Dauerlächeln und Bombenstimmung - der Fortsetzungsroman in Südostasien
laos - land der schmetterlinge: am mekong: reif fuer die inseln
meine mitreisenden nach don kong machen ein nickerchen
der motor stotterte und hustete, aber er bewegte das boot richung sueden, den mekong hinunter. eine stunde davor sah es nicht so aus, als ob ich das erleben sollte. die verhandlungen mit dem bootsfuehrer und den umstehenden kommissionsjaegern war nervtoetend. der zorn uebermannte mich ein ums andere mal, ein deutliches indiz, dass ich das reisen satt hatte. was solls, vorbei. jetzt hatte ich zeit meine mitreisenden zu beobachten. das boot war nur zu einem viertel gefuellt, was ich als - man glaubt es kaum - durchaus positiv erlebte. viele schliefen, manche unterhielten sich, ein paar maenner spielten karten, die sonne schien und ich war froh, dass das boot auch ein dach hatte. stationen gab es nicht viele und das boot zog im schlammbraunen wasser an inseln vorbei. die meisten waren bewohnt, manche hatten auch strom und fast immer waren kinder zu sehen.
langsam gewoehnte man sich an meinen anblick und bot mir essen und trinken an. essen war in diesem fall etwas komplett undefinierbares, dass ich aber - der voelkerverstaendigung zuliebe - mit einem dankbaren laecheln in den mund steckte und kaute. boeser fehler. meine mundschleimhaut zog sich wie brennendes plastik zusammen und ich gab laute von mir, die in einer anderen situation eher sexuelle befriedigung anzeigen sollen. daran war natuerlich im moment nicht zu denken und waehrend ich mit meinen fingern einen schnellkurs in gebaerdensprache belegte, spuckte ich unter umgehung aller guten sitten das zeug in den mekong. heiteres gelaechter um mich, verbunden mit schulterschlaegen. sollte wohl heissen: der letzte touristentrottel, dem wir das angedreht haben, ist gleich verreckt. als trost bot man mir als wasser getarnten schnapps an. prachtvolle idee, loeschen wir also eine brennende oelpfanne mit wasser. ich gehe stark davon aus, dass mit diesem zeug in notzeiten auch der motor betrieben wird. also nichts mit mildem laolao, sondern eher maomao. die kulturrevolution wird hier in flaschen ausgegeben und versetzte den verbliebenen geschmacksknospen auf meiner zunge den todesstoss. wer weiss wozu das gut war .....?
mein gegenueber
ein mitreisender
das wetter wurde zunehmend schlechter, die plastikplanen wurden rundherum herabgelassen und es begann zu regnen. ich hatte mich eine weile mit meiner uebelkeit zurueckgezogen und doeste dahin. an einer station kamen neue leute aufs boot, andere verliessen es mit hab und gut, lebenden und toten tieren.
starker wind kam auf und es regnete von ueberall in das boot hinein, durch das dach tropfte wasser auf uns. wir rueckten zusammen, aber die stimmung war immer noch gut. ein paar minuten spaeter bedeutete mir der bootsfuehrer, dass wir jetzt auf don kong ankommen wuerden, eine der groessten inseln.
wie ich vom boot kam, weiss ich nicht mehr so genau, aber es muss eine meisterleistung mehrerer menschen gewesen sein. so einen sturm hab ich noch nicht erlebt, zumindest nicht an einem fluss. in sekundenschnelle war ich nass bis auf die knochen und versteckte mich mit zwei laoten hinter einem groesseren tuktuk. ich kann nur hoffen, dass die leute im boot das ueberlebt haben, die fuhren naemlich weiter.
der sturm bei der ankunft
nachdem wir unterschlupf in einem verschlag gefunden hatten, verhandelte ich den preis fuer die fahrt zu den gaestehaeusern. wir man sich vorstellen kann, waren meine chancen bei dem wetter nicht wirklich gut. dafuer durfte ich, ausser mir gab es keinen anderen fahrgast, vorne in der fahrerkabine mitfahren. immerhin.
der fahrer brachte mich direkt zu mr. pons gaestehaus, dem vielleicht groessten laoten, dem ich bis dato begegnet war. die zimmer waren ueberraschend gut und guenstig und so blieb ich bis zu meiner ausreise nach kambodscha sein gast.
