.
Vietnam hat an Schönheit und landschaftlicher Vielfalt unglaublich viel zu bieten, einen uns tief beeindruckenden Norden und unglaublich viele endlos lange Sandstrände, was natürlich zu Folge hat, dass Vietnam touristisch sehr weit entwickelt ist, was Massen von Touristen anzieht. Die Vietnamesen sind ein unglaublich fleißiges Volk, freundlich und sehr hilfsbereit. Die Menschen lieben Kinder und das Land ist super einfach für alle Altersgruppen zu bereisen. Aufgefallen ist uns auch, dass es sehr sicher ist, sei es auf dem Land oder auch in der Großstadt Ho Chi Minh (Saigon), man konnte Tag und Nacht völlig unbeschwert herumziehen ohne sich zu sorgen.
Das Land ist sehr sauber und lästige fliegende Ungeziefer sind so selten, dass man sich fragt, wie das trotz Regen und Hochwasser möglich ist. Kaum eine Fliege war zu sehn und Mücken waren so selten wie in keinem anderen Land zuvor, sogar auf den im Freien stattfindenden Fleischmärkten - keine Fliegen und kein Ungeziefer. Auffallend war für uns auch, dass überall in Vietnam gebaut wird, dass wir im Westen grad einpacken können - der Fortschritt ist mit Siebenmeilenstiefeln unterwegs. Die Unterkünfte sind fast überall mit Flip-Flops, Handtuch, Shampoo, Seife und Zahnbürste ausgestattet. Fast schon Standard außer man übernachtet bei den einheimischen Familien - dort scheint die Zeit stehengeblieben zu sein.
Auch wenn nur wenige Menschen Englisch sprechen (Touristenguides immer), die Vietnamesen sind ein sehr offenes Volk und so wird mit Händen, Füßen, mit Gesten und mit einem Lächeln oder mit einer Einladung zu heißem Wasser in Teetassen (echt!) seine Gastfreundschaft kommuniziert.
Obwohl uns diese Reise vor einige Herausforderungen stellte, haben wir viele wunderschöne Eindrücke und Begegnungen mitgenommen die wir nicht missen möchten, tausende Fotos gemacht und nebenbei schon für ein Jahr im Voraus "geduscht" ).
tạm biệt Vietnam
Aufbruch: | 01.11.2013 |
Dauer: | 4 Wochen |
Heimkehr: | 30.11.2013 |