Djenné - la Belle und der Südosten
Tagesausflug von Koutiala in Südostmali nach Djenné, der berühmten wundervollen Stadt mit der grössten Lehmmoschee der Welt, sowie Erzählung vom Leben im ländlichen Koutiala und der Märkte Malis
Djenné la Belle
Es ist Neujahrstag, der 1.1.2007. Wir sind um 05.00 Uhr aufgestanden, haben einen Kaffee getrunken (der natürlich zuerst auf einem Stövchen gemacht werden musste), dazu Biskuits gegessen und dann den Wagen bereit gemacht. Wir sind in Koutiala, einer grösseren Stadt im Südosten Malis, wo ich bei der Familie von Sido, meinem malischenMann, in Urlaub bin. Das Haus steht am Rande der Stadt, sozusagen auf dem Lande. So sieht es auch rundherum aus: Lehmhäuser, eine Naturstrasse, wo Esel, Hunde, Ziegen, Schafe herumziehen, weiter vorne stehen ein paar hohe Palmen, ganz in der Nähe hat es Mangobäume, die Menschen gehen zu Fuss am Haus vorbei und tragen Lasten auf dem Kopf und die Babies sind mit einem Tuch auf den Rücken der Frauen gebunden. Ganz wenige haben ein Motorrad und Autos sind sehr selten hier. Der Nachbar hat gestern angefangen mit einer Axt Holz zu hacken, das Wasser zieht man aus einem tiefen Brunnen im Innern des Hofes, Geschirr und Wäsche werden auf der Strasse in grossen Plastik-Bottichen von den Frauen gewaschen, sie tun das nach alter Manier, indem sie die Wäsche an einem Waschbrett reiben.
Um 07.00 Uhr sind wir abfahrbereit, nachdem wir noch einen Freund von Sido aufgefischt haben, der ebenfalls mitkommt. Wir fahren von Koutiala, welches zusätzlich noch eine Grenzstation mit Verzollungsgebäuden ist, auf der geteerten Strasse in Richtung Kimparana, wir wollen nach Djenné. Vermutlich weil es Neujahr ist, hat es wenig Verkehr, wir begegnen vor allem Bauern zu Fuss, auf Eselskarren, und Velofahrern. Wir sind zu viert, Sido mein Mann (er trägt den Turban und ein einheimisches Gewand aus caramellfarbener gestärkter Baumwolle), und ich, ein Freund namens Issu und Aziz, der Sohn meines Mannes aus einer früheren Beziehung. Auf der Strasse hat es immer wieder Bodenwellen, die von den Maliern humorvoll "les gendarmes couchés" genannt werden (= "die schlafenden Polizisten"). Diese Wellen sind extra gelegt, damit man nicht zu schnell fährt. Allerdings diese hier sind wirklich extrem hoch, ich habe schon flachere angetroffen! Wir fahren durch Orte namens Moribala und Kassarola (wir lachen, weil es uns an Pfannen, Casseroles, erinnert). Nach Kimparana erscheinen links und rechts der Autostrasse die skurilen Baobab-Bäume, die aussehen, als würden sie verkehrt in der Erde stecken, die Wurzeln anstelle der Laubkrone oben. Man muss furchtbar aufpassen beim Fahren auf der geteerten Strasse, denn all die Ziegen, Rinder, Schafe, Hunde, und auch Menschen, welche auf dem nichtgeteerten Streifen roter Erde auf der Seite sein sollten, benützen die Autostrasse oder biegen plötzlich in diese ein, ohne vorher zu schauen, ob ein Auto naht. Die Buschlandschaft auf tiefroter Erde ist sehr schön, Lehmbautendörfer, Baobab's, Marktunterstände, verdorrtes gelbweisses Gras lodert im roten Sand, grüne Büsche dazwischen, ein schöner Effekt.
