7000 Kilometer ostwärts!

Reisezeit: September 2017  |  von Sylvia Michel

Auf ins wahre Sibirien!

Auf ins wahre Sibirien!

Montag, 11.09.2017
„Wir fahren immer noch!“ Ob beim ruhigen Stehen in einem geschlossenen Raum, beim Zähneputzen oder auf der Toilette- wir merken noch immer das Rollen des Zuges, denn unser Gleichgewicht hat sich noch nicht richtig umgestellt. Aber das ist nicht so schlimm.
Nach einem wieder herzhaften und gemütlichen Frühstück checken wir gegen 10:00 Uhr aus und fahren über die Angara auf der M55 in Richtung Kultuk. Unser erstes Ziel ist eine heilige Quelle am Straßenrand. Hier erfahren wir viel Wissenswertes über die buriatischen Götter, trinken aus dieser heiligen Quelle und legen eine goldfarbene Münze- mit dem Adler nach oben- nieder. Dabei dürfen wir uns etwas wünschen. Ob es in Erfüllung gehen wird?
Auf der Weiterfahrt sehen wir später ein Wolkenband am Horizont. Das sieht so toll aus und wir sind schon etwas aufgeregt. Denn schon bald sehen wir von einer Straßenkurve aus den Baikal vor uns liegen mit dem schon gesehenen Wolkenband am anderen Ufer. Das Ziel unserer mehrjährigen Träume ist wahr geworden. Sowas von schön! Und auch emotional. Fast jeder von uns macht ein Handy- Foto, um es nach Hause zu schicken. Auf der Weiterfahrt legen wir am Ortsausgang von Kultuk, nun schon auf der A164, an einer Transit- Gaststätte unsere Mittagspause ein. Es ist eine moderne und saubere Selbstbedienungsgaststätte und jeder von uns kann rasch seine Wünsche anbringen und bekommt sein gewünschtes Mittagessen. Übrigens besteht das traditionelle sibirische Mittagessen immer aus drei Gängen. Salat, Suppe und Hauptspeise. Und die Salate werden uns auch in den nächsten Tagen immer wieder zum Staunen verleiten. Viel Weißkraut, knackfrisch und in verschiedenen Varianten immer lecker angerichtet. Meine Schwägerin Silli, eine Köchin mit Leidenschaft, ist von diesen Salaten genau so fasziniert wie wir anderen. Vor dem Haus verkaufen Babuschkas frisch geräucherten Omul, eine Fischspezialität der Baikalregion. Wir aber wollen weiter. Ich kaufe nur drei Zirbelkieferzapfen. Davon wollen wir zu Hause die Kerne gewinnen und evt. kleine Bäumchen züchten. Wenn es gelingt, ist das eine hübsche Erinnerung an unsere Reise.

