Elbsandsteingebirge - Nationalpark Sächsische Schweiz

Reisezeit: Oktober 2005  |  von Anke Schlingemann

Unterwegs in Deutschland. Ein Wochenendausflug in die Sächsische Schweiz. Wanderungen durch das Elbsandsteingebirge. Weitere Highlights: Burg Königstein, Burg Hohnstein.

Sächsische Schweiz

Samstag, 1. Oktober 2005

Den schlechten Wetteraussichten zum Trotz treten wir unsere geplante Tour in die Sächsischen Schweiz an. Bei strahlendem Sonnenschein fahren wir in Berlin los. Bis zum Elbsandsteingebirge sind es knapp 250 km. Die Strecke ist gut zu bewältigen. Kurz vor Pirna müssen wir jedoch feststellen, dass wir dieses Ziel nicht alleine hatten und Busse den Verkehr verstopfen.

Das schöne Wetter möchten wir natürlich ausnutzen und fahren direkt nach Rathewalde, um eine in unserem kleinen Wanderführer (Elbsandsteingebirge Wandern pocket ) beschriebene 12 km lange Wanderung zu beginnen. Wir parken an der Gaststätte Lindengarten. Von hier aus folgen wir dem Weg "Zum Amselgrund", der uns zunächst abwärts führt. Schon nach kurzer Zeit sind wir rechts und links von imposanten Felsen umgeben.

Elbsandsteingebirgsformationen

Elbsandsteingebirgsformationen

Dazwischen stehen einige verwunschene kleine Häuser mit rauchendem Schornstein. Über einen gut ausgebauten Waldweg geht es weiter zum Amselfall. Neben Gastronomie befindet sich hier die Nationalpark-Information und natürlich der Amselfall. Allzu spektakulär sollte man sich diesen jedoch nicht vorstellen, auch wenn er sich auf bezahlten Wunsch vom tropfenden Wasserhahn in einen ausgekippten Wassereimer verwandelt.

Elbsandsteingebirgsformationen

Elbsandsteingebirgsformationen

Unser nächstes Ziel ist der Amselsee, der idyllisch von aufragenden Felsen umgeben wird. Auf den Felsen können wir die ersten Kletterer erkennen. An der Felsenbühne Rathen vorbei führt uns der Weg nun wieder aufwärts. Beim ersten Aussichtspunkt angekommen werden wir mit einem schönen Blick auf die Elbe belohnt. Für eine gute Sicht auf die Burg Königstein ist es leider schon zu diesig.

Weiter aufwärts geht es zur Ruine der Felsenburg Neurathen. Aus 270 m Höhe haben wir eine weitere schöne Aussicht auf die Elbe und auf die linker Hand liegenden 419 m hohen Affensteine.

Die lohnenswerte Basteiaussicht, die nur wenige Meter später folgt, sollte man sich auf keinen Fall entgehen lassen. Es bietet sich auf 305 m Höhe ein grandioser Blick auf die bizarre Felslandschaft. Für Kletterer ein Paradies - uns ist bereits beim Anblick nicht ganz wohl. Sehenswert ist die 76,5 m lange Basteibrücke.

76,5 m lange Basteibrücke

76,5 m lange Basteibrücke

Nun geht es weiter Richtung Berghotel. Wir wagen noch einen kleinen Abstecher zur Wehlgrundaussicht, brechen diesen jedoch sofort wieder ab, denn die Aussichtsplattform ist überlaufen. Als wir den vollen Busparkplatz sehen, wundert uns dies nicht.

Schnell verlassen wir diese hochfrequentierte Stelle und wandern in den Uttewalder Grund. Hier haben wir unsere Ruhe wieder. Kurz hinter dem Gasthaus Steinerner Tisch steigen wir in den Höllengrund hinab. Der Name könnte nicht treffender sein. Die moosbewachsenen Felswände stehen hier besonders eng und das Sonnenlicht mag kaum einmal den Boden erreichen. Durch den Uttewalder Grund geht es weiter und über den Bruno-Barthel-Weg gelangen wir wieder zurück zum Parkplatz. Die 12 km lange Wanderung hat uns sehr gut gefallen. Die Aussichten auf die imposante Landschaft des Elbsandsteingebirges waren grandios. Aus unserem Wanderführer erfahren wir, dass es sich eigentlich gar nicht um ein Gebirge, sondern um eine Erosionslandschaft aus der Kreidezeit handelt, entstanden durch bis zu 600 m hohen Sandablagerungen auf dem Meeresgrund.