Wir fahren ziemlich schnell, ein kleiner Vogel flog uns fast in die Frontscheibe bei hoher Fahrgeschwindigkeit - er und wir hatten Glück - 3 cm mehr und es hätte ihn auf die Scheibe geknallt. Dann plötzlich ein Knall anderer Art! Der Pneu - il est creusé! Sido musste das schlingernde Auto gut festhalten und die Geschwindigkeit langsam verringern und dann anhalten. Es warf den Wagen schon ziemlich herum! Der Reifenwechsel (Ersatzrad war im Kofferraum) ging schnell und problemlos vonstatten - in kaum 5 Minuten. Dafür sprang der Motor danach nicht mehr an. Der Wagen musste angestossen werden, dann klappte es. Bei Nienso stand ein Holzwagen an der Strasse, der bis hoch hinauf mit Rohbaumwolle beladen war. Ebenfalls sahen wir immer wieder Termitenhügel, kleine und hohe, und viele Mangobäume. San ist ein grösserer Ort, dort suchten wir eine Autowerkstatt, wo wir einen neuen Pneu kauften für 5000 CFA. Die Strasse ist hier sehr schön, geteert, und man kann relativ schnell fahren. Trotzdem muss man aufpassen, denn es sind immer wieder Eselskarren auf der Seite, die dazu tendieren, auf dem geteerten Teil der Strasse zu fahren. Wir fahren durch Tominian, hier ist alles staubig und der Staub dringt durch die Ritzen ins Auto, erinnert mich an die "Route des poussières" von Timbuktu nach Markala. Ein europäischer Tourist fährt auf einem Velo an uns vorbei, World Vision Plakate hängen an der Strasse. Orte namens Manssara, Kong, sind entlang unseres Weges, ein umgekippter Baobab versperrt irgendwo die Strasse. Der platte Reifen sei wegen spitzer Steine, die auf der Fahrbahn lägen, wurde mir gesagt. Um 11.10 Uhr erreichen wir Kessedougou, hier ist die Vegetation sichtbar üppiger und grüner. Schliesslich sind wir auf der Dammstrasse zur Fähre.
Links und rechts liegt Wasser mit Seerosen. Um 11.30 Uhr erreichen wir die Fähre, um 12.15 sind wir da - in Djenné, der Besonderen, der Schönen. Wir müssen für mich eine Touristentaxe bezahlen, da ich die einzige Weisse bin von uns vieren, CFA 1'000.-(entspricht ca. SFr.2.50). Wir fahren mitten in die Stadt, bei einem Restaurant auf dem Hauptplatz neben der Moschee parkieren wir "halb verboten" und trinken erst mal etwas Kaltes..., dann kommt die Fototour. Ich bin erleichtert, der Montagsmarkt ist zwar da, aber es hat viel weniger Leute als das letzte Mal, vermutlich wegen des Neujahrstages. Ich bin erstaunt, dass der Markt überhaupt stattfindet. Das letzte Mal war ein richtiges Durcheinander, ein Gewühl der Menschen, Karren, Räder, Autos, Tiere. Dieses Mal ist es einigermassen "ruhig". Und da steht sie also, die Schöne, die Wunderbare , die Ueberwältigende, die Moschee von Djenné. Ihr Anblick löst in mir viele Gefühle aus, die unbeschreiblich sind. Doch zuerst ganz realistisch die Info, die ich dazu gefunden habe:
Djenné : Kulturdenkmal: auf der »Goldroute« nach Timbuktu ehemaliger Umschlagplatz am mittleren Nigerbinnendelta; Handelsort für Reis, Henna, Indigo, Hirse, getrockneten Fisch; in Djenné 2000 erhaltene Bauten in traditioneller Lehmbauweise im sudanesischen Stil, Unesco-Ernennung: 1988
Um 250 v. Chr. : erste Besiedlung von Djenné-Djenno
450-850 : Ausbreitung der Siedlung Djenné-Djenno
Um 1180: Übertritt des Königs von Djenné, (Koi) Komboro, zum Islam
Um 1230-35: Sundjata Keita erster König Malis, Gründung des Mali-Reiches, zu dem auch Djenné gehört
1473: nach siebenjähriger Belagerung Eroberung durch den Herrscher des Songhai-Reiches, Sonni Ali Ber
1512: Bericht von Leo Africanus über den Handelsplatz Djenné
1828: Bericht des franz. Forschers René Caillié über Djennés zentrale Rolle im Transsahara-handel
1907-09: Neubau der Großen Moschee nach dem Vorbild aus dem 15. Jh.