weil ich was von der gegend sehen wollte, machte ich mit anderen touristen eine eintaegige ausflugsfahrt:
wir fahren mit dem kleinbus zur faehre. alle plaetze voll besetzt, alle nationen dabei und zum glueck verstehen wir uns auch ganz gut. waehrend wir auf die faehre warten, spielen wir mit einem kleinen hackysack. die faehre wird von einem kollossalen dampfkesselschiff angetrieben (oder womit man sonst so was altes betreiben kann) und ist sehr gefragt. auf der festlandseite geht es die strasse in richtung sueden, denn als erstes steht eine fahrt zu den gefilden der mekongdelfine auf dem programm. aufgeteilt in zwei boote schippern wir ueber den mekong zu einer kleinen insel. dort ausgeladen zeigt unser fahrer in die weite und meint: "dort irgendwo sind manchmal delfine"! nun gut, seaworld ist das hier nicht. ich kann zwar nachvollziehen warum menschen so sehr von delfinen beeindruckt sind, aber ich kann nicht verstehen, dass menschen kilometerweit unter unbequemen bedingungen fahren um vielleicht, irgendwann ein paar flossen und ein stueck fisch im wasser zu sehen. und als sich dann - vielleicht - diese flossen zeigen (es koennte ebenso gut treibholz sein), ist das hallo auch gross und es werden viele erklaerungsbeduerftige fotos gemacht (da links oben in der ecke, das dunkle da, ja genau ..... das ist ein delfin).
wir tuckern zu unserem kleinbus zurueck und besichtigen als naechstes die ..... traraaaaa ..... groesste attraktion der gegend ..... einen riesigen wasserfall. der eintritt war horrend, aber immerhin gab es eine richtig gut gebaute aussichtsplattform und ein paar essensstaende.
der riesenwasserfall (wahrscheinlich ist die laenge beeindruckender als die hoehe)
was die sehenswuerdigkeiten von laos betrifft .... nun, ich glaube da habe ich das wichtigste schon gesagt.
weiter nach don det, eine sehr kleine insel, der nicht mehr ganz so geheime tipp unter backpackern. strom, falls ueberhaupt, aus dem generator und ansonsten bambushuetten und restaurants, meistens idyllisch am ufer.
als touristengruppe getarnt arbeiten wir uns die pfade vor, zahlen fuer irgendwas eintritt und gehen weiter. ein gewitter braut sich zusammen, aber jede minute soll ja noch ein wasserfall kommen und den werden wir doch wohl vor dem regen schaffen. na ja, tun wir nicht und ich habe - aus welchem schwachsinnigen grund auch immer - keine regenkleidung dabei. trotzig gehe ich langsam im stroemenden regen weiter. jetzt nur nicht so tun, als ob mir das was ausmachen wuerde - ich harter wettergegerbter hund .... phhhh. die kleidung klebt an meinem koerper, die brille laeuft an, aber wenigstens habe ich vor dem regen meine wertsachen bei einem mittouristen in den rucksack getan. dieser wasserfall ist dann auch tatsaechlich ein wenig beeindruckender weil reissend, aber richtig lange will keiner bleiben. wir machen uns auf den rueckweg, einige der mitfahrer bleiben wie ausgemacht auf don det und fuer uns andere, vier an der zahl, beginnt eine denkwuerdige rueckfahrt.
der mekong
los geht es, angeblich drei stunden. das klingt lang genug und ich stelle mir schon uebelste langeweile vor. das boot ist nicht gerade gross, hat aber auch ein dach und wir sitzen auf kleinen brettern in der mitte. anfaenglich gefaellt mir die fahrt, denn ich mag diese art zu reisen. leider sind die motoren doch recht laut, aber in einem tuktuk waere es weder leiser noch bequemer.
