Italienische Riviera 2007
Die Blumenriviera
Nachdem wir unser ganzes Zeug am nächsten Tag die 89 Stufen wieder runter geschleppt und unsere Rechnung beglichen hatten, machten wir uns weiter auf den Weg, die Riviera di Ponente entlang. Ach, zu dem Campingplatz sollte man vielleicht noch folgendes sagen: für ein oder zwei Nächte, mag er ganz in Ordnung sein, wenn man nicht all zu hohe Ansprüche hat. Die sanitären Anlagen sind veraltet und der Schlüssel zu der einzig richtigen Toilette nur (italienischen) Stammgästen vorbehalten. Dafür fast €30,- pro Nacht für 2 Personen, 1 Zelt und 1 Auto zu bezahlen, ist schon heftig.
Daher wollte ich als nächsten Campingplatz einen, auf dem ich mich rundum wohl fühlte. Ich hatte irgendwo gelesen, dass es die ganze Riviera entlang jede Menge gute und schöne Campingplätze gäbe. Vielleicht bin ich auch verwöhnt, weil ich vom Bodensee komme und schon so viele Male am Lago Maggiore zum campen war, aber sowohl am Bodensee, als auch am Lago hat tatsächlich jede Menge gute Campingplätze, an der Riviera hatten wir dieses Gefühl nicht unbedingt. Abgesehen davon, dass wahnsinnig viel Verkehr war und wir nur langsam vorankamen, dauerte es Stunden, bis wir endlich einen Ort und vor allem einen Campingplatz gefunden hatten, wo wir bleiben wollten.
Wir hatten mittlerweile bestimmt schon 5 Plätze angeschaut, auf einem wären wir sogar fast geblieben, obwohl er uns beiden nicht 100%ig zugesagt hatte, aber ich hatte Bedenken, dass unser Zelt und Auto auf den kleinen Platz nicht gepasst hätten und so waren wir etwas frustriert weiter gefahren. Auf einmal las ich das Schild "Camping Eucaplyptus 100m rechts" und bog sofort von der Straße ab, als die Toreinfahrt kam. Wir fanden uns auf einem großen, schattigen Parkplatz inmitten des Parks einer alten Villa mit Kiefern, Palmen, Orangen-, Oliven und natürlich Eukalyptusbäumen wieder. Hier wollte ich bleiben!
Aber es war Mittagszeit, die Rezeption nicht besetzt und wir hungrig. Also ließen wir unser Auto auf dem Parkplatz stehen, machten uns auf den Weg zum Meer, was nur einen Katzensprung entfernt war und suchten uns eine Pizzeria. Wir wurden schnell fündig und die Pizza schmeckte super lecker, wenn auch der Kellner die reinste Schlafmütze war.
Kurz darauf hatten wir den Anmeldekram erledigt und der Campingplatzbesitzer erklärte uns, wir sollten ihm folgen, er würde uns mehrere Plätze zeigen und wir könnten dann selbst entscheiden, welchen wir wollten und schon schwang er sich auf seinen Roller. Auch dieser Campingplatz war zum Teil terrassenförmig angelegt, aber unser Stellplatz war trotzdem weitaus angenehmer zu erreichen, da wir keine 89 Stufen erklimmen mussten. Uns wurden 3 Plätze gezeigt und nachdem wir uns für einen entschieden hatten, beäugte mich unser Vermieter skeptisch, als ich mich ins Auto setzte, um auf dem Platz einzuparken. Zugegeben, es war sehr steil und eng, aber der Gute schien so gar kein Vertrauen in die Fahrkünste einer Frau zu haben...
Etwas später ging's dann noch an den Strand, bevor wir uns in dem, direkt neben dem Campingplatz liegenden Supermarkt, für den Abend eindeckten. Ein bisschen Käse, Salami, Ciabatta und Vino und schon hatten wir die perfekten Zutaten, für ein perfektes Abendessen, mit perfektem Ausblick.
Für alle Nachtschwärmer hat es unten am Strand jede Menge Beach Bars und Discos, in denen man sich die Nacht bis zum frühen Morgen um die Ohren schlagen kann.
Während ich mich am nächsten Vormittag nach dem Frühstück faul an den Strand legte, hatte Flo, wie immer, Hummeln im Hintern und wollte das Hinterland erkunden. Es verging eine ganze Weile, bis er wieder auftauchte, tatsächlich auch mal eine Runde im Meer schwamm und dann nach Essen verlangte. Nach dem Mittagessen wollten wir uns dann Imperia anschauen. Immerhin wussten wir mittlerweile, dass wir in Imperia waren. Vor Lauter Zeltplatz-Sucherei, hatten wir gar nicht genau mitbekommen, wo wir uns befanden und hatten auch nirgends einen Hinweis darauf bekommen. Irgendwann war es mir doch zu blöd gewesen und ich hatte einfach einen anderen Touri gefragt
Imperia ist schönes kleines Städtchen und ich finde es erstaunlich, dass es nicht als typischer Touristenort an der Riviera gilt. Imperia wurde 1923 aus den Orten Porto Maurizio und Oneglia zusammengeschlossen und vor allem Porto Maurizio bildet eine wunderschöne Kulisse. Das Zentrum der Altstadt bildet die Cattedrale San Maurizio, deren Bau 1781 begonnen, aber erst 1838 komplett vollendet wurde. Und um die Kathedrale rum führen lauter kleine, enge und steile Gässchen.