Nun fahren wir erst einmal weiter nach Bad Schandau. Im oberhalb gelegenen Ortsteil Ostrau haben wir uns in dem Silencehotel Ostrauer Scheibe eingemietet. Mit der Wahl - insbesondere der ruhigen Lage - sind wir zufrieden. Bedauernswerterweise hat das Hotel kein eigenes Restaurant mehr, so dass wir abends nach Bad Schandau fahren. Wir parken vor dem ****Hotel Lindenhof.

Bad Schandau - Aufzug

Bad Schandau - Aufzug

Direkt gegenüber steht der 50 m hohe freistehende Personenaufzug aus dem Jahre 1904, der ein wenig an den Eiffeltum erinnert. Da inzwischen vermehrt Wolken aufgezogen sind und die Aussicht nicht mehr so vielversprechend ist, sehen wir von einer Auffahrt ab. Stattdessen gehen wir an die Elbe und schlendern auf der Promenade entlang. Die Spuren des Hochwassers von 2002 sind inzwischen beseitigt. Die Marken an den Häuserwänden, die den Wasserstand anzeigen, scheinen uns unvorstellbar hoch.

Es stellt sich heraus, dass die gastronomische Vielfalt in Bad Schandau nicht besonders groß ist. Dennoch finden wir ein kleines Gasthaus mit gutbürgerlicher Küche und haben (um 18:30 h - das Leben tickt hier etwas früher) noch Glück einen Tisch zu ergattern. Als wir das Gasthaus wieder verlassen wirkt das kleine Städtchen ziemlich ausgestorben. An Abendunterhaltung hat man hier nicht viel zu bieten, so dass wir uns schon früh zurück ins Hotel begeben.


Sonntag, 2. Oktober 2005

Schon beim Aufziehen der Vorhänge müssen wir leider feststellen, dass die Wettervorhersage eingetroffen ist und uns der Regen erreicht hat. Aber davon lassen wir uns nicht abschrecken. Nach dem Frühstück, dass wir in dem wunderschönen Frühstückssaal des Hotels einnehmen, machen wir uns auf den Weg zur Burg Königstein.

Es wundert uns nicht wirklich, dass wir an diesem Feiertagswochenende nicht alleine diese Idee hatten, doch wir ergattern noch einen Parkplatz. Nach einem kurzen Aufstieg erreichen wir die hohen Außenmauern der imposanten Festung, die auf dem Tafelberg über der Elbe thront (360 m über NN). Die Wartezeit vor dem Burgeingang hält sich noch in Grenzen und immerhin regnet es gerade mal nicht.

Zunächst folgt ein weiterer Aufstieg durch das kasemattierte Torwerk. Die seinerzeit unbezwingbare Festung, auch als unbeugsamer "Wächter des Elbtals" bekannt, umfasst mehr als 30 Bauwerke. Wie in einer kleinen Stadt lebten hier früher Soldaten mit ihren Familien - die älteste erhaltene Kaserne (1590) Deutschlands.

Burg Königstein

Burg Königstein

Besonders begeistert sind wir vom Brunnenhaus und seiner Geschichte. Als im Jahre 1563 in dieser exponierten Lage eine Festung errichtet werden sollte, befanden sich auf dem 9,5 ha großen Felsplateau noch die Ruinen einer mittelalterlichen Steinburg aus dem Jahre 1241. Doch mit dem Bau sollte erst begonnen werden, wenn sichergestellt war, dass die Wasserversorgung auch gewährleistet sei. Also wurde im Jahre 1563 zunächst mit dem Bau eines Brunnens begonnen. In mühevoller Handarbeit wurde von Bergarbeitern in sechs Jahren ein 152,5 m tiefer Brunnenschacht aus dem Stein gehauen. Das darin aufgefangene Sickerwasser war für die Versorgung ausreichend, so dass 1589 mit dem Bau der Festung begonnen wurde. Anfangs erfolgte die Wasserförderung mit Fässern, als die Festung später als Gefängnis diente wurde ein von Gefangenen betriebenes Tretrad eingesetzt.1871 folgte dann eine Dampfmaschine. Heute wird mittels eines Elektromotors die Tiefe des Brunnes anschaulich demonstriert.

