Slowakei von ihrer schönsten Seite
Von einer Tatra in die andere
Na bitte, die Sonne scheint schon wieder mild und warm.
Die Botschaft des Wirts zum Frühstück: Es bleibt den Rest der Woche warm und sonnig! Dann peilen wir als Ziel das Slowakische Paradies an, etwa 100 km von hier weiter ostsüdöstlich.
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Zunächst müssen wir hinter Zuberec über den Westrand der Hohen Tatra. Die Straße führt dort stetig bergan bis auf fast 1200 m Meereshöhe, da könnten wir doch auch den kürzeren Weg über die Dörfer nehmen, zumal eine Mountainbike-Route ja auch in der Karte steht
Verführerisch ist die Abfahrt am Anstieg der Autostraße, die uns durch malerische Bergdörfer führt. Zwar muß man sehr auf Schlaglöcher und Engstellen achten und sich nicht zu schnell abwärts rollen lassen, dafür aber nur wenig Autoverkehr. Nach schöner wird es, als die Straße scharf rechts abbiegt und sich uns ein Fahrradweg geradeaus entlang eines Bachs anbietet.
bergab am Wasser entlang, eine schönere Route kann es nicht geben
doch ganz unten in der Klamm weist der Wegweiser wieder nach oben. Es wird richtig steil und steinig, stellenweise müssen wir schieben, mit Gepäck auf diesem Weg nicht einfach zu bewältigen. Außerdem begegnen uns viele Fußwanderer mit Kind und Kegel, da kann der Weg soo anstrengend ja eigentlich nicht werden. Nach etlichen Kurven und Windungen scheinen wir die höchste Stelle überwunden zu haben, dann gehts genauso steil und gewunden bergab, rechts vor uns eine abgrundtiefe Klamm, da werden wir runter müssen. das ist nicht immer rollend zu schaffen, wir steigen ab und schieben bzw. lassen uns schieben.
Gut, dass der Weg breit genug ist, irgendwo findet man zwischen den Steinen eine Gasse zum Durchfahren, im Schneckentempo, versteht sich !
Die letzten 500 Meter können wir die Räder wieder vorsichtig rollen lassen, dann kommen wir auf einen Parkplatz.
Auf einer Tafel wird der Weg erklärt, den wir gerade gekommen sind.
Da sind wir also von Norden mit dem Bachbett, das über den Granit der Hohen Tatra führt, zunächst schön runtergerollt, dann konnte der Bach nicht weiter nach Süden durch das harte Gestein und floß nach Westen ab, wir mußten rauf nach Süden und kamen dadurch in die Kalkausläufer der Mala Fatra in ein Bachbett, dass das Gebrige sehr viel tiefer und steiler hatte auswaschen können. Dieser geologische Wanderweg scheint das Ziel vieler Touristen zu sein, aber nur in der Slowakei selbst bekannt zu sein.
Wir bereuen nicht, uns auf das Abenteuer eingelassen zu haben, die Alternative wären die vielen Kehren auf der Autostraße gewesen, sicher auch spannend mit einigen schönen Ausblicken nach Süden, aber diese Klamm war doch der Clou!
Zur Entspannung geht es nun erst einmal 20 km nach Osten zwischen der Hohen Tatra im Norden und der Niederen Tatra im Süden, durch Liptovsky Mikulas Richtung Liptovsky Jan und Liptovsky Hradok. Auf der Hauptstraße nicht das reine Vergnügen, deshalb suchen wir uns einen Platz für die Mittagspause, und den finden wir auf einem Kinderspielplatz unter einem gemütlichen Sonnendach:
Die Hauptstraße wollen wir auf jeden Fall meiden, am besten immer an der Waag aufwärts, wenn es da einen Radweg gibt. Den gibt es zwar, aber nur stellenweise. Wir folgen einer Wegmarkierung, fragen uns durch und fahren zunächst einmal am Nordhang der Niederen Tatra, immer am Waldrand entlang, bis wir auf die Querung der Niederen Tatra bei Kralova Lehota stoßen. Hier finden wir den idealen Radweg: schattig, wenig Verkehr und nur leicht ansteigend durch eine sehr dünn besiedelte Gegend. Wir kommen an ein Kraftwerk, an dem die Waag aufgestaut ist, unser Weg führt an der Südseite des Sees entlang.
Hier müßte es eine Übernachtung geben!
Gibt es aber nicht, ein Hotel wird erst gebaut, wird in ein paar Jahren wohl fertig werden. Erst in ein paar Jahren ? Ja, sagt man uns, weil hier ja Autofahrer nicht hinkommen.
Wenn wir eine Hängematte hätten, konnten wir uns hier ein Nachtquartier aufbauen. Eine Flasche Bier bietet uns sogar ein Einheimischer an.
ein dörfliches Idyll, vom Tourismus noch nicht berührt
30 km sind es etwa noch, bis dahin führt ein asphaltierter Holzabfuhrweg quer durch ein riesiges Waldgebiet nach Osten. Vor 11 Jahren bin ich hier schon einmal lang gefahren, da war er noch nicht asphaltiert und Radfahrer waren zwischen Langholzfuhrwerken geduldet, mußten aber jederzeit ausweichen und absteigen.
Und 2015 ?
Eine traumhafte Route, nicht immer ganz eben, aber jedem Anstieg folgt ein Gefälle zur Erholung. Wunderschön zu fahren, aber die Zeit drängt, bis 19.30 Uhr sollten wir am Ziel sein, und als Ziel kommt nur Liptovska Teplica infrage, dort haben wir Chancen, eine Unterkunft zu finden.
Als wir ankommen, die einzige Pension Dudinka liegt an der höchsten Stelle des Ortes direkt neben einem Skilift, konnen wir gerade noch vor dem Schließen der Küche einchecken.
85 Kilometer zeigt der Tacho, mit letzten Kräften schleppen wir unser Gepäck ins Zimmer, dann zum Abendessen 2 Liter Bier, anschließend sinken wir todmüde in die Federn.
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Am nächsten Tag lassen wir uns in der Morgenkühle durch Liptovska Teplica abwärts rollen, dann biegen wir rechts ab und müssen über die Wasserscheide zur Theiß (Zufuß Hornad) schieben
Wir kommen in ein hochgelegenes offenes Tal, das erste in der Zips.
Steiler Aufsieg, sanftes Abrollen nach Osten, da kommen wir dem Slowakischen Paradies schnell näher, so schnell, dass Jonas mich noch bremsen kann, weil da ein schönes Schloß am Weg liegt.
Das ist zwar rundherum abgesperrt als Baudenkmal nicht zugänglich,
Auf dem angrenzenden Friedhof finden wir ein schattiges Plätzchen zum Picknicken und anschließend zu einem ausgiebigen Mittagsschlaf, der erst mit dem Drehen der Sonne beendet wird, als wir nicht mehr im Schatten schnarchen können!
In Hrabusice finden wir ein Quartier in einer Ferienwohnung, den Nachmittag nutzen wir noch zu einem Fußweg in den "Rachen des Hornad". Das Hochtal endet hier und der Fluß scheint in immer höher werdenden Bergen zu verschwinden. Die Stelle schauen wir uns mal näher an. Wo sonst sumpfige Mückenwiesen den Fluß aufstauen, ist es heute knochentrocken, ein Weg am Steilufer lockt uns, einmal eine Stunde abwärts in der Klamm zu klettern.
Gut, dass wir hier am späten Nachmittag reingegangen sind, da haben wir keinen Gegenverkehr !
Aufbruch: | 23.08.2015 |
Dauer: | 15 Tage |
Heimkehr: | 06.09.2015 |