Libyen
Ghadames
Der ganze nächste Tag geht mit der Fahrt nach Gadhames drauf (600km). Wir besichtigen 2 Speicherburgen. Um die Feldfrüchte sicher zu lagern wurden aus Stein und Lehm wehrhafte Speicheranlagen gebaut. Die Berber waren Halbnomaden und zogen nur mit den Tieren umher. Die erste Speicherburg ist Quasr Al Hadj. Sie hat 1188m² und 120 Speicherräume.
Fast immer sind diese ovale Anlagen mit hohen nahezu fensterlosen Außenmauern. Über eine bewachte verschließbare niedere Pforte gelangte man ins Innere. Hier stieg man mit Holzleitern, oder in die Wände verankerte Trittbretter oder schmalen Galerien zum Eingang. Jede Familie hatte ihre eigenen Vorratsräume. In Notfällen konnte man sich auch in diese Anlagen flüchten, Nahrungsmittel waren ja genug vorhanden. Aus diesem Grunde lagerte man auch große Wassergefäße.
In der Speicherburg
Ansicht von außen
Die Fahrt geht weiter und kurz vor Nalut windet sich die Straße in vielen Serpentinen steil auf das Bergplateau hinauf. Hier ist die größte der klassischen Speicherburgen. Sie thront über den Steilabbruch des Djebel Nafusa und ist so schon weithin sichtbar. Anders als in Quasr Al Hadj sind hier die Speicherkammern unterschiedlich weit vorgebaut. Es gibt im Inneren auch ein zusätzliches Oval mit weiteren Speichermöglichkeiten, so dass innerhalb ein Rundgang entsteht. Über Treppchen gelangt man zu den einzelnen höheren Kammern, die teilweise noch Holztüren besitzen.
Gegen 19 Uhr sind wir in Ghadames. Das Hotel ist einfach aber sauber.
Blick von der Speicherburg in Nalut
In der Speicherburg von Nalut
Ghadames
Ist die besterhaltene Altstadt von allen Oasen Libyens und zählt zum Weltkulturerbe. Ghadames liegt im Dreiländereck Libyen -Tunesien - Algerien, befindet sich aber ganz auf libyschen Boden. Sie wird von einer 10 km langen Mauer umschlossen und ist seit 1983 unbewohnt. Nach außen ist die Altstadt eine Festung, die Tore sind abends sorgfältig verschlossen, nur manchmal kann man durch Spalten ins Innere blicken ohne aber wirklich etwas zu sehen. Nur im Hochsommer kehren Leute vereinzelt in die alten Häuser zurück, da die Lehmbauten die Hitze besser abwehren.
Trotz der Unbewohntheit ist Ghadames aber nicht ohne Leben. Immer wieder tauchen plötzlich Gestalten aus einem dunklen Durchgang auf und verschwinden gleich wieder.
Zwei Berberstämme, die in 5 Großfamilien zerfallen, teilen sich die Oase.
Ghadames
Über die Gründung von Ghadames gibt es folgende Legende:
Einst übernachtete eine Beduinengruppe hier an dieser Stelle. Als sie am nächsten Tag weiter zogen merkte ein Beduine, dass er etwas Wertvolles vergessen hatte. Es konnte nur am vorherigen Marktplatz "gestern Mittag" (ghada - ams) gewesen sein. So kehrte er dorthin zurück, stürzte aber so unglücklich vom Pferd, dass er hilflos am Boden lag und zu verdursten drohte. Da soll sein Pferd mit den Hufen gegen den Felsen getreten haben, so dass dort eine Quelle hervorsprang. Seither heißt diese Quelle Stutenquelle (Ain Al Fras). Lange Zeit war sie die einzige Wasserversorgung der Stadt.
Heute ist die Stutenquelle fast völlig versiegt und eher ein Tümpel, indem sich Frösche treiben. Die Wasserversorgung der Oase erfolgt aus mehreren Brunnen außerhalb der Stadt Über teils oberirdische, teils unterirdische Kanäle kommt das Wasser in die Stadt. Zuerst natürlich zu den Moscheen, anschließend in die Wohnhäuser, danach zu den Viehtränken und zu den Waschplätzen und zuletzt in die Gärten.
Die Zuteilung des Wassers wird streng geregelt.
Konzipiert war die Altstadt so, dass jeder der Clans ein eigenes geschlossenes Stadtviertel mit identischem Aufbau (Moschee - Versammlungsplatz, Koranschule...) besaß. Jedes Viertel hat auch ein eigenes Stadttor.
Die Gassen der Altstadt sind teilweise völlig überdacht und nur in unregelmäßigen Abständen sind Unterbrechungen um Licht einzulassen. Dies bot nicht nur Schutz gegen die Hitze, sondern auch gegen Feinde. Nahten solche, so gaben die Frauen, die sich immer oben in den Häusern aufhielten und auch über die Dächer Kontakt hatten, den Männern unten Bescheid und deckten die Lichteinlässe ab. So waren alle Gänge völlig dunkel.
Einige Wohnhäuser sind schön renoviert und mit traditionellen Gegenständen des Lebens ausgestattet. Im Erdgeschoß ist ein Korridor mit Wandnischen (meist rot umrandet) für Öllämpchen und Wasserkrüge. Auch die Vorratskammer war hier, da es am Kühlsten ist. Über eine Treppe geht es in den Empfangsraum und Speiseraum mit schöner Bemalung, Ornamentleisten. Spiegeln, und Gefäße aus Metall dekoriert. Von hier gehen mehrere kleine Zimmer ab, die als Schlafräume dienten. Weiter oben sind dann die Küche und die Dachterrasse.
Gegen Abend ging es zu den Wanderdünen (At Tawarg) nahe der algerischen Grenze um einen Sonnenuntergang in der Wüste zu erleben.
Panorama von der "meiner" Düne
Teezubereitung
"Meine" Düne
meine Spur zurück
Am nächsten Tag ist um 8 Uhr Abfahrt nach Tripolis mit einer Reifenpanne und Besichtigung einer Ölpresse und Töpferei. Auch eine Höhlenwohnung einer alten Witwe besichtigen wir noch. Gegen 17 Uhr sind wir in Tripolis und zum Abendessen im Reitclub.
Gegen 21 Uhr fliegen wir nach Benghasi - Ankunft 22:05. Bis in Hotel dauert es bis 1 Uhr und ich falle müde um.
Aufbruch: | 14.02.2004 |
Dauer: | 9 Tage |
Heimkehr: | 22.02.2004 |