Lausitz in Brandenburg - Branitz, Jäntschwalde, Lichterfeld, ...
Unterwegs in Deutschland. Tagesausflug in die Tagebau-Region der Lausitz. Erstes Ziel: Branitz bei Cottbus - Fürst-Pückler-Gartenkunst. Abraumförderbrücke in Jäntschwalde, Besichtigung F60 in Lichterfeld. Brandenburg-Reisebericht von Anke Schlingemann & Detlef Hälker.
Tagesausflug in die Lausitz / Brandenburg
An diesem schönen Spätsommertag wollen wir die Lausitz erkunden. Unser erstes Ziel ist Branitz bei Cottbus. Nachdem Herrmann Fürst von Pückler-Muskau (1785-1871) sein geerbtes Anwesen in Bad Muskau aus Geldnot verkaufen musste, hat er sich1845 (bereits 60jährig) auf seinem Gut in Branitz niedergelassen und hier ein weiteres Meisterwerk deutscher Gartenkunst geschaffen.
Barockschloss Branitz. Alterssitz von Fürst von Pückler-Muskau. Wunderschöne Gartenanlage
Das Barockschloss, dass Pückler von Gottfried Semper umgestalten ließ, beherbergt heute das Fürst-Pückler-Museum. Eine interessante Ausstellung informiert über den Lebenskünstler und Weltenbummler. Die Inneneinrichtung lässt erahnen, wie sehr ihn seine sechsjährige Orientreise inspiriert hat. Einige Räume sind mit orientalischen Wandbemalungen geschmückt.
Bemerkenswert ist auch die große Bibliothek, die bereits sein Großvater angelegt hatte. Pückler war ferner als Schriftsteller tätig, allerdings durfte er als Fürst nicht unter seinem Namen veröffentlichen.
Seine letzten 25 Lebensjahre hat Pückler in Branitz verbracht und die grandiose Parkanlage geschaffen. Alle Gräben und Teiche wurden künstlich (seinerzeit noch von Hand) erschaffen und mit der Spree verbunden.
Tumulus - Wasserpyramide im Fürst-Pückler-Park in Branitz. Grabesstätte von Fürst Pückler und seiner Frau Lucie.
Aus dem Erdaushub wurden Hügel sowie zwei Pyramiden aufgeschüttet. Im Tumulus - der Wasserpyramide - ist er zusammen mit seiner Frau Lucie begraben.
Die Lausitz ist insbesondere als Braunkohle-Abbauregion bekannt. Diese wird - übrigens subventionsfrei - im Tagebaubetrieb gefördert und in naheliegenden Wärmekraftwerken in Strom und Wärme umgewandelt. Wir erfahren, dass mehr als 40 Prozent der inländischen Energiegewinnung auf Braunkohle entfallen - rund ein Drittel des Strombedarfs in Deutschland wird mit Braunkohle gedeckt. Hierfür werden Millionen Tonnen Erde bewegt. Zurück bleiben an eine Mondlandschaft erinnernde Spuren.
Im Zusammenhang mit den Rekultivierungsbestrebungen wurde im Jahre 2000 die Internationale Bauausstellung (IBA) Fürst-Pückler-Land ins Leben gerufen die noch bis 2010 läuft. Das Zukunftsprogramm gibt wirtschaftliche, gestalterische und ökologische Impulse für den nötigen Strukturwandel der ehemaligen Bergbauregion. Auf der größten Landschaftsbaustelle Europas werden Berge versetzt und neue Seen geschaffen. Für Industriebauten, Bergbaugeräte, Werkssiedlungen und großflächige Industrieareale werden neue Bestimmungen gefunden.
Seit 2000 gibt es die
Internationale Bauausstellung (IBA) Fürst-Pückler-Land die sich u.a. um die Rekultivierung des Lausitz kümmert.
Durch Flutung der früheren Tagebaugebiete wird in den nächsten Jahren die größte künstliche Seenkette Europas entstehen, die durch schiffbare Kanäle miteinander verbunden werden sollen. Die Wasserfläche des Lausitzer Seenlandes wird doppelt so groß sein wie die der Müritz. Einige Flächen sind bereits in Erholungslandschaften umgestaltet worden. Auf dem 490 km langen, gut ausgebauten Radfahrweg kann man der Niederlausitzer Bergbautour folgen und einzelne Projekte besichtigen.
Tagebau in der Lausitz - In Grötsch kann man die 650 m lange Abraumförderbrücke F60 in Aktion erleben.
Wir folgen der Tour von Branitz nach Schlichow. Vom Aussichtspunkt erhalten wir einen ersten Eindruck von der öden Mondlandschaft, die der Abbau hinterlässt. Anschließend fahren wir weiter nach Jänschwalde. Bei Grötsch können wir den Tagebau aktiv erleben und in den 5 km langen Tagebau schauen. Der Standort des Aussichtsplateaus wird dem Verlauf des Tagebaus angepasst. Die 650 m lange Abraumförderbrücke F 60 (größte bewegliche Technik-Anlage der Welt) in Aktion zu erleben fasziniert uns.
Unser nächstes Ziel ist daher das Besucherbergwerg F 60 in Lichterfeld, wo es eine 502 m lange F 60 zu besichtigen gibt. Diese wurde nach 3-jähriger Bauzeit durch die Firma VEB TAKRAF Lauchhammer (heute MAN) im März 1991 in Klettwitz-Nord in Betrieb genommen. Nach nur 13 Monaten Betriebszeit wurde sie aus energiepolitischen Gründen stillgelegt. Im Rahmen der IBA wurde ein Nutzungskonzept für den "Liegenden Eiffelturm" entwickelt und das Besucherbergwerk eingerichtet.
Besucherbergwerg F 60 in Lichterfeld, 502 m lange Abraumförderbrücke
Hierfür wurde die 11.000 Tonnen schwere Förderbrücke zunächst versetzt. Aus dem Tagebaurestloch soll bis 2007 der Bergheider See entstehen, der bereits seit 2000 geflutet wird. Die sehr informative Führung (ein einhalb Stunden) ist absolut empfehlenswert. Aus über 70 m Höhe hat man zudem einen tollen Ausblick.
Die beeindruckenden Erlebnisse müssen wir nun erst einmal verarbeiten. Dies gelingt uns bei einem guten Essen in Finsterwalde. Der Empfehlung unseres Reiseführers folgend speisen wir unerwartet gut im Restaurant Schreiber's Goldener Hahn. Ein schöner Ausklang für diesen tollen Tag.
Hat Ihnen unser kleiner Reisebericht gefallen? Über einen Eintrag in unserem Gästebuch würden wir uns sehr freuen. Weitere Reiseberichte gibt es auf unserer Homepage (www.schlingels.de).
Aufbruch: | 24.09.2005 |
Dauer: | 1 Tag |
Heimkehr: | 24.09.2005 |