Dauerlächeln und Bombenstimmung - der Fortsetzungsroman in Südostasien
laos - land der schmetterlinge: nong kiao/muang noi - der haengemattenurlaub
nach vier stunden im bus endlich in nong kiao. da war er also, der wilde norden von laos, na ja, eigentlich nur der anfang. sah interessant aus mit den kreidefelsen, der grossen bruecke (frueher mal aus holz, jetzt schnoeder beton) und dem vielen gruen.
eine unterkunft war schnell gefunden, denn es waren nicht viele touristen unterwegs und nach dem mittagsschlaf machte ich mich mit einem dt. biologen auf die socken, um die naheliegende hoehle zu besuchen. der mann war mir symphatisch, aber er schien staendig in heller aufregung zu sein. er beschimpfte die laoten als brandstifter und fallensteller, weil sie die gesamten primaerwaelder brandroden und alle tiere umbringen. das land an sich muss er aber wohl moegen, denn er war schon fuenf mal da.
landschaft um nong kiao
die hoehle war tatsaechlich interessant. ich konnte mir vorstellen wie dort menschen im krieg gelebt und sich versteckt haben. in den reisfeldern vor dem aufstieg waren noch zwei bombenkrater zu bewundern, ansonsten eine wahre idylle.
nach dem abstieg erkundete der biologe noch ein wenig die gegend, badete im fluss - ein wahrer naturbursche. danach durfte er sich die blutegel von den fuessen ziehen, aber das gehoert wohl dazu. ich hatte mir blutegel bisher immer viel groesser vorgestellt, aber ich vermute, dass diese hier noch nicht vollgesogen waren.
am abend traf ich das osttrio aus luang prabang wieder. das verlieh dem abend - wie erwartet - eine angenehme wuerze. leider mussten die drei sehr ueberstuerzt aufbrechen, denn sie nahmen den nachtbus nach vietam. schade, aber abschiede gehoeren leider zu jeder reise dazu. die symphatie war allerdings so gross, dass ich die drei mal in berlin besuchen werde.
ich beschloss noch einen tag zu bleiben und die ruhe zu geniessen:
der fruehstuecksblick
auszuege ....... aus nong kiao:
soviel innerlichen frieden habe ich schon lange nicht mehr empfunden.
ein leichter wind weht, es nieselt ab und an und die temperatur erfrischt leib, geist und seele angenehm. um mich herum ueppiges gruen, bananenstauden, papayabaeume und viele andere pflanzen, deren namen ich leider nicht kenne.
von der terrasse aus ueberblicke ich die wolkenverhangenen karstberge, die sich gleich hinter dem braunen strom erheben, der einen steinwurf entfernt die landschaft praegt. das motorengeraeusch eines bootes ist eines der wenigen, das die stille durchdringt. ich bin der einzige gast.
heinrich boell faellt mir ein, der seinen hauptakteur in "ansichten eins clowns" sagen laesst: ich sammle augenblicke. diesen augenblick habe ich jetzt auch gesammelt und am liebsten wuerde ich ihn anderen menschen vererben oder ihn einfach weitergeben. das geht natuerlich nicht, aber es ist wohl sowieso besser und schoener dinge selbst zu erleben.
und weil ich gerade so an boell denke, faellt mir auch wieder ein teil meines gespraeches mit dem ostrio ein, das wir vor ihrer abfahrt gefuehrt haben. da kam die sprache auf christa wolf, stefan heym und andere und ich muss zu meiner eigenen schande eingestehen, dass ich diesen schriftstellern bisher keine bedeutung geschenkt habe. warum eigentlich? keine ahnung, aber vielleicht liegt es daran, dass ich sie bisher eher als nebendarsteller in der politischen komoedie wahrgenommen habe, denn als schriftsteller. das werde ich jetzt nachholen.
abendstimmung von der terrasse in muang noi
am naechsten tag nahm ich mit den vielen inzwischen angekommenen touristen ein boot in das backpackerparadies muang noi. nach nur einer stunde schoener fahrt im sonnenschein kamen schon die ersten touristenbungalows auf stelzen in sicht. muang noi besteht im endeffekt aus nur einer ungeteerten strasse, gesaeumt von haeusern, die haelfte davon restaurants. zum fluss hin gibt es ueber ein dutzend fast identischer gaestehaeuser, die alle fast identische bungalows fuer einen dollar die nacht anbieten. bett, moskitonetz, kleine veranda mit haengematte und eine gluehbirne. strom gibt es abends zwischen 6 und 10 uhr aus dem generator, aber sowas wie einen ventilator sucht man hier vergebens.
die symphatische salzburger familie, fuer die ich meinen bungalow raeumte, fuhr leider am naechsten tag wieder nach luang prabang, weil eines der maedchen kraenkelte. sicher ist sicher und zum glueck konnte man nicht sagen, dass es hier sonst keine touristen gab, es fand sich immer jemand zum quatschen.