Nächster Stopp ist später an der Stupa (buddhistische Gebetsstelle) am Beginn des Tunkinskiy- Nationalparks. Von hier aus sehen wir am Horizont hohe Berge, den Alpen ähnlich. Schon mit Schnee bedeckt. Das sind die Ausläufer des Ostsajaner Gebirges. Danach fahren wir durch eine einmalig schöne Landschaft mit ruhigen Dörfern, weiten Wiesengebieten, Steppe und einer Flusslandschaft am Irkut, die an Kanada erinnert und ganz tolle Landzungen zum Camping bietet. Kühe laufen kilometerweit allein in die Steppe, nutzen dazu auch in aller Ruhe die Straße und kehren am Spätnachmittag allein zurück. Mühsam ist das Einbringen des Heues auf den Steppenflächen. Trockenes Gras, nicht höher als 15 cm bringt keine Masse. Aber auch das wenige ist nötig, damit die Bauern über den strengen Winter kommen. Und wieder stoppen wir an einer Stupa. Hier blühen die bei uns bekannten Herbstastern als Bodenbedecker. Das würde unsere Mutti auch interessieren. Auf den weiten Steppen mit Blick ins Gebirge fühlt man sich schon wie in der Mongolei. Und das ist auch nicht verwunderlich, denn die mongolische Grenze ist von hier nur 100 km Luftlinie entfernt.
In Arschan angekommen, nutzen wir das sonnige Wetter und wandern immer am Fluß Kyngarga entlang durch goldgelb gefärbten Birkenwald zum Wasserfall Nr. 1. Eine sehr schöne Tour, und immer wieder rechts und links des Weges bunte Schamanenbänder an den Bäumen. Auch direkt am Wasserfall diese Bänder; eben ein magischer Ort,..
Von hier könnte man noch weiter hinauf ins Gebirge wandern; wir aber laufen zurück und fahren zu unserer Unterkunft, der Pension Tujana. Eine Oase in diesem Ort. Übermannshohe uneinsehbare Zäune und dahinter hübsche zweigeschossige Holzhäuser mit bestuhlten Balkons bzw. Terrassen, eine Banja, ein Lagerfeuerplatz, Kinderspielplatz und mittig eine Blumen- und Rasenfläche mit Sitzbänken. Auch im Inneren gemütlich eingerichtet, Elektroheizung und ein sauberes Bad. Hoher Wohlfühlfaktor!
Zum Abendessen gehen wir ein paar hundert Meter durch den Ort zum „Monetuij Dom“, auch einem modernen Holzhaus mit einer rustikalen Innenausstattung und einem Kamin. Sehr anheimelnd. Wie immer gibt es Tee gratis und zusätzlich hier für jeden noch ein 0,5 Liter Flasche Wasser. Und abends immer zwei Gänge. Salat und Hauptgericht. Heute Fisch und Kartoffelmus. Bei Tageslicht sind wir von der Pension aus los gelaufen. Aber der Heimweg wird jetzt abenteuerlich. Nicht nur, dass uns mehrere Hunde begleiten. Es gibt hier keine asphaltierten Straßen und unser Weg ist nicht beleuchtet, sehr ausgefahren und mit tiefen Löchern. So treten wir oft ins Leere und müssen lachen. ( An Taschenlampe oder Handylicht hat in diesem Moment keiner gedacht).
Den Abend verbringen wir am Lagerfeuer..
24.00 Uhr ist Zapfenstreich und wir schlafen nach den vielen neuen Eindrücken gut und fest.

Herrliche Landschaften

Herrliche Landschaften

Die blaue Perle liegt vor uns

Die blaue Perle liegt vor uns

Ein Traum wird wahr!

Ein Traum wird wahr!

Sibirische Landschaft

Sibirische Landschaft

Eine Stupa

Eine Stupa

Der Beginn des Nationalparkes

Der Beginn des Nationalparkes

Kurze Wanderung zum Wasserfall

Kurze Wanderung zum Wasserfall

Wasserfall Nummer 1

Wasserfall Nummer 1

Überall die bunten Bänder

Überall die bunten Bänder

Die Hauptstraße von Arschan. Links das grüne Gebäude ist ein Lebensmittelgeschäft.

Die Hauptstraße von Arschan. Links das grüne Gebäude ist ein Lebensmittelgeschäft.

Die Pension "Tujana", eine sehr schöne Anlage

Die Pension "Tujana", eine sehr schöne Anlage

(M)ein bequemes Bett

(M)ein bequemes Bett

Sehr moderne Dusche

Sehr moderne Dusche

Sanitärbereich

Sanitärbereich

© Sylvia Michel, 2020
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Ich möchte mithelfen, diese Reiseseite zu erhalten. Wie gern bin ich selbst hier und erlebe in den Reiseberichten einen Teil der Reise mit. Gerade bin ich in Gedanken mit 1000B. in Thailand und verfolge seine Erlebnisse. Ich will Euch heute und in den nächsten Tagen mitnehmen auf ein ganz großes Abenteuer! Eine Fahrt mit der Transsibirischen Eisenbahn von Moskau nach Irkutsk und 14 Tage Urlaub in und um den Baikalsee.
Details:
Aufbruch: 06.09.2017
Dauer: 3 Wochen
Heimkehr: 23.09.2017
Reiseziele: Russland / Russische Föderation
Der Autor
 
Sylvia Michel berichtet seit 6 Jahren auf umdiewelt.
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