Hochzeit in Indien

Reisezeit: Oktober / November 2015  |  von family on tour

Thiruvananthapuram

Den ganzen nächsten Vormittag regnet es, aber es wird überhaupt nicht kühler. Gegen elf Uhr machen wir uns auf den Weg nach Thiruvananthapuram, der Hauptstadt Keralas. Durch Attingal kommen wir erstaunlich gut durch, denn hier haben wir schon öfter böse im Stau gestanden, denn die Hauptstraße nach Trivandrum führt durch das Nadelöhr des Zentrums dieser Stadt. Auch auf dem Rest der Strecke kommen wir relativ gut voran, so dass wir nach gut einer Stunde die Stadt erreichen. Wir steuern das 'Pothys' an, das neue große Kaufhaus, hauptsächlich für Bekleidung. Allein der Eingang ist schon beeindruckend und ähnelt eher dem Zugang zu einem Tempel, denn dem zu einem Kaufhaus. Vom Erdgeschoss bis zur zweiten Etage gibt es ausschließlich Damenbekleidung und das meiste davon sind Saris in allen möglichen Ausführungen. Von den in verschiedenen Qualitäten und Materialien hergestellten Alltagssari bis hin zu den teuren und prächtigen Hochzeitssaris gibt es hier alles, was das Herz einer Inderin begehren könnte. Es ist ein Fest der Farben und man kann sich kaum an den schönen Mustern und Besätzen der Stoffe satt sehen. Hier kaufe ich mir ein paar von den Hosen, die in Indien zusammen mit den langen Oberteilen und Tuch dazu als Salwar Kameez bezeichnet werden. Es ist eigentlich eine Art Leggings, nur dass sie immer viel zu lang sind, aber hier wird das so getragen. Das kommt mir sehr entgegen, denn bei meiner Größe sind mir die Deutschen Leggings immer viel zu kurz; die hier gekauften erstmals zu lang.

In der dritten Etage gibt es die Bekleidung für den Herren, westliche Kleidung genauso wie Traditionelle. Ähnlich wie die Saris werden die Mundus, das sind die Röcke der Männer in einer großen Vielfalt angeboten. Der teuerste, den ich entdecken kann kostet 250 Euro!! Vielleicht sind die mit Goldfäden durchzogen, dass sie so teuer sind. Wunderschön sind auch die dicken, knielangen und reich verzierten Jacken für festliche Anlässe und Hochzeiten, von denen einige bis zu 300 Euro kosten. Meine Männer decken sich noch einmal mit den schönen Hemden ein, die es so bei uns gar nicht gibt. Vom Muster her wie die Holzfällerhemden aus Kanada aber in vielen verschiedenen Farbkombinationen und zwei Levis Jeans für je 30 Euro.

Im vierten Stock gibt es alles für das Kind: Kleidung, Spielsachen und Babyausstattungen, dann folgt eine Etage für Elektronik, Küchenzubehör und Kosmetik, und ganz oben gibt es Teppiche. Zum Schluss gehen wir ins Untergeschoss, wo man Lebensmittel kaufen kann. Die Auswahl an Gewürzen ist exorbitant. Daneben ist sogar die in gut sortierten Supermärkten bei uns in Deutschland nur als mickrig zu bezeichnen. Ich muss mich zurück halten, nehme aber ein paar Sachen mit, die es bei uns nicht gibt. Das meiste bekomme ich im Asialaden in unserer Stadt. Natürlich nicht in dieser Bandbreite. Und einen riesigen Sack voll mit einer Indischen Knabberei, ähnlich dünnen aber viel knusprigeren Erdnussflipps, die sehr pikant gewürzt sind.

Für den Rückweg wählen wir eine andere Route und fahren lieber parallel zum Meer und mehrmals die Backwaters überquerend durch die Dörfer. Inzwischen ist es halb vier und die Indischen Kinder haben Schulschluss. Überall sieht man die adrett gekleideten Schülerinnen und Schüler in ihren Schuluniformen, Männer sitzen entspannt vor ihren Häusern und was ich ganz besonders an Indien mag: fährt man mit offenen Fenstern hört man immer wieder von irgendwo her Indische Klänge und es duftet allenthalben nach leckerem Essen. In dieser Gegend scheint es auch viele Christen zu geben, denn wir fahren an mindestens vier Kirchen vorbei, die alle obenauf mit einem mindestens lebensgroßen Jesus geschmückt sind. Aber auch Moscheen und Hindutempel sind zu sehen. Es scheint ein friedliches Miteinander der verschiedenen Religionen zu herrschen. Von Auseinandersetzungen habe ich noch nichts gehört.

Gegen fünf sind wir zurück im Hotel, dann geht ein regelrechter Wolkenbruch über uns hernieder. Es blitzt und donnert in einer Tour und der Regen ist auch für diese Gegend ungewöhnlich heftig. Wir wollen dann aber doch noch am Cliff essen gehen, also begeben wir uns, als der Regen etwas nachlässt, dorthin und kehren wieder im 'Tibetan Kitchen' ein. Dort gibt es nach unserem Geschmack einfach das beste Essen hier. Das Restaurant, das inzwischen 'Little Tibet' heißt, aber nicht das Original ist, hat auf der Karte fast ausschließlich Essen für Europäer im Angebot. Wer's braucht!?! Über dem Meer zucken noch immer die Blitze am stockfinsteren Himmel und erhellen die weit draußen liegenden Boote der Fischer, die bereits um diese Uhrzeit ihrer Arbeit nachgehen.

Zurück auf unserer Terrasse unterhalten wir uns recht lang mit Abhilash. Er zeigt uns ganz stolz die Pläne für sein neues Haus, das ab Mitte des Monats gebaut werden soll. Und dann rückt er mit für uns unschönen Neuigkeiten heraus. Er wird in absehbarer Zeit seinen Arbeitsplatz wechseln und ins Deshadan in Munnar gehen. Auch Sajin beabsichtigt in der Nähe seiner Heimatstadt eine andere Arbeit zu finden, denn Varkala ist einfach zu weit weg und schließlich ist er jetzt verheiratet. Ich hatte darüber schon mit Divya gesprochen, die mir sagte, dass sie Sajin immer nur alle ein oder zwei Monate sehen kann. Das ist natürlich keine gute Basis für eine junge Ehe und ich kann es gut nachvollziehen. Wenn es so kommt, haben wir keinen Grund mehr, nach Varkala zu fahren, denn wir kommen nicht nur wegen des Ortes oder des Hotels, sondern vor allem wegen unserer Freunde hierher. Etwas traurig gehe ich dann ins Bett.

Der Eingang zum Pothys

Der Eingang zum Pothys

Eine der Kirchen

Eine der Kirchen

Unsere Lieblingsknabberei

Unsere Lieblingsknabberei

© family on tour, 2015
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Einer unserer Indischen Freunde hat uns zu seiner Hochzeit in Indien eingeladen und mehrfach betont, wie wichtig es ihm wäre, wenn wir dabei sein könnten. Also haben wir uns bemüht, es möglich zu machen. Visa auf die Schnelle organisiert, Flüge gebucht und Nicos Schulbefreiung für 3 Tage beantragt und genehmigt bekommen. Dann waren wir startklar.
Details:
Aufbruch: 28.10.2015
Dauer: 12 Tage
Heimkehr: 08.11.2015
Reiseziele: Indien
Der Autor
 
family on tour berichtet seit 11 Jahren auf umdiewelt.
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