Von Imperia aus kann man die Riviera di Ponente wunderbar erkunden und so waren wir eigentlich täglich unterwegs. Also fuhren wir am nächsten Tag nach San Remo. San Remo, die Königin der Blumenriviera. Aber so überwältigend fand ich persönlich San Remo gar nicht, was vielleicht aber auch daran liegen mochte, dass ich mich etwas unruhig fühlte. Wir hatten das Auto in einem Parkhaus geparkt. Dummerweise in einem vollautomatischen, was aber bedeutete, dass ich meinen Schlüssel hatte stecken lassen müssen, weil der Transport des Autos sonst ggf. auf Grund der Wegfahrsperre nicht funktioniert hätte.
Und daher bummelten wir etwas unentspannt an San Remos Corso Imperatrice entlang und von dort vorbei an der San Basilio, dem Casino Municipale zum Duomo San Siro und irgendwann schnurstracks zurück zum Parkhaus Wir hatten ganz spontan beschlossen, irgendwo auf dem Heimweg oder in Imperia zu Abend zu essen...
Allerdings fuhren wir dann doch nicht auf direktem Weg nach Imperia zurück, sondern machten einen Zwischenstopp in Bussana Vecchia, der Geisterstadt. Bussana Vecchia wurde 1887 durch ein Erdbeben zerstört und erst in den 60er Jahren langsam wieder zum Leben erweckt. Künstler aus aller Welt haben sich hier niedergelassen und den Ort vor dem Zerfall bewahrt.
Zwischen den Ruinen einzelner Häuser und Mauern, findet man heute Ateliers, Restaurants und sogar ein B&B. Da wir erst gegen Abend da waren und die meisten Touristen wohl schon wieder weg waren, waren wir teilweise ganz allein durch die Gässchen unterwegs. Der Ort hatte ein ganz besonderes Flair und ist für mich ein absolutes Muss, falls ich mal wieder an diesen Teil der Riviera kommen sollte.
Unser nächster Ausflug führte uns nach Bordighera - la grande dame des Tourismus. Zumindest geht die Geschichte des Sommer-Tourismus bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts zurück und man kann doch an vielen Ecken noch schöne, alte Villen entdecken. Allerdings bietet Bordighera nicht viele Sehenswürdigkeiten und so waren wir, nachdem wir die Promenade entlang geschlendert waren und die Straßen und Gässchen der Stadt durchbummelt hatten, auch schon durch mit unserem Programm. Kurz überlegten wir, ob wir hier zu Abend essen sollten, beschlossen dann aber, damit zu warten, bis wir Dolce Aqua erreicht hatten.
Flo hatte diese Route am Abend zuvor aus dem Reiseführer zusammen gebastelt. Bordighera - Dolce Aqua - Apricale und über San Remo zurück nach Imperia. Er meinte, dass wir so nicht nur ein paar schöne Orte, sondern auch noch ein bisschen was vom Hinterland sehen konnten. Ich hatte einen kurzen, skeptischen Blick auf die Karte geworfen und dann widerstrebend zugestimmt. Die kleinen, engen, kurvigen Linien in der Karte gefielen mir nicht so wirklich gut, aber wie war das vorhin noch mit den Fahrkünsten der Frau...?
In Dolce Aqua suchten wir uns einen Parkplatz und liefen am Nervia entlang, bis zu der Brücke die Monet als Vorbild eines seiner Gemälde gedient hatte. Auch die Altstadt von Dolce Aqua ist nicht zu verachten und auf jeden Fall einen Spaziergang wert.
Nach einer leckeren Pizza - wir sind schließlich in Italien, da muss man einfach ständig Pizza essen! - machten wir uns dann auf den Rückweg oder soll ich vielleicht lieber sagen: auf den längsten und beschwerlichsten Teil unseres Ausfluges?
Bis Apricale war alles kein Problem. Apricale ist ein kleines, enges Bergdörfchen, mit einer schmalen Hauptstraße und gepflasterten Gässchen. Eigentlich war die Zufahrt zum Ort an diesem Abend gesperrt, weil eine Theatervorstellung stattfand, aber wir hatten Glück - oder Pech? - und der Polizist winkte uns durch, als wir sagten, dass wir über Baiardo nach San Remo fahren wollten.
Die Landstraße nach Ortsausgang war super eng und kurvig und rechts von uns ging es geradewegs in den Abgrund. Auch die (teilweise abgebrochene) Straßenbegrenzung kam mir nicht so wirklich vertrauensvoll vor. Wäre ich das einzige Auto weit und breit gewesen, hätte ich es auch gar nicht so dramatisch gefunden, aber als uns irgendwann ein holländischer Jeep mit Wohnwagen im Schlepptau in einer Kurve entgegenkam, dachte ich, wir kommen garantiert nicht aneinander vorbei. Es war Millimeterarbeit und ich hatte ehrlich Angst um mein Auto. Schlimmer konnte es nicht werden und kam es auch nicht mehr. Trotzdem war ich erleichtert, als die Straße nach Baiardo wieder breiter wurde, zumal es mittlerweile auch dunkel geworden war. Und als wir später am Abend das Auto vor unserem Zelt abstellten, eine Falsche Vino öffneten und die Wasserpfeife anmachten, war ich aber schon längst wieder ganz entspannt.
Und dann war unser Italien-Urlaub leider auch schon zu Ende und am nächsten Tag machten wir uns mit Tausenden von Deutschen auf den Heimweg. Zumindest waren zwischen Mailand und Chiasso bald mehr Deutsche als Italiener unterwegs und wir waren froh, dass wir uns bei Bellinzona Richtung San Bernardino aus dem Hauptverkehr lösen konnten und von da ab eine ruhigere Heimfahrt hatten.
Das nächste Mal, wenn ich an die Riviera komme, werde ich es trotzdem noch mal versuchen, mich von Rapallo aus nach Süden durchzuschlagen
Aufbruch: | 05.08.2007 |
Dauer: | 7 Tage |
Heimkehr: | 11.08.2007 |