Mit dem Motorrad nach Ägypten - über Zypern, Israel und Jordanien
Israel - Elat, Jerusalem und Haifa
Irgendwann hat alles ein Ende, leider auch unsere Zeit in Ägypten. Nach ungefähr 4 Wochen verlassen wir das Land wieder und fahren ins krisengeschüttelte Israel:
eine sehr angenehme Eigenart der israelitischen Grenzpolitik sind die Grenztruppen. Alle von uns überquerten israelischen Außengrenzen werden von 20-25-jährigen, ausgesprochen gutaussehenden Israelitinnen bewacht. Und normalerweise hat auch keine einzige dieser Damen auch nur einen Blick auf unser Gepäck geworfen. Anders dieses Mal, die Beamten sind überhaupt nicht zu Scherzen aufgelegt. Alles wird aufs Genaueste untersucht: Gepäck abnehmen, röntgen, durchsuchen, auseinanderbasteln, und manche unserer Habseligkeiten werden dann ins Hinterzimmer gebracht und fein zermahlen, damit wirklich alle Waffen kaputt sind... Die Wasserpfeiffe, die ich einem Freund mitbringen will, sorgt geradezu für Panik.
Es ist ein Schock, von einem Land wie Ägypten nach Israel zu kommen: alles ist perfekt, sauber, gepflegt, alles funktionniert, vor allem all die Dinge, die wir so lange nicht gesehen haben. Rolltreppen, Supermärkte, geregelter Verkehr, alles ist unter Kontrolle. Im Grunde unterscheidet sich Israel durch nichts von Deutschland, außer vielleicht durch das Wetter.
Ein weiterer Schock sind die Preise: in Assuan zahlt man eben für ein Falaffel, eine Art vegetarischem Döner, nur 18 Pfennig - in Israel 6 Mark. Das Benzin liegt bei 2.40 im Gegensatz zu den 60 Pfennigen an die wir uns schon gewöhnt haben. Und das Beste: Israel ist sogar viel teurer als Good Old Germany.
Ein weiteres Mal fahren wir ans Tote Meer, diesmal ans andere Ufer: bewachter Badestrand, Duschen, Strandliegen zum Mieten... Alles irgendwie perfekt. Dafür ist es aber auch arschkalt.
Und weil es so kalt ist, verbringe ich (Schande über mich) in Jerusalem, wo wir 2 Naechte bleiben, die meiste Zeit im Hotel und schaue mir recht wenig an. Zudem bin ich ein bisschen krank, ist aber auch kein Wunder nach dem Temperatursturz der letzten Tage, Cairo 30 Grad, Jerusalem dann doch eher 10 Grad und Regen. Petrus scheint ein ziemlich gutes Resozialisierungsprogramm für uns am Laufen zu haben.
Eine lohnende Unternehmung ist die Besichtigung der Westmauer (Klagemauer) in der Altstadt von Jerusalem. Hinter der Westmauer beginnt der Tempelberg, auf dem alle 3 großen Religionen ihre Tempel hatten und der heute von den Moslems und ihrer El-Aksa-Moschee okkupiert wird. Dort haben wohl vor 5-6 Wochen auch die ganzen Probleme angefangen. Die Westmauer ist jedenfalls heute der Punkt an dem die Juden der (vermeintlich vergrabenen) Bundeslade am nächsten sein koennen. Der größte Teil dieser Mauer ist heute unterirdisch und überbaut vom Moslemviertel. Sehr empfehlenswert ist eine Führung durch die Katakomben, die tief unter Jerusalem an der Klagemauer entlangführen. Wenn ich mal ganz reich bin, dann kauf ich den Juden die Klagemauer ab und eröffne der Welt größten Bierkeller unterm Moslemviertel!
Am vorletzten Tag, beim Verlassen Jerusalems, besuchen wir noch die Israelische Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem ("ewige Erinnerung"), der Hoehepunkt, bzw. Tiefpunkt der Besichtigung ist das Monument für die 1500000 ermordeten Kinder, das ein Elternpaar aus den USA im Namen ihres toten Sohnes errichten lies. In einer großen dunklen, voll verspiegelten Halle brennen in der Mitte 5 Kerzen (laut Reiseführer, in der Tat sind diese Kerzen nur sehr schwer zu sehen zwischen den Spiegelbildern). Das Licht dieser Kerzen wird also zwischen den Spiegeln unzählige Male hin- und hergeworfen, man steht in einem Meer von kleinen Lichtern, die nicht weiter als Kerzen zu identifiezieren sind, sondern vielmehr wie Sterne wirken. Im Hintergrund erklingen eine Männer- und eine Frauenstimme, die abwechselnd Namen, Alter und Herkunft der einzelnen Kinder vorlesen. Ziemlich berührend, kann einen doch sehr mitnehmen. Ich wäre sogar fast dagegen, dort die Eltern eines solchen Kindes reinzulassen, die würden dort zwangslaeufig zusammenbrechen. Gehört für jeden Deutschen auf jeden Fall auf die Liste der Besuchsziele in Israel.
Es ist zwar schade, dass ich von Jerusalem eher wenig gesehen habe, aber wenigstens habe ich mir Yad Vashem nicht entgehen lassen.
Im Großen und Ganzen lief die Reise bis hierher ja recht planmäßig - von der Heimfahrt erwarten wir also auch keine größeren Schwierigkeiten...
...und werden prompt enttäuscht.
Aufbruch: | 01.09.2000 |
Dauer: | 10 Wochen |
Heimkehr: | 07.11.2000 |
Jordanien
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Katharinenkloster
Israel