Gut gefällt uns auch das Schatzhaus, in dem die Staatsschätze aufbewahrt wurden. Unterhalb selbigem befindet sich ein Schienensystem mit dem die in Fässern gefüllten Reichtümer sicher zu verstaut wurden.

Nachdem wir uns in Königstein mit Kaffee und Kuchen gestärkt haben, fahren wir nach Hohnstein. Auf einem Sandsteinfelsen 140 m über dem Polenztal thront die Burg Hohnstein aus dem 12. Jahrhundert. Die Burg besteht aus drei Schlössern.

Burg Hohnstein

Burg Hohnstein

Das Untere Schloss, in dem heute das Burgmuseum untergebracht ist, wurde 1550 im Renaissancestil erbaut und diente als kurfürstliches Jagdschloss. Das größte Gebäude ist das Mittlere Schloss während das Obere Schloss, von dessen Turm man einen schönen Blick ins Tal und die umliegende Landschaft hat, das kleinste der drei Gebäude ist. Die Burganlage hat eine sehr bewegte Geschichte aufzubieten.

Ab 1543 wurde die Burg als Justizamt und Staatsgefängnis genutzt. In der Folterkammer hängt die Halsgerichtsordnung von Kaiser Karl V., die sieben verschiedene Arten des Vollzugs der Todesstrafe kannte.

Einige der hierfür verwendeten Folterwerkzeuge sind ausgestellt. Ähnlich schrecklich ist der Kerker im Turmverliess, dessen Eingangstür zugemauert war. Die Gefangenen wurden entweder mit einem Seil heruntergelassen oder herabgeworfen.

1859 wurde die Burg als "Königliche Landeskorrektionsanstalt" und später als Jugendgefängnis genutzt. 1924 wurde die "Jugendburg" zur größten Jugendherberge Deutschlands, bis hier 1933 eines der ersten Konzentrationslager eingerichtet wurde. Im Turmverliess war der Frauenbunker untergebracht. Heute wird die Burg als Naturfreundehaus genutzt.

Burg Hohnstein

Burg Hohnstein

Ein Bummel durch das Städtchen mit seinen zahlreichen schönen Fachwerkbauten - insbesondere das Rathaus - aus dem 18. und 19. Jahrhundert ist sehr zu empfehlen.

Wir fahren zurück nach Bad Schandau und verbringen den Rest des Tages in der Toskana Therme. Die schwefelhaltigen Quellen hat man sich zu nutze gemacht und ein schönes Thermalbad mit Saunalandschaft, Liquid Sound, Wellnessbereich und vielem mehr errichtet. Leider ist das Bad dem schlechten Wetter entsprechend sehr gut besucht, so dass an die große Entspannung für uns nicht zu denken ist.

Sonntag, 3. Oktober 2005

Die Sonne lässt sich auch heute nicht blicken. Dafür ist es aber immerhin trocken, so dass wir uns zu einer weiteren Wanderung aufmachen. Die 10 km lange Wanderung zur Schrammsteinaussicht startet am Ortseingang in Ostrau. Der Weg ist anfangs recht einfach zu bewältigen. Nach ca. 45 Minuten erreichen wir die eindrucksvolle Felsszenerie des Großen Schrammtors. Nun geht es etwas anspruchsvoller weiter. Der Weg verläuft durch eine enge Schlucht und wir müssen viele Metalltreppen überwinden. Mit einer phantastischen Aussicht auf das Panorma der Vorderen Schrammsteine werden wir belohnt. Die Felsen sind in leichten Nebel getaucht und geben ein mystisches Bild ab.

Über noch steilere Metallleitern geht es wieder bergab. Zwischendurch können wir immer wieder schöne Blicke auf die bizarre Felslandschaft geniessen.