die jugend von muang noi spielt
ansonsten koennte man nicht sagen, dass in muang noi was passieren wuerde und das ist wohl fuer viele auch ein grund hierher zu kommen. ich verbrachte einen tag komplett in der haengematte, ein buch lesend. die abende vergingen mit kartenspielen und dem vergeblichen versuch genuegend leute fuer eine gemeinsame bootsfahrt nach luang prabang zu gewinnen. alles in allem war der ort nicht schlecht. besonders die vielen einheimischen mit gitarren brachten eine gute atmosphaere hervor, aber insgesamt war es mir dann doch etwas oede. einen grossen vorteil hatte der ort aber: ich musste keine nacht alleine verbringen - es fand sich immer eine ratte oder eine anderes tier, welches den bungalow mit mir teilen wollte. ueber mir, unter meinem bett, neben meinem kopf - es war ekelhaft und eigentlich wollte ich auch schon nach einer schlaflosen nacht wieder fahren. ich zog stattdessen in den ein wenig besser gelegenen bungalow und dort hoerte ich das getier zumindest nicht mehr ganz so laut. laut hingegen waren die halbstuendlich stattfindenden explosionen. ueber meinem wellblechdach war ein obstbaum und wenn mal wieder eine frucht dem gesetz der schwerkraft folgte, dann war das ohrenbetaeubend. zum glueck fanden die ratten meine auswahl an seife, zahnpasta und essensresten nicht ganz so erquicklich und labten sich an den dingen meiner nachbarn. es ist nicht schoen am morgen ein loch im rucksack vorzufinden! (hallo ihr schreiber von reisefuehrern .... davor wuerde ich gerne mal gewarnt werden!).
gegrillte ratte ... hmmmm. so sehe ich meine "freunde" am liebsten
schlussendlich aber - ich gestehe es ohne scham - bin ich ein fundamentalist und erwarte ein mindestmass an gemuetlichkeit. die stellt sich bei mir erst mit strom ein, was ventilator, discman-lautsprecher, normales licht, shakes mit eis, ..... usw. bedeutet. zu guter letzt wuerde ich mir meine bettpartner auch gerne selbst aussuchen (zumindest bin ich bis jetzt noch nicht sooo desillusioniert)!
nach drei naechten ging es deshalb nach luang prabang zurueck, unter mir im bus ein paar maulwuerfe (die bestimmt nicht zum graben transportiert wurden), die meine fuesse warmhielten, waehrend mir der wind die plastikplane um den kopf schlug. aber ich mochte meine mitreisenden .... zumindest die, die ich sehen konnte, als ich es einmal schaffte den kopf zu bewegen. der fahrer kannte kein pardon und so blieben ein entenpaar und etliche andere tiere auf der strecke, ab und an musste sich einer der fahrgaeste in die buesche uebergeben. immerhin, nach drei stunden war die tortur zu ende und ich ergab mich widerstandslos den tuktuk-fahrern am busbahnhof von luang prabang.
es begab sich (diesmal nicht von mir, sondern von anne in einer mail aus vietnam ... das copyright vergessen wir hier einfach mal so, gelle):
"nachdem wir dich schnellen schrittes verliessen, wartete ein kleines abenteuer auf uns...hier die kurzfassung:
etwa 14 stunden bei konstanter benudelung durch laomusik nach somnoia gefahren,dort mit 3 anderen deutschen im anschluss ein tuk tuk zur grenze genommen, etwa 3 stunden gefahren, dort ueber grenze, dann abenteuer: nach vielem hin und her gleich nach der grenze in einem kuhkaff in vietnam
gestanden, dort nicht gewusst wohin und sonne ging unter .. und niemnad verstand uns ... dann hilfsbereite grenzer uns 3 trucks besorgt, die an die kueste fahren sollten ... fuer 14 dollar pro person(schnaeppchen..) dann von dort weiter nach hanoi ... wir also in die trucks aufgeteilt, unserer war ungefaehr 30 jahre alt ... dann losgefahren, ein truck panne mitten in der nacht, aber wir sind ja in einem kommunistisch-sozialistischen land, da koennen die noch
alles reparieren .. dann weitergefahren und nach 16 stunden an strasse angekommen, dort bus nach hanoi gestoppt, dann nach 2 stunden in hanoi angekommen, dort noch 3 stunden durchs hanoier neukoelln geirrt, dann bus, dann guesthouse ... und hanoi ist so laut ... vietnam finden wir alle
schrecklich ... die halong-bucht war zwar wunderschoen, wenn auch etwas truebe, eben wunderschoen ... aber leider haben die vietnamesen einen hang zu der weihnachtsfestbeleuchtung, die sie auf den maerkten in deutschland verkaufen ... leider deshalb, weil wir auch eine tropfsteinhoehle besuchen waren ... sowas buntes hab ich noch nicht gesehen ... alle stalagniten und stalagtiten in pink und lila und gruen und blau und und und ... naja, jedem sein eigenes schoenheitsempfinden ... die leute sind so unfreundlich,
unglaublich ... und jeder will dir was verkaufen, stehen bleiben in der innenstadt ist auch nicht drin, sofort bildet sich eine ansammlung tuechtiger verkaeufer von bananen ueber reispflueckerhuetchen, glueckszetteln und allem, was man sonst so verkaufen kann, und quatschen einen ganz unaufdringlich zu. aber natuerlich nicht, ohne die uncharmant-unfreundliche art abzulegen ... in berlin klaenge das etwa so: eh du blasse bohnenstange, ja du. kauf mir mal ne curywurst ab, aber bisschen dalli, hab noch was andres vor heute ... ja du, currywurst hab ich gesagt! einfach
herzerwaermend, diese vietnamesen ... "
das ist noch reisen pur was. ich gestehe es leute ... dafuer bin ich zu alt, das tue ich mir nicht mehr an
Aufbruch: | 19.07.2004 |
Dauer: | 6 Monate |
Heimkehr: | 29.01.2005 |