1977: Ausgrabungen in Djenné-Djenno
1994: mit Unterstützung der National Geographic Society Ausgrabungen in Djenné-Djenno
In Wikipedia, der freien Enzyklopädie im Internet, fand ich folgenden Text:
Die Große Moschee von Djenné ist das größte sakrale Lehmgebäude und das größte Einzelgebäude aus Lehmziegeln der Welt mit einer Fläche von 75 m x 75 m (5.625 m²) und gilt als ein Höhepunkt der sudanesisch-sahelischen Architektur. Sie zählt zu den berühmtesten Bauwerken Afrikas und wurde von der UNESCO im Jahr 1988 ge-meinsam mit der Altstadt Djennés zum Weltkulturerbe erklärt. Über den Bau der ersten Moschee von Djenné lässt sich mit Sicherheit sagen, dass er zwischen 1180 und 1330 geschah. Der Imam der Moschee Es-Sa'di schrieb 1620, dass im Jahr 1180 der Sultan Koi Kunboro vor 4200 Ulamas öffentlich zum Islam übertrat. Anschließend stellte er seinen
Palast den Gläubigen zur Verfügung und ließ ihn zur ersten Großen Moschee von Djenné umbauen. Seine beiden Nachfolger sollen noch die Türme und die Mauer hinzugefügt haben, so dass heute als Gründungsdatum das Jahr 1240 genannt wird. Amadu Hammadi Bubu, der Gründer des Massina-Reichs, ließ das 600 Jahre alte Bauwerk 1834 zerstören bzw. dem Ruin einheimfallen, was durch Regen ohne Unterhaltung (Neuverputzen) in kurzer Zeit möglich war. Denn er betrachtete diese Moschee, da aus einem Palast entstanden, als zu üppig und luxuriös. Der einzige Teil, der vom ursprünglichen Gebäude übrig blieb, ist die Umfassung mit den Gräbern der lokalen Führer. Die zweite Moschee wurde bis 1896 auf Basis der alten Pläne wieder errichtet, war jedoch bescheidener gebaut. Sie wurde für die heutige Moschee jedoch wieder abgerissen, die sich in Größe und Aussehen an der ersten orientiert. Der Bau der derzeitigen Großen Moschee begann 1906 und war wahrscheinlich 1907 oder 1909 abgeschlossen. Ismaila Traoré, der Vorsitzende der Maurergilde, leitete und überwachte den Bau. Zu diesem Zeitpunkt war Djenné Teil von Französisch-Westafrika, und die Franzosen boten möglicherweise für die Errichtung der Moschee und der nahe gelegenen Madrasa politische und wirtschaftliche Unterstützung.
Viele Moscheen in Mali erhielten mittlerweile eine elektrische Verkabelung und sanitäre Einrichtungen. In einigen Fällen wurden dabei die Oberflächen der Moscheen verkachelt. Dabei wurden das historische Erscheinungsbild und die strukturelle Integrität der Gebäude zerstört. Die "Große Moschee von Djenné" wurde zwar mit einem Lautsprecher-System ausgestattet, die Bürger von Djenné widersetzten sich jedoch erfolgreich der äußeren Modernisierung des Ge-bäudes. Nachdem unerlaubt Modeaufnahmen auf dem Dach und im Gebetsraum gemacht wurden, dürfen Nichtmuslime die Moschee nun nicht mehr betreten.Palmstämme stabilisieren die Wände der Moschee und dienen bei Reparaturen als Gerüst.Die Wände der Großen Moschee bestehen aus sonnengetrockneten, "ferey" genannten Lehmziegeln, aus einem Mörtel auf Lehm-Basis und einem Lehmputz, dem das Gebäude seine regelmäßige Oberfläche verdankt. Je nach Mauerhöhe sind die Wände zwischen 41 und 61 cm dick. In den Mauern eingebrachte Palmyrapalmen-Stämme sollen helfen, Risse in der Wand durch die häufigen, sehr großen Schwankungen von Luftfeuchtigkeit und Temperatur zu vermeiden. Die Palmstämme ragen aus der Mauer heraus und ienen als Gerüst für Reparaturen.
