China, ein Land mit "Licht und Schatten"

Reisezeit: August / September 2006  |  von Lando Herkunft : blauer Planet

Urlaubsbericht über meine dreiwöchige, geführte Reise von Ost-,nach Südchina und von den Ausläufern des Himalya bis nach Peking, inkl. Jangtzeflußfahrt.

Südchina

Ich befinde mich seit vier Tagen in China. In diesem Moment sitze ich im Hotelzimmer, in Dali. Es ist Nachmittag, die Sonne scheint bei 30°C, ich schaue auf einen 3500m hohen Berg u. bin völlig entspannt.

Der bisherige Urlaubsverlauf:

Ankunft am Sonntag den 26.09.06 in Gongzhou ( Kanton ) , nach elf Stunden Flugzeit, um 15.00 Uhr Ortszeit. Diese Riesenstadt mit ca.15 Mio Einwohnern liegt ca. 80 km vor HongKong und gilt als alter und bedeutender Wirtschaftstandort in Fernost. Wir sind mit dem Bus vom Flughafen in's Zentrum ausschließlich über Schnell-bzw. Hochstraßen gefahren. Man hat den Eindruck dieser Moloch kommt nie zur Ruhe. Es ist unbeschreiblich, wie so viel Menschen auf einem Fleck leben können. Der Kontrast zwischen reich + arm und neu + alt ist fast schon beängstigend, zum Teil aber auch faszinierend wie schnell sich ein Land u. eine Gesellschaft innerhalb kürzester Zeit verändern kann. Auf der einen Seite sieht man Nobelkarossen u. fette Glaspaläste, auf der anderen Seite Handkarren, bettelnde Menschen, Dreck u. verfallene Häuser.
Ich bin gespannt wie sich dieses Land entwickeln wird, habe aber auch Angst, dass die Schwachen auf der Strecke bleiben werden. Ich werde den ganzen Urlaub über dieses land kritisch beäugen, werde aber meine Augen nicht vor der sagenhaften Schönheit der Natur und Geschichte nicht verschließen.
In Kanton besuchten wir im Stadtzentrum eine Tempelanlage mit sehr liebevoll hergerichteter Grünanlage, inkl. Bonsaipark. Im Anschluss haben wir köstlich, mit Blick über die Stadt der zwei Gesichter, diniert. Es gab kantonsche Küche, der Hammer!!!
Ein eigentlich geplanter Besuch eines Marktes wurde aus mir nicht erklärbaren Gründen abgesagt. Unsere nächste Station in Kanton war der Airport. Schade, die Zeit war viel zu wenig!
Nachdem wir drei Stunden Wartezeit auf dem Flughafen verbracht hatten, ging es weiter nach Guilin.

Ankunft in dieser ca. 350 km nordwestlich von Kanton liegenden Stadt war gegen 00.30Uhr.
Guilin ist eine gepflegte 4 Mio. Stadt, mit einer sehr schönen und großen Parkanlage.
Am Vormittag des Montags starteten wir eine vierstündige Bootsfahrt auf dem Li-Fluß, vorbei an den berühmten Kegelbergen. Auch hier ist die Landschaft einfach nur bezaubernd und einzigartig.
Überall wo man hinschaut sprießen spitze, kegelförmige Berge empor, viele kleine Fischerboote, kleine Bambusbötchen und des Öfteren entdeckt man wie sich ein Wasserfall
in den Fluss entledigt.

Li-Fluß

Li-Fluß

Am Nachmittag ging ich allein durch die quirlige Stadt und kam mir vor wie ein Außerirdischer. Viele Leute beäugten mich komisch, lachten und schauten sich zu mir um.
Es lag wohl daran, dass ich stolzer Träger einer "Langnase" bin. In vielen Gegenden Chinas sind westlich aussehende Menschen noch eine Seltenheit und deswegen werden diese immer noch als Exoten angesehen. In einem Kaufhaus kaufte ich mir letztendlich ein paar neue Schuhe für einen schmalen Taler. Ob ich die Schuhe in Deutschland oder in China kaufe ist egal, denn in beiden steht "Made in China" drin. Der einzige unterschied ist der Preis!!!
Warum noch mehr raffgierige Zwischenhändler unterstützen?! Übrigens, meinem Geldbeutel gefiel es auch.
Danach ging es zu einer Perlenzuchtfabrik. Aus dieser Firma stammen die "Südperlen". Man zeigte uns, wie man Perlen züchtet. Dabei wird ein Staubkorn in eine Muschel eingesetzt und die Muschel bildet um dieses Korn eine meist weiße und harte Hülle. Je nach Größe und Alter kosten diese Schätze dementsprechend. Im Anschluss folgte, eine in meinen Augen, überflüssige Verkaufsveranstaltung.

