Von Nippes nach Timbuktu!
Tag 10 bis 20
Das ist nun das vierte Mal, dass wir den ganzen Bericht neutippen. Hier im Internet Cafe in Nuadhibou (Mauretanien) mieten wir einen langsamen PC, und jedesmal, wenn die Zeit abläuft, ist der ganze Text futsch. Nun also die fünfte
Version:
Nach dem Aufbruch in Süden Marokkos Richtung Westsahara hatte ich ein wenig Respekt vor der nun folgenen verminten Strecke durch die Westsahara, ein z. Zt. marokkansiches Protektorat, zu dem sich Mauretanien und Marokko ständig in den Haaren liegen. Noch vor wenigen Jahren war es eine Sandpiste, auf der man nur im Konvoi fahren konnte, aber mittlerweile merkt man fast gar nicht mehr, das man schon in der Westsahara ist. Der nächste Campingplatz heißt "Le Roi Beduin" und gehört Luc, einem Belgier, der vor einigen Jahren aus Burundi flüchten mußte. Er hat das Camp liebevoll aufgebaut, hier treffen wir eine verrückte Truppe Engländer, die ihre eigene Rallye fahren: Mit Autowracks, deren Wert 150 Euro nicht übersteigen darf, fahren sie von Oxford nach Gambia, und versteigern ihre Fahrzeuge dort für einen guten Zweck.
Wir werden Sie noch öfter treffen: Einige Fahrzeuge bewegen sich nur noch im 2. Gang!
Am 29.12. erreichen wir spät abends ein einsames Hotel in der Nähe der
Grenze, welches aber ausgebucht ist; einige schlafen im Garten, ich auf dem Öltank. Im Nebel brechen wir frühmorgens auf und erreichen die Grenze. Die Abfertigung dauert ewig, und das Abenteuer begint direkt dahinter: Die Piste teilt sich in viele Tentakel. sehr versandet, hier lassen wir die Luft aus den Reifen, damit kommen wir problemlos zum Grenzverschlag der Mauretanier. Die sind sehr freundlich, fertigen uns schnell ab und unser Etappenziel heißt Nuadhibou, Camping Ali.
Ali war ein Tip von Luc, und er empfiehlt uns, das Fahrzeug auf den Erzzug (der längste der Welt) zu verladen, da wir ins Gebirge bei Atar möchten.
Gesagt, getan: Wir finden die Verladestelle und den Direktor, und nachdem wir für die 500 KM Strecke 80 Euro bezahlen, verlädt man das Fahrzeug auf den Zug - und damit in die Falle. Denn der Zug geht nicht heute, und auch nicht morgen oder übermorgen, sondern Inchallahweißgottwann. Und da der Wagen schön festgekabelt ist und sich der herkömmliche Deutsche auf die Aussagen von Erzzugdirektoren verläßt, warten wir geschlagenen zwei Tage, bis unsere Laune so schlecht ist, dass Odo kurzerhand die Eisensäge auspackt und uns befreit. Weg hier. Fürs Gebirge leider keine Zeit mehr, 2 Tage verloren, und heute ausgerechnet Silvester! Wir beschließen, in den nahen Naturpark Aguire zu fahren und dort am Strand mit unserem einzigen alkoholischen Proviant - 2 Flaschen Rotwein - kräftig zu feiern. Ein Einhemischer - Iveco - gesellt sich mit seiner Trommel zu uns, lädt uns ein im Zelt zu schlafen und tanzt los, als wir unser Feuerwerk zünden.
Nun denn, das Abenteuer beginnt: Natürlich wollen wir nicht die Teerstraße, sondern die nur bei Ebbe befahrbare Strandpiste . Und was ein wahrer Nippeser Offroader ist, bleiben wir natürlich erstmal richtig im Tiefsand stecken.
Schaufeln, bis die Flut kommt....
Am nächsten Morgen die Belohnung: Ein Panzer einer Wasserschildkröte, Schwärme von Pelikanen und seltenen Wasservögeln.
Zum Glück mit dem GPS wieder auf die Piste gefunden, da wir Sprit brauchen, und den bekommen wir nur in Nuakchott, der Hauptstadt Mauretaniens.
Wir tanken dort, kaufen Lebensmittel, waschen den Wagen und setzen die Reise fort auf der 1000 KM langen Route de l´espoir (Straße der Hoffnung), eine Teerpiste als zentrale West-Ost Achse des Landes, (die eher einer deutschen Landstraße ähnelt).
Da unser Plan, Ausflug in die Berge, nicht aufging, wagen wir nach 500 KM bei Kiffa einen Abstecher in den Norden nach Tamchekket, einem kleinen Dorf, das wir nach zwei Tagen finden. Die Übernachtung in den Felslandschaften ist ein weiterer Höhepunkt der Reise. Wir können die von uns geplante Route aber leider nicht fortsetzen, da die alte Strecke mittlerweile versandet ist und zu viel Zeit kostet, daher kehren wir auf gleicher Route um.
Das Fahrzeug und unsere einfache Ausrüstung genügen unseren Ansprüchen, und so langsam stellt sich der Rhytmus ein, den wir von anderen Afrika Reisen kennen: Campaufbau, kochen und das abendliche Mensch-ärgere-dich-nicht Spiel (Danke, Mutti!) gehören zum festen Ritual. Genauso wie der tiefe Schlaf auf afrikanischem Boden unter einem riesigen Sternenzelt.
Wir bleiben auf dieser Piste, sammeln alte Knochen ein und treffen in Al Ayoun den ersten Künstler des Festivals, den Lilliputaner Abe, einen Sänger auf dem
letzten Festival au desert. Wir zeigen ihm die Aufnahmen von 2006 und er ist natürlich begeistert.
Hier sehen wir auch die Vorbereitungen der Rallye Dakar, die ersten Safety Cars beereiten die Strecken vor. Eben erfahre ich, dass die Tuaregs einen Aufstand planen, sollte die Rallye Route am 16.1. nach Timbuktu führen, aber die Rallyeleitung hat beschlossen, die Tour in Nema, unserem heutigen Etappenziel, wieder nach Westen Richtung Dakar zu schicken, um Provokationen zu vermeiden. (Infos www.dakar.com).
Nach Verlassen der Route in Nema geht es ins Tuareg Land, imer wieder erkundigen wir uns bei den Polizeiposten nach der Sicherheit der Strecke - aber Entwarnung, Touristen sind hier nicht gefährdet.
Das Auto zeigt auf den schwierigen Steinpisten erste Schwächen, die Aufhängung der Federung bricht, der Anlassser versandet, aber dank Odo können wir improvisieren, reparieren und weiterfahren.
Die Grenze Malis naht und nach 10 tagen Campement haben wir es fast geschafft - nur noch 400 KM Sandstrecke bis Timbuktu.
Natürlich gibt es hier kein einziges Internet Cafe, daher die späte Info, danke für Eure Geduld und die zahlreichen tollen Gästebucheintragungen.....
Warten auf die Abfahrt des Zuges
Aufbruch: | 19.12.2006 |
Dauer: | 4 Wochen |
Heimkehr: | 17.01.2007 |
West-Sahara
Mauretanien
Mali