Hans und Rezzo bei den Torajas - Indonesien 1992

Reisezeit: August - Oktober 1992  |  von Ralph Granzow

Beerdigung "Toraja Style"

Im Bus lernen wir Martinus kennen, ein Junge aus dem Dorf der Zeremonie, der ebenfalls auf den Weg dorthin unterwegs ist. Ein Glueckstreffer! Er laedt uns ein, mit ihm in eine Huette einzutreten, was natuerlich ohne ihn nicht moeglich waere.

Im Dorf angekommen, kuemmert er sich liebevoll um uns. Zuerst geben wir unser kleines Geschenk ab (ne Stange Zigaretten), dann fuehrt uns Martinus in ein offenes Haus, wo sie uns einen Platz am Boden anbieten (Bambusboden).

Im Haus bekommen wir von 2 netten Maedels Kaffee und Gebaeck gereicht.
Dort sitzen wir und koennen dem Spektakel zusehen.

Anmerkung:
Es handelt sich um eine mittelgrosse Zeremonie.

Je groesser die Zeremonie (=je wichtiger die verstorbene Person), desto mehr Schweine und Bueffel muessen geopfert werden.
Interessant dabei ist auch, dass die Torajas Christen sind, dieses Ritual ist aber trotzdem immernoch ein sehr wichtiger Teil der Gesellschaft.
Es ergibt sich hierbei immer mehr ein Problem: Manche Familien koennen sich nicht eine entsprechende (von der Gesellschaft erwartete) Beerdigung leisten und stuerzen sich in unglaubliche Schulden!
Es kommt vor, dass ein Verstorbener erst nach mehreren Jahren beerdigt wird, da die Familie nicht das Geld fuer die Beerdigung zusammen bringt.
Die indonesische Regierung denkt anscheinend darueber nach, diese Art von Beerdigung zu verbieten, oder zumindest die Zahl der zu opfernden Tiere zu begrenzen. Es wird bestimmt sehr schwierig, dies wirklich umzusetzen, denn der Glaube dieser Leute ist sehr stark...ein Verstorbener kann nur "aufsteigen" oder sollte ich sagen "in den Himmel" kommen, wenn er eine entsprechende Beerdigung bekommt.

Wir sitzen im Haus und koennen beobachten wie immer mehr Familien ankommen, von einem Sprecher per Megaphon lautstark vorgestellt. Dabei werden die noch lebenden Schweine - auf Bambusstangen gefesselt - reingetragen. Eine vorsichtige Schaetzung unserseits tippt auf insgesamt ueber 200 Schweine!!!
Bueffel werden ungefaehr 15 Stueck in die Arena gebracht, darunter auch ein weisser Bueffel, der besonders teuer ist (mir wird etwas von 1 Million R genannt, zu dieser Zeit wahrlich ein Haufen Geld)!

Ein Wort noch zur "Arena", die offenen Haeuser (es sind natuerlich eher Huetten) sind teilweise extra fuer diese Beerdigung aufgebaut worden, im Kreis aufgestellt, so dass jeder der in einem Haus sitzt, auch die einlaufenden Familien sehen kann.
Hin und wieder tanzt ein alter kauziger Mann mit ein paar Jungs in der Arena herum, bewaffnet mit einem Speer und in traditioneller Kleidung. Im Mund sind nicht mehr viele Zaehne zu finden, aber der Typ scheint bekannt zu sein, die Menge feuert ihn immer wieder an!

Irgendwann gibts dann Mittagessen: Schwarzer Reis (Spezialitaet Torajas) und Schweinefleisch. Hab ich schon erwaehnt, dass die gerade noch lebenden Schweine mittlerweile geschlachtet werden? Nein...jedenfalls ist heute kein guter Tag fuer die Schweine, will heissen die mitgebrachten Schweine (=Geschenke fuer die Familie) werden geschlachtet, ein Teil wird den Gaesten serviert, der andere Teil geht nach einem bestimmten System an die verschiedenen Familien.

Jedenfalls der Reis ist lecker, das Fleisch (=Fett) nicht so, besonders da gerade vor unserer Huette ein Schwein vor meinen Augen auseinander genommen wird. Das laesst meinen Appetit nicht gerade steigen!
Besonders schmackhaft ist allerdings der Tuak - Palmwein aus langen Bambusrohren serviert! Lecker!!!

Nachmittags verabschieden wir uns von unseren Gastgebern, absolut super gastfreundlich!
Wir wollen uns eigentlich noch die Graeber anschauen, aber der Weg ist weit und anstrengend, so dass irgendwann umdrehen.
Als wir an der Strasse stehend auf ein Bemo warten, werden wir von einem Maedel angesprochen. Ihr Name ist Herlinda, 20 Jahre alt huebsch und total nett. Sie laedt uns vor ihrem Haus zu einem Kaffee ein. Echt tierisch nett!

Als wir spaeter ins Bemo einsteigen, beginnts zu regnen, Glueck gehabt!
Daheim gibts erstmal ein erfrischendes Mandi, es war doch ganz schoen heiss in der Huette!
Der Regen hoert nicht auf, so dass wir trotzdem ins Rinah gehen, wo wir wieder die Schweizer treffen. Markus und Irwan essen Chicken im Bambus gekocht, meinereiner kann das nach dem grossen Schweineschlachten nicht essen!
Wir verbringen einen lustigen Abend mit Tuak trinken!

nahe Verwandte

nahe Verwandte

Der Taenzer (=Krieger?!) waehrend ner Pause

Der Taenzer (=Krieger?!) waehrend ner Pause

und her mit den Schweinchen

und her mit den Schweinchen

und noch mehr...

und noch mehr...

der weisse Bueffel!

der weisse Bueffel!

hmm...angenehm...ich werde getragen, allerdings bald auch geschlachtet!

hmm...angenehm...ich werde getragen, allerdings bald auch geschlachtet!

im 1. Stock sitzt die Holzpuppe des Verstorbenen!

im 1. Stock sitzt die Holzpuppe des Verstorbenen!

der nette Martinus!

der nette Martinus!

in der Huette

in der Huette

Aufteilung der Schweine...eine Haxe kriegt Om Rezzo, die andere bekommt Pak Hans

Aufteilung der Schweine...eine Haxe kriegt Om Rezzo, die andere bekommt Pak Hans

Tanzeinlage

Tanzeinlage

der alte Mann gibt alles!

der alte Mann gibt alles!

lecker Kaffee bei Herlinda auf der "Terrasse"

lecker Kaffee bei Herlinda auf der "Terrasse"

© Ralph Granzow, 2007
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Der Asienvirus hat mich erwischt, nach unserer ersten grossen Tour letztes Jahr in SOA, ziehts uns nochmal Richtung SOA. In den Semesterferien ist es so weit, diesmal gehts zu den Torajas! Die Entscheidung, es wieder zu tun, war nun viel leichter zu treffen, als beim 1. Mal... ok diesmal ist es auch nicht mit Job- und Wohnungsaufgabe verbunden und es ist auch „nur“ fuer 9 Wochen, aber immerhin! Es sollte wieder ein toller Tripp werden, wenn auch nicht alles nach Plan laufen sollte!
Details:
Aufbruch: August 1992
Dauer: circa 9 Wochen
Heimkehr: Oktober 1992
Reiseziele: Indonesien
Der Autor
 
Ralph Granzow berichtet seit 19 Jahren auf umdiewelt.
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