Unser Abendessen haben wir in einem sehr hübschen Lokal eingenommen. Sehr traditionell und gemütlich. Das Essen war wieder absolute Premiumklasse. Anhand der Wandbilder war wohl schon Bill Clinton vor Ort.
Gegen 22.00 Uhr ging es wiederum mit dem Flieger nach Kunming. Diese Stadt liegt westlich von Guilin und etwa 90 km nördlich von Vietnam / Laos und 100 km östlich von Birma.
In dieser auf knapp 1500 m hoch gelegenen Stadt leben 4 Mio. Menschen.
Wir waren in einem Vier-Sterne Hotel untergebracht, was übrigens die ganze Reise über unser Standard sein soll. Am Vormittag ging die Fahrt in den 90 km entfernten Steinwald. Hier schießen wie Pilze aus dem Boden, Kalksteine empor.

Steinwald bei Kunming

Steinwald bei Kunming

Auf dem Rückweg besuchten wir ein Minderheitendorf. Es war ganz anders als ich es mir vorher ausgemalt hatte. Überall Müll, Gestank, verwahrloste Kinder, keine Kanalisation, tote Tiere auf den kleinen Gassen. Kann man sich da Wohlfühlen!? Kein Wunder das die Vogelseuche hier eine optimale Brutstätte vorfand.
Ich kam mir beim durchlaufen des Dorfes richtig blöd vor. Mir war wie als wenn ich mich in einem Zoo befand, alles aus sicherer Entfernung betrachtete und wusste dass ich dies nie länger als einen Tag hier aushalten würde. Es war katastrophal!! Ich hoffe dass sich diesbezüglich auch etwas in diesem Land ändern wird, bin aber äußerst skeptisch, leider!
Unsere Betreuerin meinte viele reiche Geschäftsleute unterstützen solche Gegenden finanziell.
Das ich nicht lache!!!
Wie naiv muss man sein um zu glauben, das 15% der Bevölkerung ihr Vermögen mit den Ärmsten teilen um das ganze Land nach vorn zu bringen?!
Die Leute hier verstehen noch nicht ganz die Grundzüge des Kapitalismus, sie werden es aber müssen.
Den Abend haben wir in der Stadt verbracht. Wir sind durch licht- u. lärmdurchflutete Häuserschluchten spaziert und haben alles auf uns wirken lassen. Der Kontrast zum "Sieben-Sterne-Dorf", so hieß es, kann krasser nicht sein.
Die Bewirtung, vom Mittagessen abgesehen, war wieder köstlich.

Am Folgetag, Mittwoch der 30.8. sind wir wiederum geflogen. Diesmal ging es in das relativ nah gelegene Dali. Eine Stadt die knapp 2000 m hochliegt, auf ein Plateau liegend, zwischen hohen Bergen und einem großen See eingerahmt. Die Stadt zählt ca. eine halbe Mio. Menschen, liegt nordwestlich von Kunming und ist in eine Neue und Alte unterteilt. Der alte historische Teil ist sehr liebevoll erhalten geblieben. Viele kleine Häuser und Fußgängerzonen mit kleinen Geschäften. Es war sehr angenehm, da hier die Einheimischen sich nicht auf die Touristen gestürzt haben und sie belagerten. Es war ein schöner Bummel durch verwunschene Gassen, in typischer Form, vorbei an Schmuckläden, Stoffläden, Gewürzläden, Fisch -u. Fleischgeschäften, wo sogar Rinderherzen in voller Pracht vorm Laden hingen. Hier habe ich mir ein 3m langes, in traditioneller Art gefertigtes chinesisches Wandpapierbild für 150 Yuan gekauft, hübsch.
Man schaute den ganzen Tag entweder auf den See oder in eine atemberaubende Bergwelt, bei strahlendem Sonnenschein.