Die Lehmwände isolieren das Gebäude gegen die Tageshitze, heizen sich tagsüber jedoch so auf, dass sie es während der Nacht warm halten. Über die Wände heraus-ragende Keramikrohre sorgen dafür, dass das Regenwasser nicht die Wände herabläuft, was für einen Lehmbau fatal wäre. Die Gebetswand (quibla) der Großen Moschee ist ostwärts gegen Mekka ausgerichtet. Vor ihr liegt der Marktplatz der Stadt. Die Quibla wird durch drei große Minarette und achtzehn kleine Kuppeln überragt. In jedem Minarett führt eine spiralförmige Treppe zum Dach, auf dem eine konisch geformte Spitze sitzt, die mit einem Straußenei abschließt. Ein Dach bedeckt das eigentliche Moscheegebäude, die andere Hälfte der Anlage dient als offene Gebetshalle. Neunzig Holzsäulen in der inneren Gebetshalle stützen das Dach der Moschee. Wenn sich die Hitze in der Gebetshalle staut, werden die mit Keramikziegeln abgedeckten Lüftungsschlitze (mehr als 100) im Dach geöffnet. Die zweite, offene Gebetshalle liegt im Hof hinter dem überdachten Moscheeteil. Sie ist im Norden, Süden, Westen von Wänden umgeben, den östlichen Teil schließt der überdachte Moscheeteil ab. In den Wänden sind Arkaden eingelassen, die den inneren Hof umziehen. Mehr als 2000 Menschen haben darin Platz.
Wasserschäden, vor allem Überflutungen, waren die größte Sorge des Baumeisters Traoré, als er die Moschee erbaute. Die jährliche Flut des Bani Flusses lässt Djenné zu einer Insel werden, und auch Teile der Stadt werden überflutet. Traoré ließ deshalb die Moschee auf einer Anhebung von 5.625 Quadratmetern errichten. Bislang blieb sie von schweren Überschwemmungen verschont. In einem jährlichen Fest reparieren die Einwohner gemeinsam die Schäden, die die Regenperiode der Moschee zugefügt hat. Bei Musik und gutem Essen bessern sie die Risse in den Mauerteilen aus, die durch Schwankungen der Luftfeuchtigkeit und Temperatur entstanden sind. Vor dem Fest wird der für die Reparatur benötigte Lehmverputz in Gru-ben vorbereitet. Er muss über mehrere Tage mehrmals umgerührt werden. Diese Aufgabe fällt gewöhnlich den Jungen zu, die im vorbereiteten Lehmverputz spielen und ihn dabei umrühren. Die Frauen und Mädchen tragen das Wasser zu den Gruben und versorgen während des Festivals die Männer damit, die auf den Gerüsten arbeiten. Das Festival beginnt mit einem Wettrennen unter den Männern, die den Lehmverputz von den Gruben zur Moschee bringen. Dort klettern die Männer auf das Gerüst aus den Aesten und verschmieren den Verputz auf die Oberfläche der Moschee. Mitglieder der Maurerzunft leiten die Arbeiten. Die älteren Gemeindemitglieder, die schon viele Male an dem jährlichen Festival mitgearbeitet haben, sitzen derweil auf einem Ehrenplatz auf dem Marktplatz und beobachten das Geschehen.
Die Große Moschee von Djenné war im Mittelalter eines der wichtigsten islamischen Zentren. Tausende von Studenten kamen, um hier den Koran zu studieren. Auch wenn es zahlreiche Moscheen gibt, die älter sind als die heutige Moschee von Djenné, ist diese Moschee doch eines der wichtigsten Symbole sowohl von Djenné als auch von Mali.
Gemäss den Einheimischen sei Djenné die Schwesterstadt von Timbuktu. Wir machen Fotos und umkreisen die Moschee, ich kann davon nicht genug bekommen. Auch hier wird mir erklärt, dass man als Ungläubige nicht hinein darf, weil ein italienisches Fernsehteam vor Jahren Modeaufnahmen im Innern der Moschee gemacht habe. In Timbuktu's Moscheen darf man hinein, deshalb fand ich es seltsam und fragte.