woran ich vor dem tagesausflug nicht gedacht hatte, war die zeit der rueckkehr. die sollte eigentlich um 18 uhr sein, aber wir sind erst um die zeit von don det losgefahren. es wird dunkel und wir sind noch mitten im nirgendwo. als es bald darauf stockdunkel wird, begreife ich auch langsam warum der bootsfuehrer unser gefaehrt immer von einer mekongseite auf die andere steuert .... er folgt den lichtern auf den ab und an auftauchenden inseln. ansonsten sieht man naemlich gar nichts. in der regenzeit ist der mekong sicher breiter und wilder als sonst, aber vor allem - das ist mir jetzt schon oefters aufgefallen - treiben riesige baumstaemme und aeste im wasser. bei dem gedanken, was passieren wuerde, wenn ein solcher stamm das boot im dunkeln trifft, vergeht mir alle langeweile. geschlagene zwei stunden fahren wir so dahin und ich hoffe die ganze zeit instaendig das beste. das gefuehl gleicht am ehesten dem auf dem dschungeltrip, als das benzin knapp und der himmel dunkel wurde. diese erlebnisse machen menschen zu naegelkauern. meine erleichterung ist gross, als wir endlich in don kong anlegen und ich den schwankenden planken entkommen darf.
ein speedboot
der ausreisetag war gekommen und wir fuhren mit einem vollgepackten van richtung grenze. dort angekommen passierten wir die laotische grenzstation. die beamten verlangten pro nase 2 dollar von uns. mehr oder weniger anstandslos akzeptierten wir die letzte offizielle wegelagerei und gingen an das mekongufer um die ueberfahrt zu verhandeln. wir waren zu sechst, sechs junge, kraeftige maenner mit jeweils einem grossen rucksack. sollte beeindruckend sein, war es aber nicht. die verhandlungen dauerten lange und waren aus altbekannten gruenden schwierig. erstens wollten wir was, konnten eigentlich auch nicht zurueck und zweitens sind sich touristen selten einig. die einen sind bereit fast alles zu zahlen, was verlangt wird ... hauptsache es geht weiter. die anderen wollen den absolut besten preis rausschlagen, egal wie lange es dauert. meine wenigkeit findet sich da fast immer in der mitte wieder. nach viel hin und her, einigen colas und snacks fanden sich zwei boote, die uns fuer 1 dollar zur grenze uebersetzten. von dort aus sollten wir dann fuer gemeinsam 15 dollar im schnellboot nach kambodscha rasen. nachdem die grenzformalitaeten erledigt waren, stiegen wir in ein uns zugewiesenes boot und der aerger begann von neuem. der preis betrug jetzt ploetzlich 10 dollar pro person, dann 7 dollar, schliesslich weigerte sich unser fahrer die fahrt anzutreten und schmiss uns alle vom boot runter. da standen wir dann und mussten alles von neuem aushandeln. schlussendlich fuhren ich und zwei andere dann fuer 5 dollar pro kopf, unsere mitreisenden zahlten in einem anderen boot 8 dollar.
mit einem affenzahn flitzten wir ueber die kleinen wellen, die durch die geschwindigkeit hart wie stein wurden. die sperrholzplatte schlug mir immer wieder ins kreuz, meine fuesse waren in einer art yogastellung verrenkt und es fing an zu regnen.
laos, dachte ich mir, ich wuensch dir viel glueck und ich bin mir sicher du wirst es brauchen.
kambodscha kam in sicht und mein plan stand fest. zwei wochen fuer die sehenswuerdigkeiten und dann nichts wie raus und irgendwo an einen strand legen. wir hatten jetzt mitte september, ich kraenkelte ein wenig und ich war das reisen wirklich satt, wollte mich ausruhen und einen schoenen ort finden. wenn mir zu diesem zeitpunkt jemand prophezeit haette, dass ich ueber drei monate in kambodscha bleiben und arbeiten wuerde .... ich haette vermutlich nur mitleidig gelaechelt und ihn gebeten mit den drogen aufzuhoeren. aber genau so kam es - und mein leben wurde um ein abenteuer reicher.
eine der hochtechnisierten, burgaehnlichen grenzstationen
es begab sich ....im bereich der viertausend inseln
notwendigkeiten
obwohl ich nach der verkoestigung durch meine mitreisenden den gedanken an einen kuenstlichen darmausgang nicht mehr rundweg ablehnte, ueberkam mich dann doch das gefuehl mit den noch vorhandenen organen etwas anfangen zu muessen. kurz gesagt: ich musste pissen.