Der weitere Weg führt durch den Wald und ist problemlos zu bewältigen. Allerdings sollte man die Beschreibung des Wanderführers genau lesen, dann passiert es nicht (wie dies bei uns der Fall war), dass man an einer Abzweigung vorbei läuft und in eine falsche Richtung läuft - und natürlich wieder zurück muss. Dennoch erreichen wir nach etwa vier Stunden wieder den Parkplatz.

Schrammsteinaussicht

Schrammsteinaussicht

Leider müssen wir heute auch schon wieder die Rückfahrt antreten. Etwas Zeit bleibt uns jedoch noch. Zunächst fahren wir nach Pirna und drehen eine kleine Runde durch die schöne Altstadt. Zahlreiche, gut restaurierte Bürgerhäuser, die u.a. den von Canaletto 1750 gemalten Marktplatz einrahmen, sind hier zu finden. Schön ist auch das gut 500 Jahre alte Rathaus. In einem urigen Lokal stärken wir uns, bevor wir die Weiterfahrt antreten.

Unser nächstes Ziel ist die einige Kilometer hinter Dresden gelegene Moritzburg (www.schloss-moritzburg.de). Schon der erste Blick auf das barocke Wasserschloss, das auf einer künstlich geschaffenen Insel liegt, ist grandios. Eine Besichtigung des Jagd- und Lustschlosses Augusts des Starken lassen wir uns natürlich nicht entgehen.

Zunächst besichtigen wir das Federzimmer, das seinen Namen trägt, weil hier zwei Millionen Federn zu einem Kunstwerk zusammengefügt wurden. Die Federteppiche, die die Wände schmücken, wirken wie Gobelins. Urspünglich waren diese die Vorhänge des Paradebetts, doch der König liess sie abnehmen und als Wandschmuck aufhängen. In einer speziellen Technik wurden die einzelnen Federn eingewebt. Obwohl die Technologie in Vergessenheit geraten ist, ist es gelungen, das Federzimmer prachtvoll zu restaurieren. Dies hat neunzehn Jahre gedauert und wurde erst 2003 beendet.

Moritzburg bei Dresden

Moritzburg bei Dresden

Die Restaurierung ist leider nicht überall so gelungen. Einige Stellen deuten darauf hin, dass selbige schon etwas zurück liegt und vielleicht mangels Material und Fachkräften (vermutlich noch zu DDR-Zeiten) unsauber durchgeführt wurde. Doch die wichtigsten Räume, wie beispielsweise der Steinsaal, sind in gutem Zustand. Hier sind Jagdtrophäen ausgestellt. Die Wände sind mit Geweihen geschmückt, eins soll sogar über 8.000 Jahre als sein. Noch prachtvoller ist der Monströsensaal, in dem eine Sammlung abnormer Rothirschgeweihe zu sehen ist. Die Wände sind mit Ledertapeten, die Motive der antiken Mythologie zeigen, geschmückt.

Ledertapeten sind auch in weiteren Räumen, so u.a. im Billardzimmer, zu finden. Die Moritzburg besitzt den weltweit größten Bestand hiervon. In den weiteren Räume sind noch viele Originalstücke an sächsischen und französischen Möbeln sowie an Porzellan zu sehen. Besonders beeindruckend ist der Speisesaal. In dem größten Saal der Moritzburg ist eine Festtafel mit Original Meissener Porzellan gedeckt.

Wir drehen noch eine kleine Runde von Außen um die Moritzburg. Für eine Besichtigung der großen Gartenanlage bleibt uns leider keine Zeit. Mit diesem schönen Erlebnis beenden wir unseren kleinen Wochenendausflug und fahren zurück nach Berlin. mehr Infos...

Hat Ihnen unser kleiner Reisebericht gefallen? Über einen Eintrag in unserem Gästebuch würden wir uns sehr freuen. Weitere Reiseberichte gibt es auf unserer Homepage (www.schlingels.de).

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Die Reise
 
Details:
Aufbruch: 01.10.2005
Dauer: 3 Tage
Heimkehr: 03.10.2005
Reiseziele: Deutschland
Der Autor
 
Anke Schlingemann berichtet seit 19 Jahren auf umdiewelt.
Reiseberichte von Anke sind von der umdiewelt-Redaktion als besonders lesenswert ausgezeichnet worden!