Fünf Wochen in den japanischen Alpen
Vor ein paar Monaten habe ich mich dazu entschieden, ein Praktikum im Herzen Japans zu machen um meine Berufserfahrung und Sprachkenntnisse zu fördern. Nun bin ich schon eine Weile hier und habe mich unwiderruflich in die Gifu Präfektur und vor allem Takayama verliebt. Ich möchte euch zeigen, dass es außer Tokio und Kyoto noch viele andere Orte in Japan zu entdecken gibt!
Was gibt es zu machen, so irgendwo im Nirgendwo?
Eine Auszeit in Hida
Für viele beginnt die Japanreise wahrscheinlich in einer der größten Metropolen der Welt - Tokio. Wer das erste Mal im Land der aufgehenden Sonne landet, fühlt sich eventuell etwas verloren in all dem Trubel. So aufregend und interessant es auch sein mag, eine kleine Auszeit wird sicherlich nicht schaden. Warum also nicht ab in die Berge?
So verrückt das klingen mag, aber innerhalb von vier Stunden schafft man es mit dem Shinkansen, Japans bekanntem Hochgeschwindigkeitszug, in eine Region, die durch ihre Lage für lange Zeit isoliert war. Bis zu 3.000m reichen die Berggipfel der japanischen Alpen am Horizont von Takayama in den Himmel - fährt man mit dem Zug erlebt man sie hautnah. Die Fahrt führt entlang reißender Flüsse und Berghänge. Hier in Hida im nördlichen Teil der Gifu Präfektur in der Mitte Japans sind sie im Winter mit Schnee bedeckt und im Sommer dicht bewachsen.
Steigt man aus dem Zug aus empfängt einen ein überraschend moderner Bahnhof mit einer Ausstellung der Wagen des großen Festival der Region. Jedes Jahr im Frühjahr und Herbst füllen sich die Straßen im Herzen der Stadt mit bunten Festwägen, neugierigen Menschen und zahlreichen Ständen mit allerlei Köstlichkeiten. Wer kann, sollte sich das nicht entgehen lassen.
Doch auch außerhalb der Festtage gibt es viel zu entdecken: Takayama ist bekannt für seinen Reiswein, auf japanisch Sake genannt, und besitzt selbst fünf Brauereien. Außerdem findet man auch allerlei Miso und Tofuprodukte, die man so woanders nicht finden würde.
Wer es noch etwas ruhiger haben möchte, der kommt innerhalb von fünfzehn Minuten nach Hida-Furukawa, dem kleinen Nachbarort von Takayama. Auch hier gibt es zwei Sake Brauereien, allerdings deutlich weniger touristischen Trubel. Wer also durch die Reisfelder spazieren und die Berge bestaunen möchte, ist hier genau richtig. Es gibt auch die Möglichkeit, eine geführte Tour mit dem Rad zu unternehmen und mehr über die Lebensweise der Einheimischen am Rande der Berge zu lernen.
Das tierische Highlight von Furukawa sind die eintausend Koi Karpfen im Seto Fluss, einem kleinen Kanal der entlang traditioneller Häuser mit weißen Wänden aus Ton verläuft. Wer möchte, kann gegen eine kleine Spende auch Futter kaufen und beobachten, wie das Wasser zum Leben erweckt. Doch wenn es kälter wird heißt es für die Fische umziehen - damit der Fluss frei ist, um den bis zu einem Meter hohen Schnee von der Straße räumen zu können. Im Frühjahr geht es dann pünktlich zu den ersten warmen Sonnenstrahlen wieder zurück.
Ein Festival gibt es auch hier, doch mit einem entscheidenen Unterschied: Wenn es Nacht wird, treffen sich die Männer aus den zwölf Distrikten und treten zu einem Wettkampf an. Halb nackt geht es darum, auf eine große Trommel zu schlagen, die über den Köpfen der anderen thront und selbst von einem der Männer geschlagen wird. Klingt verrückt? Ist es auch! Unterhaltung ist dabei auf jeden Fall garantiert.
Wer einmal in Hida ist, darf sich auch auf keinen Fall die UNESCO Welterbestätte Shirakawa-go entgehen lassen. Das Dorf ist bekannt für die Architektur seiner Häuser mit ihren charakteristischen Reetdächern und Holzbalken. Im Gegensatz zu vielen anderen Dörfern solcher Art sind viele der Häuser tatsächlich bewohnt und die Einwohner führen ihren Alltag trotz des großen Trubels ganz normal fort. Wer zurück in die Vergangenheit reisen möchte, sollte dies allerdings möglichst früh tun, um den meisten anderen Touristen zu entgehen.
Wer nach einer Auszeit von dem Großstadtwahnsinn sucht oder das Leben von der japanischen Landbevölkerung und deren Geschichte näher kennenlernen möchte, der sollte sich auf in die japanischen Alpen begeben - hier gibt es Feste, Handwerk und Dörfer, in denen sie so schnell keinen anderen treffen.
Trotz Regen war Shirakawa-go einen Besuch wert - die tief hängenden Wolken verleihen dem Ganzen was mystisches. Und es waren weniger Touristen unterwegs!
Aufbruch: | 29.07.2019 |
Dauer: | 8 Wochen |
Heimkehr: | 24.09.2019 |