das ist leichter gesagt als getan, wenn man auf einem boot ist und es mitreisende beiderlei geschlechts gibt. zum glueck ging es anderen aehnlich und ich folgte einfach jemandem auf das dach des bootes. dabei musste man ganz nach vorne und sich dort auf das dach hochziehen. dann ging es ein wenig wakelig nach hinten bis man in etwa ueber dem bootslenker und -mechaniker stand. dort konnte ich dann von oben runter hinter das boot pinkeln. der wind stand guenstig, aber ich fragte mich, was man wohl macht, wenn man mehr muss als pinkeln. zum glueck musste ich dieses raetsel nicht mehr loesen.
ein anderer mitreisender
der papayyyyyyaaaaasalat
der "monsterwasserfall" war sehr beeindruckend und es gab auch einige lokale, die allesamt schweineteuer waren. das waere bei uns auch der fall, aber irgendwie hofft man ja doch, dass das in laendern wie laos noch nicht so ist. die hoffnung kann man getrost begraben.
da sassen wir also und schauten in die provisorische karte. das billigste gericht, das noch schmackhaft klang, war ein papayasalat. na ja, warum nicht, salate sollen doch gesund sein.
das essen wurde von allen mit einem grossen hallo begruesst und er sah gut aus .... der salat. ein erster biss um den geschmack anzutesten ...... es wurde auch der letzte. meine mitreisenden blickten auf einen hyperventilierenden, dicken mitdreissiger, dem der schweiss ausbrach. dabei bin ich zuhause immer ganz stolz drauf, dass ich soooo scharfe dinge essen kann, bei denen andere sich schmerzhaft abwenden muessen. das koennen die laoten natuerlich nicht wissen, aber leider brachte mich dieser gedanke auch nicht weiter.
ich presste die kalte spriteflasche gegen meinen mund und ueberpruefte vorsichtig tastend ob meine lippen noch da waren. spontan entschloss ich mich zu einer - fuer einen alles-aufessen-bis-der-teller-lehr-ist-typ - spektakulaeren tat: ich brachte den teller mit dem essen wieder zum verkaeufer. mit dem noch funkionierenden auge suchte ich nach der plastikflasche "rohrfrei". ich war mir sicher, dass das zeug da reingemischt wurde. zum glueck fuer den verkaeufer sah ich sie nicht, denn in meiner damaligen verfassung haette ich ihm damit einen einlauf verpasst.
hoch gespielt und gewonnen
sechs touristen sitzen in der kambodschanischen grenzstation. die paesse wurden eingesammelt, ein visum hatten wir alle schon, denn hier - soweit hatten wir uns alle schon rechtzeitig informiert - gibt es keins. die grenzbeamten sind zu zweit und freundlich. der reihe nach werden wir in ein nebenzimmer gerufen, um unseren pass abzuholen. schon nachdem der erste wiederkam, war klar, dass wir dort geld abdruecken sollen. pro person 3 dollar .... ja, ja, die inflation. ich war der letzte und wie immer freundlich. 3 dollar, klar doch ....hier. "und wie ist der werte name" fragte ich den grenzbeamten. freundlich und auch ein wenig stolz sagte er mir den namen und ich zog mein kleines schwarzes buch raus, fing an zu schreiben und fragte noch mal nach dem namen. er sagte ihn und fragte mich aber, warum ich denn den namen aufschreibe. "ich gehe damit zur botschaft in phnom penh und beschwere mich darueber, dass ich hier noch mal was zahlen muss, obwohl ich doch schon ein visum habe." huiuiuiui, wie ein gesicht ploetzlich aschfahl werden kann. "nein, das koennen sie doch nicht machen, das ist doch nur kleingeld!" "ja, ja, hier ein wenig kleingeld, dort ein wenig kleingeld, dass ist dann bald viel geld." er griff in den geldhaufen vor sich und schob mir 2 dollar in mein schwarzes buechlein. "ok ok, du musst nicht zahlen." den 1 dollar hab ich ihnen gelassen, man muss es nicht uebertreiben. komischerweise konnten sich meine mitreisenden so gar nicht mit mir freuen, dass der kleine trick funktioniert hat. macht nix, das merk ich mir fuer die zukunft.
das typisches befoerderungsmittel - ein symbol fuer laos. nicht wirklich schlecht, aber es fehlt noch viel.
Aufbruch: | 19.07.2004 |
Dauer: | 6 Monate |
Heimkehr: | 29.01.2005 |