WIEN im WIENdigen WIENter – Der etwas andere Reisebericht

Reisezeit: März 2016  |  von Simon Reinker

Zwei Wochen Wien erleben! Das klingt gut, muss es aber nicht unbedingt sein. Dieser Bericht ist für diejenige, welche neben dem prunkvollen "Sissiwahn" und "Instagram Fotos von Sacher Torten" einen authentischen und humorvollen Erfahrungsbericht über die Hauptstadt Österreichs "geniessen" möchten :)

WIEN im WIENdigen WIENter

"Schloss Schönbrunn" 
Vorne schön – hinten hässlich. Wie so vieles im Leben

"Schloss Schönbrunn"
Vorne schön – hinten hässlich. Wie so vieles im Leben

Wien. Kulturelle Hochburg des habsburgischen Prunks und Handelns, Blüte der Klassik und Heimstätte der prägendsten Jahre von Wolfgang.A Mozart und vielen weiteren kulturellen Langweilern.

Nach zehn Stunden vergeblicher Bemühungen auf einem Zugsitz – der nicht für meine Grösse angefertigt wurde – zu schlafen, bin ich in Wien angekommen. Natürlich auf der entgegengesetzten Seite, von der sich meine gemietete Wohnung befand. Ein paar unerwiderte „Grüss Gott“ später heisst mich die Vermieterin: „Willkommen im Taliban Viertel von Wien! Hahaha..“ (ich versuche aus Höflichkeit mitzulachen). „Du hast Glück! Dein Zimmer ist gerade neu renoviert worden. So neu, dass es nicht einmal fertig eingerichtet ist.“ (Kein Kommentar)

Nach drei Tagen intensivem Männerschnupfen, wollte ich mir etwas Spezielles gönnen: Das grösste Thermalbad Österreichs. Zwei Stunden später war ich am „Eine Stunde entfernten Ziel“ angekommen. Ich wusste allerdings nicht, dass „Internationaler Pärchen-Rumknutsch-Tag“ ist! Dazu kam, dass ein grosses Thermalbad in Österreich leider nicht zwingend mit grossem Angebot bedeutet. Sondern, dass sich die „Attraktionen" alle fünf Meter wiederholen. Nach verzweifelter Suche nach etwas, dass mich Gesund machen könnte, fand ich eine Infrarotkabine. Nach meiner Erfahrung handelt es sich dabei um eine Mischung aus Esoterik und Folter. Mit einem roten Rücken und anhaltendem Männerschnupfen endet der Tag im Taliban Viertel mit dem gezwungenen mithören eines Skype Gesprächs einer sogenannten „Taliban - Oma“ direkt vor dem Fenster meiner Wohnung.

Am folgenden Tag kam ich auf ungewollte Weise in Körperkontakt mit einer ca. 70-jährigen Dame. Der Tramchauffeur spielte nämlich „Tram vs. Auto“. Badumm… Naja, ich im Tram – und nach einer Notbremse mit verhältnismässig leichtem Aufprall – romantisch nah an der Dame… Hahaha! Mein Zeitplan war dahin. Doch dann erinnerte ich mich, dass ich keinen Zeitplan hatte. Gut, also ging ich ins nächste Café. Oder ins übernächste… (ich suchte Stunden bis ich das Schönste fand). Schlussendlich landete ich im "Café Central". Wunderschönes Ambiente mit live Klaviermusik. So richtig schön kitschig. Eigentlich wollte ich dort ein wenig arbeiten. Doch ich habe mich nicht getraut, auf dem kleinen Tischchen und den vielen Leuten, die alle nur kommunizierten, meinen Laptop auszupacken. Also habe ich das mit dem Arbeiten auf schwere Zeiten ohne Sacher Torte verschoben.

Apropos „Schwere Zeiten“: Es gibt eine „Ugly Vienna Tour“ welche ich unbedingt machen wollte. Leider fand die in dieser Woche nicht statt.
Also habe ich selber nach hässlichen Orten gesucht. War nicht schwierig, ich musste ja nur einen Schritt aus der Wohnung – über die kaputten Möbel und Geschirrmaschinen – machen. Entlang der Donau findet man viele hässliche Orte und ein nicht weniger hässliches Kunsthaus namens „Hundertwasser Haus“. Aber da Kunst nicht hässlich sein kann – ausser der Künstler interpretiert sein Werk als "hässlich" – fand ich mich gezwungen, es immerhin interessant zu finden. So für fünf Sekunden etwa. Ich glaube die Jahreszeit März steht Wien im allgemeinen nicht besonders gut. Umso schöner war es dann, im bekannten „Café Demel“ einen überteuerten
„Du-Klischee-Tourist-Kaffee“ zu trinken.

An meinem letzten Tag wollte ich hoch hinaus. Also bin ich ins Restaurant des 250 Meter hohen „DC Towers“ gegangen. Oben im 360 Grad Panorama angekommen, suchte ich den Platz mit der schönsten Aussicht. Es war ein befriedigendes Gefühl, als ich ihn tatsächlich gefunden hatte. Doch dann merkte ich, dass sich das Restaurant stetig um die Achse des Turms dreht.
Ich hoffte, dass mich niemand bei der unnötigen Platzsuche beobachtet hatte und bestellte mir dann meinen ersten Salat seit Wochen. Obwohl… Im Döner hat’s auch Salat!

So endet der interessante Teil meiner Reise. Natürlich bestand meine Reise nicht nur aus sogenannten „Fails“ (wie man bei diesem Bericht denken könnte). Aber die „Es-war-toll-da-waren-überall-Einhörner!“ - Momente interessiert doch niemand

Danke Wien! bis zum nächsten Mal!

…aber ohne WIENter und WIENd.

© Simon Reinker, 2016
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Die Reise
 
Details:
Aufbruch: 08.03.2016
Dauer: 14 Tage
Heimkehr: 21.03.2016
Reiseziele: Österreich
Der Autor
 
Simon Reinker berichtet seit 8 Jahren auf umdiewelt.
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