MUSICAL(ischer) London-Trip
04.04. - "Jersey Boys" & "Thriller Live"
ja wenn das "horse" denn nur mal "kicken" würde, dann wären die Menschen schnell fort, die mir alle im Weg stehen
Wir wollen los. Aber so schnell geht das nicht:
ca. 5 Minuten warten wir, bis einer der drei Aufzüge verfügbar ist. Wir steigen im 3. OG ein, mit uns ein Paar. Der Aufzug fährt aber nicht bis ins EG, sondern hält im 1. OG. Wir steigen etwas genervt alle aus und suchen das Treppenhaus - wird es ja wohl geben. Das Paar ist uns gefolgt. In der Annahme, dass man ein Stockwerk ja schnell zu Fuß bewältigt, laufen wir hinunter, finden auch eine Glastür, die rückwärtig aus dem Gebäude führt. Die ist jedoch verschlossen. Davor stehen ein paar Angestellte bei ihrer Raucherpause. Diese sagen uns, dass wir hier nicht raus können, sondern den Aufzug benutzen müssten.
Haha, also wieder zurück - alle VIER.... jetzt höre ich die ersten Flüche des Herrn, der mit seiner Dame und seinem Trolley mit uns durch das Treppenhaus irrt. Also wieder ins 1. OG - einen Treppenhaus-Ausgang im EG scheint es nicht zu geben - und erneut auf den Aufzug warten. Als die Türen eines Aufzuges aufgehen, sehen wir, dass er bereits gut voll ist. Ich habe keine Lust, noch länger zu warten, mache mich so schmal wie möglich und stelle mich auch noch zwischen die Menschen, Tim folgt ... Die Dame schaut frustriert, ist aber auch so entnervt, dass auch sie sich mitsamt ihrem Trolley noch reinquetscht. Ihr Mann begeht nun eine Art Verzweiflungstat: er drückt die gesammelte Aufzugmannschaft so zusammen, dass auch er noch hinein passt. Jedoch: Die Türen schließen nicht .... statt dessen kommt eine Ansage: "Elevator is overloaded" Mit nunmehr lautstarkem "fuck fuck fuck" verlässt der Herr den Aufzug wieder, die Dame folgt und beim Schließen der Türen hören wir Geräusche, die Fußtritte gegen die Aufzugtüren erahnen lassen. Ich fühle mich an Loriot-Szenen erinnert und fast tun mir die beiden leid.
Das Wetter ist trocken, aber kalt und grau. So grau, dass es nicht einmal Spaß macht zu fotografieren. Und am Platz beim Westminster Abbey mit Big Ben tummeln sich bereits so viele Menschen, dass ich schon wieder in die Stimmung komme, dass mir sämtliche Sehenswürdigkeiten egal sind - ich hasse diese Menschenansammlungen.
Wir fahren zum Leicester Square und stellen uns in die queue (Reihe). Aufgrund des Wetters kaufen wir uns gleich für zwei Musicals Restkarten (umgerechnet zum Preis von ca. 100 € / Person).
15 h "Jersey Boys" im Picadilly Theatre.
http://www.jerseyboyslondon.com/
Hier wird die Geschichte der FOUR SEASONS erzählt. Eine nette Bühne mit ständigen Requisiten- und Bühnenteilenwechseln, die größtenteils von den Akteuren selbst bewältigt werden. Sehr liebevoll inszeniert. Die Sänger sind durch die Bank super - es gibt keine schiefen Töne und jede Menge kraftvollen harmonischen mehrstimmigen Gesang. Der Sound der 60er wird wieder lebendig. Bei vielen Songs, die ich schon fast vergessen hatte ("Sherry", „Walk Like A Man“, "Beggin' You", "Can’t Take My Eyes Off You", "December 63"), muss ich mich beherrschen, nicht laut mitzusingen vor lauter Begeisterung.
Diese für Männer nicht einfache hohe Stimmlage von Frankie Valli wurde vom Hauptdarsteller perfekt umgesetzt.
Nach kräftigem Schlussapplaus gehen wir mit guter Laune in das immer noch trübe Wetter und schleppen uns durch die Massen von Oster-London-Touristen.
Tim steuert nun einen gigantischen M&M-Store an. Vier Etagen mit lauter bunten M&M Produkten und mindestens wieder genauso vielen Menschen, die sich zwischen den Regalen durchquetschen. Wieder reichen mir ein paar Fotos von diesen MASSEN....
auch Tim kauft nichts.... ABER jetzt will er "shoppen gehen". Ein paar Klamotten aus London mitbringen - das scheint ein "muss" für den jungen Mann.
Ich atme tief durch und denke mir nur: "du machst das deinem Kind zuliebe!"
Aber da schau her: ich hatte durchaus auch meinen Spaß, denn Tim wählt eine Einkaufstour durch eine Hollister-Filiale. Mir sagte dies bisher nichts - ich stehe weder auf shoppen noch kenne mich mit Marken aus. Aber hier finde ich eine Beschäftigung: ich fotografiere mich durch das Geschäft hindurch – von unten bis oben....Hierzu brauche ich nicht weiter schreiben: wer Hollister kennt, weiß, was ich meine und wer - so wie ich - keine Ahnung hat, schaut einfach die Fotos an.
Bevor wir zum nächsten Musical-Besuch "Thriller - Live" das Lyric Theatre ansteuern, essen wir eine Kleinigkeit in einem mexikanischen Restaurant. Speisen super lecker, Atmo hektisch und laut, Preise nicht wirklich günstig - wir sind ja in London.
Dann folgt "Thriller live".
http://thrillerlive.com/
Hier wird keine Geschichte erfunden. Es gibt lediglich kleine Anmoderationen mit wenigen Infos zu Michael Jacksons Leben. Das reicht aber auch, denn die übrige Zeit wird genutzt, um die unglaublich vielen sehr guten Songs von M.J. auf die Bühne zu bringen.
Tänzer(innen) sind sehr sehr gut, in den Gruppenchoreos (die teilweise 1:1 gemäß den Videos sind) absolut synchron und Körperspannung ist von Kopf bis zum kleinen Zeh jederzeit vorhanden.
Die Songs werden im Wechsel von zwei Männern, einer Frau und einem ca. 10jährigen Jungen gesungen. Der Junge ist wirklich richtig gut und liefert sogar den Rap-Part bei "black or white" hervorragend ab.
Die Frau ist genial, hat eine kraftvolle Stimme, bringt ihren eigenen Ausdruck mit in die Songs, ohne diese in ihren Grundlagen zu verändern.
Generell gut gefallen hat mir - als altem M.-J.-Fan - dass hier nicht versucht wurde, zu kopieren. Die Songs wurden absolut mitreißend und qualitativ auf hohem Niveau mit eigenen Stimmen "nachgesungen" und auch die Musiker spielten live.
Unsere Laune war vorher schon gut, aber nach diesem Musical schwebten wir in einem Musik-Licht-Kostüm-Tanz-Rausch in die nächste U-Bahn....
"...all I wanna say is that they don't really care about us......"
Aufbruch: | 03.04.2015 |
Dauer: | 6 Tage |
Heimkehr: | 08.04.2015 |