Winter im Wohnmobil 2006/2007

Reisezeit: Dezember 2006 - Januar 2007  |  von Annette W.

Hexenmobil T4 California Exclusive

Mein Bus findet seinen wohlverdienten 10-tägigen Winterschlaf außerhalb des Ortes auf einer kleinen Anhöhe neben seinen Artgenossen. Meine Freunde sind bereits da und das Hallo ist groß. Nun heißt es erst mal Einrichten. Das bedeutet: Anschließen an die Elektrizität. Scheiben von innen und außen mit dicken Alu-Matten bedecken, mobile Womo-Zusatzheizung anschließen, Boden mit Thermomatten auslegen, Küche und Wohnraum gemütlich gestalten, lebensnotwendige Musik in Gang setzen. Der aus Hannover mitgebrachte Tannenbaum wird im Schnee platziert, mit Kerzen ausstaffiert und der Genuss dieses Anblicks kann vom mobilen Wohnraum aus beginnen. Nicht zu vergessen: Wo Annette stationiert, müssen natürlich auch buddhistische Fahnen hängen. Also erhält der weiße Bus ein tibetisches, buntes Kleid.

Hexe mit Tannenbaum

Hexe mit Tannenbaum

tibetische Hexe

tibetische Hexe

letzte Handgriffe vor Schneewanderung

letzte Handgriffe vor Schneewanderung

Am nächsten Tag erscheint um 10.10 Uhr die lachende Sonja und erfreut uns die nächsten 7 Tage. Wir frühstücken im Schnee und genießen das Leben. Manch einer unternimmt Abfahrtsskifahrten, mancher gleitet mit Schneeschuhen durch neu-gefallenes Weiß. Wieder andere genießen das Skaten mit Langlaufskiern. Jeder nach seinem gusteau.

Die meisten Winterreisenden können sich schwer einen Wohnmobil-Aufenthalt bei oftmals minus 33 - 38 Grad vorstellen. Ich kann nur sagen: Es ist ein Genuss der besonderen Art! Abends ist es interessanter, auf den Temperaturanzeiger zu schauen als in die Glotze. Wenn es 20 minus sind, wird's erst richtig spannend. Es wird gewettet, welche Temperaturen uns das Wetter diese Nacht bescheren wird. Gemütlich bei Kerzenschein, gutem Essen und Gesprächen oder spannendem Buch lässt es sich aushalten. In meinem Bus ist es meistens so wohlig warm, dass ich im T-Shirt koche. Mein "Badezimmer", bestehend aus einem klappbaren Waschbecken, einer Toilette und einem Kleiderschrank, wird nicht beheizt. Dies ist meine Eiszelle, prädestiniert zum Einfrieren von Lebensmitteln. Sie sind bei Außentemperaturen von minus 30 Grad innerhalb von 60 Minuten gefroren. Im Gegensatz dazu ist der Kühlschrank eine Sauna! Wohlige 4 Grad. Klar kann es auch mal passieren (wenn ich nachts eine der Heizungen ausschalte), dass über Nacht mein Gas in der 5 l-Gasflasche einfriert. Dann muss ich eben auf meinen heißen Tee warten bis die Sonne kommt. Ich nehm's mit Humor. Normalerweise habe ich fließendes Wasser einschl. Frischwasser- und Abwassertank. Aus Erfahrung weiß ich, dass das Wasser durch die außen liegenden Tanks sofort gefriert. Also nutze ich mobile Kanister, was auch nur wenig störend ist. Frau ist ja flexibel! Manchmal friert die Schiebetür so ein, dass sie nicht mehr zu schließen ist. Ein Türschlossenteiser hilft, sie wieder gangbar zu machen. Im ersten Jahr ist das restliche Wasser in der Wasserleitung gefroren, hat den Wasserhahn hochgedrückt und demoliert. Tja, kann passieren, aus so etwas lernt man.

Innenleben der Hexe

Innenleben der Hexe

Eine Decke wird vor die Schiebetür gehängt, damit keine Kaltluft eindringen kann.
Die sanitären Anlagen auf diesem Stellplatz sind vorzüglich und ich muss auf nichts verzichten. Allerdings - ich muss zugeben, ich bin immer wieder froh, dass ich über eine exzellent funktionierende Blase verfüge. So erspare ich mir ein unangenehmes, nächtliches Geschlittere zum Klo.

In diesem Winter ist alles ein bisschen moderater. Die tiefsten Temperaturen liegen nachts bei minus 15 Grad. Am Tag kommen wir in der Sonne auf plus 5. Wenn sie um 15.00 Uhr hinter den Bergen verschwindet, wird es vorübergehend ungemütlich und wir verziehen uns erst mal in unsere Räumlichkeiten. Trinken Cappuccino. Dann Bummel durch den Ort. Zollfreie Waren genießen: Alkohol, Zigaretten, Parfüm etc. fordern geradezu dazu auf, aus ihren Schaufenstern erlöst zu werden. Übrigens - Diesel 0,65 €!!! Da kommen einem glatt die Tränen, wenn man an die deutschen Tankstellenpreise denkt. Oft komme ich keuchend und schleppend aus dem Ort zurück. Der anschließende Genuss ist köstlich! Abends trifft man sich im Zentrum der Mobile und es wird getalkt, gescherzt und getanzt. Nachts, liegend in meinem Hochbett, schaue ich auf meinen Tannenbaum und auf den monderleuchteten, glitzernden Schnee. Es klopft und einer ruft: Mach's Fenster auf, wir haben was für dich. Ein Gläschen eisiger Limoncello oder heißer Bombardino fliegen ins warme Bett. Wir machen noch eine Runde Blödsinn! Kann's mir noch besser gehen?

© Annette W., 2007
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Bei eisigen Minusgraden lässt es sich auch im Wohnmobil gut aushalten. Beschreibung einer Sylvesterreise 2006 nach Livigno, Italien
Details:
Aufbruch: 26.12.2006
Dauer: 11 Tage
Heimkehr: 05.01.2007
Reiseziele: Italien
Der Autor
 
Annette W. berichtet seit 18 Jahren auf umdiewelt.
Reiseberichte von Annette sind von der umdiewelt-Redaktion als besonders lesenswert ausgezeichnet worden!
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