Ich liebe diesen Ort, diese Moschee und ihre Umgebung, es geht eine Magie von ihr aus. Der quirlige Markt daneben bildet ein grosser Gegensatz zum religiösen ruhigen Zentrum der Moschee. Wir klettern auf ein Gebäude in der Nähe der Moschee, die Stufen aufs Dach sind sehr hoch und die Treppe schmal. Aber es lohnt sich. Man hat eine fantastische Aussicht über Teile der Stadt. Zwar liegt vieles in leichtem Dunst, aber es fasziniert - ich fotografiere wie eine Wahnsinnige. Ich weiss, es wird lange dauern, bis ich hierher zurückkomme. Eine hohe Mauer aus Lehm mit Zacken und Verzierungen in der typischen Bauweise ist gegenüber, darhinter relativ viel Grün, und an der Mauer hat es viele Geckos! Ich versuche, sie zu photografieren, es ist schwierig. Wir klettern dann hinunter und schlendern über den Platz und durch ein paar Strassen. Irgendwo ist ein Laden, wo sie wunderschöne geschnitzte Dogontüren aufgestellt haben. Diese Türen sind für sich schon so schön, dass ich in Begeisterung ausbreche - aber dann entdecke ich eine riesige Agame, die mitten auf einer geschnitzten Dogontüre sitzt. Ich hatte schon versucht, die zahlreichen Geckos in Koutiala zu fotografieren, es hatte relativ viele an einer sonnenbeschienen Mauer, aber die spüren jeden Schritt, und - huschen waren sie weg. Diese hier war sich einigermassen sicher und blieb - allerdings näher als 2 m getraute ich mich nicht ran!
Nochmals kehrten wir auf den Platz vor der Moschee zurück und ich war wieder fasziniert von diesem schönen Ort. Menschen liefen herum, trugen Brennholz, andere Plastikeimer, Frauen mit Babies auf dem Rücken, Velofahrer, Frauen mit Früchten in Eimern auf dem Kopf, Männer in Turbanen, Verkäufer von allem möglichen wie Musikkassetten, Halsketten, Batterien, Wir spazierten nochmals durch die Stadt, bevor wir dann ziemlich müde zu unserem Auto kamen und uns in der Hitze aus der Stadt stiehlten. Kurz ausserhalb in der Nähe des Flusses Bani machten wir einen Halt und kauften von Fischern gegrillte frische Fische, sowie gekochte Getreidekugeln als Beilage und Gewürze. Wir setzten uns auf Hölzer im Sand und assen so unser Picknick, es schmeckte wunderbar und war billig. Wir beendeten unser feines Essen im Sand mit Coca Cola und machen uns auf die Rückfahrt. Um 17.15 kommen wir in Sienso an, mit einem Motorenproblem. Wir suchen eine Werkstätte, finden sie. "Toubab!! Toubab!!" rufen die Kinder. "Toubab" - das bin ich, die fremde Weisse. Der Motorschaden ist sofort behoben, dafür funktioniert das Licht nicht mehr. Wir brauchen eine neue Batterie, noch vorher ist Gebetszeit und ich warte. Schliesslich ist der Kasten wieder ok mit einer neuen Occasionsbatterie, doch wenig später macht es wieder "Peng!" und der zweite "pneu creusé" (Platten) meldet sich lautstark. Dieses Mal fuhren wir nicht so schnell und der Effekt war weniger dramatisch, aber es ist dunkel. Im Dunkeln wechseln die Männer das Rad. Nun sehe ich auch, wie wichtig es ist, immer ein Reserverad bereit zu haben. Neben der Auto-Werkstätte sitzt eine alte Frau an einem Feuer, sie lacht vor sich hin und ist "oben ohne". Es ist kalt, ich friere! Wie überlebt sie nur? Sie tut mir sehr leid. Ich habe ein Tuch um die Schultern, ein schönes aus der Schweiz. Ich überlege mir, ob ich es ihr geben soll, frage meinen Mann. "Nein, auf keinen Fall", ist die Antwort, "die Frau ist nicht richtig im Kopf, sie verbrennt alles im Feuer, was sie findet." Er ist überzeugt, dass sie auch das Tuch hineinwerfen würde. Wir geben ihr etwas zu essen, eine Banane und etwas Brot. Ich versuche, von ihr ein Foto zu machen, allerdings sind die Bedingungen miserabel (viel zu dunkel, zudem darf sie es nicht merken, sie schimpft schon vor sich hin ohne dass ich sie mit einem Foto ärgere). Wir fahren wei-ter durch die Dunkelheit und erreichen schliesslich spät in der Nacht und todmüde, aber glücklich Koutiala. Was für ein schöner Jahresbeginn!
Aufbruch: | 18.12.2006 |
Dauer: | 4 Wochen |
Heimkehr: | 17.01.2007 |