Altstadt von Dali

Altstadt von Dali

anläßlich der Rückgabe von Macau erbauter Tempel in Dali

anläßlich der Rückgabe von Macau erbauter Tempel in Dali

Am Nachmittag hab ich mir eine Massage gegönnt. Die kleine, zierliche Dame hat ganz schön Power in den Händen gehabt und mir vielleicht die ein oder andere Inspiration gegeben.
Zu Abend gab es ein Megabrunch. Hab noch nie soviel Essen auf einem Haufen gesehen.
Lecker war's!
Das Wetter hat uns bisher nicht im Stich gelassen, im Gegenteil, am Montag hab ich mir eine schön "Natoverbrennung" geholt.

Übrigens, ich habe seit Abflug in Berlin keine Zigarette mehr angerührt und bin stolz wie Bolle auf mich. Das schöne ist, tagsüber hab ich gar kein Verlangen danach. Jetzt am Abend würde ich schon gern eine durchziehen. Eisern bleiben!!
Morgen geht's nach Lijiang, eine Kleinstadt im Vorhimalaja.

03.09.06

Es ist gerade 16.45 Uhr, ich befinde mich auf dem Jangtzeflußfahrtschiff "Victoria7"
und komme so eben von einem Propagandavortrag über den "drei-Schluchten-Staudamm".
Das Wetter ist sehr heiß und schwül. Ich schätze mal, wir haben 33°C bei einer sehr hohen Luftfeuchtigkeit.

Lijiang war ein sehr netter Aufenthaltsort in China. Ich würde sogar sagen, der bisher Schönste! Wir haben in einem mittelgroßen Hotel, direkt an der Altstadt gewohnt. Die Stadt hat insgesamt 340000 Einwohner, 20000 davon leben in der Altstadt, welche bei der UNESCO als Weltkulturerbe geführt wird. Lijiang wurde in den 90'iger Jahren sehr schwer von einem Erdbeben zerstört. Zum Glück betraf dies "nur" den neueren Teil der Stadt. Auf Grund dessen, ist ein ziemlich krasser Gegensatz zwischen neu + alt zu sehen. Das verheerende Beben hat es der Stadt ermöglicht, viel Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen und somit angeblich sechzig Mio. chinesischer und zwei Mio. ausländischer Touristen jährlich beschert.

in der Altstadt von Lijiang

in der Altstadt von Lijiang

Am ersten Tag besichtigten wir bei angenehmen Temperaturen die Altstadt, in der überwiegend die Ureinwohner, die Naxis, zu Hause sind. Es ist eine durch kleine Gassen und Bächen durchzogene, in Holzbauweise erbaute Welt. Man sieht überall kleine Geschäfte, wo zu meist einheimische Waren angeboten werden. Das angenehme war, dass man landesuntypisch nicht von den Verkäufern belagert wurde. Auf dem zentralen Marktplatz fand eine Folkloretanzeinlage der älteren Generation statt. Zum Abend hin wurde die Altstadt mit gelben Lichterketten und roten Lampiongs an den Häusergiebeln beleuchtet.
Ein wunderschön, friedliches Bild!!!

Am nächsten Tag ging es zum vierzig Autominuten entfernten "Jade Drachen Schneeberg".
Dieser Gipfel des Berges ist das ganze Jahr über mit einem Gletscher bedeckt und erreicht eine Höhe von 5596m. Wir sind mit einem Sessellift auf ein 3200m hohes Plateau hochgefahren. Dort oben bot sich ein herrlicher Ausblick, umrahmt mit wahrscheinlich abgefütterten Jacks.

Am Abend wurde in einem kleinen Restaurant, in Lijiang gegessen.
Danach ging es noch mit ein paar Mitreisenden in's Lokal.
Am nächsten Morgen ging es schon um 06.00 Uhr heraus, um gegen 09.00 Uhr die Maschine, mit Zwischenlandung in Kunming, nach Chongqing zu nehmen.

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Die Reise
 
Details:
Aufbruch: 26.08.2006
Dauer: 3 Wochen
Heimkehr: 16.09.2006
Reiseziele: China
Der Autor
 
Lando Herkunft : blauer Planet berichtet seit 17 Jahren auf umdiewelt.
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