Terra Incognita: Unterwegs im Norden Deutschlands
Von Prerow nach Hause
Weiter oder nach Hause?
Es regnet. Ziemlich kräftig sogar. Also was mache ich, weiter- oder nach Hause fahren? Ich entschließe mich für letzteres, das gestern war ein schöner Abschluss.
Alle wollen runter
Irgendwie hatte ich das schon befürchtet. Es gibt ja mehr oder weniger nur eine Straße runter von der Halbinsel. Es geht mühsam voran mit stop and go. Mein Navi bietet mir keine Alternative an. Da ist ja auch keine. Oder doch? Da führt doch ein schmales Sträßchen ein paar hundert Meter im Norden mehr oder weniger parallel zur Straße, oder? Bingo! Die nächsten zehn Kilometer fahre ich mutterseelenallein und staufrei auf der Straße.
Überhaupt ist viel los, auch auf der Autobahn, die Baustellen sind auch alle noch da. Als es überhaupt nicht mehr vorwärts geht und ich Hunger habe, checke ich im Reiseführer mal, was es hier in der Gegend so gibt. Zeit habe ich ja. Es ist nichts los, sieht man mal von ein paar Knalltüten auf zwei Rädern ab, die die Rettungsgasse missbrauchen. Für einen davon, der mit 50 bis 60 Sachen unterwegs ist, kommt es knüppeldick, als ein Kind auf die Toilette muss und die Tür öffnet. Haltungsnote für den Flug: 5,5 Punkte. Mein Mitleid hält sich in Grenzen. Hauptsache, dem Kind ist nichts passiert. (Anm.: Es gab keine Verletzten, aber kräftig Blechschaden.)
Besser als Stau: Malchow
Unweit der nächsten Ausfahrt in einem Kilometer oder 15 Minuten Entfernung liegt der Ort Malchow mit einem Ortszentrum auf einer Insel gelegen. Inzwischen hat es aufgehört zu regnen.
Kurz vor der Brücke kommt der Hinweis „Hier letzter kostenloser Parkplatz“. Vielleicht hätte man besser schreiben sollen „Hier letzter Parkplatz. STELL. DEIN. AUTO. AB. UND. GEHE. 5 MINUTEN. ZU. FUSS!“ Durch den Verkehr, der sich Stoßstange an Stoßstange durch den Ort quält, gewinnt der Ort definitiv nicht.
Die einzigen, die sich bei dieser schlechten Luft wohlfühlen, ist ein Gruppe Chinesen. Ich erfahre, dass sie aus Chengu kommen, einer Chinesischen „Kleinstadt“ mit 15 Millionen Einwohnern (Vgl. Reiseblog Yünnan-Sichuan). Sie sind begeistert, als sie erfahren, dass ich schon mal da war. Ob ich die Pandabären gesehen habe? Äh Pandabären? Welche Pandabären? Ja, natürlich! Umgekehrt verstehe ich, dass ihnen die Luft nichts ausmacht, die hat in etwa die gleiche „Konsistenz“ wie in Chengdu.
Penne Gorgonzola ohne Gorganzola
Am südlichen Stadtrand ein Kloster aus dem 13. Jahrhundert, das schon bessere Zeiten gesehen hat. Da sich das Essen ewig zieht, bleibt leider nicht viel Zeit für den Ort. Schon in Berlin hatte die Freundin beklagt, dass Penne mit Gorgonzola immer häufiger Gorganzolafrei serviert werden. Offenbar keine Ausnahme. Ich wurde schon skeptisch, als mir der Ober Parmesan an den Tisch gebracht hat. Tatsächlich gab es Gorgonzola nur in einer homöopathischen Dosis. Der "Erfinder" der Homöopathie, Samuel Hahnemann, wäre begeistert. Ich weniger.
Wie hätten Sie's gerne: 4 oder 2 Stunden Stau?
Der Stau, also genau dieser eine, hat sich mittlerweile aufgelöst. Irgendwann kommt im Radio der Hinweis, dass es im Westen von Berlin ca. 4 Stunden Stau gibt. Auch mein Navi hat die Info erhalten und verarbeitet und schlägt eine andere Strecke vor, wo der Stau nur zwei Stunden beträgt. Sakra!
Radikallösung bevorzugt
Ich wähle die Radikallösung, fahre die nächste Ausfahrt raus, aber nicht links wie alle anderen, sondern westlich in einem relativ weiteren Bogen über Ketzin nach Groß Kreutz. Ich habe die Baumallee fast für mich alleine.
Fähre. Wiese Fähre?
Irgendwann hatte ich am Navi scheinbar mal eingestellt, es soll auch Strecken berücksichtigen mit Fährverbindung. Da stand ich nun zusammen mit etlichen Autofahrern, die ebenfalls für die etwa 150 Meter über die Havel die Ketziner Fähre nutzen wollen. Ich laufe mal nach vorne, um besser einschätzen zu können, wie lange es dauern wird. Auf die vierte Fähre müsste ich passen. Dauer eine gute Stunde. Umdrehen oder warten? Ich entscheide mich für Letzteres, die Sonne scheint wieder, das Buch (Kristina Ohlsson: Bruderlüge) ist gerade so spannend und die Motorhaube so bequem…
Fast wäre es nichts mit der vierten Fähre geworden, weil sich zu viele Motorradfahrer vordrängeln. „Wir brauchen ja keinen Platz“. Ah ja,
2 Motorräder
= 1 Auto
= 0 Platz.
Es ist ein Kreuz mit den Baustellen. Aber nicht mehr ab Groß-Kreutz, da gibt es zumindest keine Staus mehr.
Aufbruch: | 10.09.2020 |
Dauer: | 3 Wochen |
Heimkehr: | 30.09.2020 |